Buddhanatur (Mahayana-Uttaratantra-Shastra)

  • Nicht immer, aber immer wieder mal. Um: Konzepte zu sprengen. Sozusagen als Gegenmittel gegen absolute anderslautende Aussagen, meist stellt sich dann raus: beide sind in ihrem jeweiligen Bedeutungskontext wahr. ;)


    Aber: die Aussage "Frucht der Buddhanatur" macht für mich erstmal wirklich keinen Sinn. Vielleicht hilft etwas Kontext?


    kilaya

  • kilaya:

    Nicht immer, aber immer wieder mal. Um: Konzepte zu sprengen. Sozusagen als Gegenmittel gegen absolute anderslautende Aussagen, meist stellt sich dann raus: beide sind in ihrem jeweiligen Bedeutungskontext wahr. ;)


    Aber: die Aussage "Frucht der Buddhanatur" macht für mich erstmal wirklich keinen Sinn. Vielleicht hilft etwas Kontext?


    kilaya


    Den Kontext hast Du hier sogar schon aufgeschrieben, nur etwas anders formuliert. Habe gerade keine Zeit mehr. :)

  • kilaya:

    Hier ist ja das Thema Buddha-Natur, also lasst uns etwas konkreter bei diesem Beispiel bleiben. Thomas, vllt. könntest Du eher die Unterschiede in der Definition der verschiedenen Schulen / Linien zur Buddha-Natur mit deutschen Stichworten zusammenfassen; dass es Unterschiede bei den Schulen gibt ist klar und ist v.a. eher Thema des neuen Threads. Jetzt vermischt sich das, aber ich bin teilweise nicht sicher, ob es nicht doch eher in den anderen Thread gehört.


    Auch wenn es aus meinen geposteten Zitaten nicht so hervorgeht ist das Thema des Artikels dem ich sie entnommen habe genau das Thema dieses Threads nämlich "Buddha-Natur und das Mahayana-Uttaratantra-Shastra" bzw "Overview of Uttaratantra".


    Ich habe die zwei Zitate gewählt, weil hier Hinweise auf unterschiedliche Sichtweisen verschiedener Schulen zur Frage benannt werden. Um diese zu verstehen sollte man sich den Artikel natürlich konzentriert in voller Länge durchlesen.
    Ich habe das selbst ehrlich gesagt nicht getan, wollte aber darauf hinweisen und denke es passt hier her.


    Was mich angeht: Das Uttaratantra ist für mich noch kein Thema. Ich befinde mich im Grundlagenstudium, orientiere mich aber gerne schon mal was den weiteren Weg und auch Unterschiedlichkeiten angeht um gut vorbereitet zu sein.

  • Genau so sehe ich das auch. Es kommt darauf an alle Konzepte/Gedankengebäude zu zerbrechen, aber keines in seinem Aufbau zu vergessen. Viele verwenden diese Gedankengebäude und einen "Fortschritt" in der Hinwendung zur Buddhanatur des Gegenübers kann sich nur bilden wenn in der eigenen Mitte der 10 Richtungen nichts ist das Gedankenverbindung ist. Nur dann ist es möglich ohne die Buddhanatur zu verlassen die Gedankengebäude in ihrer Zerbrechlichkeit wahrzunehmen und so anderen zu Helfen die Buddhanatur auch zu erreichen. Nicht indem man ihre Gedankengebäude zerbricht sondern in der Anleitung wie sie das selber machen können, die Hindernisse der Vorstellungen zu erkennen ohne sie zu vergessen, aber im Zentrum selber leer sein ohne jegliches Selbst/ich. Es ist ein sehr empfindliches Wesen das Vertrauen ist Einheit und Einheit ist Vertrauen.(Auch nur ein anderer Ausdruck für "Buddhanatur". :) )

  • Ich nehme an "Frucht der Buddhanatur" bezieht sich auf die Darstellung, dass die Buddhanatur wie ein Same im Menschen schlummert und dass die Buddhaschaft dann die ganze Pflanze wäre. Aber wie ist das dann gemeint? Verdrängt die "Buddhapflanze" dann die "gewöhnliche Pflanze"? Das Bild passt also m.E. schon auf tantrischer Ebene nicht mehr, wo das gewöhnliche Wesen in ein erleuchtetes Wesen umgewandelt wird. Bei einer Umwandlung macht es aber - vom Bild her - schon keinen Sinn mehr, von einer "Frucht" zu reden. Und auf Dzogchen-Ebene gibt es kein gewöhnliches Wesen, nur einen Buddha, der noch nicht gelernt hat, die Welt so zu sehen wie sie wirklich ist. Man könnte dann also durchaus von einer Frucht der Praxis reden, aber nicht von einer Frucht der Buddhanatur.


    kilaya

  • Die Frucht der Buddha Natur ist Buddhaschaft. Diese erkennen wir nur wenn wir die Welt so wahrnehmen wie sie wirklich ist. Die Buddhanatur ist also erst mal nur ein Potential, durch die Praxis gelangt die Frucht zur vollen Reife.

  • Wie gesagt, das ist nur eine - im Vajrayana eher seltene - Definition von einer Buddhanatur: die als Potential, das erst aktiviert werden und wachsen muss. Bei diesem Konzept oder Bild treten mir aber zu viele Ungereimtheiten auf. Es ist eher sowas an der Grenze zwischen Sutra und Tantra. Im Vajrayana sind Buddhanatur und Buddha identisch, der Unterschied zeigt sich nur im Erkennen, nicht im "Inhalt".


    kilaya

  • kilaya:

    Wie gesagt, das ist nur eine - im Vajrayana eher seltene - Definition von einer Buddhanatur: die als Potential, das erst aktiviert werden und wachsen muss. Bei diesem Konzept oder Bild treten mir aber zu viele Ungereimtheiten auf. Es ist eher sowas an der Grenze zwischen Sutra und Tantra. Im Vajrayana sind Buddhanatur und Buddha identisch, der Unterschied zeigt sich nur im Erkennen, nicht im "Inhalt".


    kilaya


    Das (Buddha Natur als Potential) ist m.E. die klassische Erklärung im Lamrim (siehe z.B. Gampopa).
    Nach dem Mahayana-Uttaratantra-Shastra des von mir eingangs eingestellten Buches gab es keine Erklärung darüber,
    dass Buddhanatur und Buddha identisch wären. Und ja, der Unterschied zeigt sich im Erkennen, aber in der Regel erkennen wir
    durch unsere Geistesgifte dieses eben nicht.

  • Aus: Tibetische Interpretationen der Buddhanatur im Vergleich


    Zitat

    "Die meisten Beispiele, wie etwa die Buddhas in den noch verschlossenen Lotosblumen, der von Bienen umkreiste Honig, die Frucht in einer Hülse, die in Exkremente gefallene Goldmünze oder aber der unter einem Haus vergrabene Schatz, lassen keinen Zweifel über die Intention des Sūtras zu: Alle Lebewesen besitzen eine Buddhanatur, die sich in keinster Weise von einem Buddha unterscheidet, außer dass sie noch hinter einer Hülle von spirituellen Befleckungen entdeckt werden muss. Am deutlichsten wird dies bei dem letztgenannten Beispiel des unter einem Haus begrabenen Schatzes, wonach die Buddhanatur explizit mit den 32 Qualitäten des dharmakāya gleichgesetzt wird.


    Zitat

    Ebenso deutlich ist der Anūnatvāpūrṇatvanirdeśa, in dem die Buddhanatur explizit mit dem dharmakāya, also einem voll entwickelten Buddha gleichgesetzt wird:


    Śāriputra, das Höchste ist ein Synonym für das [Buddha-]Element der Lebewesen. Und das
    [Buddha-]Element der Lebewesen, Śāriputra ist ein Synonym für den dharmakāya


    Zitat

    Es gibt nichts, was von der [Buddhanatur] entfernt werden muss, noch gibt es irgend etwas hinzuzufügen.
    Man soll die Realität sehen, so wie sie ist. Und wer die Realität richtig sieht, wird befreit.
    (RGV I.154)


    http://info-buddhismus.de/PDF/AWW.pdf

  • Vom dharmakāya habe ich gar nicht geredet. Dieser Zusammenhang wird in der Tat an anderer Stelle des Buches dargestellt, ist aber auch noch mal eine andere Ebene der Erklärung.

  • Es geht ja in den Zitaten nicht in erster Linien um den Dharmakaya, sondern darum, dass in den meisten Quellen und Sichtweisen Buddhanatur und Buddha als identisch angesehen werden:


    "Ebenso deutlich ist der Anūnatvāpūrṇatvanirdeśa, in dem die Buddhanatur explizit mit [...] einem voll entwickelten Buddha gleichgesetzt wird"


    Dharmakaya ist in dem Fall nur ein Synonym für einen voll entwickelten Buddha.


    Du brauchst auch gar nichts zu verteidigen: was Du sagst, ist ja nicht falsch. Es ist eben nur eine im tibetischen Buddhismus eher seltene Darstellung, untypisch für im Vajrayana zentrale Sichtweisen. Unter dem Thema "Buddhanatur" auf die üblicheren, typischeren Sichtweisen im TB, v.a. Vajrayana, hinzuweisen, nur das ist meine Absicht.


    kilaya

  • kilaya:

    Wie gesagt, das ist nur eine - im Vajrayana eher seltene - Definition von einer Buddhanatur: die als Potential, das erst aktiviert werden und wachsen muss. Bei diesem Konzept oder Bild treten mir aber zu viele Ungereimtheiten auf. Es ist eher sowas an der Grenze zwischen Sutra und Tantra.


    Soweit ich informiert bin markiert das Uttaratantra-Shastra genau das: Den Übergang/die Grenze zwischen Sutra und Tantra also Mahayana zu Vajrayana.
    Deshalb wird es auch im Lehrplan an die letzte Stelle des Sutras-Studiums vor Beginn des Tantra-Studiums gestellt.
    (Ich sag´s immer wieder dazu: Dies ist die Information eines blutigen Anfängers der eigentlich keine Ahnung hat wovon er redet ;) )

  • Thomas23:

    Soweit ich informiert bin markiert das Uttaratantra-Shastra genau das: Den Übergang/die Grenze zwischen Sutra und Tantra also Mahayana zu Vajrayana.
    Deshalb wird es auch im Lehrplan an die letzte Stelle des Sutras-Studiums vor Beginn des Tantra-Studiums gestellt.


    Das macht - wenig überraschend - für mich absolut Sinn. Wenn man das so einordnet, weiss jeder wie so eine Formulierung zu nehmen ist. :)


    kilaya

  • kilaya:

    Es ist eben nur eine im tibetischen Buddhismus eher seltene Darstellung


    Warum sollten wir einen Kurs machen zu einem Buch, das eine eher seltene Darstellung des tibetischen Buddhismus wieder geben würde ?


    Thomas23:

    Den Übergang/die Grenze zwischen Sutra und Tantra also Mahayana zu Vajrayana.


    Richtig, so habe ich das auch verstanden, wobei es systematisch wohl schon zur "dritten Drehung des Rades" gehört.


    kilaya:

    Wenn man das so einordnet, weiss jeder wie so eine Formulierung zu nehmen ist.


    Welche Formulierung ?

  • Sherab Yönten:

    Warum sollten wir einen Kurs machen zu einem Buch, das eine eher seltene Darstellung des tibetischen Buddhismus wieder geben würde ?


    Weil Lamrim gründlich Schritt für Schritt vorgeht? Wenn Du mit solchen Texten arbeitest, ist es einfach wichtig, sie auf der richtigen Ebene einzuordnen. Man ist geneigt, immer das für die Wahrheit zu halten, wo man im Erkenntnisprozess steht oder welche Lehrstufe einen gerade beschäftigt. Auf der nächsten Stufe wird genau das aber schon wieder relativiert oder erweitert. Und auf der höchsten Stufe des Vajrayana wird jedes Konzept relativiert oder wieder aufgehoben. Das macht das Konzept nicht per se falsch, sondern begrenzt lediglich dessen Bedeutungsrahmen. Und dessen sollte man sich bewusst bleiben.


    Thomas23:

    Den Übergang/die Grenze zwischen Sutra und Tantra also Mahayana zu Vajrayana.


    Das bedeutet v.a. dass man sich im Prozess befindet, Konzepte loszulassen und an die neue Ebene langsam anzupassen.


    Sherab Yönten:
    kilaya:

    Wenn man das so einordnet, weiss jeder wie so eine Formulierung zu nehmen ist.


    Welche Formulierung ?


    Über welche reden wir denn die ganze Zeit? "Frucht der Buddhanatur"


    kilaya

  • kilaya:

    Weil Lamrim gründlich Schritt für Schritt vorgeht?


    Wir haben Gampopa doch schon längst abgeschlossen.


    kilaya:

    Wenn Du mit solchen Texten arbeitest, ist es einfach wichtig, sie auf der richtigen Ebene einzuordnen


    Und Du meinst nun die Ebene richtig einordnen zu können obwohl Du das Buch gar nicht gelesen hast ?
    Thomas hat die Ebene schon ganz richtig eingeordnet !


    kilaya:

    Man ist geneigt, immer das für die Wahrheit zu halten,


    Von wem redest Du nun ? Mein Bezugsrahmen war lediglich dieses Buch, nicht das Thema "Buddhanatur" im Allgemeinen (Du hast die Überschrift des Threads ja ein wenig geändert).


    kilaya:

    Über welche reden wir denn die ganze Zeit? "Frucht der Buddhanatur"


    Du hast mit Thomas nicht darüber geredet sondern mit mir....deshalb wollte ich da noch mal nachhaken.


    P.S. Im Übrigen kann es durchaus sein, dass ich mich irre und der Ausdruck "Frucht der Buddha Natur" gar nicht im Buch vorkommt, sondern das er Teil einer der vielen Diskussionen war.

    Einmal editiert, zuletzt von Lucky Luke ()

  • kilaya:

    Das bedeutet v.a. dass man sich im Prozess befindet, Konzepte loszulassen und an die neue Ebene langsam anzupassen.


    Dehalb hatte ich zu Beginn der Diskussion auch gemeint, "Konzept" sei das falsche Wort 8)

    • Offizieller Beitrag
    Sherab Yönten:
    kilaya:

    Das bedeutet v.a. dass man sich im Prozess befindet, Konzepte loszulassen und an die neue Ebene langsam anzupassen.


    Dehalb hatte ich zu Beginn der Diskussion auch gemeint, "Konzept" sei das falsche Wort 8)


    Ein Konzept kann es ja auch ermöglichen, andere Konzepte loszulassen. Und da kommt dem Konzept "Buddhanatur" eine ganz wichtige Bedeutung zu.


    Ursprünglich ging man ja im Buddhismus von einem Weg vom Verblendeten hin zur Befreiung aus. Allerdings kann diese Vorstellung auch dazu führen, dass man Befreiung als etwas weit entfertes, schwer zu erlangendes betrachtet. Eine Vorstellung, die manchmal sinnvoll sein kann, manchmal aber auch zu einem unnötigen Hindernis werden kann. Auch im Palikanon gab es ja neben Schülern die sich langsam vorwärtsarbeitenden solche, bei denen eine Rede des Buddhas ausreichte, um gewaltige Fortschritte auszulösen. So als wäre Befreiung schon potentiell vorhanden und bedürfe nur eine kleinen Anlasses, um durchzubrechen. Und dem Sachverhalt (also dass die Weg-Metapher leicht hinkt) trägt das Konzept "Buddhanatur" Rechnung.


    Es ist also gewissermassen eine andere Bezeichnung für das Loslassen der Weg-Metapher von Buddhschaft, das dieses in der Zukunft verortet. Anstatt eine "Startort-Weg-Ziel"-Logik zu folgen wird betont, dass das "Ziel" potonetiell auch in "Startort" und "Weg" vorhanden ist. Und nur auf der Basis dieser Logik (des Buddhanatur Konzepts) macht die Anweisung alle Konzepte loszulassen erst Sinn.


    Während man von einer Nicht-Buddhnatur-Logik die uns an einem Startort weit weg vom Ziel verotet, gar keinen Sinn macht.

  • void:

    Es ist also gewissermassen eine andere Bezeichnung für das Loslassen der Weg-Metapher von Buddhschaft, das dieses in der Zukunft verortet.


    Ja, nur das dieses Loslassen dieser Art von Konzepten bereits auf der Sutra Ebene gelehrt wird:
    "Es gibt kein Erlangen, es gibt kein Nicht- Erlangen" (Herzsutra).

    • Offizieller Beitrag
    Sherab Yönten:
    void:

    Es ist also gewissermassen eine andere Bezeichnung für das Loslassen der Weg-Metapher von Buddhschaft, das dieses in der Zukunft verortet.


    Ja, nur das dieses Loslassen dieser Art von Konzepten bereits auf der Sutra Ebene gelehrt wird:
    "Es gibt kein Erlangen, es gibt kein Nicht- Erlangen" (Herzsutra).


    Buddhanatur ist ja kein Konzept, dass es nur im Vajrayana gäb, sondern ein zentrales Mahayana-Konzept.

  • Sherab Yönten:

    Und Du meinst nun die Ebene richtig einordnen zu können obwohl Du das Buch gar nicht gelesen hast ?
    Thomas hat die Ebene schon ganz richtig eingeordnet !


    Und ich hatte die Ebene intuitiv vorher schon genau da eingeordnet, ausserdem geht es mir nicht um das Buch, sondern ausschliesslich um die Formulierung "Frucht der Buddhanatur" die ein bestimmtes Konzept zwangsläufig beinhaltet. Und ich sage auch nichts gegen das Buch oder die Formulierung, ausser in meiner allerersten Aussage dazu habe ich in der gesamten Diskussion dessen Existenz im tibetischen Spektrum anerkannt und ihm lediglich einen anderen Platz zugeordnet als Du. Inzwischen stellt sich raus, dass wir die Ebene alle gleich einschätzen und uns lediglich in der Wahrnehmung der Bedeutung dieser Ebene unterscheiden. Ich weiss ehrlich gesagt gar nicht, was für Dich daran so problematisch ist. Solche minimalen Unterschiede in der Betrachtungsweise sind doch nie zu vermeiden.


    Zitat
    kilaya:

    Man ist geneigt, immer das für die Wahrheit zu halten,


    Von wem redest Du nun ? Mein Bezugsrahmen war lediglich dieses Buch, nicht das Thema "Buddhanatur" im Allgemeinen (Du hast die Überschrift des Threads ja ein wenig geändert).


    Wenn wir uns über eine konkrete Formulierung unterhalten, ist mein Bezugsrahmen diese Formulierung. Wenn Du einen anderen Bezugsrahmen wählst, dann kann Kommunikation nicht funktionieren. Die Änderung des Themas auf Buddhanatur war klar angekündigt, nachdem Du gesagt hast, dass Du lediglich das Buch empfehlen wolltest, damit es wegen des Themas im Buchempfehlungsforum nicht zerrissen wird. Aber egal, wenn man sich über eine konkrete Sache unstimmig ist, die ein Unterthema des Threads ist, macht es keinen Sinn, wenn Du Deinen Bezugsrahmen für alle Aussagen auf den Eröffnungsbeitrag ummünzt. Wie soll man sich denn da unterhalten?


    kilaya:

    P.S. Im Übrigen kann es durchaus sein, dass ich mich irre und der Ausdruck "Frucht der Buddha Natur" gar nicht im Buch vorkommt, sondern das er Teil einer der vielen Diskussionen war.


    Warum verteidigst Du den Ausdruck dann so inkl. Rückbezug auf das Buch, wenn Du nichtmal sicher bist, ob es drin steht?


    Um meine Position nochmal präzise zusammenzufassen: das Bild einer "Frucht der Buddhanatur" existiert im Spektrum der (tibetischen und indischen) Konzepte über die Buddhanatur, es liegt im Übergangsbereich zwischen Sutra und Tantra. Da auch das Buch dort einzuordnen ist, würde das Bild in das Buch passen. Im Tantra und v.a. Vajrayana macht dieses Bild keinen grossen Sinn mehr, weil es dort mehr um Transformation oder direkte Erkenntnis geht, nicht um eine Entwicklung von einem Potential (Same) zu einem Ziel (Frucht, Buddhaschaft).


    Auf der einen Seite argumentierst Du gegen mich, auf der anderen Seite hast Du längst alle meine Kernaussagen bestätigt. Es bleibt eigentlich - inhaltlich gesehen - nichts worüber man streiten müsste.


    kilaya

  • void:

    Ein Konzept kann es ja auch ermöglichen, andere Konzepte loszulassen. Und da kommt dem Konzept "Buddhanatur" eine ganz wichtige Bedeutung zu.


    Wenn man sich den oben von mir verlinkten wissenschaftlichen Beitrag zu den "Sichtweisen zur Buddhanatur im TB" anschaut, dann ist es in der Tat in vielen Sichtweisen so, dass das Konzept Buddhanatur womöglich gar nicht auf eine "Wahrheit" (im wissenschaftlichen Sinn) hinweisen soll, sondern lediglich eine bestimmte wegweisende Reaktion im Bewusstsein des Praktizierenden auslösen soll. Dann steht nicht nur die komplette Auflösung des Konzepts am Ende, diese war von Anfang an auch schon beabsichtigt. (Eine ähnliche Vermutung habe ich in Bezug auf das gesamte Bodhisattva-Ideal, aber das wäre ein anderes Thema...)


    void:

    Während man von einer Nicht-Buddhnatur-Logik die uns an einem Startort weit weg vom Ziel verotet, gar keinen Sinn macht.


    Das ist genau der Hintergrund meiner ersten Reaktion auf die "Frucht der Buddhanatur" - Formulierung gewesen: in meiner Wahrnehmung des Konzepts "Buddhanatur" ging es immer darum, eben gerade deutlich zu machen, dass das Potential "Buddhanatur" eben keine weiten Entwicklungsschritte von einem "Samen" bis hin zu einer "Frucht" notwendig macht. Immerhin ist das gesamte Entwicklungszyklus einer Pflanze: der Same muss keimen, dann wächst eine Pflanze, dann blüht diese Pflanze, dann wird aus der Blüte eine Frucht. Aus der Frucht fällt schon wieder der Same. (In den entsprechenden Bildern wird tatsächlich von der Buddhanatur als Same gesprochen, nicht etwa als Pflanze oder als Blüte) Statt dessen macht die Idee der Buddhanatur v.a. dann Sinn, wie Du sagst in Abgrenzung zu den nicht-Mahayana-Wegen, wenn man feststellt: jeder hat das, jeder ist das, ich habe das, ich bin das. Ich muss es nur noch erkennen, dann erfolgt die Verwandlung in einen Buddha quasi fast schon automatisch.


    kilaya

  • Du hast davon gesprochen:


    Zitat

    "man solle die Ebene kennen über die geredet wird"


    Da habe ich angenommen, Du meinst, ich würde diese Ebene nicht kennen. Ich meine gelesen zu haben, dass Du erst nach Thomas Beitrag darauf gekommen bist, um welche Ebene es hier geht.


    kilaya:

    Inzwischen stellt sich raus, dass wir die Ebene alle gleich einschätzen und uns lediglich in der Wahrnehmung der Bedeutung dieser Ebene unterscheiden.


    Gut, dann ist das ja geklärt !


    Auch hattest Du geschrieben:


    Zitat

    diese Darstellung sei eher selten innerhalb des tibetischen Buddhismus u.s.w.


    Hier schreibst Du:


    kilaya:

    das Bild einer "Frucht der Buddhanatur" existiert im Spektrum der (tibetischen und indischen) Konzepte über die Buddhanatur, es liegt im Übergangsbereich zwischen Sutra und Tantra. Da auch das Buch dort einzuordnen ist, würde das Bild in das Buch passen


    Du schreibst nicht, innerhalb dieser Ebene ist es eine seltene Darstellung.


    P.S.
    Natürlich bin ich mir bei einem Buch von 400 Seiten nicht sicher ob der Ausdruck "Frucht der Buddhanatur" wirklich darin vorkommt. Ob ich mir sicher bin oder nicht ist aber auch egal, denn mittlerweile hast Du Dich dem genährt was ich meinte, nicht umgekehrt !

    • Offizieller Beitrag
    kilaya:

    Das ist genau der Hintergrund meiner ersten Reaktion auf die "Frucht der Buddhanatur" - Formulierung gewesen: in meiner Wahrnehmung des Konzepts "Buddhanatur" ging es immer darum, eben gerade deutlich zu machen, dass das Potential "Buddhanatur" eben keine weiten Entwicklungsschritte von einem "Samen" bis hin zu einer "Frucht" notwendig macht. Immerhin ist das gesamte Entwicklungszyklus einer Pflanze: der Same muss keimen, dann wächst eine Pflanze, dann blüht diese Pflanze, dann wird aus der Blüte eine Frucht. Aus der Frucht fällt schon wieder der Same. (In den entsprechenden Bildern wird tatsächlich von der Buddhanatur als Same gesprochen, nicht etwa als Pflanze oder als Blüte) Statt dessen macht die Idee der Buddhanatur v.a. dann Sinn, wie Du sagst in Abgrenzung zu den nicht-Mahayana-Wegen, wenn man feststellt: jeder hat das, jeder ist das, ich habe das, ich bin das. Ich muss es nur noch erkennen, dann erfolgt die Verwandlung in einen Buddha quasi fast schon automatisch.


    Ich hatte das so verstanden, dass das "Konzept "Buddhanatur" fruchtbar sein kann, gerade indem es von einem zur Verblendung erstarrten Entwicklungs-Denken wegführen kann.


    Wobei das "Konzept Buddhanatur" wie jede Medizin zwar in der richtigen Situation verbareicht positiven Wirkungen hat, in anderen Situationen aber auch negative Wirkungen haben kann. Für jemanden der sehr an einer Weg-Metapher anhaftet kann es sinnvoll sein, den Buddhanatur-Aspekt zu betonen (Es ist alles schon da). Während diese Botschaft jemanden, der den Hintern nicht hochkriegt, womöglich fatal ist, und selber zu einer falschen Vorstellung (Ich bin schon da und kann relaxen) beitragen kann. Und da dann etwas "Motivierendes" sinnvoller ist, das den Abgrund Samsara/Nirvana betont.


    Von daher ist das ein Balanceakt, wo je nach der jeweiligen Situation ein Pfeil (Konzept) in die richtige Richtung weisen kann oder in die falsche.