Beiträge von mukti im Thema „Vedanta, Samkhya und Upanishaden vs. Sutta-Piṭaka“

    Finde ich auch nicht, aber unter 1.4 gibt's einen Atman:



    Allerdings ist das eine sehr mythologische Angelegenheit.

    Habe ich noch nicht gefunden, aber diese Stelle ist mir aufgefallen:



    Demnach könnte sich Ahankara sowie Atman als "Ich bin die ganze Welt" auf das gestaltete Brahman beziehen. Ahankara wäre dann auf das ungestaltete Brahman nicht mehr anwendbar, Atman eher schon: "Der Atman ist Brahman".


    Aber ich weiß nicht genau wie die sich das im Einzelnen gedacht haben.


    Irgendwie merkwürdig, weil "kara" bedeutet ja soviel wie machen, bewirken. Die Seele ist aber nach dieser Philosophie nichts Gemachtes oder Bewirktes, sondern ohne Ursache. Wieso wird sie dann mit "ahamkara" gleichgesetzt?


    Hm, vielleicht hängt es damit zusammen dass die Welt gemacht ist als eine Umwandlung von Brahman, nach der Philosophie dass es zwei Arten von Brahman gäbe, Nirguna und Saguna Brahman. "Ich bin diese ganze Welt" würde dann Saguna Brahman meinen.


    Ah ja, da ist aber das Ahamkara als das unsterbliche Unbeschränkte bezeichnet, was eigentlich sonst für das Brahman gilt, bzw. die Einheit des Atman mit Brahman :?

    Elliot:


    Wenn also im Sutta-Piṭaka auf Ahamskara Bezug geonnem wird, dann scheint es plausibel, dass damit zumindest das Ahamskara aus Brihadaranyaka-Upanishad, Chandogya-Upanishad und vielleicht auch noch aus Shvetashvatara-Upanishad gemeint sein könnte.


    Während ein späteres Ahamskara in den Upanishaden sich wiederum durchaus auf das Ahamskara des Sutta-Piṭaka beziehen könnte. Solche Wechselwirkungen sind gar nicht so selten, es gibt einige spätere Upanishaden, die von buddhistischen Ideen beeinflußt worden sind, die Mandukya-Upanishad zum Beispiel gilt vielen als solche.


    Ich denke dass Ahamkara im Grunde überall dasselbe bedeutet, nämlich dass Anhaftung an Körper/Geist ein Ich bewirkt. Ansichten über ein Selbst oder Brahman haben damit insofern zu tun, dass sie die Frage betreffen: was ist, wenn es keine Anhaftung mehr gibt, und damit kein Ahamkara? Die Upanishaden sprechen von einem ewigen oder göttlichen Urgrund, Die Buddhalehre von Nibbana. Dazu gibt es allerhand Beschreibungen und Vermischungen (z.B. "Brahmanirvana").


    Nibbana wird dabei am Wenigsten beschrieben, es bedeutet im Grunde nur das Erlöschen des Ahamkara. Alle Vorstellungen über ein transzendentes Sein, bzw. meditative Erfahrungen die als letztgültiges Sein angesehen werden (jhanas), entspringen demnach dem Durst nach Dasein, ins Metaphysische verschoben. So ungefähr sehe ich das.


    Das mag dann verschieden abgegrenzt werden, wo das Ahamkara aufhört und das "wahre Selbst" beginnt, oder die Annahme eines solchen Selbstes auch als Ahamkara bezeichnet werden, weil eine höhere Erfahrung wie Raumunendlichkeit usw. ja immer noch an Daseinsgruppen gebunden ist, wenn auch in subtilster Art. So sind halt je nach Erfahrung und Ansicht allerlei Systeme entstanden, in einer mitunter verwirrenden Vielfalt.


    Ach ja, hattest du im Visuddhi-Magga Strang schon mal erwähnt. Sehr interessant.


    Elliot:
    mukti:

    Es hat ihn dann aber vermutlich schon vor dem Buddhismus gegeben.


    Tja, was ist "Buddhismus"?


    Ich vermute dass der Begriff zu Zeiten des Gautama Buddha bereits bekannt war in Yogikreisen, etwa bei den Beiden bei denen er zuerst gelernt hat.


    Elliot:


    Es gibt Ahamkara jedenfalls auch in den Upanishaden:


    Zitat

    Im Shvetashvatara Upanishad schiebt sich der Begriff des „Ichmacher“ (Ahankara) zwischen Buddhi und Manas. Es soll dies das dinglich vorgestellte Bewusstsein des Individuums sein, alles auf sich zu beziehen und sich als Einzelwesen zur Geltung zu bringen.[2]


    (https://de.wikipedia.org/wiki/Buddhi)


    Ahankara wäre da wohl die individuelle Vereinzelung des allumfassenden Brahman.


    Elliot:


    The concept of ahamkara in Samkhya can be traced back to the notion of ahamkara in chapters 1.2 and 1.4 of the Brihadaranyaka Upanishad and chapter 7.25 of the Chāndogya Upaniṣad.


    (https://en.wikipedia.org/wiki/Samkhya)


    Wobei es verschiedene Versionen des Samkhya gibt.


    Elliot:


    Bleibt die Frage: Sind diese Upanishaden vor oder nach dem Sutta-Piṭaka entstanden.


    Zitat

    Die frühesten Upanishaden dürften nicht vor 1000 v. Chr. niedergeschrieben worden sein, und man setzt das Ende der Upanishaden-Epoche" etwa mit der Zeit um 500 v. Chr. an.
    http://wiki.yoga-vidya.de/Upan…ntstehung_der_Upanishaden


    Vorher hat es angeblich eine jahrhundertelange mündliche Überlieferung der Upanishaden gegeben.

    Ahaṃ bedeutet Ich und kāra bedeutet machend, bewirkend, Ahaṃkāra wäre dann vielleicht übersetzbar als "das als Ich Wirkende". Es gibt mehrere Systeme des Vedanta, die sich jeweils auf bestimmte Upanishaden berufen. Samkhya (=aufzählen) ist eine Analyse der Elemente des Daseins, darunter sind auch metaphysische Vorstellungen (begründet von Kapila). Demnach wird der Ursprung von Ahaṃkāra auf jeweils verschiedene Weise dargestellt. Im Dvaita Vedanta ist es eine individuelle ewige Seele die sich irrtümlich mit Körper/Geist identifiziert, im Advaita Vedanta ist es das Brahman, das mittels Illusion (Maya) diese Ich-Auffasung hervorruft. Samkhya wird dabei von beiden Richtungen verschieden ausgelegt, wobei sich die wieder in mehrere Schulen aufgezweigt haben.


    Jetzt wäre interessant ob, wie und wo der Begriff Ahaṃkāra im Palikanon auftaucht, weiß ich noch nicht. Es hat ihn dann aber vermutlich schon vor dem Buddhismus gegeben.