vegetarier:Habe immer noch nichts verstanden. Aus der Hypnose und Visualisierung (durchaus von Psychologen angewendet) weiss man wie mächtig Gedanken mit Gefühle sind. Sie haben einen Einfluss auf unseren Körper, auf Immunsystem, Hormonhaushalt u.a.
Wenn ich nun meditiere und ein Bild der Angst kommt hoch (z.B. Mir könnte etwas schlimmes passieren), dann soll ich nur beobachten? Das Bild anschauen, die Gefühle fühlen? Oder den Geist auf ein heilsameres Objekt richten und das unheilsame Bild neutralisieren? Wenn ich mit Ängsten und Herzschlag dasitze wird es schwer zu glauben, dass dies nur ein Gedanke ist und deindentifiziere mich.
Hallo lieber vegetarier,
ich denke man kann Beides tun. Zum einen die Gefühle fühlen und zum anderen den Geist auf ein heilsameres Objekt richten.
Ich hatte Phasen da lag der Fokus für mich mehr im Fühlen und damit zu sein was jetzt hier ist. Und dann gab es Phasen wo ich es angebrachter fand mich positiver oder heilsamer auszurichten.
Ich denke da gibt es keine festen dogmatischen Regeln, sondern jeder muß für sich schauen und herausfinden welches Mittel oder welche Herangehensweise in diesem Moment das Beste ist.
Was mir immer wieder auffällt ist dieses "Entweder-Oder-Denken". Wenn das Eine richtig ist, muß aber nicht das Andere automatisch falsch sein. Es kann Beides richtig sein. Man muß nicht den Verstand und das Gefühl gegeneinander ausspielen. Die beiden können sich auch wunderbar ergänzen und zusammenarbeiten statt gegeneinander. Man setzt nur die Schwerpunkte zu bestimmten Zeiten anders. Mal steht mehr die mentale, gedankliche Ausrichtung im Vordergrund und manchmal mehr das Gefühl.
Was eben gerade gebraucht wird oder nötig ist.
Ist vielleicht auch eine Frage des Charakters oder der Persönlichkeit.
Und dabei wird man bestimmt auch Fehler machen. Ganz normal, wie bei allen Dingen die man erlernt.
Ich weiß nicht ob es bessere oder schnellere Wege gibt. Aber ich gehe so damit um. Geduld ist sowieso wichtig.
Dazu vielleicht ein paar Stellen aus dem Palikanon:
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Majjhima Nikaya 2
Alle Triebe - Sabbasava Sutta
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(Triebe, die durch Erdulden zu überwinden sind)
18. "Welche Triebe, ihr Bhikkhus, sollten durch Erdulden überwunden werden? Weise betrachtend erträgt da ein Bhikkhu Kälte und Hitze, Hunger und Durst, und Kontakt mit Stechfliegen, Moskitos, Wind, Sonne und Kriechtieren; er erträgt böswillige, unwillkommene Worte und entstandene körperliche Gefühle, die schmerzhaft, quälend, scharf, bohrend, unangenehm, schmerzlich und lebensbedrohlich sind. Während Triebe, Ärger und Fieber in einem entstehen könnten, der solche Dinge nicht erduldet, gibt es keine Triebe, keinen Ärger oder Fieber in einem, der sie erduldet. Diese nennt man die Triebe, die durch Erdulden überwunden werden sollten."
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Das wäre für mich eher die Richtung Gefühle fühlen und mit dem sein was jetzt hier ist. Wobei damit auch nicht gemeint ist sich unnötig zu quälen. Kleidung, Nahrung, ein angemessener Lagerplatz und notwendige Medikamente sind erlaubt:
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(Triebe, die durch Gebrauch zu überwinden sind)
13. "Welche Triebe, ihr Bhikkhus, sollten durch Gebrauch überwunden werden? Da benutzt ein Bhikkhu weise betrachtend die Robe nur zum Schutz vor Kälte, zum Schutz vor Hitze, zum Schutz vor dem Kontakt mit Stechfliegen, Moskitos, Wind, Sonne und Kriechtieren, und nur, um die Schamteile zu bedecken."
14. "Weise betrachtend benutzt er Almosenspeise, weder zum Spaß, noch zur Berauschung, noch zum Schmücken, noch zur Verschönerung, sondern nur, um diesen Körper am Leben zu erhalten, ihn zu ernähren, um Unbehagen zu beenden und das heilige Leben zu unterstützen, indem er erwägt: 'So werde ich alte Gefühle beenden, ohne neue Gefühle hervorzurufen [8], und ich werde gesund und ohne Tadel sein und ich werde ein leichtes Leben haben.'"
15. "Weise betrachtend benutzt er die Lagerstätte nur zum Schutz vor Kälte, zum Schutz vor Hitze, zum Schutz vor dem Kontakt mit Stechfliegen, Moskitos, Wind, Sonne und Kriechtieren, und nur um die Unbillen des Wetters abzuwehren und um sich der Zurückgezogenheit zu erfreuen."
16. "Weise betrachtend benutzt er krankheitsbedingte Medikamente und Requisiten, nur zum Schutz vor entstandenen leidhaften Gefühlen und zum Wohle guter Gesundheit. [9]"
17. "Während Triebe, Ärger und Fieber in einem entstehen könnten, der die Requisiten nicht so benutzt, gibt es keine Triebe, keinen Ärger oder Fieber in einem, der sie so benutzt. Diese nennt man die Triebe, die durch Gebrauch überwunden werden sollten."
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Sowie auch eine allgemeine Umsicht hilfreich ist:
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(Triebe, die durch Vermeiden zu überwinden sind)
19. "Welche Triebe, ihr Bhikkhus, sollten durch Vermeiden überwunden werden? Weise betrachtend vermeidet da ein Bhikkhu einen wilden Elefanten, ein wildes Pferd, einen wilden Bullen, einen wilden Hund, eine Schlange, einen Stumpf, ein Dornengestrüpp, einen Abgrund, eine Klippe, eine Müllgrube, eine Kloake. Mit weiser Erwägung vermeidet er, auf ungeeigneten Sitzen Platz zu nehmen, zu ungeeigneten Lagerstätten zu wandern [10], und sich mit schlechten Freunden abzugeben, da ihn weise Gefährten im heiligen Leben eines üblen Verhaltens verdächtigen könnten, wenn er dies täte. Während Triebe, Ärger und Fieber in einem entstehen könnten, der diese Dinge nicht vermeidet, gibt es keine Triebe, keinen Ärger oder Fieber in einem, der sie vermeidet. Diese nennt man die Triebe, die durch Vermeiden überwunden werden sollten."
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Und hier eine Stelle die für mich eher das Ausrichten des Geistes und der Gedanken repräsentiert:
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(Triebe, die durch Entfernen zu überwinden sind)
20. "Welche Triebe, ihr Bhikkhus, sollten durch Entfernen überwunden werden?
Weise betrachtend duldet da ein Bhikkhu einen entstandenen Gedanken der Sinnesbegierde nicht; er überwindet ihn, entfernt ihn, beseitigt ihn und vernichtet ihn.
Er duldet einen entstandenen Gedanken des Übelwollens nicht; er überwindet ihn, entfernt ihn, beseitigt ihn und vernichtet ihn.
Er duldet einen entstandenen Gedanken der Grausamkeit nicht; er überwindet ihn, entfernt ihn, beseitigt ihn und vernichtet ihn.
Er duldet entstandene üble unheilsame Zustände nicht; er überwindet sie, entfernt sie, beseitigt sie und vernichtet sie.
Während Triebe, Ärger und Fieber in einem entstehen könnten, der diese Dinge nicht entfernt, gibt es keine Triebe, keinen Ärger oder Fieber in einem, der sie entfernt. Diese nennt man die Triebe, die durch Entfernen überwunden werden sollten."
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Quelle aller Zitate: http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m002z.html - Übersetzung von Kay Zumwinkel jetzt Ajahn Mettiko Bhikkhu
(Tipitaka (Drei-Korb), der Pali Kanon des Theravada-Buddhismus - II. Sutta Pitaka, Der Korb der Lehrsätze - Majjhima Nikaya, die Mittleren Lehrreden - Majjhima Nikaya 2, Alle Triebe, Sabbasava Sutta)
Übersetzung von Karl Eugen Neumann: http://www.palikanon.com/majjhima/m002n.htm
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Wie diese gedankliche Ausrichtung umzusetzen ist, kann man zum Beispiel in MN20 nachlesen. Da geht es um die Stillung störender Gedanken:
http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m020z.html - Übersetzung von Kay Zumwinkel jetzt Ajahn Mettiko Bhikkhu
(Tipitaka (Drei-Korb), der Pali Kanon des Theravada-Buddhismus - II. Sutta Pitaka, Der Korb der Lehrsätze - Majjhima Nikaya, die Mittleren Lehrreden - Majjhima Nikaya 20, Die Stillung störender Gedanken, Vitakkasanthana Sutta)
Übersetzung von Karl Eugen Neumann: http://www.palikanon.com/majjhima/m020n.htm
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Wobei die Textstellen alle wohl vor allem an Mönche gerichtet sind. Es geht mir nur darum zu zeigen in welche Richtung es vielleicht geht. Ich setze das alles auch nicht so um wie es da steht. Wäre mir zur Zeit viel zu streng und hart. Aber ich schaue was für mich möglich ist und wie weit ich bereit bin zu gehen.
Auf der anderen Seite kann es manchmal oder auch oft gut sein sich hinzusetzen und einfach mal zu entspannen, falls das möglich ist oder einfach zu schauen was passiert, ohne besondere Erwartung und vielleicht sogar zur Ruhe zu kommen. Einfach hier sein. Gerade auch für Menschen die vom Alltag und Leben eh schon gestresst und gebeutelt sind. Was dann wohl eher in Richtung Geistes- und Gemütsruhe geht. Was dann irgendwann als rechte Sammlung/Vertiefung ein Pfadglied wäre.
Schon allein dadurch, durch ein entspannteres und ausgeglicheneres Leben und Befinden entstehen manche unheilsamen Geisteszustände erst garnicht oder weniger. Oder man kann besser mit ihnen umgehen, wenn sie auftreten, sie haben dann nicht so viel Macht. So meine Erfahrung.
Aber das ist natürlich nicht immer einfach so einzurichten.
Von manchen Autoren wird "citta" als Herz-Geist übersetzt, was für mich auch zeigt, dass Herz und Geist nicht unbedingt als voneinander getrennt betrachtet werden müssen.
Nur mal so. Ist natürlich alles nur meine Meinung und begrenzte Erfahrung und Interpretation.
Liebe Grüße