Beiträge von RolfGe im Thema „achtsam sein! ein paar anfänger fragen :)“

    Hallo Hidden


    Ich schicke mal vorab, das der Begriff im Buddhismus anders gemeint ist als gemeinhin (wie z.B. von Kabat-Zinn, in vielen Büchern etc..).
    Was heute gemeinhin (ohne buddhistischen Hintergrund) gemeint ist, ist die Fähigkeit die Aufmerksamkeit im gegenwärtigen Augenblick
    zu halten, ohne aber diesen zu bewerten.
    Im Buddhismus gibt es schon eine Bewertung, hier hilft dir die Achtsamkeit zwischen heilsamen und unheilsamen Gedanken etc. zu unterscheiden.


    Im populären/ allgemeinen Gebrauch würde ich so antworten:


    1.Es gibt Tätigkeiten bei denen man auch außerhalb der Meditation sehr gut Achtsamkeit üben kann.
    Ein Maler, der ganz in sein Bild vertieft ist; ein Musiker der ganz in der Musik aufgeht; ein Sportler der ganz dabei ist...
    Natürlich auch beim Schachspielen und in der Uni..
    Solange du nicht mit der Aufmerksamkeit woanders bist oder dich von irgendwas ablenken lässt, bist du achtsam.
    Sobald du etwas von diesen Dingen gedankenlos oder gedankenversunken machst, ist die Achtsamkeit vorbei.
    Du kannst also in allem was du tust achtsam sein ( oder auch unachtsam).
    Die Achtsamkeit ist dabei der Faktor in Dir, der wahrnimmt was gerade geschieht.
    Also, wenn du anfangs noch oft abschweifst, dies aber bemerkst und korrigierst - bist du dennoch achtsam.


    2. Für mich ist es gerade im Gespräch mit anderen wichtig, dabei sehr achtsam zu sein.
    Üben kann ich das vor allem im beruflichen Bereich (arbeite im psychiatrischen Bereich) im Gespräch mit
    Patienten. Immer der der gerade in der Gruppe spricht, hat auch meine volle Aufmerksamkeit.
    Natürlich kann es dabei Störungen geben die ablenken, aber es geht darum diese einfach "ziehen zu lassen", sprich
    sich davon nicht ablenken lassen sondern die Störung zwar wahr zu nehmen, ihr aber keine Aufmerksamkeit zu schenken
    sondern direkt wieder zum Focus der Aufmerksamkeit zurück zu kehren.


    D.h., der Focus für den du dich entschieden hast bekommt deine ganze Aufmerksamkeit.
    Wenn du dich also für den zwitschernden Vogel entscheidest, verdient dieser deine Aufmerksamkeit ganz.
    Wenn du beim Gespräch bleiben willst, dein Gesprächspartner.


    Zudem ist die Fähigkeit der Achtsamkeit vielschichtig. Im Gespräch kannst du sowohl die Achtsamkeit schwerpunktmäßig auf dich
    (Körperempfindung, Haltung , Gefühle, Gedanken etc..) richten, als auch auf den Gesprächspartner (das gesprochene Wort, seine Haltung, Mimik,
    etc..) als auch die Umgebenden Umstände.
    Natürlich nicht alles auf einmal sondern auf den Schwerpunkt den du vorher für dich festlegst.
    Im Pat.-Gespräch beispielsweise achte ich sowohl auf das gesprochene Wort, genauso aber auch auf Reaktionen (Körper, Mimik etc) die
    mir nonverbale Infos offenbaren als auch auf meine gefühlsmäßige Reaktion darauf ..


    Hoffe ich konnte das ein bisschen klar machen
    LG Rolf