Beiträge von void im Thema „Buddhanatur (Mahayana-Uttaratantra-Shastra)“

    kilaya:

    Das ist genau der Hintergrund meiner ersten Reaktion auf die "Frucht der Buddhanatur" - Formulierung gewesen: in meiner Wahrnehmung des Konzepts "Buddhanatur" ging es immer darum, eben gerade deutlich zu machen, dass das Potential "Buddhanatur" eben keine weiten Entwicklungsschritte von einem "Samen" bis hin zu einer "Frucht" notwendig macht. Immerhin ist das gesamte Entwicklungszyklus einer Pflanze: der Same muss keimen, dann wächst eine Pflanze, dann blüht diese Pflanze, dann wird aus der Blüte eine Frucht. Aus der Frucht fällt schon wieder der Same. (In den entsprechenden Bildern wird tatsächlich von der Buddhanatur als Same gesprochen, nicht etwa als Pflanze oder als Blüte) Statt dessen macht die Idee der Buddhanatur v.a. dann Sinn, wie Du sagst in Abgrenzung zu den nicht-Mahayana-Wegen, wenn man feststellt: jeder hat das, jeder ist das, ich habe das, ich bin das. Ich muss es nur noch erkennen, dann erfolgt die Verwandlung in einen Buddha quasi fast schon automatisch.


    Ich hatte das so verstanden, dass das "Konzept "Buddhanatur" fruchtbar sein kann, gerade indem es von einem zur Verblendung erstarrten Entwicklungs-Denken wegführen kann.


    Wobei das "Konzept Buddhanatur" wie jede Medizin zwar in der richtigen Situation verbareicht positiven Wirkungen hat, in anderen Situationen aber auch negative Wirkungen haben kann. Für jemanden der sehr an einer Weg-Metapher anhaftet kann es sinnvoll sein, den Buddhanatur-Aspekt zu betonen (Es ist alles schon da). Während diese Botschaft jemanden, der den Hintern nicht hochkriegt, womöglich fatal ist, und selber zu einer falschen Vorstellung (Ich bin schon da und kann relaxen) beitragen kann. Und da dann etwas "Motivierendes" sinnvoller ist, das den Abgrund Samsara/Nirvana betont.


    Von daher ist das ein Balanceakt, wo je nach der jeweiligen Situation ein Pfeil (Konzept) in die richtige Richtung weisen kann oder in die falsche.

    Sherab Yönten:
    void:

    Es ist also gewissermassen eine andere Bezeichnung für das Loslassen der Weg-Metapher von Buddhschaft, das dieses in der Zukunft verortet.


    Ja, nur das dieses Loslassen dieser Art von Konzepten bereits auf der Sutra Ebene gelehrt wird:
    "Es gibt kein Erlangen, es gibt kein Nicht- Erlangen" (Herzsutra).


    Buddhanatur ist ja kein Konzept, dass es nur im Vajrayana gäb, sondern ein zentrales Mahayana-Konzept.

    Sherab Yönten:
    kilaya:

    Das bedeutet v.a. dass man sich im Prozess befindet, Konzepte loszulassen und an die neue Ebene langsam anzupassen.


    Dehalb hatte ich zu Beginn der Diskussion auch gemeint, "Konzept" sei das falsche Wort 8)


    Ein Konzept kann es ja auch ermöglichen, andere Konzepte loszulassen. Und da kommt dem Konzept "Buddhanatur" eine ganz wichtige Bedeutung zu.


    Ursprünglich ging man ja im Buddhismus von einem Weg vom Verblendeten hin zur Befreiung aus. Allerdings kann diese Vorstellung auch dazu führen, dass man Befreiung als etwas weit entfertes, schwer zu erlangendes betrachtet. Eine Vorstellung, die manchmal sinnvoll sein kann, manchmal aber auch zu einem unnötigen Hindernis werden kann. Auch im Palikanon gab es ja neben Schülern die sich langsam vorwärtsarbeitenden solche, bei denen eine Rede des Buddhas ausreichte, um gewaltige Fortschritte auszulösen. So als wäre Befreiung schon potentiell vorhanden und bedürfe nur eine kleinen Anlasses, um durchzubrechen. Und dem Sachverhalt (also dass die Weg-Metapher leicht hinkt) trägt das Konzept "Buddhanatur" Rechnung.


    Es ist also gewissermassen eine andere Bezeichnung für das Loslassen der Weg-Metapher von Buddhschaft, das dieses in der Zukunft verortet. Anstatt eine "Startort-Weg-Ziel"-Logik zu folgen wird betont, dass das "Ziel" potonetiell auch in "Startort" und "Weg" vorhanden ist. Und nur auf der Basis dieser Logik (des Buddhanatur Konzepts) macht die Anweisung alle Konzepte loszulassen erst Sinn.


    Während man von einer Nicht-Buddhnatur-Logik die uns an einem Startort weit weg vom Ziel verotet, gar keinen Sinn macht.