Schade, wie hier eine Schicht von Aversion nach der anderen aufgetragen wird.
Dabei ist das ein echt interessantes Phänomen, und weder magisch noch übernatürlich noch was Besonderes.
Ich habe diese "Energieflüsse" selbst kennengelernt, ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein.
Ich versuche mal, in meiner eigenen Sprache und ohne Anspruch auf Vollständigkeit das festzuhalten, was ich mir im letzten Jahr so zusammengetragen habe.
Hilfe von meinen Lehrern hatte ich dabei leider nicht.
Ich habe mich nach dem ersten Zusammenstoß ziemlich viel im Netz umgeschaut, und festgestellt, dass das ein ziemlich häufiges Phänomen ist, das vor allem im Yoga, im Vipassana und in der körperorientierten Traumatherapie Erwähnung findet. In den tibetischen Schulen scheint es auch vorzukommen, wird aber - mit Ausnahme von einem amerikanischen Lehrer, der explizit damit arbeitet (Reggie Ray) - unter Verschluss gehalten. Mit gutem Grund, wie man hier sieht.
Durch Zufall bin ich ausserdem auf einen Lehrer gestoßen, der sowohl Zen als auch Vipassana als auch die tibetische Tradition gut kennengelernt und in ein eigenes System integriert hat (Shinzen Young).
Die "Schulen" gehen sehr unterschiedlich damit um.
Im Yoga und in den Körpertherapien gibt es regelrechte Energiejunkies, die sich darauf spezialisieren, diese Energien hervorzurufen, und sie als anzustrebende Ergebnisse der Praxis behandeln. Andererseits haben auch nicht alle Yogis Erfahrung damit oder Kenntnis davon, jedenfalls nicht der normale Standard-Hatha-Yogalehrer.
Im Vipassana gehören diese Phänomene zum vierten (oder dritten?) der 16 Nanas (Stufen zur "Erleuchtung"), die aus den theravadischen Traditionen kommen, sie werden dort also als Übergangserscheinung in der Praxis behandelt. Aber auch nicht alle Vipassana-Lehrer haben Ahnung davon.
Im Zen kommen diese Erscheinungen ebenfalls vor, werden aber nie erwähnt, weil die "Aufnahmeprüfung" der traditionellen Klöster voraussetzt, dass man diese Stufe bereits hinter sich gelassen hat, und weil die "Gefahr" besteht, dass man sich eine Vorstellung davon zusammenzimmert, die entweder Angst oder Gier verursacht, einen also auf dem Weg zurückwirft.
Das ist eine ehrenwerte Einstellung, die absolut Sinn macht, solange man mit diesen körperlichen Phänomenen nicht wirklich oder nur sehr mild zusammenstößt. Dumm nur, wenn man mitten reingerät, und der Lehrer - ggfs. mangels eigener Erfahrung damit - versucht, das Problem mechanisch zu lösen, indem er sich auf "makkyo", "durchsitzen" oder "ignorieren" versteift.
Dann braucht man andere Quellen. Ich hatte das Glück, an Shinzen Youngs Videos zu geraten, von denen mir eines die Furcht genommen hat, ich wäre auf dem geraden Weg zur Verrücktheit. Ganz im Gegenteil: Es ist für manche eine Begleiterscheinung aus der Ver-rückt-heit heraus. Und zum Glück muss sich nicht jeder damit herumschlagen. Also die Abwesenheit davon hat null zu bedeuten.
Seitdem betrachte ich diese Phänomene und das, was sich daraus ergibt, mit dem nötigen Gleichmut, aber weiterhin mit großem Interesse. Es ist einfach interessant, wenn man sich dem unvoreingenommen nähern kann.
Leider muss ich jetzt weg und kann nicht mehr dazu schreiben. Erwähnen möchte ich noch, dass das meiner Meinung nach viel verbreiteter ist, als wir so glauben. Man muss nur mal im Internet ein bisschen suchen nach "Zittern, Schütteln, Tremor, unerklärliche Muskelkontraktionen" und ähnlichem. Viele Leute haben sowas, ohne den geringsten Schimmer, was das sein könnte, und stehen damit völlig im Regen. Der Schulmedizin fällt dazu Baclofen, Betablocker und ähnliches ein, und "keine organischen Ursachen". Das ist ein echtes Trauerspiel. Na, ich bin dann mal weg, bis später dann.