Beiträge von accinca im Thema „Metta- + Achtsamkeitsmedi = Einheit oder 2 versch. Methoden“

    blue_aprico:

    verdrängen ist was anderes als kurzzeitiges zurückdrängen.


    Aber was anderes? Rein von der Sprache her ist ein "Zurückdrängen" auch eine "Verdrängen". Dabei spielt
    die Dauer keine Rolle. Und eine der fünf vom Buddha gelehrten Methoden M 20 einfach wegzusehen.
    Vielleicht sollte man das bei der heute verbreiteten Vorstellung über den Begriff
    der "Verdrängung" auch machen und zur Lehre übergehen.


    Zusammengefaßt: Es ergeben sich also fünf Methoden:
    1. Die unheilsame Gedanken durch heilsame zu ersetzten.
    2. Die Verderblichkeit, das Elend der unheilsamen Gedanken erwägend die Gedanken vertreiben.
    3. Die unheilsamen Gedanken nicht beachten, ignorieren, wegsehen und beim Meditationsobjekt verweilen.
    4. Die unheilsamen Gedanken erwägen, betrachten, analysieren und somit schrittweise auflösen.
    5. Die unheilsamen Gedanken mit Gewalt niederkämpfen.


    Welche der Methoden jeweils wann am besten eingesetzt werden
    kann verschieden sein und ist letztlich von Erfolg abhängig.
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    mukti:

    Ob man das Verdrängung nennen kann? Ist es nicht eher ein Richten der Aufmerksamkeit auf den Atem während die Aufmerksamleit von allen anderen Dingen abgezogen wird? Man kämpft ja nicht dagegen an was sonst so erscheint.


    Das denke ich aber doch.
    Das ist doch bei allen anderen Dingen auf die sich jemand konzentriert auch so.
    Insbesondere wenn man sich stark und lange konzentrieren will, ist alles andere eine Störung
    und muß beiseite geschoben werden wenn man die Konzentration nicht verlieren will.
    Über die Kraft der Konzentration gibt es vom Buddha eine erstaunliche Geschichte, daß
    es ein tropisches Gewitter gegeben habe bei der etliche Kühe von Blitz getroffen ums leben kamen.
    Der Buddha aber so konzentriert war das er davon nicht das geringste mitbekommen hatte. (D. 16)
    Aber du hast natürlich recht das der Begriff der "Verdrängung" hier im Westen stark negativ ist.
    Und natürlich müssen die unheilsamen Dinge Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung
    auch aufgelöst werden, aber das schießt ja nicht aus, das man sie auch bewußt wegdrängen kann
    wenn man sich davon nicht beeinflussen lassen will. Die verschiedenen Möglichkeiten werden
    ja in M 20 genau erklärt.

    Schildkröte:

    Damit bestätigst du nun, dass diese Gefühle stets temporär sind. Der Atem ändert sich bleibt aber, solange der Körper am leben ist...


    In der Tat können manche Gefühle sehr flüchtig sein aber es gibt auch solche die
    ein Leben lang oder sogar noch darüber hinaus bestehen. Das Problem bei den Gefühlen
    ist allerdings das man sie um so weniger bemerkt je länger sie da sind. Dem Geist
    fallen schnelle Veränderungen eben am meisten auf. Metta ist quasi das Gegenteil
    von Haß und hält um so länger an, als Metta schon dominant verankerte Grundlage
    für Taten, Worte und Gesinnung geworden ist.
    Die Frage "was soll ich üben?" Metta oder Atemübung ist nicht die Frage "was ist besser?"
    Die Entscheidung über die jeweilige Übung wird durch die Notwendigkeit und die Fähigkeit
    bestimmt, sowie durch Zweck und Ziel dessen was man erreichen will oder erreichen sollte.
    So könnte man z.B. Argumentieren, das durch Metta, Haß, Ärger und Groll aktiv bekämpft
    werden - hingegen man durch ausschließliche Atemübung eher zur Verdrängung neigen könnte.

    Mirco:

    Hallo accinca,was ist der Unterschied zwischen 'Gefühl' und 'Gemütsverfassung'?
    EDIT: "Mit Gemüt wird die durch die Gesamtheit(!) der Gefühls- und Willenserregungen erworbene Einheit und Bestimmtheit der Psyche bezeichnet" (Wiki):-) Freundliche(=Metta) Grüße


    Die Gemütsverfassung ist der dem Gefühl und Bewußtsein
    zugrunde liegende aktuelle Zustand der Psyche bzw. des Geistes.
    Dabei wird die Gemütsverfassung entgegen dem obigen Zitat nicht
    notwendig durch die Gesamtheit der Psyche bestimmt, sondern
    durch die jeweilige, aktuell dominanten Elemente.
    Das gilt für den Haß oder Verzweiflung ebenso wie für Metta.

    mukti:
    accinca:

    Metta kann natürlich ein Gefühl auslösen aber eigentlich ist Metta
    kein Gefühl sondern eine Gemüts- und Geistesverfassung.


    Jedenfalls ist damit eine grundsätzliche Haltung verbunden, Entscheidung und Vorsatz allen Wesen Glück zu wünschen. Hängt auch mit dem Gewissen zusammen. Nichts gegen positive Gefühle, aber bei mir spielt jedenfalls die Gesinnung eine große Rolle, die man auch im Anlassfall achtsam überprüfen kann - wünsche ich anderen Gutes oder Böses, ist es mir recht oder egal wenn jemand Schaden erleidet oder freue ich mich wenn es ihm gut geht? Bin ich neidisch oder wohlwollend, rachsüchtig oder vergebend, usw.


    Das du das schon so siehst war mir ja auch klar, nur wollte ich zusätzlich
    sagen, daß man keine Angst davor haben sollte in den Früchten des rechten
    Bemühens auch eine Zeitlang zu schwelgen, wohl wissend: "es gibt noch mehr zu tun".

    mukti:

    Metta ist vor allem eine Gesinnung, der dann entsprechende Gefühle folgen können.
    Es geht aber nicht darum in angenehmen Gefühlen zu schwelgen,


    "Gefühle schwelgen" hört sich immer schon durch das Wort "schwelgen" negativ an.
    Ich sage jeder normale Mensch schwelgt irgendwie immer in Gefühlen oder versucht
    die Gefühle zu erlangen in denen er schwelgen möchte. Was immer das für Gefühle
    im Einzelfall auch sein mögen. Das können heilsam wie auch mit unheilsamen verbundene
    Gefühle sein. Warum sollte man also ausgerechnet nicht in den mit heilsamen verbundenen
    Gefühlen schwelgen wo meistens nur in den Gefühlen die durch sinnliche Befriedigung
    und Haß entstehen geschwelgt wird? Wir sehen schon, das sind alles unheilsame Vorstellungen.
    Erst einmal muß und soll ordentlich geschwelgt werden bis aller Groll geschwunden ist, dann
    kann man damit aufhören darin zu schwelgen nicht vorher.

    Mirco:

    Der visualisierende, vorstellerische oder, wie Du es nennst, suggestive Teil der Brahmavihara -beginnend mit Metta- findet nur ganz kurz ganz am Anfang statt, um die Bedingungen zu schaffen, damit das Gefühl entstehen kann. Zu erwaehnen ist, dass man es nicht aktiv erzeugt, sondern entstehen laesst. 'Steht' das Gefuehl, verweilt man dabei. Schwindet es, wiederholt man evtl. den suggestiven Teil, damit es wieder entstehen kann (wenn es sonst nicht anders entstehen kann).


    Metta kann natürlich ein Gefühl auslösen aber eigentlich ist Metta
    kein Gefühl sondern eine Gemüts- und Geistesverfassung.
    Das Gegenmittel gegen Haß bzw. umgekehrt. Ziel der Mettaübung
    ist es vor allem Haß, Wuß, Zorn usw. in der Psyche bzw. im Bewußtsein aufzuheben.