Beiträge von sati-zen im Thema „Ist säkularer Buddhismus eine Religion?“

    Religion ist für viele Menschen der alleinige Trost im Leid des Daseins und deshalb sehr verbreitet, auch im Buddhismus als Praxis immer wieder anzutreffen besonders bei Menschen die ursprünglich religiös in irgendeiner Religion aufgewachsen sind. Beim Zen-Buddhismus jedoch mit seiner Ausrichtung auf das Selbst und die Leerheit ist diese Sehnsucht nach einem Gottvater der alles erschaffen hat und lenkt nicht so vordergründig denn die Antworten werden aus dem eigenen Inneren entwickelt und dafür ist die Meditation mit der Leere ideal geeignet denn es tut sich eine weiße Projektionsfläche auf, auf der aus dem Inneren die Lösung erscheint. Das ist der kleine Unterschied, in der Religion erscheint Gott vom menschlichen Geist an den Himmel projiziert und im Zen erscheint das eigene innere Selbst in dem alle Antworten und Lösungen enthalten sind. Der spirituelle Weg ist fast der Selbe nur kommt in der Religion die Antwort stets von außen und beim Zen wird sie von innen nach außen projiziert und erscheint dann. Das ist ein Prozess des spirituellen Erwachens, bei der Erleuchtung ist Projektionsfläche und Selbst eins und so entsteht die Lösung vom Leid des Daseins in sich. Nun gibt es womöglich Zen-Buddhisten wie viele andere Buddhisten auch die etwas Äußeres verehren, anbeten und überzeugt sind, die Lösung kann nur von außen, von einer großen Macht kommen und akzeptieren einen Herrn in welcher Form auch immer. Selbst ein Zen-Meister kann sich als so ein Herr fühlen wenn er an Menschen gerät die sich von ihm abhängig machen um die religiöse Gnade zu erfahren. Ob Religion drin ist oder nicht lässt sich nur sehr schwer von außen erkennen, mit dem was draufsteht hat es auf jeden Fall fast nie zu tun. Es ist eher eine individuelle und persönliche innere Haltung als ein verallgemeinerbares Massenphänomen denn wenn die Schafherde reglos, ängstlich und treu beieinander steht stimmt etwas mit dem Hütehund nicht der für Bewegung und Wachheit in der Gemeinschaft sorgen soll. Ich erkenne einen religiösen Menschen wenn er in einer Krise Gott um Hilfe bittet, ein nicht religöser Mensch hat die Lösung bei sich die paradox sein kann und aktiviert die Selbstheilungskräfte.

    So lange es viele Menschen gibt die sich an etwas klammern wollen weil sie Angst haben los zu lassen wird es andere erfahrene Menschen geben die etwas anbieten, auch Buddha ist davon nicht ausgenommen. Wer das Leid im Dasein nicht alleine lindern kann oder möchte braucht diese Hilfe wenn der Drang die Schmerzen zu verringern groß ist. Das religiöse Verhalten ist eine recht universelle Form um Halt zu bieten und gibt den Menschen Trost die es nicht bis zur Erleuchtung schaffen um frei zu sein. Ich biete diese religiösen Methoden weniger an, ich begleite eher auf dem Weg in die Befreiung aber nicht jeder mag das denn es ist beschwerlich, vielen reicht ein, die Gottheit wird es schon richten, dann eine kleine Opfergabe, völlig aus. Dass man das Göttliche selber ist und somit alle Gestaltungsmöglichkeiten hat für sein Dasein ist vielen unheimlich.
    So gibt es Religion und Gott, auch im Buddhismus denn es vereinfacht vieles, es lenkt von der eigenen Verantwortung ab und die Lösung liegt in der Hilfestellung von außen. Im Christentum in dem wir hier trotz Buddhismus leben ist diese Lösung von außen ein Grundpfeiler der Religion.
    Ich bin eher davon überzeugt, dass das System Mensch wie viele andere Systeme auch im Universum ein sich selbst strukturierendes System ist mit Aufbau und Zusammenbruch im stetigen Wechsel.

    Es ist wohl so, dass oft derjenige der die Idee nicht hatte sie als unnötig bezeichnet und seine eigne Idee dagegen als existenziell bewertet, für den Betreffenden stimmt das auch. Nun kann man die Idee Buddhas als Schnickschnack bezeichnen und seine eigene daneben stellen.
    Wenn man das besonders intelligent anstellt wird man feststellen, beide Ideen sind sich sehr ähnlich. So ist es unter allen Menschen, die psychologische Lösung für das Leben ist bei allen gleich völlig unabhängig wer es veröffentlicht und verbreitet. Wenn man das mitbekommt ist nicht mehr wichtig wer die Idee äußert, sondern nur noch, dass es sie gibt und praktisch anwenden lässt.
    Ursache und Wirkung erkennen können ist wichtig, sonst wäre es nie möglich einem seelisch leidenden Menschen mit der Psychologie auf einen Weg zu führen der heilsam sein kann. Wer stets der Ursache widerspricht hat keine Chance auf heilsame therapeutische Maßnahmen, auch mit sich selbst nicht.

    Natürlich will es schaden, das gehört dazu. Wenn sich zwei Kontrahenten gegenüber sind und es ist klar, der Disput ist erst beendet wenn einer 'stirbt', dann kann ich meine positiven Fähigkeiten offen legen in der Hoffnung der Andere läuft voller Angst davon aber wenn er seine Fähigkeiten dagegenstellt muss ich ihm schaden denn mein positiv darstellen hat nichts gebracht. Entweder ich kann ihm so schaden, dass er aufgibt oder ich bin das Opfer und er hat mir geschadet so, dass ich am Ende bin. Mit anderen Worten, nur lieb sein reicht nicht, man muss auch böse sein können wenn man gegen etwas Böses gewinnen möchte. Die innere Gesundung hat in etwas das selbe Prinzip. Der Glaube ist dabei natürlich ganz wichtig, es kam schon in den Märchen vor, stets war das Wasser des Lebens und des Todes nötig um zu heilen.

    Religionen sind für Menschen doch einfach zu verlockend denn sie geben simple Antworten auf die komplexen Prozesse von Psyche und Geist, sie geben einfache Verhaltensweisen vor und das funktioniert sogar, ein Überleben ist möglich ohne sich selbst einen Kopf machen zu müssen. Es ist das Schaf im Schutz der Schafherde unter der Führung des Schäfers und seiner spirituellen Kräfte. Heute wissen die meisten Menschen, dass das Leben nicht wie in den Geschichten der Religionen entstanden ist und somit ist Religion nicht existenziell notwendig um leben zu können und geistig zu erwachen.
    Ich vertrete im Kloster die Haltung, je vielfältiger die menschlichen Gemüter sind, je besser das Miteinander.
    Nur die Naturgesetze der Erde sind für alle verbindlich, ansonsten hat jeder seine eigenen Gesetze an die er sich hält. Jeder möchte etwas anderes und jeder braucht etwas anderes, das zu erfüllen ist möglich und sich dann über diese verschiedenen Erfahrungen auszutauschen ist der Weg des Dharma. Religion als dogmatisches Gesetz würden diese Lebensqualität der Freiheit behindern.