Beiträge von Carneol im Thema „Liebende Güte im Alltag“

    Ellviral:

    Mein Umgang ist: Wenn mich was ärgert frage ich mich sofort was ich nicht bei mir erkennen will. Ärger ist sehr oft das Ärgern über das Spiegelbild das ich nicht sehen will.


    Ein sehr guter Ansatz. Man muss nur drauf kommen wenn der Ärger da ist. :)

    sati-zen:

    Mich ärgert es wenn von liebender Güte die Rede aber tatsächlich Heuchelei, Lüge und Helfersyndrom gemeint ist auch und vor allem sich selbst gegenüber. Dieser Selbstbetrug endet in der seelischen Störung und das belastet die Gemeinschaft gewaltig. Dann lieber von vornherein keine liebende Güte und man weiß woran man beim Gegenüber ist denn beim Ausdruck von negativen Dingen lügt kaum jemand.


    Hallo sati-zen,


    man sollte die Dinge schon beim Namen nennen, also liebende Güte als solche anerkennen und durchaus auch schenken, wenn diese von Herzen kommt. Selbst der Ausdruck von negativen Dingen (jemandem aus freundschaftlicher Verbundenheit auch mal klar die Meinung sagen) kann aus liebender Güte entspringen. Heuchelei, Lüge und Helfersyndrom (wenn dieses nicht das selbstverständliche Helfen aus liebender Güte meint) sind verbunden mit Erwartungen, ein eigennütziges Ziel zu erreichen, unter dem Vorwand dem anderen Gutes zu tun. Was, wenn die Erwartungen dann aber nicht erfüllt werden?


    Gruß :sunny:

    Ellviral:
    Morpho:

    ... oder auch das Gefühl der Überlegenheit, Eitelkeit und Geringschätzung sind zwei Seiten derselben Ego-Mütze. Ein Fehler des Weltlings ist Verurteilung bzw. Urteile fällen. Ein anständiger Buddha Dharma urteilt nicht über Gefühle und Dharma s- er unterscheidet sie höchstens.

    Wenn das deine Aussage ist dann bist Du also ein Weltling der sich als einer der anständigen Buddha Dharma praktizeirt ausgibt. Aber ich will mal Glauben das das nicht deine Ausagen sind, Du hast nur die Fußnote vergessen.


    Hallo Ellviral,
    meiner Beobachtung nach bedeutet die Aussage, dass man etwas nicht ist/war/getan hat manchmal, dass man etwas nicht sein/gewesen sein/getan haben möchte, dagegen die Aussage, dass man jemand/etwas bestimmtes sei - dass man jemand/etwas bestimmtes sein möchte. Diese Art der Kommunikation mit anderen und sich selbst hat Vor- aber auch Nachteile. Der Nachteil ist: man verhindert damit die Kommunikation über das was offensichtlich IST und damit Annahme dessen und mögliche Lernerfahrung. Der "Vorteil": man verhindert damit die Kommunikation über das worüber man nicht sprechen möchte erfolgreich.
    Gruß :moon:

    Yofi:
    kilaya:

    Kurz: Zorn ohne Ego = Kraft und Klarheit


    So einen Zorn kann man dann wohl schlecht Zorn nennen, eher einen zahnlosen Tiger (zum Kuscheln).


    :) Oder war wäre der Grundgedanke dieses Zorns, wer fühlte sich gestört durch was... wie ginge das ohne Ego?


    Wenn mir ein Freund klarmacht, dass ich gerade ins Verderben laufe...

    Jeder hat verschiedene Rollen in seinem Leben, an die von außen Erwartungen geknüpft sind. Mittlerweile sehe ich es als liebende Güte mir selbst gegenüber, den Spielraum dieser Rollen so zu interpretieren, dass dieser mir größtmögliche Authentizität ermöglicht. Und liebende Güte anderen gegenüber, das gleiche auch meinem Gegenüber zuzugestehen. Also den Mensch zu sehen, der gerade eine bestimmte Rolle innehat (Vater, Mutter, Freund(in), Kollege(in)) und nicht nur die Rolle selbst. Allerdings ist auch die Rolle manchmal wichtig: manchmal darf Papa beim Spielen das "Kind im Mann" rauslassen, manchmal ist es aber auch nötig dem Sohn als Vater mal die Meinung zu sagen.

    Ellviral:

    Das tun ohne Tun macht mich für andere unberechenbar, weil ich auch nicht mehr berechne. Ich bemerke es manchmal wenn mich ein Gegenüber erstarrend fragt: "Was, wer, war das denn?".


    Dann spielst du nicht mehr die Rolle einer Person, sondern bist authentisch, du selbst. Die Leute, die nur die Rolle mit Maske kennen und nicht die Fähigkeit haben dahinter zu schauen, sind dann vielleicht etwas überrascht. ;)

    kilaya:

    Das ist einer der Gründe, warum ich meistens versuche, tibetisches "Fachvokabular" weitestgehend zu vermeiden. Wenn ich etwas verstanden habe (oder meine verstanden zu haben) versuche ich es in meinen Worten auszudrücken. Auch "standardisierte" westliche Übersetzungen vermeide ich, wenn sie nicht zu meinem Sprachgebrauch gehören und nicht auf Anhieb selbst-verständlich sind.


    Das finde ich sehr lobenswert - man möchte ja dem anderen etwas vermitteln und nicht sich selbst darstellen. Und das Vermitteln klappt mit eigenen Worten meist am besten. :)

    kilaya:

    Aus buddhistisch-tantrischer Sicht sind störende Emotionen sozusagen "vergiftete" Weisheitsenergien. Anstatt sich darum zu kümmern, sie loszuwerden, entfernt man das Gift und hat dann ein nützliches Werkzeug an der Hand. Wobei die anfänglichen Tantras von einer langsamen Umwandlung ausgehen, während die höheren Tantras von der Möglichkeit sprechen, die Emotionsenergie direkt in dem Moment umzuwandeln, in dem sie auftaucht. Dafür muss man wissen, was das "Gift" ist. Allen voran ist es die Ich-Illusion, das Ego, die Vorstellung, dass man getrennt vom anderen ist und einem immer mehr vom Kuchen gebührt. Mit der Ich-Illusion ist auch die Angst um dieses Ich verbunden, die Angst emotional verletzt zu werden.


    Hallo Kilaya,


    diese Sicht ist wirklich sehr hilfreich, das durfte ich selber erfahren. Die Emotionsenergie direkt in dem Moment umzuwandeln ist dann aber schon eine "höhere Übung", verlangt dies jedoch genau in dem emotionalen Moment Abstand zur Situation zu finden um Beobachter sein zu können - schwierig...


    LG :moon:

    Monikadie4.:

    Aus meiner heutigen Sicht hängt das immer mit dem Stand der eigenen Einsicht zusammen - und der daraus folgenden Energie. Zunächst sind die Empfehlungen Buddhas einfach Übungen, die zu einem scheinbar positiven Verhalten zwingen, zum Beispiel "liebende Güte zu entwickeln". Wenn aber die entsprechende Reife da ist, weiß ich, ich gehe hin, wenn ich in mich hineingehorcht habe und es "ja" sagt, und ich gehe nicht hin, wenn ich beim Hineinhorchen "höre" "Nein!".
    Das heißt für mich, die entsprechende Reife lässt mich nicht mehr nach "liebender Güte" oder "Mit-Gefühl" oder "Abstandhalten" oder sogar "ich will meine Ruhe" schielen, sondern ES (was immer das ist) ist da oder nicht.


    Alles andere sind Erfahrungen. Und die muss jede/r selbst machen. Wenn Du Dich also unwohl fühlst, weil Du nicht hingehst, dann ist dieses Unwohlsein ein gutes Übungsobjekt, nämlich zu beobachten, zu untersuchen und auszuhalten - und was daraus entsteht. Ohne die Beobachtung der sich regenden Gefühle bleibt alles nur an der Oberfläche. Meine Empfehlung: Steig ein und gehe in die Tiefe Deiner sich im Konflikt befindenden Gefühle, ohne sie zu bewerten. Nur so kannst Du "hinter die Kulissen schauen".


    Liebe Monika, liebe alle,


    mittlerweile habe ich auch gelernt, Intuition und Bauchgefühl zu schätzen. Der Buddhismus gibt Empfehlungen, aber auch die Anweisung diese zu hinterfragen. Das ist dann wohl eher mehr eine verstandesmässige Analyse dessen, wofür die Intuition die Richtung aufzeigt :?:


    Oder gibt es noch konkretere Empfehlungen dazu in den Schriften? Hattet ihr schonmal arge Differenzen zwischen Intuition und buddhistischer Empfehlung ? LG :om: