Beiträge von Monikadie4. im Thema „Unterschied Theravada - Mahayana“

    Thomas23:


    P.S.: Bevor es in Vergessenheit gerät "Im Theravada geht man von der Leerheit der Person aus, während man im Mahayana von der Leerheit aller Phänomene ausgeht"
    Ist das so stimmig liebe Theravadins?


    Eine Person ist auch ein Phänomen, deshalb ist das, was einen Menschen zu einer Person macht, leer. Meines Wissens geht es auch im Theravada darum, dass alle Phänomene leer sind.
    Leer bedeutet aber nicht, dass da nix ist, sondern dass es nur die Bedeutung hat, die wir ihm geben. Wer frei sein will, wird frei sein von Vorlieben und Abneigungen, von Bewertungen jeglicher Art, es sei denn im "Gespräch wie hier", um klare Aussagen machen zu können. In dem Moment, in dem ich begriffen habe, dass alles leer ist, kann es mich nicht mehr verletzen, beleidigen oder "beweihräuchern". Es ist einfach - und es vergeht.
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    Yofi:

    Erleuchtung für sich selbst, wie dem Theravada zugeschrieben wird, kann es nicht geben, weil es erstens um kein Selbst geht, zweitens bei der Erleuchtung für die anderen im Absoluten kein Unterschied zwischen Selbst und den Anderen besteht.


    Dieser Aussage steht aber die Erfahrung des Buddha selbst gegenüber, der Erleuchtung fand - für sich selbst, der auch feststellte, dass das, was er nun wusste, zu schwer zu vermitteln ist. Wem also, als einem anderen Selbst, sollte der Buddha dies mitteilen. Wen sprach er an, wer waren die einzelnen Schüler, wie geschah es, dass Ananda erst nach dem Ableben von Buddha Erleuchtung erlang?


    Es geht immer um uns selbst, alles andere ist eine falsch verstandene Lehre über das Nicht-Selbst.
    _()_ Monika

    Du begreifst eben nicht, dass ich mit dieser Fähigkeit keine außergewöhnliche Fähigkeit meine, sondern eine so normale wie die Fähigkeit, eine Sprache zu erlernen. Da gibt es eben Begabte und weniger Begabte, aber die Anlage ist vorhanden.


    Einstein hat festgestellt, dass nur 10 % des Potenzials genutzt werden, was aber nicht heißt, dass es nicht vorhanden ist. Es wird nur nicht genutzt. Und das ist für mich das Hindernis mit Namen Verblendung in Bezug auf Einsicht in die Lehre Buddhas z.B., aber keineswegs unveränderbar.
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    Genau. Gerade dachte ich an Gier, Hass und Verblendung als Hindernisse auf dem Weg der Erkenntnis. Aber die Fähigkeit, diese drei Hindernisse zu bekämpfen, ist in jedem "normalen" Menschen angelegt.
    Und genau diese drei Hindernisse können so groß sein, dass selbst die Erkenntnis, dass sie schädlich sind, nicht ausreicht, um sie abzustellen. Das mutet manchmal - zumindest zu Beginn des Weges -übermenschlicher Kraft an.
    Aber die Fähigkeit ist da.
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    Nun, ich zweifle allmählich an Deiner Erkenntnisfähigkeit (kleiner Scherz).
    Es braucht keinen Einstein, um die vier edlen Wahrheiten zu begreifen, denn dann wären wir ja alle zur weiteren Unwissenheit verdammt!


    Es kommt doch in erster Linie darauf an, von wem wir abstammen, wie wir erzogen wurden, welches Umfeld wir hatten. Natürlich kann es sein, dass auch ein in den besten Verhältnissen Aufwachsender unfähig zu sein scheint, etwas zu begreifen. Darum geht es mir auch gar nicht. Ich stimme Dir ja zu, dass die Unwissenheit weit verbreitet ist.
    Aber die Anlage, etwas zu begreifen, haben sicher fast alle Menschen, in sich.
    Was nun darüber entscheidet, ob diese Anlage genutzt wird, ist wohl kaum herauszufinden. Hingegen kann herausgefunden werden, was diese Fähigkeit behindert, z.B. u.a. ein Desinteresse an Wahrheit, am Sinn des Lebens, tiefergehendes Wissen zu erlangen usw. Aber das Interesse wiederum kann durchaus in der Kindheit gefördert werden.
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    Yofi:

    http://das-buddhistische-haus.…pirituellen_Krankheit.pdf


    "Wenn wir die Gefühle vom Anfang an kontrollieren könnten, würden wir die ganze Welt kontrollieren..." - im Kontext der von Menschen intiierten Katastrophen.


    Ich wollte den Textbeginn "Behandle Menschen wie Deinen Freund ..." gerne hier reinbeamen, aber das klappt leider nicht.
    Und ja, die Einsicht in die Gefühlswelt und ihre Kontrolle darüber sind sehr mächtig - und die Wirkung ist faszinierend, ehrfurchtgebietend, weil im Prinzip ganz einfach, wenn man erstmal Zugang dazu gefunden hat und weiß, wohin man gucken/lauschen muss.
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    Da verstehst Du mich miss, lieber Accinca. Es ist leicht erkennbar, dass nur wenige Menschen "keinen oder kaum Staub auf den Augen haben". Aber grundsätzlich ist jeder in der Lage, die Lehre zu verstehen, wenn er/sie sich intensiv mit ihr beschäftigen würde, da sie ja praktikabel und noch zu Lebzeiten "beweisbar" ist. Das ist dann aber wohl eine Frage des Karmas.

    Yofi:

    Unwissenheit bezieht sich auf die Unfähigkeit des Geistes, sich selbst zu erkennen. Demnach ist es nicht der Geist selbst (sein natürlicher Zustand ist ihm immanent), der sich verändert, sondern seine Fähigkeiten.


    Genau! Unter immanent verstehe ich die uns allen innewohnende Fähigkeit, u.a. die Lehre Buddhas zu verstehen. Sonst wäre es uns überhaupt nicht möglich, seine Worte umzusetzen.


    Folgende Bücher haben mir dabei sehr geholfen:


    "Die Meisterung des Lebens durch die Lehre Buddhas" - Paul Debes,
    "Das Kernholz des Bodhibaums" und "Anapanasati – Die sanfte Heilung der spirituellen Krankheit" - Ajahn Buddhada-sa,
    "Der Buddha erklärt sein System: Palibuddhismus für Fortgeschrittene" - Hans W. Schumann
    "Der direkte Weg Satipatthana" - Bhikkhu Analayo.
    "Reines Beobachten" - Nyanaponika.


    http://www.buddhaland.de/viewt…37&hilit=erbreich#p299422


    Viel Erfolg :D
    _()_ Monika

    Hallo Thomas,
    hinzufügen möchte ich noch, dass es sich zwangsläufig auf andere bzw. die Außenwelt auswirkt, ob jemand sich selbst aus dem Kreislauf des Leidens befreien will. Denn er/sie wird sich entsprechend heilsam verhalten, so dass sich niemand mehr vor ihr/ihm zu fürchten braucht, sondern menschliche Unterstützung findet, wenn sie gesucht wird. Es ist m.E. deshalb ziemlich irreführend, Mahayana so zu betrachten, als würde erst Befreiung erlangt, wenn alle anderen Menschen gerettet sind. Das wird es nie geben!
    Dazu brauche ich keine Lehrreden oder Missionare, dazu muss ich mir nur anschauen, wie die Welt zu Buddhas Zeiten aussah und wie sie heute aussieht. Hat sich seither etwas für die Menschheit Entscheidendes getan?


    Theravada ist pragmatisch, hält sich nur an die Aussagen des Buddha und benötigt wenig Interpretationen. Wenn ich die 4 Edlen Wahrheiten kenne, erforsche und durchschaue, dazu den achtfachen Pfad als Richtschnur für mein Verhalten nehme, dann helfe ich nicht nur mir selbst zu einem von Illusionen und ungesunden Wunschdenken befreiten Leben, sondern auch meinen Mitmenschen.


    Ich habe nichts gegen die Schulen des Mahayana, aber für mich sind das eben kulturell bedingte Ausschmückungen bzw. Vorlieben. Auch mich hat das zu Beginn meines Weges fasziniert, aber mir geht es um den Kern, deshalb bin ich bald wieder davon abgekommen. Aber der Kern ist eben ziemlich nüchtern und trocken. :D
    _()_ Monika