Beiträge von Doris im Thema „Sutta gesucht für grantige Leute“

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    Yofi hatt ja oben auf einen Beitrag verlinkt, der auf C.G. Jungs Konzept des Schatten eingeht. Der Schatten eines Menschen enthält nach Jung das was dem positiven Selbstbild und dem Bild, das er nach Aussen gibt entgegen steht. Der Schatten ist etwas universelles, weil ja jeder bestimmte , unterdrückte unterbewusste Anteile hat. Und ei Teil der Lösung ergibt sich daraus, das man sich diesem Schatten stellt.


    Du musst wohl immer vermitteln, was? :D


    Klar gibt es das. Aber es muss nicht immer so sein.
    Wenn der gute Yogi ein bisserl genauer gelesen hätte, dann hätte er lesen können, dass ich die Grantelei des Kollegen von Sherab nicht abstossend finde (ich muss das ja auch nicht täglich viele Stunden aushalten), sondern dass ich großen Kummer dahinter vermute. Wäre ich seine Arbeitskollegin, dann würde ich nicht nur das Leiden des Kollegen erkennen, sondern auch mein Arbeitsleben wäre beeinträchtigt. Und das ist wohl nicht nur das Aushalten eines ewig mies gestimmten Kollegen, sondern das bringt unter Garantie Probleme mit der Kommunikation und daher auch Erschwernisse im Arbeitsablauf, daher Mehrarbeit und Stress für alle, bis zur Schädigung des Kundenverhältnisses. Es dient also allen Seiten, sich ein wenig damit zu beschäftigen und sich zu fragen, ob man was dazu beitragen könnte, die Situation zu verbessern.


    Als Mensch greife ich so was vom Standpunkt des Mitmenschen an, versuche also herauszufinden, was ich als Kollegin in meiner Funktion als Kollegin tun kann, um die Situation zu verändern. Ich komme da nicht mit therapeutischen oder religiös-therapeutischen Maßnahmen, sondern nähere mich als Mitmensch. Als Vorgesetzte hätte ich noch ein paar andere Werkzeuge bei der Hand (ich meine jetzt nicht unbedingt bestrafenden Maßnahmen, sondern die Rolle eines Vorgesetzten hat etwas elterliches, ist mit mehr Macht verbunden, weshalb dann z.B. unbefriedigende Arbeitsaufteilungen geändert werden können. Das kann ich als Kollegin ja nicht.)


    Man kann auch im Auge behalten – für den Fall, das liegt alles nur am Arbeitsumfeld –, dass oftmals alte Kränkungen geschehen sind, die sich im Laufe der Jahre verfestigt haben. Z.B. ein Gerücht, das immer noch die Runde macht, ständiges Übergehen bei der Beförderung, Unterforderung, nicht zuletzt Mobbing. Wenn man da nicht ein wenig bohrt, erfährt man das alles nicht und verharrt auch als Außenstehender in dem Glauben, da sei einer einfach "nur" ein Miesmacher und blendet seine Möglichkeiten aus, etwas zu verbessern. Und womöglich auch den eigenen Anteil. Jemanden wegen vermeintlicher Andersartigkeit auszugrenzen, geht ja ganz schnell. Das schaukelt sich dann schon mal hoch.
    Und was wissen wir über das Privatleben des Kollegen? Vielleicht hat er ein echt beschissenes Leben mit ganz großen Schwierigkeiten?


    Selbst wenn man nix ändern kann, so ein bisschen Hintergrundwissen, kann es einem selbst leichter machen, den Frust des Anderen zu ertragen. Außerdem kann es manchmal schon helfen, wenn man merkt, dass man nichts tun kann. Niemand muss von sich meinen, als Buddhist muss einem das alles am Allerwertesten vorbeigehen. Die hohe Kunst alles einfach so zu durchschauen und damit in heiligster Manier umzugehen, erfordert ein paar Tage Übung, und die kann man dann mit einfachen Mitteln der Mitmenschlichkeit überbrücken. Ich erhebe keine Einwände, wenn Menschen sich üben, herumtastend nach Lösungen suchen und dabei im Nebel herumstochern. Das finde ich sympathischer als vor lauter Angst vor einem Helfersyndrom nichts zu tun und sich der edlen Gleichgültigkeit anheimzugeben.


    Aber natürlich, man muss auch gar nichts tun und kann die Person einfach sich selbst überlassen.

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    Die Art, wie hier auf meine Bemerkung reagiert wird, ist auch wieder eine Aussage über euere persönlichen Probleme, denn was man bei den anderen mit Vehemenz bekämpft oder einem missfällt, ist immer ein Teil von einem selbst, das man bemüht ist zu verdrängen. Darum ist es besser an den eigenen Problemen als an denen der anderen Leute zu arbeiten.


    Was meinst Du denn für eine Art zu erkennen?

    Ja, ich empfinde diesbezüglich keinen Neid.
    Diese mythischen Figuren, von denen Du schreibst, langweilen mich. Weder sehe ich mir solche Filme an, noch verspüre ich ein Bedürfnis nach ihnen. Ich mag die "langweiligen Helden". Die Figuren, die ihr kleines Leben mit Hoch und Tief bewältigen oder auch daran scheitern. Jemand, der nicht in der Lage ist, seine Frustrationen und Emotionen in den Griff zu bekommen, der sie einfach auslebt, ist keine Identifikationsfigur für mich, weil ich das Leid dahinter ahne.
    Was meine persönliche Erfahrung anbelangt:
    Alles einfach auszuleben, die Sau raus zu lassen, bewirkt keine Befriedigung über den Moment hinaus. Nicht einmal in dem Moment, denn das raubt unheimlich viel Energie. Runterkommen hingegen, also Entspannung, ist viel angenehmer und eine bessere Ausgangsbasis für die Lösung von Konflikten. Da ich das so erfahre, wie könnte ich dann neidisch sein? Abgesehen von den Schwierigkeiten, die das langfristig mit sich bringt. Wahrscheinlich gehörte ich zu den Kindern, die das Überraschungsei nicht vorzeitig geöffnet hätten :grinsen:



    Außerdem sehe ich eine Tendenz Hilfsbereitschaft allgemein zu diskreditieren.

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    Ja, das kann man immer tun. Ist vielleicht auch der risikoloseste. Ich muss ihm die Sabbavasa-Sutta mit meinen Worten in Ultra-Kurzform erklären. Vielleicht bringt ihn das auf die Spur, dass er in einer Wolke aus negativem Denken drinsteckt, die sich irgendwie aus der Vergangenheit aufgebaut hat durch falsche Wahrnehmung, etc.


    Um es mit Maulwurfn zu sagen: "Ne ne ne ne ne!"
    Keine Belehrung. Einfach fragen, was los ist. Sprich mit ihm von Mensch zu Mensch.
    Und wenn Du das nicht kannst, dann lass ihn in Ruhe.

    fotost:


    Was machst Du mit Leuten, die sich unter keinen Umständen integrieren können, sondern von allen anderen verlangen, daß sie sich in ihre Denkmuster zu integrieren haben?


    Gottes Herz hat viele Zimmer …
    Schau mer moi, dann seng ma scho.*






    *(Neiiiiiin, das ist kein Beckenbauer-Zitat)

    Liebe Monika,


    ich schreibe ja nicht, dass alle Norddeutschen so seien. Ich schränke das auf diejenigen ein, die sich so verhalten. Das hast Du wohl überlesen.


    Aber auch wenn meine kleine Betrachtung bajuwarischer Umgangsformen mit einem Augenzwinkern geschrieben ist (ohne den Wahrheitskern zu leugnen), so ist es in der Tat so, dass wir offensichtlich sprachlich als Bajuwaren identifizierbar Seienden, von unseren norddeutschen Landsleuten sehr gerne belächelt werden. In der Schule werden die Kinder, die Dialekt sprechen von den "Hochdeutsch" Sprechenden ausgelacht und für dumm erachtet. Leider pflegen auch einige Erwachsene diese Unart. Ich habe das im Berufsleben schon oft erlebt. Gott sei Dank, arbeite ich hauptsächlich für ein Unternehmen, dass sich dem Regionalen verpflichtet hat, so dass mir derlei Dummheiten nicht mehr begegnen. Und bei den anderen Firmen wird die Verwurzelung der Einzelnen auch nicht verachtet.


    Daher mein Appell an die Zugezogenen: Lernt die Sprache der Einheimischen, macht Euch mit deren Sitten und Gebräuchen vertraut. Integriert Euch! :grinsen:


    Ende OT


    Zurück zum Thema …
    Nicht alles was als Grantelei erscheint, ist Grantelei. Das sollte man erst mal unterscheiden lernen.
    Dann finde ich es gut, nachzufragen, was denn eigentlich los ist.
    Mit religiösen Texten die Leute verschonen. Nachfragen ist Mitgefühl, nicht Bibeltexte, Koranausgaben und Sutren an Leute verschenken, die damit nichts verbindet. Selbst will so was nicht mal von Buddhisten bekommen, wenn mich der Schuh drückt. Ich will Menschlichkeit und Zuwendung, kein Papier.

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    Einen Kollegen kann man nur auf etwas hinweisen, wenn man sich schon als überlegen ansieht. Man ist ja kein Freund.


    Dazu muss man kein Freund sein. Das ist normales menschliches Miteinander. Ständiges Granteln ist schließlich auch der Umwelt abträglich und beeinträchtigt die Kollegen. Anders als wie im Freundes- und Bekanntenkreis kann man dem Grantler nicht aus dem Weg gehen. Ein Grantler hat kein Recht darauf, seine Missstimmungen permanent auszuleben und von anderen einzufordern, dass sie ihn ertragen müssen.


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    Vermutest du. Seine Unzufriedenheit kann ja auch mit dem Job zusammenhängen. Oder mit dem Charakter. Die Wiener z.B. sind immer grantig.
    Du kannst einen anderen Menschen nicht ändern. Du kannst nur die Umgebung sein, die eine Veränderung von selbst herbeiführt. Es macht also Sinn, dabei zu bleiben und zu verstehen.


    Deshalb fragen. Das kann z.B. auch der Abteilungsleiter machen, der das mitbekommt und sieht, wie das Betriebsklima darunter leidet.
    Man kann sehr wohl dazu beitragen, das Verhalten eines Anderen zu verändern. Wir sind soziale Wesen und reagieren aufeinander. Ich kann nur nicht davon ausgehen, dass es immer klappt, schon gar nicht, wie ich mir es vorstelle. Außerdem muss Unzufriedenheit keine Charaktereigenschaft sein, die unveränderbar ist.


    Wiener sind nicht immer grantig. Das ist ebenso ein Gerücht wie der Grant der Münchner. Wir Münchner sind nur nicht so blumig und sentimental. Wir sagen " I mog di" und nicht "Ich liebe Dich". Das I-mog-di ist jedoch viel tiefschichtiger, weil darin auch die Zeit nach dem Verliebtsein enthalten ist, die Freundschaft, die Achtung, der Respekt. Es ist universell. Und wer das sagt, der meint es wirklich ernst. Daher sagen wir das nicht oft, die Wiederholung ist nicht nötig, da darin die Ewigkeit schon enthalten ist.
    Grantler werden bei uns als solche benannt. Das zeigt, wir wissen was das bedeutet. Und das, was andere als Grantln betrachten, ist für uns eben kein Grantln, sondern die Neigung zur Untertreibung und der Komprimierung sprachlicher Laute auf ein Mindestmaß. Unsere Vorfahren waren ein Volk schwerarbeitender Bauern, die brauchten ihren Atem für die Arbeit, nicht zum Säuseln.
    Was uns allerdings nervt und wo wir ruppig werden ist, wenn ein Norddeutscher uns hochmütig kommt und uns wie Hinterwäldler behandelt. Da neigen wir dazu unsere Reduzierung auf das Nötigste ins Extrem zu steigern, weil wir um die Verwirrung des norddeutschen Gegenübers wissen. Wir bestätigen quasi dessen Vorurteil, um unsere tiefe Verachtung auszudrücken. Wir lassen ihn mit seinem Vorurteil allein, wir verweigern jegliche Annäherung durch Verständigung. In dieser Fremde bleibt der Fremde immer fremd.

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    Du hast ja offenkundig eine Aversion (Geistesgift) gegen diesen Menschen. Und möchtest die Ursache, die du nicht in dir selbst erkennen kannst, abstellen, d.h. du suchst also nach einem Gegenmittel.


    Es könnte doch auch sein, dass man Mitleid mit jemandem empfindet, der sich so verhält, dass es niemand mehr mit ihm aushält und er so vereinsamt?
    Den Menschen darauf hinzuweisen, was er sich und anderen antut, finde ich nicht verkehrt. Man kann ja schon mal seines Bruders Hüter sein.


    Ich vermute, dass jemand, der so grantig ist, sehr unzufrieden ist und nach etwas sucht, das er noch nicht gefunden hat. Manchmal, so meine Erfahrung, hilft es die erlösende Frage zu stellen: "oeheim, waz wirret di".