Beiträge von Selbst im Thema „Erste Wahrheit. Ich leide nicht.“

    Zitat

    Emotionen zu mögen oder nicht zu mögen ist Anhaftung.


    Warum hast du denn Angst vor dieser Art von Anhaftung? Jemanden zu lieben ist zum Beispiel sehr angenehm, und ich mag das. Das liegt auch am Hirn und ist, wie du schreibst, nichts Besonderes. Aber wieso sollte man denn nicht an jemandem anhaften, den man furchtbar gern hat, und sich in diesem Gefühl suhlen? Wo ist das Problem? Davon schreibt doch auch Benson: Solange es gut ist, ist es gut. Und das hat seine Berechtigung an sich. Dann tritt es in einen anderen Zustand über, und der hat dann auch seine Berechtigung.


    Ist die ganze Motivation für Buddhismus vielleicht bloß die Angst vor dem Leiden, vor diesem anderen Zustand, der auf das Glück folgen kann, den Anhaften bedeuten kann?

    Doris Rasevic-Benz:

    Niemand leidet gerne. Das ist Selbsttäuschung.


    Ich glaube, jetzt erliegst du deinen eigenen Prämissen oder Vorurteilen (oder denen deiner Religion). Gerade habe ich dir gesagt, dass es so ist. Man kann sich auch einfach der Melancholie und anderem Leiden hingeben oder "überlassen", ohne festzuhalten. So wie du dich vielleicht meinst, dem Loslassen hinzugeben. Sonst würdest du ja am Loslassen haften.


    So kann man das doch nicht machen, einfach behaupten, die Wahrnehmungsrealität eines anderen, der zum Beispiel gern leidet, sei eine Täuschung, aber die eigene nicht.

    Ich finde die Erklärung von Muho in dem Youtubeclip ziemlich daneben. Als Beispiel für Leiden nimmt er Zappen im TV. Das Leiden entsteht dann, wenn dem Zuschauer ein Programm nicht mehr gefällt und er umschaltet. Dann hebt Muho auf die Einstellung des Bodhisattva ab, der das Leiden der anderen beheben will. Da kommt mir gleich der Gedanke: Also soll der andere für ihn die Fernbedienung drücken.
    Witz.
    Wenn der andere aber bloß am TV-Programm leidet, also bitte, was soll da die große Bodhisattva-Attitüde?


    Ich habe Leiden so verstanden: Alles vergeht. Eben auch die Lust an einer Sendung. Das ist ganz normal. An dieser Vergänglichkeit ist nichts zu ändern. Aber man kann etwas daran ändern, dass einem das was aus macht. Trotzdem wird man umschalten, wenn man gelangweilt ist. Dass man nicht mehr gelangweilt oder irgendwie bewegt wird von den Umständen, erscheint mir zombiehaft und nicht erstrebenswert. In dem Film bringt eine Frau diesen Einwand: Die Welt würde nicht vorankommen ohne einen solchen Antrieb. Er könnte zum Beispiel dazu führen, dass man selbst zu einem besseren TV-Programm beiträgt.


    Welches Leiden meint Muho wohl im Sinne eines Bodhisattva bei anderen beheben zu können? Das wird nicht klar. Meines Erachtens bestätigt das Filmchen den Benson, der nicht leidet. Wer nicht leidet, hat sozusagen kein Problem. Dem kann auch nicht geholfen werden. Da steht der Bodhisattva halt mal im Regen.