Beiträge von diamant im Thema „Welche buddhistische Lehre ist die Beste? ;-)“

    Licht: Hier wurden in den letzten Jahren einige Lehrer kritisiert, und selbst Jiun Ken, der mich nun nicht gerade liebte, hat die Kritik an seinen eigenen Lehrern stehen lassen. Mit der Kritik an dem von dir erwähnten Lehrer war das nicht möglich. Ich denke, du bist auf dem richtigen Weg, wenn du dich auch anderswo umschaust. Das müssen wir hier nicht vertiefen, ich habe voids Bitte im Auge - ggf. in genanntem Blog oder per PN. Darum hier meine Antwort:


    Den Palikanon kannst du von vorn bis hinten lesen (ja, ich rate keinesfalls davon ab!), und je nachdem, ob du es als Gläubiger oder als Nicht-Gläubiger tust, wirst du zu einem anderen Ergebnis kommen. Auf keinen Fall ist das verschwendete Liebesmühe, egal, welcher Schule du den Vorzug gibst.


    Für mich: Zen.


    Ich fand zunächst über eine Einsicht zum Taoismus und dann zum Zen, der mein Erlebnis bzw. meine Erkenntnis am besten zu deuten wusste. Zuvor war ich Christ und dachte, man solle nach der Wahrheit suchen. Dann hörte ich in einer TV-Serie, dass man NICHT nach ihr suchen sollte. Das wurde - wie ich es später über Zen zu formulieren lernte - mein erstes Koan. Und als ich mich dieser Ansicht anschließen konnte, versuchte ich zu verstehen, wo diese Weisheit ihren Ursprung hatte.


    Für mich ist Zen etwas anderes als bloße Bestätigung. Es ist nämlich auch und vor allem Desillusionierung, also zieht es einem zuweilen den Boden unter den Füßen weg. Es stellt, wie eben beschrieben, Geglaubtes auf den Kopf. Zen ist, nicht nur in seiner Meditationsform, recht unbequem. Auch wenn ich selbst zur Ansicht gelangte, dass man kein Zazen braucht, um tiefe Einsichten zu erlangen, und es - wie Tahui - nur je nach Einzelfall anempfehlen würde und für weitgehend lässlich halte, wenn es gelungen ist, die Erkenntnisse ins Leben zu integrieren, halte ich Zen für eine hilfreiche Geistesschulung.


    Inhaltlich kann es sehr wichtig werden, auch den Glauben ans Karma, an Wiedergeburt, an Dogmen, Regeln usf. auf den Kopf zu stellen. Zen (Chan) kann dabei helfen. Es geht letztlich darum, die Religion (wieder) abzulegen, um ein wirklich befreiter Mensch zu werden. Im Zen heißt das metaphorisch: Den Buddha töten.


    Die Folgen einer solchen Geistesschulung können nach meiner Erfahrung neben den üblichen Klischees der Achtsamkeit, Gelassenheit, Geduld, Konzentrationsfähigkeit, weiteren paramita, u. a. sein:


    - Unabhängigkeit von Geldsorgen (oder auch die Erkenntnis, dass Hilfe kommt, wenn man sie braucht und selbst aktiv bleibt)
    - Angstfreiheit vor anderen Menschen (Angst bleibt situationsbedingt, aber die Möglichkeiten, andere Menschen durch konzentriertes Auftreten zu beeinflussen, wachsen, auch in gefährlichen Situationen)
    - Intuitive Erkenntnis der moralischen Potenz anderer Menschen (also ob jemand ein "guter" oder schlecht gesinnter Mensch ist, Erkennen von Lügen)
    - Fähigkeit zum schnellen Umsetzen von Problemlösungen


    Eine unangenehme Folge ist nach meiner Erfahrung, dass man zunehmend und überdurchschnittlich oft Verwirrte anzieht. Ich erkläre mir das so, dass ihre außer Kraft gesetzten Regelmechanismen intuitiv den befreiten Geist erkennen und seine Nähe suchen. Ich bin deshalb schon desöfteren von Verwirrten, Alkoholisierten und ähnlichen Menschen angegangen worden, auch wenn ich mit Freunden unterwegs war. Es verblüfft auch sie oft, aber ich erkläre es mir damit, dass man mit den o.g. Vorteilen auch eine gewisse Verantwortung zugeteilt bekommt.