Anandasa:Ein Bekannter von mir, der Psycho-Therapeut ist, sagte mal zu mir, dass er fast nur Patienten im Alter über 40 hat. Irgendwann ab 40 steht jeder vor der Situation, dass irgendwelche wichtigen Lebensziele nicht erreicht wurden oder sich als Illusionen herausgestellt haben. Oder es gab in der Summe sonstwelche Enttäuschungen, die aufs Gemüt drücken. Und dann geht das Leiden los und man braucht Hilfe um sie los zu bekommen.
Vermutlich wird vielen im mittleren Alter ("mid life crisis") klar, dass das jetzt die Hälfte gewesen ist und rückblickend erscheint dann vieles, wenn nicht alles, als im negativen Sinne 'sinnlos' im Kontext der Projektion 'wenn das so weitergeht bis ich sterbe'. Die Betriebsamkeit des alltäglichen Lebens mit all seinen Zwängen und Notwendigkeiten erscheinen im Kontext der eigenen Endlichkeit so negativ 'sinnlos', erscheinen so fahl und heuchlerisch. Bis dahin dachte man vielleicht 'Dies und das, das wird sich alles schon noch ergeben' aber nun wird klar, dass sich das nicht ergeben hat und jenes auch nicht, und es auch vollkommen unklar ist, ob es sich jemals noch ergeben wird bevor das Leben vorbei ist und schlimmer noch, jetzt wo einem der eigene Tod ins Gesicht springt, erscheint auch dies und das auf das man gehofft hat, all die Erwartungen an das Leben, so negativ 'sinnlos'.
Das ist der Einbruch der von Anfang an alles durchziehenden Sinnfreiheit in das Leben, ein Leben, das bislang so sicher schien, aber doch keinerlei Schutz bietet gegen das bedrohliche Nichts, das alles zu zerschmettern droht: Ziele, Ehepartner, Kinder, Beruf, Erfolg, Gesundheit, Glück etc. Alles ist bedeutungslos und so sehr man sich auch an einen Sinn klammert, er zerrinnt in der eigenen Hand, die bald verfaulen wird.
In so einer Phase kommt dann doch der Buddhismus wie gerufen (als Alternative zum Psychotherapeuten), oder? Schreibt er doch der Sinnfreiheit einen Sinn zu.