Beiträge von Sudhana im Thema „Larung Gar“

    Axel:

    Ich mag nicht wieder den ganzen thread lesen, aber wurden die offiziellen Erklärungen (Hygiene, Brandschutz, Erdbebengefahr) nicht hier schon erwähnt?


    Auch diese Informationen stammen von diversen 'Unterstützerseiten'. Ohne Verlinkung der Originalquellen oder auch nur direkte Zitate. Was und wieviel da ggf. 'gefiltert' wurde, ist nicht überprüfbar.


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    Useless: zu dieser Larung-Gar-Geschichte kenne ich leider keine Propaganda der Regierungsseite, der ich theoretisch aufsitzen könnte (wenn denn die Seite der chinesischen Regierung nun tatsächlich meine "Lieblingsseite") wäre. Für Hinweise auf offizielle Stellungnahmen der chinesischen Regierung zu Larung Gar wäre ich dankbar - Ich versichere, die genauso aufmerksam und kritisch zu lesen, wie die Propaganda der Free-Tibet-Unterstützerszene und mir meine Gedanken darüber zu machen. Ich vermute allerdings, dass es da so etwas wie eine Presseerklärung o.ä. nicht gibt. Einfach schon um den Eindruck zu vermeiden, die chinesische Regierung sähe sich in irgendeiner Weise verpflichtet, diese Maßnahme gegenüber dem Ausland zu rechtfertigen.


    http://www.swr.de/swr2/program…=660374/mizzdy/index.html
    Heute morgen im Radio gelaufen - bemerkenswert differenzierte Radioreportage. Zwar nicht über Larung Gar, im letzten Drittel der Sendung wird hingegen speziell die Situation der Christen in Wenzhou und Umgebung angesprochen. Mehr background dazu gibt dieser knapp 10 Monate alte Artikel der New York Times: https://www.nytimes.com/2016/0…stians-zhejiang.html?_r=0. Wie man sieht, wird auch dort von staatlicher Seite mit dem Instrument des Baurechts agiert.


    In Reportage und insbesondere dem NYT-Artikel wird auch das dialektische Dilemma der KPCh deutlich - man will religiöse Gruppen unter enger Kontrolle halten, man ist sich jedoch bewusst, dass zu starke Pressionen zur Bildung von 'Untergrundkirchen' führen (insbesondere die Katholiken stellen diesbezüglich ein Problem dar), die sich der staatlichen Kontrolle völlig zu entziehen suchen.


    Genau hier liegt auch der zentrale Konfliktherd - insbesondere, wenn der Versuch, sich der staatlichen Kontrolle zu entziehen mit einer sichtbaren 'Besetzung' des öffentlichen Raums verbunden ist - sei es nun durch 'Duftmarken' in Gestalt von Kreuzen auf Kirchen (oder von Minaretten) oder durch wild wuchernde Siedlungen um eine buddhistische Akademie herum - sowie vor allem mit vermeintlicher oder tatsächlicher ausländischer Einflussnahme gekoppelt ist. (btw - so viel anders ist das hierzulande auch nicht, gerade in jüngerer Zeit) Da sieht die Partei dann unmissverständlich die Machtfrage gestellt - und in China ist man da (nicht nur seitens der Kommunisten) seit dem Trauma der Opiumkriege extrem empfindlich. Bei Christen hat man da besonderes Augenmerk auf deren Beziehungen zum Vatikan (Katholiken) bzw. zu us-amerikanischen evangelikalen Organisationen, bei Muslimen auf Verbindungen zu zentralasiatischen Islamisten (in Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan) und bei tibetischen Buddhisten sind natürlich Verbindungen zur Exilregierung in Indien der neuralgische Punkt - wie bei den Unruhen 2008.


    Bei Larung Gar ist dies freilich auf einem deutlich niedrigeren Level. Darauf deutet jedenfalls hin, dass in den (durchweg regierungskritischen) Quellen nirgendwo von Verhaftungen die Rede ist. Bei einer politisch verdächtigen connection zu staatsgefährdenden (oder in dieser Hinsicht verdächtigen) Bestrebungen sähe das mit Sicherheit anders aus. Offensichtlich hat man sich seitens Larung Gar nicht an die zuletzt 2001 staatlich unmissverständlich vorgebenen und durchgesetzten Größenbeschränkungen gehalten. Dass dies die staatliche Seite (konkret die KPCh) als Herausforderung versteht und nun deutlich zeigt, wer da das Sagen hat, kann niemanden überraschen, der die chinesischen politischen Verhältnisse einigermaßen kennt. Ob da nun - in diesem konkreten Fall - der Versuch einer Einflussnahme aus dem Ausland für die Betroffenen tatsächlich hilfreich oder nicht eher kontraproduktiv ist - darüber könnte man auch einmal nachdenken. Wobei ich mit 'Betroffene' die meine, die in den nun abgerissenen Slums rund um die schönen Tempel gehaust haben und nach Hause geschickt wurden





    - nicht deren Betreiber. Die Tempel und Lehrinstitute werden ja nicht abgerissen. Und wenn man in die etwas weniger Geld und dafür mehr in die Unterkünfte und deren Infrastruktur investiert hätte, sähe die Lage vielleicht auch da etwas anders aus.


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    kilaya:

    Wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es v.a. einige sehr reiche chinesische Gönner...


    Spiritueller Materialismus (Chögyam Trungpa). Zitat aus dem von mir verlinkten Artikel im Copenhagen Journal of Asian Studies:

    Zitat

    From the survey, we can see a utilitarian tendency in the Han Chinese religious belief. The largest portion (51.6 percent) of believers turned to religion out of a hope that the divine would bring them material benefits. Specifically, 36 percent sought prosperity, 9.4 percent wanted material well-being, 6.2 percent hoped to obtain medical cure or relief through their religious beliefs. That is to say, the Han Buddhists and Daoists accept religion hoping that supernatural forces would bring them material benefits in their mortal lives.


    Da investiert man dann gerne. In Tempel und buddhistische Akademien. Da gibt es mehr Rendite als bei Spenden an NGOs.


    Der Artikel ist von 2003, entsprechend sind die Zahlen veraltet. Man kann jedoch annehmen, dass sich der vor 15 Jahren festgestellte Trend fortgesetzt hat.


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    void:

    Wahrscheinlich sind es also subtile Grenzen, inwieweit man innerhalb des Apparats bleibt und wo man Grenzen ueberschreitet. ein Schritt zu weit von Panchen zu Dalai und auf einmal werden Bauvorschriften wichtig?


    So sehr subtil sind diese Grenzen gar nicht - wobei man die Larung Gar ja schon 2001 sehr deutlich aufgezeigt hatte. Ansonsten sind Larung Gar und Yarchen Gar ja Nyingma-Einrichtungen. Gelug-Schulungszentren (zwangsläufig der Nähe zu Dalai Lama verdächtig) hätte man wahrscheinlich gar nicht erst so groß werden lassen. Im Wesentlichen richtet sich die KPCh nach dem, was Mao Zedong vor (morgen genau) 60 Jahren so formuliert hat:

    Zitat

    Wir sind für Freiheit unter Führung und Demokratie unter zentralisierter Leitung. In keinem Sinne ist dies so auszulegen, dass Probleme der Ideologie und Fragen der Unterscheidung von richtig und falsch im Volk durch Zwangsmaßnahmen gelöst werden können. Jeder Versuch, ideologische Probleme oder Angelegenheiten von richtig und falsch durch die Methode administrativer Anordnungen oder die Methode von Zwangsmaßnahmen zu lösen ist nicht nur ineffektiv, sondern auch schädlich. Wir können Religion nicht durch administrative Anordnungen abschaffen noch können wir Menschen zwingen, nicht an Religionen zu glauben. Wir können Menschen nicht zwingen, den Idealismus aufzugeben noch können wir Menschen zwingen, sich dem Marxismus zuzuwenden. Alle Fragen ideologischer Natur und alle im Volk zur Debatte stehenden Angelegenheiten können nur durch eine demokratische Methode gelöst werden, die Methode der Diskussion, der Kritik, der Überredung und Erziehung, sie können nicht durch die Methode des Zwangs oder der Repression gelöst werden.
    (Über die korrekte Behandlung von Widersprüchen im Volk, 27.02.1957)


    - wobei man die in China angewandte "demokratische Methode" speziell "der Überredung und Erziehung" hierzulande zweifellos eher als "Methode des Zwangs oder der Repression" bezeichnen würde, wie auch das Verständnis Maos von "Demokratie" (einer zentral geleiteten) hierzulande wohl kaum mehrheitsfähig wäre. Da gibt es - so schön sich das liest - sehr unterschiedliche Maßstäbe zu beachten, wo "Überredung und Erziehung" aufhören und "Zwang oder Repression" anfangen. So viel als caveat.


    Die Grenze liegt da, wo die Partei die Machtfrage gestellt sieht - und da ist sie sehr empfindlich und ohne jede Langmut und Geduld. Im Allgemeinen haben sich Chinas (Han-chinesische) Buddhisten ganz gut mit diesen Grenzen und einer Politik der strikten Überwachung und Gängelung hinsichtlich Einhaltung dieser Grenzen abgefunden. Da gibt es auch eine sehr lange Tradition bedingungsloser Regierungshörigkeit (mit der bemerkenswerten Ausnahme des Weißen Lotus). Sehr viel empfindlicher reagiert die Partei auf tatsächliche oder vermeintliche Grenzüberschreitungen hinsichtlich des tibetischen Klerus, den sie ja als politische Macht gestürzt und abgelöst hat - und wo es zweifellos auch eine revisionistische Strömung gibt. Mao Zedongs "demokratische Methode" ist selbstverständlich nicht die Methode der Wahl bei der Auseinandersetzung mit "Konterrevolutionären" oder denen, die als solche verdächtigt werden - daran hat er nie einen Zweifel gelassen. Das, was die aus Larung Gar in Sammellager verbrachten Studierenden derzeit erfahren, ist Maos "demokratische Methode". Ein Monat "Überredung und Erziehung", bevor sie nach Hause geschickt werden.


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    void:

    Ich sehe, dass der Autor kein Journalist sondern eine indischer Geheimdienstmensch (
    https://ccasindia.org/staffdet.php?sid=1 ist.


    In der Fußzeile des Artikels wird auch deutlich gemacht, dass Ranade dort als Gastautor schreibt. Der Sunday Guardian hat den Artikel übrigens nicht unter "News" sondern unter "Opinion" veröffentlicht, während er auf der Webseite der tibetischen Exilregierung nicht ganz korrekt unter 'News from other sites' steht. Deutliche Trennung zwischen 'Nachrichten' und 'Meinung / Kommentar' ist ein wichtiger journalistischer Grundsatz, den zumindest der Sunday Guardian da eingehalten hat.

    void:

    Nach dem was du sagst, sind seine Darstellungen irreführend bis falsch.


    Eher irreführend. Desinformation funktioniert am besten, wenn man sich platte Lügen verkneift. Im Laufe des Artikels wird dann ja etwas deutlicher, dass das Papier mit der Aufforderung nicht vom Buddhistischen Dachverband Chinas stammt, sondern lediglich von einem Provinzunterverband. "Reportedly" auf Aufforderung der der SARA unterstehenden Provinzbehörde verfasst. "Reportedly" heisst konkret ohne Quellenangabe (von zwei unabhängigen Quellen ganz zu schweigen) - und sonderlich sinnvoll ist diese Darstellung auch nicht, weil die buddhistischen Dachverbände lediglich administrative Befugnisse hinsichtlich ihrer Mitglieder haben und keine "illegale" buddhistische Missionierung (d.h. von Personen und Organisationen, die der BAC oder einem ihrer Unterverbände nicht angehören) unterbinden sondern allenfalls anzeigen können. Die SARA und ihre Provinzunterbehörden hingegen können das sehr wohl. Und die haben dafür auch schon eine rechtliche Grundlage - auch das wird deutlich, wenn man den Artikel aufmerksam liest.


    In China haben fünf anerkannte religiöse Körperschaften das Recht, Anhänger zu werben und religiös zu betreuen. Neben der Buddhist Association of China (BAC) die Chinese Taoist Association, die Islamic Association of China, das Three-Self Patriotic Movement und die Chinese Patriotic Catholic Association. Öffentliche religiöse Aktivitäten (insbesondere z.B. Lehrveranstaltungen) müssen im Rahmen dieser Organisationen stattfinden, sonst sind sie nach chinesischem Recht illegal. Offensichtlich gab es in letzter Zeit Veranstaltungen tibetischer Buddhisten in Zhejiang, die ohne Abstimmung mit dem dortigen Provinzverband der BAC oder auch von Nichtmitgliedern der BAC abgehalten wurden. Was die Zhejiang Buddhist Association fordert, ist keine Änderung bzw. Verschärfung der Rechtslage, sondern lediglich die Durchsetzung der geltenden gesetzlichen Bestimmungen. Für die, wie schon gesagt, die örtliche SARA-Behörde zuständig ist. Ich würde mal sagen, bei näherem Hinsehen entpuppt sich die "Nachricht" als einer der paar tausend Reissäcke, die China täglich umfallen.


    Falls in anderer Hinsicht Unklarheiten bestehen sollten - ich bin alles andere als ein Befürworter von Chinas staatlich gelenkter Religionspolitik oder Religionspolitik überhaupt. Ich lasse mich nur ungern von Propagandisten gleich welcher Couleur für dumm verkaufen und/oder aufhetzen. Auch nicht von solchen, die unter dem Label 'Buddhismus' daher kommen. Es ist völlig in Ordnung, wenn sich in China Buddhisten oder Katholiken oder Muslime gewaltfrei gegen staatliche Restriktionen wehren und auch, wenn sie dafür internationale Unterstützung suchen. Dann sollte man allerdings auch die Sachlage so schildern, wie sie ist - was man in China nicht darf und was man dort darf. Und nicht so tun, als gäbe es da religiöse Verfolgungen wie zur Zeit der Kulturrevolution.


    Übrigens: ich hatte vor einer Weile mal Anlass, mich mit der für Europäer etwas undurchsichtigen Sachlage zu beschäftigen. Konkret, weil ein paar Funktionäre eines regionalen Unterverbandes der Zhejiang Buddhist Association mal eine Europareise unternehmen wollten. Dazu war allerdings zur Vorlage bei den chinesischen Behörden eine offizielle Einladung aus dem Land, das man besuchen wollte, erforderlich. Da schaut man sich erst einmal genau an, wer da eingeladen werden möchte und warum. Die erbetene Einladung wurde übrigens nicht ausgesprochen.


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    Morpho:

    Der Chinesen scheinen dir näher zu stehen als die Tibeter und Ideologie näher als Religion.


    Was Dir so alles scheint ...


    Zitat

    Zugleich Käufer und Verkäufer ist der alte Zuigan. Er hat viele Götter- und Teufelspuppen, mit denen er Theater spielt. Was solls? Passt auf! Einer ruft, einer antwortet, einer bleibt wach. Einer lässt sich vom anderen nicht täuschen. Bleibt ihr aber dort stecken, seid ihr im Irrgarten. Würdet ihr Zuigan nachzuahmen versuchen, hättet ihr nur die Einsicht eines Fuchses.


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    void:

    Ich denke, dass was diese Institute für die Obrigkeit so gefährlich macht


    Denkst Du allen Ernstes, die sind gefährlich? Wenn die tatsächlich unter Verdacht stünden, tibetischen Separatismus zu fördern, dann ginge es da noch ganz anders zu. Dann kämen da keine Bagger sondern Panzer zum Abbruch. Dass unter den Studierenden jede Menge Spitzel sind, die der "Obrigkeit" ein genaues Bild von möglichen Gefahren geben, davon kannst du ausgehen.

    void:

    Wenn man eine Ausbreitung des Buddhismus in China verhindern will


    Wenn "man" eine Ausbreitung des Buddhismus in China verhindern will, warum werden dann seit den 80ern die Beschränkungen, denen religiöse Gemeinschaften bis dahin unterlegen haben, mehr und mehr gelockert? Die Regierung sieht den Trend zur Religion gar nicht ungern. Tibetischer Buddhismus ist wegen der Nähe zum tibetischen Separatismus nicht sonderlich geschätzt, das ist wahr. Aber das ist eine quantité négligable. Nach offiziellen Zahlen (von 2003) gibt es unter den Han-Chinesen 90,5 Millionen Mahayana-Buddhisten (nach inoffiziellen sind es eher 130 Millionen), hinzu kommen in Yünnan noch ca. 1,5 Millionen Theravada-Buddhisten. Anhänger des tibetischen Buddhismus hingegen: 7,6 Millionen. Daran ändern auch 500 Lehrer aus Larung Gar nicht viel ...


    Etwas background: ej.lib.cbs.dk/index.php/cjas/article/download/19/18
    (PDF, geht nicht als Link - kopieren und in Adresszeile einfügen)
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    void:

    Diese Tibet Seite zitiert den Artikel "China’s Communist Party is worried about rise of Buddhism"


    (By JAYADEVA RANADE | Sunday Guardian Live, 28 January, 2017)


    [list]Buddhist Association of China issued a directive calling for the prevention and restriction of ‘illegal’ propagation of Tibetan Buddhism in Zhejiang province.
    [...]
    Nach dem Artikel wurde die Verbreitung des tibetischen Buddhismus in der Provinz
    Zhejiang ( die ziemlich weit von Tibet entfernt ist) sogar untersagt.


    Vergleiche Deine Aussage noch einmal mit dem, was da tatsächlich steht. Die 'Buddhist Association of China' ist "calling for". Das heisst die fordern so etwas.


    Der Autor sollte sich sein Lehrgeld als Journalist zurückgeben lassen. Gefordert hat das nämlich nicht die Buddhist Association of China - und ich bin mir ziemlich sicher, dass die 'Central Tibetan Administration', die den Artikel auf ihrer Webseite verbreitet, das auch genau weiss. Tatsächlich war es eine lokale Unterorganisationder BAC, nämlich (wenig überraschend) die Zhejiang Buddhist Association. Das Originaldokument findet man hier abgebildet. Dort ist dann auch von "a provincial unit of the Buddhist Association of China (BAC)" die Rede. Dass es die von Zhejiang ist, geht aus dem Briefkopf hervor.


    Zhejiang ist (insbesondere mit Tiantai Shan und Putuo Shan) eine wichtige Region des chinesischen Buddhismus - was de facto heisst, dass Buddhismus dort in der Tourismusindustrie eine wichtige Rolle spielt. Die Zhejiang Buddhist Association hätte den Markt für Buddhismus dort gerne für sich alleine und möchte keine Konkurrenz. Ob sich die Buddhist Association of China (in der natürlich auch tibetische Buddhisten vertreten sind) sich diese Forderung zu eigen macht, ist eine ganz andere Frage. Ob dann die Forderung auch umgesetzt wird, ist noch eine ganz andere Frage - dafür wäre nämlich ggf. nicht die BAC zuständig, sondern das staatliche Amt für religiöse Angelegenheiten (SARA). Um es auf eine Kurzformel zu bringen: Die BAC ist Befehlsempfänger der SARA und nicht umgekehrt. Medienkompetenz ...


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    void:

    Ich habe folgenden
    http://www.smh.com.au/world/li…ment-20151015-gkal4b.html Bericht gefunden.


    Danke für den Link. Das gibt dem romantischen Bild wenigstens ein bißchen Hintergrund, auch wenn es wünschenswert gewesen wäre, wenn der Autor / Photograph hinsichtlich des journalistischen Grundsatzes 'follow the money' noch ein wenig beharrlicher gewesen wäre. Aber es ist halt 'nur' eine Reisereportage, dafür ist das schon recht ordentlich.


    Vom Autor gibt es noch mehr Photos, wobei leider nicht immer erkennbar ist, ob sie aus Larung Gar oder Yarchen Gar stammen. Groß scheinen die Unterschiede zwischen beiden Orten nicht zu sein - was dann die Frage nahelegt, warum es am einen Ort zu Abrissaktionen kommt, am anderen nicht. Da könnte man dann spekulieren, ob das möglicherweise an unterschiedlichen politischen Beziehungen (oder 'Gewinnbeteiligungen') liegt. Yarchen Gar hat sogar einen Internetauftritt - interessanterweise auf Chinesisch. Eine englische Version war oder ist wohl vorgesehen (der Link ist tot), eine tibetische offensichtlich nicht ...


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    Martin (Dhammavaro):

    In Burma und Thailand wird derzeit viel abgerissen. In diesen Ländern wird gerne ohne Genehmigung gebaut.


    So wie auch in der Umgebung Larung Gars. Nur werden daraus keine Kampagnen in westlichen Medien gemacht. Und - nur falls es da tatsächlich ein Missverständnis gegeben habe sollte - ich hielte das auch für ziemlich überflüssig.

    Samten:

    also ich kann auf den Bildern nur solide Häuser aus Stein gebaut sehen, nix Slum-ähnliches... aber vllt. seh ich auch nur nich gut.


    RFA ist ein us-amerikanischer Regierungssender, dessen Aufgabe es ist, Propaganda speziell für Ost- und Südostasien zu produzieren und zu senden. Das wirkt sich möglicherweise (auch) auf die auf deren Webseite veröffentlichten Bilder aus. Es war hier ja auch schon eine Reportage des ARD-Weltspiegel verlinkt worden, wo man stellenweise die soliden Häuser aus Stein etwas näher sieht:
    http://reportage.daserste.de/l…-buddhismus-moenche#31553
    http://reportage.daserste.de/l…-buddhismus-moenche#31564
    http://reportage.daserste.de/l…-buddhismus-moenche#31568
    Wenn man sich die Bilder von den Abrissarbeiten hier, hier und hier (Quelle: Tibet Initiative Deutschland e.V.) anschaut, hat man auch nicht den Eindruck, da würden "solide Häuser aus Stein" abgerissen. Zumindest ich nicht.

    pamokkha:

    Ich weiß ja nicht, ist Tibet-Propaganda so viel besser als chinesische.


    Das ist zumindest für mich der entscheidende Punkt bei dem Thema hier. Mir geht es um Medienkompetenz; darum, wie wir mit Informationen umgehen und welche Informationen wir als zuverlässig einschätzen. Vor allem, welche Trigger da bedient werden. Ist eine Übung in Achtsamkeit.

    Morpho:

    Was Auskünfte staatlicherseits oder Auskünfte der Unterstützer, betrifft, so wissen wir hier nicht, was korrekt ist und was nicht.


    Das ist richtig. In diesem speziellen Fall ist es so, dass es "Auskünfte staatlicherseits" in für uns zugänglicher Form mW gar nicht gibt bzw. dass wir sie nur indirekt aus "Auskünften der Unterstützer" und entsprechend gefiltert beziehen. Mir liegen keine anderen Quellen vor als Anderen hier - im wesentlichen der US-Propagandasender RFA und die Tibet Initiative Deutschland e.V.. Um so wichtiger ist es, diese Quellen genau zu lesen - und nicht zuletzt auch ein Augenmerk darauf zu haben, was dort nicht gesagt wird.


    Was sich jedenfalls selbst diesen alles andere als unparteiischen Quellen entnehmen lässt, ist u.a.:
    1. Es kann gar keine Rede davon sein, dass Larung Gar zerstört wird. Das buddhistische Lehrinstitut dieses Namens ist von den Abrissmaßnahmen nicht betroffen, sondern vielmehr etwa die Hälfte der schwarz errichteten Hütten in dessen Umgebung, in denen an diesem Institut Studierende wohnen.
    2. Die Behörden machen dem Institut zur Auflage, die Zahl der dort Studierenden von ca. 10.000 auf 5.000 zu reduzieren. Die Bewohner der abgerissenen Hütten werden zunächst für ca. 1 Monat in einem von 2 Sammellagern untergebracht, wo sie an einer politischen Schulung teilnehmen müssen, bevor sie in ihre Heimatorte zurückkehren müssen. Diese Darstellung ist durchaus glaubwürdig - in China gibt es kein verfassungsmäßig garantiertes Recht auf Freizügigkeit, sondern eine Residenzpflicht (das sog. Hukou-System), die allerdings nicht immer konsequent durchgesetzt wird (z.B. nicht, wo ein Bedarf an Wanderarbeitern besteht). Diese Residenzpflicht gilt natürlich für alle Bürger der VR, nicht nur Tibeter oder Buddhisten. Selbstredend ist diese "Vertreibung" keine "Zwangsentrobung" - so etwas kann nur der Sangha gemäß dem Vinaya vornehmen.


    Persönlich wäre ich durchaus an etwas umfassenderen Informationen über Larung Gar interessiert, die sich in den Medienberichten leider nicht finden. Vielleicht weiss hier ja jemand genauer Bescheid. So würde mich beispielsweise interessieren, wie sich Larung Gar finanziert - von den Gebäuden mal abgesehen, kostet die Organisation und Aufrechterhaltung eines Lehrbetriebes mit 10.000 Studierenden einiges. Gibt es Studiengebühren? Wenn ja, wer zahlt die? Wie werden die 10.000 Studierenden eigentlich verpflegt? Der Landkreis Sertar (Larung Gar ist von der Stadt Sertar ca. 15 km entfernt) hat nach dem Zensus von 2010 gerade mal 58.606 Einwohner - der (sehr ländliche) Landkreis, in dem ich lebe, hat dreimal so viel Einwohner - und das auf nicht einmal einem Zehntel der Fläche. Vom Betteln leben die Studierenden wohl eher nicht. Allein, wie die logistischen Probleme der Ernährung dort gelöst werden, wäre interessant - aber anscheinend nur für mich.


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    [irony]Erstaunlicherweise[/irony] finde ich nirgendwo Online-Petitionen, Demonstrations- und Spendenaufrufe oder doch wenigstens alarmierende Reportagen in den Medien über das, was gleichzeitig in Myanmar passiert. Insgesamt werden dort nach Ankündigung der Regierung (konkret: laut Myint Win Zaw, Direktor der Ministeriums für Kultur und religiöse Angelegenheiten, in einem Interview mit RFA am 04.08.2016) 259(!) buddhistische Klöster abgerissen. Sie wurden ohne Genehmigung staatlicher oder regionaler Behörden auf öffentlichem Land errichtet.


    Nun werden in Larung Gar ja keine Tempel oder gar die 1980 gegründete Akademie abgerissen - es geht um einen Teil der Unterkünfte der dort studierenden Mönche und Nonnen. Die Ansiedlungen an den Berghängen sehen zwar recht pittoresk aus, de facto sind es Elendsviertel. Die Lebensumstände in einer brasilianischen Favela oder südafrikanischen Township sind vergleichsweise komfortabel. Die Hütten haben kein fließendes Wasser, keine Toiletten (es gibt Gemeinschaftslatrinen) oder Waschgelegenheiten und vor allem keine Heizung (bei Wintertemperaturen bis - 30° C). Die hygienisch / gesundheitlichen Probleme liegen auf der Hand, desgleichen die des Brandschutzes, da überdies die meisten Hütten nur über Fußpfade erreichbar sind. So brannten im Oktober 2014 ca. 100 Hütten ab, bevor das Feuer unter Kontrolle gebracht werden konnte. Es war in einer Nonnenunterkunft ausgebrochen - ob die Ursache eine Butterlampe oder eine defekte Stromleitung war, ist unklar. Man kann natürlich sagen, die Bewohner wollen das nicht anders haben. Aber man kann - auch und gerade hierzulande - nicht einfach bauen, wo und wie man will. Nicht einmal auf Privatgelände. Die Wohnunterkünfte sollen übrigens nicht komplett abgerissen werden, sie sollen reduziert werden auf Unterkünfte für 2500 Nonnen und 1500 Mönche.


    Inwieweit das nun "Zerstörung der tibetischen Kultur" ist, mag jeder für sich beurteilen. Übrigens gehört der Autonome Bezirk Garzê zwar zum tibetischen Kulturkreis (von ca. 900.000 Bewohnern des sehr dünnbesiedelten Gebietes sind knapp 80% ethnische Tibeter), aber schon seit 1728 zur chinesischen Provinz Sichuan (in der ethnische Tibeter ca. 1,5% der Bevölkerung ausmachen).


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