Martin (Dhammavaro):
In Burma und Thailand wird derzeit viel abgerissen. In diesen Ländern wird gerne ohne Genehmigung gebaut.
So wie auch in der Umgebung Larung Gars. Nur werden daraus keine Kampagnen in westlichen Medien gemacht. Und - nur falls es da tatsächlich ein Missverständnis gegeben habe sollte - ich hielte das auch für ziemlich überflüssig.
Samten:
also ich kann auf den Bildern nur solide Häuser aus Stein gebaut sehen, nix Slum-ähnliches... aber vllt. seh ich auch nur nich gut.
RFA ist ein us-amerikanischer Regierungssender, dessen Aufgabe es ist, Propaganda speziell für Ost- und Südostasien zu produzieren und zu senden. Das wirkt sich möglicherweise (auch) auf die auf deren Webseite veröffentlichten Bilder aus. Es war hier ja auch schon eine Reportage des ARD-Weltspiegel verlinkt worden, wo man stellenweise die soliden Häuser aus Stein etwas näher sieht:
http://reportage.daserste.de/l…-buddhismus-moenche#31553
http://reportage.daserste.de/l…-buddhismus-moenche#31564
http://reportage.daserste.de/l…-buddhismus-moenche#31568
Wenn man sich die Bilder von den Abrissarbeiten hier, hier und hier (Quelle: Tibet Initiative Deutschland e.V.) anschaut, hat man auch nicht den Eindruck, da würden "solide Häuser aus Stein" abgerissen. Zumindest ich nicht.
pamokkha:
Ich weiß ja nicht, ist Tibet-Propaganda so viel besser als chinesische.
Das ist zumindest für mich der entscheidende Punkt bei dem Thema hier. Mir geht es um Medienkompetenz; darum, wie wir mit Informationen umgehen und welche Informationen wir als zuverlässig einschätzen. Vor allem, welche Trigger da bedient werden. Ist eine Übung in Achtsamkeit.
Morpho:
Was Auskünfte staatlicherseits oder Auskünfte der Unterstützer, betrifft, so wissen wir hier nicht, was korrekt ist und was nicht.
Das ist richtig. In diesem speziellen Fall ist es so, dass es "Auskünfte staatlicherseits" in für uns zugänglicher Form mW gar nicht gibt bzw. dass wir sie nur indirekt aus "Auskünften der Unterstützer" und entsprechend gefiltert beziehen. Mir liegen keine anderen Quellen vor als Anderen hier - im wesentlichen der US-Propagandasender RFA und die Tibet Initiative Deutschland e.V.. Um so wichtiger ist es, diese Quellen genau zu lesen - und nicht zuletzt auch ein Augenmerk darauf zu haben, was dort nicht gesagt wird.
Was sich jedenfalls selbst diesen alles andere als unparteiischen Quellen entnehmen lässt, ist u.a.:
1. Es kann gar keine Rede davon sein, dass Larung Gar zerstört wird. Das buddhistische Lehrinstitut dieses Namens ist von den Abrissmaßnahmen nicht betroffen, sondern vielmehr etwa die Hälfte der schwarz errichteten Hütten in dessen Umgebung, in denen an diesem Institut Studierende wohnen.
2. Die Behörden machen dem Institut zur Auflage, die Zahl der dort Studierenden von ca. 10.000 auf 5.000 zu reduzieren. Die Bewohner der abgerissenen Hütten werden zunächst für ca. 1 Monat in einem von 2 Sammellagern untergebracht, wo sie an einer politischen Schulung teilnehmen müssen, bevor sie in ihre Heimatorte zurückkehren müssen. Diese Darstellung ist durchaus glaubwürdig - in China gibt es kein verfassungsmäßig garantiertes Recht auf Freizügigkeit, sondern eine Residenzpflicht (das sog. Hukou-System), die allerdings nicht immer konsequent durchgesetzt wird (z.B. nicht, wo ein Bedarf an Wanderarbeitern besteht). Diese Residenzpflicht gilt natürlich für alle Bürger der VR, nicht nur Tibeter oder Buddhisten. Selbstredend ist diese "Vertreibung" keine "Zwangsentrobung" - so etwas kann nur der Sangha gemäß dem Vinaya vornehmen.
Persönlich wäre ich durchaus an etwas umfassenderen Informationen über Larung Gar interessiert, die sich in den Medienberichten leider nicht finden. Vielleicht weiss hier ja jemand genauer Bescheid. So würde mich beispielsweise interessieren, wie sich Larung Gar finanziert - von den Gebäuden mal abgesehen, kostet die Organisation und Aufrechterhaltung eines Lehrbetriebes mit 10.000 Studierenden einiges. Gibt es Studiengebühren? Wenn ja, wer zahlt die? Wie werden die 10.000 Studierenden eigentlich verpflegt? Der Landkreis Sertar (Larung Gar ist von der Stadt Sertar ca. 15 km entfernt) hat nach dem Zensus von 2010 gerade mal 58.606 Einwohner - der (sehr ländliche) Landkreis, in dem ich lebe, hat dreimal so viel Einwohner - und das auf nicht einmal einem Zehntel der Fläche. Vom Betteln leben die Studierenden wohl eher nicht. Allein, wie die logistischen Probleme der Ernährung dort gelöst werden, wäre interessant - aber anscheinend nur für mich.
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