Zenman:
... Shen-hsiu, des beliebten Mönchs. In seinem Gedicht sehe ich die Beschreibung der Praxis der Meditation als den Versuch den Geist frei von Gedanken zu halten.
Und da dann eine Kehre 'Staub' über den Spiegel zu schütten, indem man von Staub und Bodhibäumen schwadroniert, entbehrt natürlich nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik. So kann man heutzutage immer wieder Leute treffen, die Shen Hsiu's Haltung ein wenig von herab belächeln und Hui Neng's Verse als die tiefere Erkenntnis bewundern. Im Grunde aber macht Hui Neng hier doch nichts anderes als Shen Hsiu den Spiegel um die Ohren zu hauen. Der Staub, den er dabei aufwirbelt, ist nicht weniger klebrig als Shen's Ergüsse; er eignet sich nicht zur Bewunderung.
Keks hat ja sehr treffend gefragt: Wo ist denn in der 'Lücke' zwischen zwei Gedanken ein Buddha zu finden? Und wo wäre da die Zeit für tiefschürfende Erkenntisse a' la "da ist kein Buddha"? Sprüche wie "da ist ursprünglich kein einzig Ding" gehören zu den schlimmsten Eselspflöcken - gerade für Leute wie wir heute; kaum ein, zwei logische Gedankengänge davon entfernt an alles und nichts zu glauben. "Offene Weite, nichts von heilig" ist für uns genauso schädlich wie die "Heilige Wahrheit" für Kaiser Wu.
Tai