void:
Zitat
Und weil das Entstehen in Abhängigkeit im Zen so wichtig ist
Hier möchte ich fragen: Ist es das wirklich?
Das verbreitete Verständnis ist ja ein eher logisches. Wenn Nagarjuna sagt, alles sei leer, dann spricht er den Dingen und Wesen zunächst ein Eigen-Sein ab. Existieren tun sie nur in wechselseitiger Abhängigkeit oder bedingt entstanden.
Was geschieht aber nun, wenn so etwas wie "Befreiung" erlangt wird?
Zweifellos bedeutet das nicht, dass ein Mensch nicht mehr in Wechselwirkung mit anderen und den Phänomenen steht.
Aber das wäre ja bloß eine Binsenweisheit.
Von was also wird er befreit?
Es muss doch wohl ein Zustand erlangt werden, in dem "Entstehen in Abhängigkeit [nicht] so wichtig ist."
Ich glaube, dass es im Zen tatsächlich darum geht, zu erkennen, dass es auch kein bedingtes Entstehen gibt. Denn tatsächlich bedingt das, was frei von Eigensein ist, nichts (mehr) im Sinne der Kette des bedingten Entstehens. Was da bedingt bleibt, ist sozusagen Physik, Chemie, Biologie, aber das wird leider meist vermischt mit dem, was gar nicht als bedingt erlebt werden muss. Diese Fakten werden auch nicht "befreit". Es geht im Zen eben nicht um die Aufhebung von Naturwissenschaft, sondern um die Klärung des Geistes. Wichtig ist nicht das Entstehen in Abhängigkeit, sondern dessen Aufhebung, indem man das "Ich" aus der Wechselwirkung herausnimmt. Insofern sagt man dann: "Ich" macht beim Spiel des bedingten Entstehens nicht mehr mit. Wenn es nicht mehr mitmacht, ist auch die Kette des bedingten Entstehens als weitere Illusion durchschaut.
Es ist von daher auch relativ sinnlos, vom Zen-Standpunkt aus bedingtes Entstehen zu lehren und sich damit unnötig aufzuhalten. Das kann man eigentlich nur im Stadium der Grübelei tun. Alles andere, was in diesem Zusammenhang populär gesagt wird, weiß praktisch jeder Mensch von alleine, etwa, dass Ärger und Wut ihm auf den Magen schlagen können, dass Liebeswahn ihm schlaflose Nächte macht usw. Das ist überhaupt kein spezielles buddhistisches Wissen. Das speziell Buddhistische daran scheint mir lediglich zu sein, wie man sein Leben lebt, ohne dass die übliche Kette geistiger Regungen abläuft (mit ggf. somatischen Folgen). Mit anderen Worten: Wie man die Kette bedeutungslos bzw. nicht-existent macht, wie man erkennt, dass auch sie keine Eigen-Natur hat, sondern nur so lange existiert, wie man selbst noch an genau dieser Eigen-Natur festhält. Leere heißt dann eben auch: Bedingtes Entstehen ist (gar) nicht. Es ist nur im getäuschten Zustand.
Das Gleiche gilt auch für die dharani. muke ta somi dudu hapi zack. Gerade von mir erfundenes magisches dharani. Glaub ich dran, macht mein Eigen-Sein dem dharani sein Eigen-Sein, und schon bin ich verstrickt. Weiß ich, dass es keine magischen Formeln gibt, dann gibt es auch keine dharani, und gyate, gyate ... ist nicht wertvoller als muke ta somi .... Auch hier besteht der Fehler darin, dass die Religion - in diesem Fall im zendo - etwas schafft, was von Anfang an leer ist. Warum tut sie das? Es ist das traurige Paradox der Religion, denn irgendwann im Leben wird der Übende mit Schrecken feststellen, dass seine dharani bloß seiner Selbstberuhigung dienten, ein upaya waren, aber nicht im Mindesten die Kraft haben, die er ihnen einst angedacht hatte. Irgendwann muss er auch in dieser Hinsicht aufwachen.