kilaya:Das ist genau der Hintergrund meiner ersten Reaktion auf die "Frucht der Buddhanatur" - Formulierung gewesen: in meiner Wahrnehmung des Konzepts "Buddhanatur" ging es immer darum, eben gerade deutlich zu machen, dass das Potential "Buddhanatur" eben keine weiten Entwicklungsschritte von einem "Samen" bis hin zu einer "Frucht" notwendig macht. Immerhin ist das gesamte Entwicklungszyklus einer Pflanze: der Same muss keimen, dann wächst eine Pflanze, dann blüht diese Pflanze, dann wird aus der Blüte eine Frucht. Aus der Frucht fällt schon wieder der Same. (In den entsprechenden Bildern wird tatsächlich von der Buddhanatur als Same gesprochen, nicht etwa als Pflanze oder als Blüte) Statt dessen macht die Idee der Buddhanatur v.a. dann Sinn, wie Du sagst in Abgrenzung zu den nicht-Mahayana-Wegen, wenn man feststellt: jeder hat das, jeder ist das, ich habe das, ich bin das. Ich muss es nur noch erkennen, dann erfolgt die Verwandlung in einen Buddha quasi fast schon automatisch.
Ich hatte das so verstanden, dass das "Konzept "Buddhanatur" fruchtbar sein kann, gerade indem es von einem zur Verblendung erstarrten Entwicklungs-Denken wegführen kann.
Wobei das "Konzept Buddhanatur" wie jede Medizin zwar in der richtigen Situation verbareicht positiven Wirkungen hat, in anderen Situationen aber auch negative Wirkungen haben kann. Für jemanden der sehr an einer Weg-Metapher anhaftet kann es sinnvoll sein, den Buddhanatur-Aspekt zu betonen (Es ist alles schon da). Während diese Botschaft jemanden, der den Hintern nicht hochkriegt, womöglich fatal ist, und selber zu einer falschen Vorstellung (Ich bin schon da und kann relaxen) beitragen kann. Und da dann etwas "Motivierendes" sinnvoller ist, das den Abgrund Samsara/Nirvana betont.
Von daher ist das ein Balanceakt, wo je nach der jeweiligen Situation ein Pfeil (Konzept) in die richtige Richtung weisen kann oder in die falsche.