citröen:
Wenn wir die Emotionen nicht aufkommen lassen, würde das nicht auch ein ENDE von Mitgefühl bedeuten. Im Wort steckt ja schon Mit + Gefühl = Emotion.
Ich habe die Lehre so verstanden , das egal welche Emotion oder Empfindung aufsteigt, wir
sie nicht annehmen oder ablehnen wollen, sondern mitfühlen, An-teilnehmen.
Das wir Emotionen nicht bewerten ist klar, aber gar keine haben ?
Hallo Citroen, hallo Doris,
ich glaube, wir schreiben hier ständig aneinander vorbei. Es geht nicht darum, die Gefühle bzw. Emotionen nicht hochkommen zu lassen. Genau das muss ja zunächst möglich werden, bevor ich mich darin übe, sie nicht mehr auszuleben. Ohne diese Emotionen habe ich ja gar keinen Grund, mich darin zu üben.
Zunächst einmal nehme ich sie also an, wie Du auch schreibst. Ich muss sie also erstmal richtig wahrnehmen. Aber schon dazu gehört, dass ich einen Schritt zurücktrete und sie anschaue. Und während ich dies möglicherweise jahrelang praktiziere werden mir die Zusammenhänge klar, wenn ich denn auch genau genug hinschaue. Dazu muss ich sie also wirklich tief erfahren. Durch diese Erfahrung entsteht bzw. entstand für mich eigentlich erst das Mit-Gefühl, um das es geht. Denn erstens konnte ich erkennen, wie schwierig es ist, das auszuhalten, und zweitens konnte ich sehen, wie schwierig es ist, wirklich so viel Abstand davon zu gewinnen, dass mir sogar die Einsicht in die tieferen Schichten möglich wurde. Das alles führt dazu, mit anderen Menschen, vor allem jenen, die sich dessen überhaupt noch nicht bewusst sind und entsprechend leiden, mitzufühlen, sie nicht mehr zu bewerten und zu verurteilen.
Gerade dieser lange Prozess hat mir vor Augen geführt, wie aussichtslos es ist, "alle Lebewesen retten zu wollen".
Es ist ein individueller Weg. Und vielleicht kann man jemanden aus seinem Gefängnis heraushelfen. Aber gerade deshalb sind das Mit-Gefühl und Wohlwollen so wichtig.
Ich behaupte: nur wer seine eigenen Ängste, Aggressionen, seinen Hass, seinen Zorn und seine Begierden kennt, kann andere Menschen überhaupt verstehen. Kann er/sie loslassen, entstehen Gelassenheit und Frieden. Aus dieser Haltung heraus wird mitfühlendes Handeln erst richtig möglich, weil kein Druck - egal aus welcher Richtung - mehr entsteht.
Monika