Beiträge von Yofi im Thema „Einstiegs-Meditation Vajrayana“

    Thomas23:

    Sind denn alle Meditationen im Vajrayana tantrisch?


    kilaya:

    Zwar mag es sein, dass man den eigenen Wutausbruch als "erleuchtet" (bewusst in Anführungsstrichen) empfindet, oder so tut als ob, aber anderen Wesen die davon betroffen sind wird das nicht so gehen und wenn das die Regel ist, kann man schon recht sicher sein, dass man sich in die eigene Tasche lügt.


    Das habe ich auch beobachten können. Bei den vorbereitenden Übungen für Tantra gibt es wiederum die Gefahr, dass man in den Ritualen 'einschläft' und mit dieser Aursichtung dann zum Visualisieren übergeht. Das bedeutet, dass das Geschehen als ein Aneinandereihen von Objekten erlebt wird. Diese Divergenz lässt auf Parallelen mit dem Christentum schließen, wo ebenso zwei unterschiedliche Herangehensweisen zu beobachten sind. Die Erscheinungsformen der 'Helfer', der Heiligen und Engel im Christentum wurden von früheren Religionen übernommen, die in Europa durch den Einzug des Christentums einen gewaltsam bewirkten Niedergang erlebt haben. Ähnlicher Synkretismus fand in Mahayana anhand der Beeinlfussung des Buddhismus durch die Göttersagen des Hellenismus sowie der früheren Epochen, die ihn geprägt haben, statt. Deshalb kann man aber auch auf eine gemeinsame Wurzel dieser Religionen schließen, die vielleicht in ihrer reinsten Form im vorbuddhistischen Bön zu finden ist. Alle andere Methoden sind sicher aufgrund ihrer kulturellen Umgestaltung auf ihre Art wirksam und auch gleichberechtigt.

    Die Identifikation mit dem Ziel ist eine Methode um eine andere Identifikation abzulösen, eben die Identifikation mit dem illusionären Ich. Die Methode des Zen ist die der direkten Nicht-Identifikation durch eine Konzentration auf die Nicht-Existenz desselbigen, also auf die Eliminierung der Illusion ohne dass man sie durch 'etwas anderes' außer die Natur des Geistes selbst ersetzt. Kann man das so sagen?


    Im Tibetischen Buddhismus geht es um eine nonverbale Übertragung vom Lehrer auf Schüler, die quasi im Hintergrund der sprachlichen Mitteilung läuft, so würde ich das ausdrücken auch unter Gefahr, dass man sich nun auf den einzelnen Begriffen aufhängen kann. Sie selbst hatten auch Lehrer, und in den einzelnen Linien kann man sehr altem Wissen begegnen, d. h. Methoden der Auffassung, die vielfach erprobt sind. Das ist im Zen sicher ähnlich. Ich finde auch, dass die Verbindung Zen-Vajrayana sehr hilfreich sein kann. Man hat bereits gelernt zu relativieren und die Gefahr, die Methode mit dem Ziel zu verwechseln, wird dadurch aus meiner Sicht erheblich reduziert.