Beiträge von Monikadie4. im Thema „Liebende Güte im Alltag“

    Ellviral:

    Das geht dann so wie bei Hans Albers: Beim ersten Mal da tuts noch weh.


    Ja zuerst tat es weh zu erkennen, dass ich selbst Urheberin meines Ärgers war. Aber dann war es eigentlich immer mit Erleichterung verbunden. Denn wenn ich selbst Vieles oder sogar das meiste verursache, dann kann auch ich selbst Abhilfe schaffen. Sonst wäre der achtfache Pfad auch sinnlos und nicht mit Erfolg gekrönt. Der Erfolg liegt ja gerade darin, die Ursachen des Leides zu erkennen und zu beseitigen. Ich kann sie aber nur bei mir beseitigen und nicht beim Anderen. Ich muss also tiefere Einsichten gewinnen, um die Ursachen zu erforschen. Und die Gründe liegen eben immer in Gier, Hass und Verblendung mit all ihren Ausuferungen.
    Erst durch dieses Erforschen wird "liebende Güte im All-Tag" möglich. Sie ist eine logische Konsequenz.
    _()_ Monika

    Ellviral:

    Mein Umgang ist: Wenn mich was ärgert frage ich mich sofort was ich nicht bei mir erkennen will. Ärger ist sehr oft das Ärgern über das Spiegelbild das ich nicht sehen will.


    So handhabe ich das auch.

    Hallo Helmut,
    sich identifizieren ist aber "nach was greifen". Wenn ich mich identifiziere, dann bin ich verwickelt.
    Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Du nach all dem, was Du sonst schreibst, diesen Unterschied nicht sehen bzw. fühlen kannst. :?
    _()_ Monika

    citröen:

    Wenn wir die Emotionen nicht aufkommen lassen, würde das nicht auch ein ENDE von Mitgefühl bedeuten. Im Wort steckt ja schon Mit + Gefühl = Emotion.
    Ich habe die Lehre so verstanden , das egal welche Emotion oder Empfindung aufsteigt, wir
    sie nicht annehmen oder ablehnen wollen, sondern mitfühlen, An-teilnehmen.
    Das wir Emotionen nicht bewerten ist klar, aber gar keine haben ?


    Hallo Citroen, hallo Doris,
    ich glaube, wir schreiben hier ständig aneinander vorbei. Es geht nicht darum, die Gefühle bzw. Emotionen nicht hochkommen zu lassen. Genau das muss ja zunächst möglich werden, bevor ich mich darin übe, sie nicht mehr auszuleben. Ohne diese Emotionen habe ich ja gar keinen Grund, mich darin zu üben.


    Zunächst einmal nehme ich sie also an, wie Du auch schreibst. Ich muss sie also erstmal richtig wahrnehmen. Aber schon dazu gehört, dass ich einen Schritt zurücktrete und sie anschaue. Und während ich dies möglicherweise jahrelang praktiziere werden mir die Zusammenhänge klar, wenn ich denn auch genau genug hinschaue. Dazu muss ich sie also wirklich tief erfahren. Durch diese Erfahrung entsteht bzw. entstand für mich eigentlich erst das Mit-Gefühl, um das es geht. Denn erstens konnte ich erkennen, wie schwierig es ist, das auszuhalten, und zweitens konnte ich sehen, wie schwierig es ist, wirklich so viel Abstand davon zu gewinnen, dass mir sogar die Einsicht in die tieferen Schichten möglich wurde. Das alles führt dazu, mit anderen Menschen, vor allem jenen, die sich dessen überhaupt noch nicht bewusst sind und entsprechend leiden, mitzufühlen, sie nicht mehr zu bewerten und zu verurteilen.


    Gerade dieser lange Prozess hat mir vor Augen geführt, wie aussichtslos es ist, "alle Lebewesen retten zu wollen".
    Es ist ein individueller Weg. Und vielleicht kann man jemanden aus seinem Gefängnis heraushelfen. Aber gerade deshalb sind das Mit-Gefühl und Wohlwollen so wichtig.
    Ich behaupte: nur wer seine eigenen Ängste, Aggressionen, seinen Hass, seinen Zorn und seine Begierden kennt, kann andere Menschen überhaupt verstehen. Kann er/sie loslassen, entstehen Gelassenheit und Frieden. Aus dieser Haltung heraus wird mitfühlendes Handeln erst richtig möglich, weil kein Druck - egal aus welcher Richtung - mehr entsteht.
    _()_ Monika

    Yofi:
    kilaya:

    Nur dass Du offenbar erwartest, dass auf diese Weise die Emotionen verschwinden.


    Jain, sie steigen irgendwann tatsächlich nicht mehr auf, das steht sogar irgendwo im PK, aber das kann man offen lassen. Die Natur setzt scheinbar auch hier auf Effizienz, und wenn sich das Aufsteigen nicht mehr "lohnt", weil es nicht beachtet wird, reduziert sich die Aktivität von selbst.


    Dem kann ich zustimmen, Yofi. Sie steigen einfach nicht mehr auf.
    Und das nenne ich ihr Ende.
    Genau so wie sie andererseits sich auch unendlich ausweiten können, wenn wir sie pflegen und ordentlich Energie da reinstecken, weil wir uns dann vielleicht sehr lebendig und stark fühlen.
    _()_ Monika

    Carneol:


    Die Emotionsenergie direkt in dem Moment umzuwandeln ist dann aber schon eine "höhere Übung", verlangt dies jedoch genau in dem emotionalen Moment Abstand zur Situation zu finden um Beobachter sein zu können - schwierig...


    Ein Problem ist mir dabei aufgefallen, Carneol, nämlich der Zeitfaktor. Früher hatte ich immer das Bedürfnis, so schnell wie möglich re-agieren zu können. Ich befürchtete, sonst nicht mehr "gehört" zu werden oder es würde nicht mehr passen. Jetzt lass ich mir Zeit. Ist der Zeitpunkt verstrichen, dann schaue ich nur zu und bin bis jetzt jedesmal überrascht, dass es auch ohne meine mögliche "Emotionsenergie" weitergeht. Ich sehe dann, wie ich früher re-agiert hätte und wie sinnlos das doch war. Sinnlos und unnötig schmerzhaft sowohl für den Anderen als auch für mich.


    Ich sehe die endlose Kette von unnötigen Re-Aktionen, die Wolkenkratzer von Gedankengebäuden gebildet haben, die die Vorurteile vertieft und die Lieblosigkeit erhöht haben. Und alles aus dem Gefühl heraus, es müsste gesagt oder gehandelt werden. Ich fühlte mich geradezu verpflichtet, ständig meinen Senf dazuzugeben oder vehement irgendeine Ordnung wieder herzustellen. Ich glaubte doch tatsächlich, der Andere hätte ein Recht auf meine Meinung. Durch das Schweigen sehe ich, dass es nur eine Meinung ist, die richtig oder auch falsch sein kann.


    Natürlich kommt es immer auf die Sache an bzw. auf den Fall. Ich schreibe hier nicht von Un-Recht, das mir begegnet. Da rede ich Tacheles oder handel entsprechend.
    _()_ Monika

    Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Hi Karnataka,
    der Buddha lehrt die Analyse der Gefühle und ihr Ende.


    Ich wie nicht, was Du mit "ihr Ende" meinst.



    Hallo Doris,
    das Folgende meinte ich mit Ende. Denn von da ab, wo ich diese Zusammenhänge begriffen habe, veränderte sich meine Gefühlswelt. Insofern ist das für mich das Ende von Gefühlen, denen ich einfach so ausgeliefert zu sein scheine. Und desto mehr das in Fleisch und Blut übergeht, umso weniger schäumen Gefühle hoch. Zum Beispiel macht es mir keineswegs mehr Spaß, mit Freunden zu trinken, zu rauchen und dummes Zeugs zu quatschen. Also hat doch da ein Gefühl sein Ende gefunden, oder?


    Doris Rasevic-Benz:


    Ich würde niemals meinem Mann alle meine Emotionen zumuten, nur weil ich die gerade habe. Das ungefilterte Absondern von sämtlichen Befindlichkeiten ist enorm destruktiv.


    Zitat

    Es sind schließlich MEINE Emotionen, für die ich alleine verantwortlich bin. In den meisten Fällen ist es ohnehin meine Sicht auf die Dinge, die diese Emotionen hervorruft, nicht das Verhalten des Anderen.


    Zitat

    Aber all das ist keine unterdrückte Wut, nur eine, die nicht ausgelebt wird. Das ist etwas anderes. Wichtig ist auch, dass dies ein bewusster Vorgang ist, der Offenheit für eine Analyse und Selbsterforschung beinhaltet. Denn Wut – um bei diesem Beispiel zu bleiben – ist ein wichtiger Indikator für Missstände, den man nicht ignorieren sollte und für sich nutzen kann.


    Es geht auch mir nicht darum, Wut zu unterdrücken, sondern sie zu erkennen, möglicherweise zu entlarven oder zu nutzen, wie Du ja auch schreibst. Aber auch dieses Gefühl findet bei mir keinen Halt mehr. Denn es sind ja nicht immer Missstände, die Wut auslösen, sondern auch hier u.U. die eigenen Befindlichkeiten, z.B. die Fliege an der Wand.
    _()_ Monika


    Hi Karnataka,
    der Buddha lehrt die Analyse der Gefühle und ihr Ende.
    _()_

    Wenn ich die Lehre des Buddha richtig verstanden habe und diese auch - möglicherweise Jahrzehnte - praktiziere, dann stellt sich liebende Güte von selbst ein. Da brauch ich keine tägliche Erinnerung, um sie "herzustellen". Dass, was ich erkenne, lerne und verinnerliche, wird ein Teil von mir, ist Ausdruck meines Seins. Solange das noch nicht der Fall ist, kümmere ich mich andererseits auch nicht darum, ob ich sie ausstrahle, ich beobachte meine Empfindungen und mein Umfeld, nach Möglichkeit, ohne es zu bewerten und handle nach bestem Wissen und Gewissen.
    _()_ Monika

    Carneol:


    Das ist dann wohl eher mehr eine verstandesmässige Analyse dessen, wofür die Intuition die Richtung aufzeigt :?:


    Die Frage verstehe ich nicht ganz. Die Empfehlungen des Buddha sind meiner Erfahrung nach unabdingbar und werden im Laufe der Jahre, mit zunehmender Einsicht immer klarer und selbstverständlich. Was ich früher für Freiheit hielt, ist für mich aus heutiger Sicht Narrheit.


    Zitat

    Oder gibt es noch konkretere Empfehlungen dazu in den Schriften? Hattet ihr schonmal arge Differenzen zwischen Intuition und buddhistischer Empfehlung ? LG :om:


    Nein, ich hatte noch nie Differenzen zwischen meiner Intuition und buddhistischer Empfehlung. Ich kann mich nicht erinnern, mich je geirrt zu haben, wenn ich aufgrund meiner durch buddhistisches Wissen erworbenen Einsicht vertrauensvoll auf meine Intuition gehört habe. Habe ich allerdings nicht darauf gehört, durfte ich recht bald erkennen, dass das falsch war und warum. Allerdings konzentriere ich mich, wenn nötig, auch sehr darauf und habe in früheren Zeiten immer um Weisheit gebeten. Heute handel ich einfach nicht, wenn sich mir keine Antwort zeigt, und zwar aufgrund einer Aussage von J. Krishnamurti: Wenn Sie nicht wissen, was Sie tun sollen, dann tun Sie doch wohl nichts.
    _()_ Monika

    Irmin82:

    Danke für eure Antworten. ^^ Vor allem die von Ellviral find ich spannend, weil er in meine Frage so viel von sich selbst oder von Menschen die erkennt hinein interpretiert ... Ich kenne die Leute kaum, das sind die Kinder meiner Tante und deren Mann ich bin in einer ganz anderen Stadt aufgewachsen, wir sehen uns einmal im Jahr. Wegen irgendwas sind sie böse auf mich und schauen mich immer grantig an. Und ich hab mich jetzt 4 bis 5 Treffen bemüht immer sehr freundlich zu sein aber eigentlich will ich jetzt nur noch meine Ruhe und vielleicht ist das auch für die Situation besser.


    Hallo Irmin,
    da ist doch schon die Antwort. Du bemühst Dich, freundlich zu sein zu Menschen, die Du nicht einmal richtig kennst, die Dich aber aus irgendeinem Grund böse anschauen.


    Falls Du also wieder hingehst, frage sie doch mal, warum sie Dich so anschauen. Oder ertrage die Ungewissheit, aus irgendeinem Grund nicht gemocht zu werden, und geh nicht mehr hin.


    Dieses Hin und Her kenne ich auch. Aus meiner heutigen Sicht hängt das immer mit dem Stand der eigenen Einsicht zusammen - und der daraus folgenden Energie. Zunächst sind die Empfehlungen Buddhas einfach Übungen, die zu einem scheinbar positiven Verhalten zwingen, zum Beispiel "liebende Güte zu entwickeln". Wenn aber die entsprechende Reife da ist, weiß ich, ich gehe hin, wenn ich in mich hineingehorcht habe und es "ja" sagt, und ich gehe nicht hin, wenn ich beim Hineinhorchen "höre" "Nein!".
    Das heißt für mich, die entsprechende Reife lässt mich nicht mehr nach "liebender Güte" oder "Mit-Gefühl" oder "Abstandhalten" oder sogar "ich will meine Ruhe" schielen, sondern ES (was immer das ist) ist da oder nicht.


    Alles andere sind Erfahrungen. Und die muss jede/r selbst machen. Wenn Du Dich also unwohl fühlst, weil Du nicht hingehst, dann ist dieses Unwohlsein ein gutes Übungsobjekt, nämlich zu beobachten, zu untersuchen und auszuhalten - und was daraus entsteht. Ohne die Beobachtung der sich regenden Gefühle bleibt alles nur an der Oberfläche. Meine Empfehlung: Steig ein und gehe in die Tiefe Deiner sich im Konflikt befindenden Gefühle, ohne sie zu bewerten. Nur so kannst Du "hinter die Kulissen schauen".


    Ich wünsche Dir dabei viel Erfolg und ein freies Herz.
    _()_ Monika