Beiträge von Anandasa im Thema „Ist säkularer Buddhismus eine Religion?“

    Gehört nicht ganz zum Thema, aber einen eigenen Thread deswegen aufmachen wäre wohl auch übertrieben: Wie weit ist Zen eigentlich religiös orientiert bzw. inwieweit hat Zen Aspekte, die sich zu religiösen Dingen "ausbauen" lassen? Ich habe da die Vermutung, dass Zen da nicht so anfällig ist, habe aber keine Ahnung von Zen. Deswegen frag' ich hier mal.


    Danke, Anandasa

    Ich habe kürzlich in einem Englischen Theravada-Forum diesen Post gelesen, der übersetzt ungefähr so geht:


    "Ich suche nach einer Sutta über Sterben ohne höhere Ziele erlangt zu haben (wie Sotapanna werden, Einmal-Wiederkehrer werden). Was passiert, wenn wir unser ganzes Leben auf dieses Ziel hinarbeiten und es nicht erreichen? Ich bin besorgt und ängstlich, weil ein Bikkhu uns einmal sagte, dass wir ziemlich wahrscheinlich im nächsten Leben nicht Buddhas Lehre finden werden und aus dem Samsara lange nicht nicht herauskommen, wenn wir es nicht in diesem Leben schaffen Sotapanna zu werden."


    Als ich das las war ich ziemlich schockiert ehrlich gesagt. Zum Glück gab es in dem Forum auch einige gute Antworten darauf. Aber mir scheint doch, dass man auf den religiösen Buddhismus ziemlich aufpassen muss insbesondere auf angebliche Autoritäten wie Mönche und Meister.


    Dummerweise hat Buddha selbst gemäß Pali-Kanon mit diesen Dingen angefangen (Sotapanna, Arahat, etc.). Nun ja, spätestens nach Buddha ist es von vielen durch religiösen Eifer verdreht worden. Der religiöse Eifer schadet dem Buddhismus am meisten. Ich denke Buddhismus ohne Religion ist der eigentliche Buddhismus: klarer ungestörter Geist, Herzensgüte, Khamma, geistige Wiedergeburt zu Lebzeiten und was nach dem Tod kommt ist Spekulation. Ein gutes Leben führen und friedlich sterben and that's it. Wenn das nicht genug ist: Noch mehr Herzensgüte und einen noch klareren ungestörten Geist entwickeln. Es gibt genug zu tun :-).

    Zitat

    ch hab mal mit säkularen Buddhisten diskutiert :lol: Seitdem weiß ich, dass da wo "Buddhismus" draufsteht, Religion drin ist.


    Stephen Batchelor hat sich ja seinen eigenen säkularen Buddhismus definiert, weil er einen für sich brauchte. So wie ich das verstanden habe hat er dazu aus dem Buddhismus Khamma und Wiedergeburt gestrichen und voilà. Jedenfalls gibt es in seinem Buch ("Buddhism without Beliefs") einen Satz, in der er meinte, das seien die religiösen Teile, die man streichen müsse.


    Ich habe nie verstanden warum Khamma ein religiöses Element sein soll. Für mich ist es real existierend. Ich sehe ja ständig die Rückwirkungen auf meinen Geist durch meine eigenen Gedanken und taten.


    Dann ist Wiedergeburt im Buddhismus nicht eindeutig. Es gibt verschiedene Varianten. Warum es also komplett streichen? Die gedankliche Wiedergeburt zu Lebzeiten macht ja Sinn (hab's jetzt mal wegen Zeitmangel nicht übersetzt):


    By not holding to fixed views,
    The pure-hearted one, having clarity of vision,
    Being freed from all sense-desires,
    Is not born again into this world.
    (S. 143-52)


    Dann gibt es noch die Auffassung, dass Wiedergeburt dann stattfindet, wenn die Bedingungen zum Zeitpunkt des Todes irgendwann später wieder eintreffen. Nach meiner Meinung dürfte das nie sein, aber diese Auffassung finde ich noch plausibel. Jetzt wird jemand fragen wo ich das her habe. Weiß ich nicht mehr. Sorry.


    Wiedergeburt als Tier und in der Geisterwelt und der Kram kann man natürlich streichen. Das ist wissenschaftlich nicht haltbar und selbst Ajahn Buddhadasa meinte (in "Anatta und Wiedergebut") das müsse man allegorisch verstehen.