Beiträge von Anandasa im Thema „Säkularer Wiedergeburtsglaube möglich ?“

    Mabuttar:

    So ich habs :)


    Ja im PK wird Wiedergeburt gelehrt. Ja ein wanderndes Bewusstsein von einem Hirn ins andere kennt man in der heutigen wissenschaftlich säkularen Welt nicht. Damit wäre der Buddhismus als ein Streben nach einer "Nie-Wieder-Geburt" sinnlos... Punkt...


    http://www.palikanon.com/diverses/milinda/milinda01.html


    Mil. 2.1.6. Wiedergeburt - 2.1.6. Paṭisandhipañho


    Der König sprach: "Gibt es wohl irgend einen, ehrwürdiger Nāgasena, der nach dem Tode nicht mehr wiedergeboren wird?"
    "Der eine wird wiedergeboren, der andere nicht."
    "Wer aber wird wiedergeboren und wer nicht?"
    "Der mit Leidenschaften Befleckte, o König, wird wiedergeboren, der Fleckenlose aber nicht."
    "Wirst du wohl aber wiedergeboren, Ehrwürdiger?"
    "Wenn ich (in der Sterbestunde) noch an der Welt hänge, werde ich wiedergeboren, sonst nicht."
    "Gar klug bist du, ehrwürdiger Nāgasena!"


    Wer "wiedergeboren" wird, hat also seine Leidenschaften bis zum Moment des Sterbens nicht zum erlöschen gebracht. Die Leidenschaften wirken nach dem Tod nach wie Billardkugeln (z.B. schlechte Eltern --> psychisch angeknackste Kinder, gute Eltern --> psychische starke Kinder). Der Typ selbst ist tot. Nur die Leidenschaften entstehen erneut durch die Billardkugel, die weiterrollt und andere trifft.


    Mabuttar:

    -Es gibt ca. 120 verschiedene Persönlichkeitsmerkmale (Psychologie).


    Lässt sich also alles ganz einfach enumerieren. So einfach ist das?

    sinn-los:

    Wenn es kein Selbst gibt, wie kann es eine Wiedergeburt geben? WAS soll das WIEDER geboren werden?


    Mein Problem ist: Der PK strotzt aber nur geradezu von Wiedergeburtsgeschichten Buddhas. Hat er Unsinn erzählt? Gelogen? Wurde er falsch verstanden? Falsch wieder gegeben? Falsch nacherzählt?


    Ajahn Buddhadasa spricht davon, dass es im PK zwei Sprachen gibt: eine allegorische der damaligen Ausdrucksgeweise entsprechend und eine in Klartext. Das schreibt er im Text "Zwei Arten der Sprache", siehe http://www.dhamma-dana.de/buec…wei_Arten_der_Sprache.pdf


    sinn-los:

    Können/dürfen wir als Menschen, die sich Buddhisten nennen, diese Teile ignorieren?


    Buddha sagte selbst, dass man nichts einfach übernehmen soll, sondern alles für sich prüfen sollte. Ich nehme was für mich meine Prüfung standhält und mir auf dem Weg hilft mein leiden zu reduzieren bzw. Täuschungen zu erkennen. Ich brauche dafür von niemanden eine Erlaubnis.


    sinn-los:

    Wenn also uU die Wiedergeburtsgeschichten auszublenden sind-Wieweit kann ich mich auf Aussagen des Menschen Siddhartha Gautama geannte Buddha verlassen?


    Warum willst du dich völlig auf Buddha verlassen? Buddha, "mein Erlöser und Retter"? Verlassen kann man sich nur auf seinen eigenen Geist, wenn man in der Lage ist die Täuschungen des eigenen Geistes zu erkennen.

    accinca:
    Anandasa:

    Ich habe so langsam den immer stärker werdenden Verdacht, dass es nur geistige Wiedergeburt zu Lebzeiten gibt. Solange ich nur geistige Wiedergeburt als real ansehe und den ganzen weitergehenden Kram weglasse scheint für mich alles plausibel zu sein.


    So kann man sich die Sachen auf den Kopf stellen denn das ist überhaupt keine Wiedergeburt.
    Da kann man ja gleich Wiedergeburt weglassen. Das ist ehrlicher.


    Das Prinzip Wiedergeburten zu vermeiden gilt auch für geistige Wiedergeburten, denn sie bedeuten genauso Rückkehr ins Samsara. Daran zu arbeiten, genauso geistige Wiedergeburten zu vermeiden, bleibt eine wichtige Sache, um einen ruhigen nicht störbaren Geist zu entwickeln.

    Stero:

    Wenn ich also zB meine Denkgewohnheiten nicht ändere, werden die immer gleichen psychomentalen Zustände "wiedergeboren". Und da ich diese psychomentalen Zustände bin, werde ich entsprechend wiedergeboren ... von Moment zu Moment.


    Ich habe so langsam den immer stärker werdenden Verdacht, dass es nur geistige Wiedergeburt zu Lebzeiten gibt. Solange ich nur geistige Wiedergeburt als real ansehe und den ganzen weitergehenden Kram weglasse scheint für mich alles plausibel zu sein. Sich des Sterbens bewusst sein ist nicht leicht und schwer zu ertragen, da der Mensch Angst vor dem Tod hat. Ist der Geist nicht geschult, sucht er sich schnell "Betäubungsmittel" wie Wiedergeburt nach dem Tod und sonst alles mögliche.

    Zitat

    Im Buddhismus ist Wiedergeburt eigentlich nicht erwünscht, deshalb kann man getrost darauf verzichten


    Genau, doch jedesmal, wenn ich mich wieder mit Wiedergeburt beschäftige, vergesse ich dies wieder. Ich denke die Angst bei mir vor dem Tod führt zum ständigen Neudurchkauen der Wiedergeburt. Das dann alles vorbei ist, ist einfach sehr/zu schwer zu verdauen.


    Zitat

    Manche sagen, vom Buddhismus bleibt nicht viel als eine kluge Alltagspsychologie ohne "Karma und Wiedergeburt".


    Wenn es um säkulären Buddhismus geht, wird oft als Lösung Wiedergeburt gestrichen und dadurch bedingt auch Karma. Z.B. Stephen Nachelor macht das auch so in einem seiner Bücher. Ich habe nie verstanden warum Karma automatisch gegenstandslos werden soll, wenn Wiedergeburt als gegenstandslos gestrichen wird. Die Rückwirkung der eigenen Gedanken und Handlungen auf den eigenen Geist ist für mich real gegeben und keine religiöse Angelegenheit. Ich kann das bei mir selbst sehr gut sehen und bei anderen auch. Vielleicht geht es um eine religiös übersteigerte Komponente von Karma wie "alles ist Karma" oder sowas. Kann mir das jemand erklären?


    Zitat

    Ich gebe den Kampf auf zu belegen, dass Buddha doch kein Konzept der Wiedergeburt gelehrt hätte. Es gibt zwar einige Stellen im PK die dagegen sprechen, aber viel zu viele dafür.


    Mabuttar: Mich würden die Belege sehr interessieren. Wiedergeburt ist der letzte große Knorz, den ich noch mit dem Buddhismus habe. Für einen erneuten Versuch wäre ich jedenfalls dankbar :-).

    Das ist ein interessantes Thema. Ich habe auch meine Schwierigkeiten mit Wiedergeburt wie sie an einigen Stellen im Pali-Kanon beschrieben wird. Habe in einem ähnlichen Thread meine Gedanken dazu hier aufgeschrieben: http://www.buddhaland.de/viewt…elle+Wiedergeburt#p307885


    Ich habe dort diese Idee von der "konzeptionellen Wiedergeburt" beschrieben. Problem ist, dass mich diese Idee aber auch nicht befriedigt. Wiedergeburt als Konzept zu sehen ohne daran zu glauben geht wiederum nicht, weil es dann nicht für sich verwendet wird. Am Ende nimmt man nur das, was man für real hält. Als Alternative glaubt man an sie, läuft dann aber Gefahr eine Illusion aufzubauen, die einem die Klarheit des Geistes nimmt. Ich habe so die Vermutung, dass es am besten ist, es so wie Ajahn Buddhadasa zu machen wie in "Anatta und Wiedergeburt" (*) beschrieben: Es gibt keine Wiedergeburt (außer die geistige zu Lebzeiten) und Punkt.


    * http://das-buddhistische-haus.…atta_und_Wiedergeburt.pdf