Beiträge von Nils im Thema „Selbstmord im Buddhismus“

    Morpho:

    Hast du wieder eine "Projekt-Idee" im Auge ?


    Nein, aber ich bin offen für gute Ideen. :lol:


    Morpho:

    Warst du zu oft im Altenheim ?


    Ich denke nicht. Aber manche mögen das anders sehen. :lol:


    Morpho:

    Welche Gedanken lässt du dort zu ? Welchen Gefühlen folgst du ? Dient "Erleuchtung" nicht Selbsterkenntnis und Läuterung, wenn denn... ? Was ein Mensch ertragen kann und will, ist allein seine Sache !


    Ich lasse alle Gedanken zu. Ich folge der Vernunft und meinem inneren Gespür der Wahrheit und Liebe. Für einen Bodhisattva dient Erleuchtung dem Glück aller Wesen. Und der Leidbefreiung. Ein Bodhisattva läßt die Menschen nicht in ihrem Leiden allein. Er hilft ihnen soweit er kann.


    Morpho:

    Ich tick gleich aus. :|


    Das solltest du nicht tun. Ein Buddhist übt sich in Gleichmut und Liebe.


    Mai:

    Wenn der Buddha oder ein Arhat sich selbst töten ist es doch komplett anders zu bewerten, als wenn es ein normaler Mensch tut.


    Ein Buddha und ein Arhat ist ein Vorbild. Wenn er sich bei übergroßen Schmerzen töten darf, darf es erst recht ein gewöhnlicher Mensch, der noch viel weniger Leid ertragen kann.


    Sudhana:

    Es ist dem Bhikku nicht erlaubt, Dana abzulehnen. Und das Essen, das Cundo Buddha und seinen Begleitern spendete, war Dana und kein Mordanschlag.()


    Im Buddhismus gilt auch der gesunde Menschenverstand. Jedenfalls bei mir. Wenn mir jemand ein Pilzgericht anbietet und ich erkenne, dass da vergiftete Pilze drin sind, dann esse ich es nicht. Es ist mir egal, ob der Gastgeber mich vorsätzlich umbringen will oder aus Versehen Giftpilze ins Essen getan hat.


    void:

    Ich glaube, viele Buddhisten fanden die Idee, Buddha könnte wie jeder andere einfach so eine Lebensmittlvergiftung bekommen und daran streben, schier unterträglich...So wie sie ja auch seine Geburt dichterisch umrankt haben, so dass da statt einfacher Sexualität ein weisse Elefant vorkommt.


    So sehe ich das auch. Ich glaube nicht, dass Buddha bewusst vergiftete Pilze gegessen hat. Das wäre natürlich eine bewusste Selbsttötung. Er hat sie aus Versehen gegessen. Und später wurde ein schönes Märchen daraus.


    Mirco:

    Selbstvernichtung ist gelebtes Begehren nach Vernichtung. Sie kann kein Teil einer Lehre sein, die das Überwinden des Begehrens zu Ziel hat.


    Ziel des Buddhismus ist nicht nur das Überwinden des Begehrens. Das Ziel ist es glücklich zu leben und Leid zu vermeiden. Und zwar für alle Wesen.

    accinca:
    Nils:

    Wie kann man den Tod des Buddhas als Selbsttötung deuten? Er aß vergiftetes Fleisch und wusste, dass es vergiftet war und dass er daran sterben würde? Er hat seine Anhänger davon abgehalten es zu essen, es selbst aber gegessen.


    Da fängt es ja schon an. Nach der Überlieferung aß er "Sūkaramaddava" . Leider
    weiß man nicht mehr ganz genau was damals darunter verstanden wurde. Es
    könnte sich auch um bei Schweinen beliebte Pilze handeln die danach diese
    ihre Bezeichnung hatten. Da gibt es viele Spekulationen. Die Wahrheit ist,
    man weiß es nicht mehr genau.


    Es ist doch egal, ob er bewusst vergiftetet Fleisch oder vergiftete Pilze aß. So etwas nennt man auf deutsch Selbsttötung. Wenn man an den Palikanon glaubt, wird jedenfalls deutlich, dass Buddha in bestimmten Fällen die Selbsttötung akzeptiert hat. Natürlich hat Buddha nicht die Selbsttötung gelehrt. Er lehrte die Erleuchtung. Aber man kann mit seiner Lehre durchaus den Weg der Sterbehilfeorganisationen unterstützen. Mehr sage ich auch nicht. Selbsttötung ist nur der letzte Ausweg, wenn das Leben nicht mehr lebenswert ist. Bei Depressionen lehne ich eine Selbsttötung ab. Auch bei schwierigen äußeren Verhältnissen. Dann sollte man die Verhältnisse ändern. Ich lehne sogar die Selbsttötung der Samurei und die Selbstverbrennung der tibetischen Mönche ab.

    accinca:
    Sudhana:

    Neben Channa (S.XXXV.87 / M. 144) wären auf jeden Fall noch Godhika (S.IV.23) und Vakkali (S.XXII.87) zu nennen.()


    Es gibt sogar manche, welche die Berichte um den Tod des Buddha selber als eine Selbsttötung deuten.


    Danke für die Tipps. Wie kann man den Tod des Buddhas als Selbsttötung deuten? Er aß vergiftetes Fleisch und wusste, dass es vergiftet war und dass er daran sterben würde? Er hat seine Anhänger davon abgehalten es zu essen, es selbst aber gegessen.


    Der zweite Fall entspricht der Linie der Sterbehilfegesellschaft. Allerdings wohl ergänzt um die Technik der Meditation. Vakkali ist vermutlich meditierend durch den Tod gegangen. Oder er er war bereits dauerhaft erleuchtet. Jedenfalls ist er mit stützelosem Bewusstsein (also erleuchtetem Bewusstsein) gestorben. Schwieriger finde ich Godhika. Ich verstehe es so, dass Godhika sechsmal zur Erleuchtung durchgebrochen ist, aber es nicht dauerhaft halten konnte. Ich kenne das. Dann ist man sehr frustiert. Aber der Weg ist es dann meiner Meinung nach nicht sich umzubringen, sondern weiter zu üben, bis man die Erleuchtung dauerhaft halten kann.

    Nils:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Suizid#Buddhismus
    Einer der bekanntesten Texte im Pali-Kanon zum Thema der Selbsttötung ist das Channovāda-Sutta:[VeW 1]
    „Den auf Grund von schwerer Krankheit suizidalen Mönch Channa besuchen Sāriputta und Mahācunda,... Channa legt ausführlich dar, dass er die Erleuchtung verwirklicht hat. ...sprechen sie ihm noch einmal die Lehre vom Ende des Leidens zu und verlassen ihn. Channa greift zum Schwert und tötet sich so...Buddha zurück: ‚Wer, o Sāriputta, diesen Körper abwirft, und einen anderen Körper anlegt, den nenne ich tadelnswert. Das ist bei Channa dem Mönch nicht (der Fall); untadelhaft hat Channa, der Mönch, zum Schwert gegriffen‘


    Eine interessante Textstelle. Denken wir darüber nach.
    1. Das Ziel im Buddhismus ist es die Erleuchtung zu erlangen (ein Arhat, Heiliger zu werden). Wenn man die Erleuchtung erlangt hat, hat man das Ziel erreicht. Warum sollte man dann noch weiterleben, wenn das Leben aus großem Leiden besteht? Man könnte sich höchstens überlegen, ob man für andere Menschen nützlich ist. Oder ob man sich in der Erleuchtung noch weiter entwickeln kann zu einem vollendeten Buddha hin.
    2. Wer Buddha Amitabha beim Sterben anruft, kommt ins Paradies. Er legt also keinen anderen Körper an. Im Paradies entwickelt er sich vielmehr zur Erleuchtung. Selbsttötung bei großen Leid unter Anrufung von Buddha Amitabha ist also auch okay.
    3. Wenn jemand noch nicht erleuchtet ist, könnte er sich bei übergroßem Leid töten, um einen neuen Körper anzunehmen, um damit seinen spirituellen Weg fortzusetzen. Als Bodhisattva könnte er einen neuen Körper annehmen wollen, um anderen Wesen damit zu helfen. Auch das wäre eine vertretbare Argumentation.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Suizid#Buddhismus
    Zitat: In den buddhistischen Schriften wird die Selbsttötung differenziert betrachtet. Der Buddhismus selbst schwankt zwischen klarer Ablehnung und bedingter Zustimmung zur Selbsttötung. Keinesfalls ist die Selbsttötung mit der Tötung eines anderen Wesens zu vergleichen, und Formen der Selbsttötung, die andere Leben gefährden, werden vor allem aufgrund dieser Tatsache geächtet. Die Selbsttötung mit dem Ziel, die eigene Erleuchtung vor einem Rückfall (z. B. bei schwerer Krankheit) zu schützen oder um nach der Wiedergeburt zu einer höheren Daseinsform aufzusteigen, wird in den Schriften da und dort positiv gewertet. Voraussetzung für eine positive Wertung der Selbsttötung ist ein „klarer, konzentrierter und ruhiger Gemütszustand“ und das „Vertrauen in einen Buddha“. Unter diesen Voraussetzungen wird die Selbsttötung als nicht verwerflich oder karmisch schädlich bezeichnet.[md 1]


    Einer der bekanntesten Texte im Pali-Kanon zum Thema der Selbsttötung ist das Channovāda-Sutta:[VeW 1]


    „Den auf Grund von schwerer Krankheit suizidalen Mönch Channa besuchen Sāriputta und Mahācunda, dessen Weggefährten. Ausführlich erkundigen sie sich über eventuelle Mängel der Nahrung, der Pflege oder der medizinischen Versorgung. Doch Channa verneint jeden Mangel. Dann erkundigen sie sich über eventuelle Mängel der Erleuchtung, doch Channa legt ausführlich dar, dass er die Erleuchtung verwirklicht hat. Nachdem die beiden Mönche bei Channa keinen Mangel gefunden haben, sprechen sie ihm noch einmal die Lehre vom Ende des Leidens zu und verlassen ihn. Channa greift zum Schwert und tötet sich so. Daraufhin befragt Sāriputta den Buddha und legt ihm den Fall vor:
    ‚Vom ehrwürdigen Channa, o Herr, ist zum Schwert gegriffen worden. Welches ist sein Weg, welches sein Schicksal nach dem Tod?‘[VeW 2]
    Buddha verweist darauf, dass Channa sich in der gründlichen Befragung als untadelig erwiesen hat, also als einer, der Arhatschaft erlangt hat und nicht wiedergeboren werden wird. So gesehen ist schon die Fragestellung des Sāriputta verfehlt. Sāriputta verweist aber auf die Verwandten und Freunde, die das Verhalten von Channa als verwerflich erachten, doch dies weist Buddha zurück:
    ‚Wer, o Sāriputta, diesen Körper abwirft, und einen anderen Körper anlegt, den nenne ich tadelnswert. Das ist bei Channa dem Mönch nicht (der Fall); untadelhaft hat Channa, der Mönch, zum Schwert gegriffen‘

    Fred1234:

    ein heikles Thema find ich,aber aus aktuellem Anlass im Freundeskreis frage ich mich was der Buddhismus dazu sagt. In den meistens Religionen wird Selbstmord als negativ gesehen.


    Ich sehe Selbstmord nicht grundsätzlich als negativ an. Es kommt auf die Umstände an. Jeder normale gesunde Mensch möchte gerne leben. Wenn das Leben zur Qual wird, denken einige wenige Menschen an Selbstmord. In den Sterbehilfegesellschaft wird Selbstmord akzeptiert, wenn man an einer schweren, schmerzhaften und unheilbaren Krankheit leidet. Wenn man ohnehin bald sterben muss, warum sollte man den Schmerz nicht verkürzen? Aus der Sicht der Glücksphilosophie ist es der Sinn des Lebens Glück zu fördern und Leid zu vermeiden.
    Ein Problem ergibt sich, wenn die Krankheit geheilt werden kann. Dann sollte man grundsätzlich den Weg der Heilung beschreiten. Das gilt insbesondere bei psychischen Problemen. Hier gibt es meistens die Möglichkeit der Heilung, von Psychotherapie, Tabletten und einer Verbesserung der Lebensumstände. Bei Depressionen wird Selbstmord von den Sterbehilfegesellschaften grundsätzlich abgelehnt.
    Ein weiteres Problem besteht darin, wenn man an einer Krankheit spirituell wachsen kann. Oft bietet das Leid im Leben die größten Chancen für spirituelles Wachstum. Hier sehe ich aus buddhistischer Sicht grundsätzlich den Weg durch das Leid hindurchzugehen und es als spirituelle Wachstumschance zu nutzen. Bei Buddha gab es den Fall eines Mannes, der unter starken Schmerzen litt, den Schmerz nicht mehr ertragen konnte und sich dann mit einem Messer selbst getötet hat. Für Buddha war das meines Wissens grundsätzlich okay, er meinte aber, dass der Mann im Jenseits höher aufgestiegen wäre, wenn er durch die Schmerzen durchgegangen wäre.
    Die Gefahr bei der allgemeinen Bejahrung eines Selbstmordes besteht darin, dass sich dann möglicherweise viele Menschen umbringen würden statt die Lebensumstände zu verbessern, sich selbst zu heilen oder durch Leid hindurchzugehen. Deshalb bin ich für eine genaue Prüfung der Umstände und folge der Sicht der Sterbehilfegesellschaften.