Beiträge von sati-zen im Thema „Neuman, Karl-Eugen: Die Reden Gotamo Boddho: Pali-Kanon auf Deutsch“

    Ich bin auch als Zen-Buddhist alt genug und habe genug Lebenserfahrung aus der Psychologie des Lebens,
    dass ich nie fest formulierte Gedanken anderer in Form von Schrift zur Lebensbewältigung empfehle.
    Zuerst probiert man seine eigene Idee aus und setzt die eigenen Gedanken in die Praxis um bevor man
    dann in der Literatur Bestätigung für dieses eigene Denken findet. Also das Gegenteil von Rezeptbuch.
    Nicht Leben was das Buch vorgibt, sondern die eigenen Empfindungen leben und umsetzen, dann
    anschließend sich in den Geschichten Anderer wiederfinden oder auch nicht.
    So lese ich die Überlieferungen von Buddha heute, ich kann seine Entwicklung und seine Lehre nachvollziehen
    und durch eigene Erlebnisse und Erfahrungen bestätigen, ja, sein Weg ist gut und förderlich.
    Jedoch wenn ich nicht kreativ für mein Leben selbst entscheide sondern den Text des Pali-Kanon
    entscheiden lasse habe ich kaum eine Chance jemals frei und selbstständig zu leben vom
    Erwachen ganz zu schweigen. Buddhas erlebte Theorie ist ja nicht eins zu eins übertragbar,
    jeder kann nur seinen eigenen und persönlichen Weg finden um zu erwachen. Wer sich aufmerksam
    mit der buddhistischen Psychologie beschäftigt anstatt den Pali-Kanon zu lernen, wird das bestätigt finden.

    Es ist die Frage ob man ein fast 2000 Jahre altes Rezeptbuch braucht nach dem Motto 'man nehme...' um das heutige Leben zu bewältigen oder ob es nicht viel wichtiger ist,
    die Überlieferung so zu verstehen, dass sie heute eine Lebensqualität und Lebenskunst ermöglicht die auf damalige Zeit als der Pali-Kanon niedergeschrieben wurde undenkbar war.
    Ich würde heute Buddhas Worte nicht wörtlich nehmen um ein Geleit in der Gegenwart zu empfinden und in der westlichen Welt schon gar nicht.