Beiträge von Sudhana im Thema „Frage zum Diamantweg Buddhismus“

    Sôhei:
    Sudhana:


    Von Interesse ist hier - bei der Suche nach einem spirituellen Wegbegleiter - welches Level von Weisheit und Mitgefühl dieser präsentiert.


    Hallo Sudhana,


    und woran lässt sich das deiner Ansicht nach feststellen?


    "Woran" ist die falsche Frage. Das suggeriert objektive Kriterien - die Wahl eines spirituellen Begleiters ist jedoch notwendig etwas Subjektives. Die Wahrnehmung des sich in einer Person (genauer: in seinem Handeln mit Körper, Sprache und Geist) manifestierenden Mitgefühls bzw. der sich manifestierenden Weisheit ist mithin keine objektive, rationale, sondern eine subjektive, intuitive. Das hat mehr mit dem zu tun, der die Wahl trifft (und seiner persönlichen Ausgangssituation) als mit dem, der als Lehrer gewählt wird (oder nicht).


    Sinnvoller ist es also, nach dem "wie" zu fragen. Die Antwort darauf ist: mit Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. Was macht die 'Präsentation' (um bei diesem Bild zu bleiben) mit Dir? Welche psychologischen Reaktionen löst das bei Dir aus? Elke hat uns gesagt, was das mit ihr macht - sie gruselt sich. Jemand Anderes findet das vielleicht lustig. Wieder jemand Anderes hört da eine Stimme, die seinen eigenen unartikulierten Empfindungen und Sichtweisen Ausdruck gibt und empfindet solche Aussagen womöglich als weise und mitfühlend und sogar vorbildlich. Wenn ihm das tatsächlicht hilft, selbst ein Stück weiser und mitfühlender zu werden (oder sich zumindest darum zu bemühen), ist das doch in Ordnung. Ein Anderer findet das vielleicht nur zum Kotzen. Ist auch in Ordnung.


    Welche Geisteshaltung zeigt sich Dir da - darum geht es. Natürlich kannst Du dazu eine Aussage wie die zitierte analysieren und daraufhin abklopfen, ob sie z.B. eine plausible Erklärung (was ein Indiz für Weisheit wäre) für islamistische Terroranschläge gibt oder einfach nur strunzdumm ist. Ist da tatsächlich der Koran dran schuld - oder spielen da nicht doch eher ökonomische und historisch-politische Ursachen und Bedingungen eine entscheidendere Rolle? Es gibt ca. 1,6 Milliarden Muslime - alles (zumindest potentielle) Terroristen? Du kannst eine solche Aussage auch daraufhin analysieren, unter welchen ethischen Prämissen Flüchtlinge aus Ländern mit vorwiegend muslimischer Bevölkerung an den Grenzen abgewiesen werden sollen oder ob Religion ein ethisch vertretbares Selektionskriterium bei der Rettung von Schiffbrüchigen ist bzw. die im Mittelmeer ersaufenden Flüchtlinge ein geeignetes Thema für flapsige Scherze sind. Das wäre der Aspekt Mitgefühl oder ein Anlass, über dana-paramita zu reflektieren. Nur bringt das nicht wirklich etwas. Wer Ole Nydahl irgendwie "gut" findet, der lässt sich durch Vernunftgründe sicherlich nicht davon abbringen.


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    Elke:

    Wie kann man so einen Menschen auch nur ansatzweise ernst nehmen?


    Man sollte jeden Menschen ernst nehmen - auch und gerade, wenn er so etwas sagt. Das heisst natürlich nicht, ihn misszuverstehen, wenn er scherzt. Auch die Art und Weise, wie und worüber jemand scherzt, sagt etwas über ihn aus.


    Von Interesse ist hier - bei der Suche nach einem spirituellen Wegbegleiter - welches Level von Weisheit und Mitgefühl dieser präsentiert. Selbstverständlich hat diese Präsentation zwei Seiten: den Präsentierenden und den Empfangenden. Trotzdem oder gerade deswegen ist genau dies der Ansatzpunkt für die ernsthafte Prüfung eines potentiellen Lehrers oder einer Lehrerin. Man darf und soll sich da nicht von Titeln (wobei der Lama-Titel hier durchaus fragwürdig ist), von Charisma, persönlichem Charme, Redegewandtheit usw. usf. und auch nicht von dummen Geschichten über "crazy wisdom" blenden lassen. Alles dies ist unerheblich. Man darf und soll seinem eigenen Urteil vertrauen: zeigt mir diese Präsentation jemanden, dessen Weisheit und Mitgefühl mir einen Weg zur Weiterentwicklung öffnet? Geht dieser Mensch einen Weg, dem ich folgen möchte?


    Genau das ist der entscheidende Punkt - ob derjenige ansonsten schnelle Autos oder Motorräder fährt, als Hobby Bungee-Jumping betreibt, an Promiskuität nichts auszusetzen findet usw. mag seinen Weg für Viele attraktiv machen, ist aber völlig unerheblich. An all dem ist auch grundsätzlich nichts auszusetzen; jedenfalls nicht bei einem Laien, der zudem - wie Ole Nydahl - offen und ohne Heuchelei (wenn auch vielleicht nicht ganz ohne zu prahlen) damit umgeht. Aber das ist Lifestyle, kein Buddhadharma. Lifestyle ist kein ernstzunehmendes Kriterium für die Wahl eines buddhistischen Lehrers. Nicht, dass beides nicht vereinbar wäre, im Gegenteil (fragt sich nur wie) - aber bei mangelnder Weisheit und mangelndem Mitgefühl ist so etwas nicht einmal Lifestyle-Buddhismus. Es sieht allenfalls so aus.


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    medi1210:

    Mir ging es nur darum dass ich nicht in ne Sekte oder so komme :)


    Dann empfiehlt es sich, beim Besuch den kritischen Verstand nicht an der Garderobe abzugeben und genau darauf zu achten, was da abläuft. Etwas Vorab-Information kann auch nicht schaden, zum Einstieg:
    http://info-buddhismus.de/lama_ole_nydahl.html
    http://www.sueddeutsche.de/mue…g-ohne-tiefgang-1.2703003


    Besonders beliebt ist Ole Nydahl für seine "differenzierten" Äußerungen zum Islam - so zum Beispiel in diesem Ausschnitt aus einem Interview anlässlich des diesjährigen "Deutschlandkurses" vom 23. bis 28. März 2016 in Kassel:

    Zitat

    Frage: Was sagen Sie ihren Schülern zu den Terroranschlägen wie jüngst in Brüssel?


    Ole Nydahl: Ja ich denke das ist ... ja das ist im Koran drin. Das ist alles drin, also das, was man tun soll und ... das alles, also man kriegt einen Befehl von ganz oben, von irgendeinem Allah oder so was einem und dann hört ... dann verstärkt man sich da drin, nicht ... Ungläubige zu töten und alles was da ist und dann am Ende, ja was haben wir dann ... dann haben wir na, dann haben wir Brüssel, nicht? Und Paris und alles ... Großes Problem das wir uns da angehalst haben, nicht?
    Leute hätten einfach nur das Koran sehen, lesen müssen und verstehen müssen, dass das wirklich für uns, als für Alle geltend war ... gegeben wurde. Und dann hätte man vielleicht nicht so viele über die Grenze geholt, nicht? Oder aus dem Wasser geholt sogar (lacht).


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