Beiträge von Monikadie4. im Thema „Verzeihen? Was bedeutet das in der Buddhismus-Logik?“

    Sherab Yönten:
    Monikadie4.:

    Das Beispiel war aber nicht der Schwerpunkt in meinem Beitrag, sondern mir ging es anhand eines alltäglichen Beispiels darum aufzuzeigen, dass eine begehrliche Angewohnheit wie z.B. Hintertragen und Schwätzen durchaus verschwinden kann, ohne dass dieses Begehren jemals wieder auftaucht.


    Das hängt dann aber eher mit Deinen veränderten persönlichen Rahmenbedingungen zusammen, oder ? Früher Arbeitnehmerin, eingebunden in einer sozialen Unternehmensstruktur und heute vermutlich glückliche Rentnerin, die ihre Freiheiten genießt ?


    Das verstehe ich nicht. Die Rahmenbedingungen haben sich zwar geändert, aber meine persönliche Veränderung begann bereits noch während meiner Berufstätigkeit. Um noch ein anderes Beispiel heranzuführen: Ich hatte auch als Christin bereits den Wunsch, diese unheilsame Angewohnheit abzulegen. Das gelang mir aber nicht, weil die Motivation nicht die gleiche ist wie im Buddhismus. Erst durch die Einsicht in die Notwendigkeit "des Übens im Nicht-Hintertragen" und die geschickten Mittel wurde dies für mich möglich.


    Und auch das Schokoladeessen ist doch nur dann ein Problem, wenn es zur Gewohnheit wird.


    OT
    Das hat mit Freiheit als "glücklicher" Rentnerin überhaupt nichts zu tun, denn auch hier hätte ich jetzt viel mehr "Freunde", wenn ich daran noch Spaß hätte. Im übrigen: das Rentnerdasein macht es möglich, seine Zeit unabhängiger zu gestalten und aufzustehen, wann es einem gefällt, glücklicher macht es nicht. Es ist allerdings ein großes Privileg, für das ich auch immer dankbar bin.
    _()_

    Sherab Yönten:
    Monikadie4.:

    Das kann man auch gut feststellen, wenn man in früheren Zeiten gerne mit anderen über andere getratscht (so wie ich) und dies sich aus Überzeugung abgewöhnt hat. Man wird Widerwillen empfinden bei dem Gedanken mitzutratschen, man wird sich abwenden.


    Man kann auch "mittratschen" und andere Aspekte mit in die Diskussion tragen.Zum Beispiel: Liebende Güte, Mitgefühl oder Mitfreude.
    Dann kann man die Diskussion vielleicht in eine andere Richtung lenken und muss nicht gleich flüchten.


    Ja, natürlich Sherab, auch das habe ich gemacht, denn da es KollegInnen waren, hielt ich es für meine Pflicht, etwas dagegen zu setzen bzw. möglicherweise eine Wende herbeizuführen. Ist aber Jahre her, war lediglich während meiner beruflichen Tätigkeit ein Thema. Denn jetzt gibt es in meiner näheren Umgebung keinerlei Tratscher mehr.


    Das Beispiel war aber nicht der Schwerpunkt in meinem Beitrag, sondern mir ging es anhand eines alltäglichen Beispiels darum aufzuzeigen, dass eine begehrliche Angewohnheit wie z.B. Hintertragen und Schwätzen durchaus verschwinden kann, ohne dass dieses Begehren jemals wieder auftaucht.
    _()_

    Elke:


    Und ein "Erwachter" hat das nie und nimmer mehr? Erscheint mir sehr unrealistisch. Eher wird er wie unsereins für den Rest seiner Tage sich mit Begehren und Anhaftung auseinandersetzen müssen und es wird ihm mal mehr, mal weniger gelingen. Ein "Erwachter" wird ja wohl nicht zum Übermenschen. Er mag bewusster sein, das ja, sein Begehren schneller registrieren als andere, ihm nicht nachgeben. Aber haben wird er es.


    Genau so ist es, ein Erwachter ist frei von Begehren, da der Albtraum ist vorbei. So unterscheidet der Buddha ja auch bei den Stromeingetretenen. Und es kann natürlich sein, dass es noch "Ecken" gibt, an die er/sie noch nicht herangekommen ist und die es dann zu be-Achten gilt. Allein das Be-Achten und Auf-Merken genügen schon.


    Woher ich das weiß? Sobald Du auch nur ansatzweise entsprechende Erfahrungen gemacht hast, siehst Du, wie es funktioniert. Du siehst, dass es möglich ist, Du erahnst die weiteren Wirkungen, sobald Du Fortschritte auf diesem Pfad machst. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, aber ein Schwarm Schwalben zeigt an, dass er nahe ist. Genau so erlebe ich meinen Fortschritt. Genau so kann jemand auch frei werden von Süchten und es ficht ihn/sie nicht mehr an, ob jemand Alkohol trinkt oder kifft. Genau so fühlt es sich an, wenn jemand frei davon ist. Und er/sie wird sich hüten, jemals wieder Alkohol anzurühren. Genau so wenig wie ein Befreiter aus Jux und Dollerei, aus Übermut oder um sich zu prüfen, einfach mal etwas Gemeines tut oder sagt. Er/sie wird sich hüten, jemals wieder in alte Muster zu verfallen. Da taucht überhaupt nicht mehr der Wunsch auf. Das kann man auch gut feststellen, wenn man in früheren Zeiten gerne mit anderen über andere getratscht (so wie ich) und dies sich aus Überzeugung abgewöhnt hat. Man wird Widerwillen empfinden bei dem Gedanken mitzutratschen, man wird sich abwenden.
    _()_ Monika


    Daumen hoch, Apricot. :D

    Ich verstehe Deine Beiträge sehr gut. Genau so ging es mir auch einmal. Auch ich habe eine gewisse Zeit Tolle gelesen und Videos von ihm verschlungen, habe hellseherische Träume gehabt, die sich am nächsten Tag erfüllten. Da ich zuvor davon geträumt hatte, war ich darauf vorbereitet und konnte entsprechend "weise" reagieren. Ich habe auch eine gewisse Zeit Hellsehen können, war erfüllt von Licht und einer unglaublichen Energie. Ich war so erfüllt davon, dass ich vor Mitteilungsbedürfnis fast platzte. Eine Freundin von mir meinte Jesus in mir wieder zu erkennen, und ich glaubte das auch. Deshalb meinte ich dann plötzlich, dass ich nur noch 3 Jahre zum Lehren hätte, bevor auch ich hingerichtet würde. Alle Anzeichen sprachen dafür. Zum Glück war da eine gewisse Kritikfähigkeit erhalten geblieben, so dass ich die Kontrolle über mich nicht ganz verlor.


    Das alles ist 25 Jahren her, und ich bin froh, dass ich nicht in den Alsterdorfer Anstalten gelandet bin, hab mich aber zuvor bei denen erkundigt, ob sie sich auch mit spirituellen Krisen beschäftigen, damit ich nicht in falsche Hände gerate.


    Auf die Frage des Bruders von Ram Dass, der in einer Psychiatrischen Klinik untergebracht war, "warum Ram Dass, der sich auch noch verrückt indisch kleidete, nicht in der Klinik sei", antwortete Ram Dass "weil ich niemandem erzähle, dass ich erleuchtet sei oder Gott oder Jesus ...".
    _()_ Monika

    Eigentlich kann ich mich nur freuen, dass Du erwacht bist, denn das ist ja ein Unwissender weniger in dieser Welt. :D
    Im Grunde ist es egal, wodurch jemand erwacht. Es gibt viele Möglichkeiten.
    Ich bin nicht erleuchtet, und das macht mir überhaupt nichts aus. Das Leben geht weiter gemäß meinen karmischen Bedingungen, ob ich das nun willkommen heiße oder nicht. Auf jeden Fall gebe ich mich keinerlei Illusionen mehr hin und kann somit auch nicht enttäuscht werden.


    Wichtig ist doch nur, ob sich etwas in Deinem Leben geändert hat und ob Du dauerhaft von Deinem eigenen inneren Sklaven befreit bist.
    Wenn das der Fall ist, kann sich eigentlich jeder, der dieses Ziel vor Augen hat, nur für Dich freuen, ohne in Neid zu verfallen.
    _()_

    Das Verzeihen - ich bevorzuge die Ausdrücke Vergeben, Zulassen, Akzeptieren - dient vor allen Dingen mir selbst. Denn dann fühle ich keinen Groll mehr. Was kann mir ein Mensch schon antun? (steht z.B. in der Bibel)


    Eine der wichtigsten Äußerungen, die ich darüber mal gehört habe, war die eines tibetischen Mönchs, der von seinen chinesischen Peinigern im Gefängnis gefoltert wurde. Die einzige Angst, die er hatte, war die, dass er sein Mitgefühl für diese Menschen verlieren könnte. Er hatte es aber nicht verloren. Er lebt heute in Frieden in Freiheit. Nur solche Menschen können für mich Vor-Bild sein.


    Was jemanden, der verzeihen kann, von jemanden, der dies nicht kann, unterscheidet, ist z.B. der Terror in der Welt - und seit Anbeginn der Welt. Durch diesen Hass auf Peiniger oder womöglich nur entsprechende Bilder hören die Kriege nie auf. Die Ursache all diesen Leids entsteht eben gerade aus dem Bedürfnis nach Rache, aus Gier und Hass und Verblendung. Gier, Hass, Verblendung sind eben die Ursachen für alles Leiden auf der Welt, egal in welcher Stärke sie ausgeprägt sind. Selbst kleinere Freuden über das anderen zugestoßene Leid verhindert meine eigene Befreiung. Befreiung bedeutet eben, dass ich mich mit derartigen Gefühlen überhaupt nicht mehr identifiere. Das ist körperlich spürbar.


    Es gibt keinen einzigen sinnvollen Grund für einen Menschen, nennen sie sich nun Christ, Moslem oder Buddhist, andere Menschen auf Dauer mit Hass zu belegen. Nicht verzeihen können bedeutet auf immer mit einer unsichtbaren Last belegt zu sein. Da gibt es schönere Lasten, obwohl auch die abgelegt werden können.
    _()_