Beiträge von Freeman reloaded im Thema „Kann man sich einfach auf die Stille konzentrieren?“

    Just my two cents:


    Viele sagen, man solle das Denken in der Meditation einstellen. Ich halte das für einen Fehler. Der von Dir besagte Zenlehrer hatte ganz Recht, der Geist produziert Gedanken, so, wie der Mund Spucke produziert. Und was sollte schlimm daran sein, dass der Mund Spucke produziert? Nichts. Ganz im Gegenteil, es ist gut, dass der Mund Spucke produziert, denn sonst würde er austrocknen. Der Mund tut seine Arbeit und produziert Spucke. Sehr gut. Der Zehnlehrer hätte auch sagen können, der Geist verdaut Gedanken, so, wie der Darm Speisen verdaut. Es ist sinnvoll, dass der Darm Speisen verdaut, das ist seine Funktion.


    Entscheidend ist, dass man nicht an den verschiedenen Wahrnehmungen klebt, dass man sich nicht von ihnen forttragen lässt. Klebt man an den Wahrnehmungen, dann tragen sie einen fort. Versucht man hingegen, sie zu blocken, dann klebt man ebenfalls an ihnen und so wird man ebenfalls von ihnen fortgetragen. Sichverlieren oder Blocken, beides führt nicht zum Ziel.


    Aus meiner Sicht gibt es zwei grundlegende Ansätze:


    Gegenständliche und Un-Gegenständliche Meditation. Die gegenständliche Meditation nimmt irgendein Objekt als Objekt der Meditation, einen Anker, um den Geist festzubinden wie eine störrische Ziege oder einen zappeligen Affen, damit er nicht ständig fortläuft. Das Objekt kann zB der Atem sein oder ein Mantra, ein Koan, eine Mala, ein Mandala, die heilige Jungfrau vom Kreuz oder weiss der Teufel, was.


    Ich persönlich halte die gegenständliche Meditation für einfacher, als die ungegenständliche Meditation. Die Konzentration auf den Atem hat mir sehr geholfen. Der Atem ist immer da, er ist eine ganz existentielle, zentrale Erfahrung. Der Atem wird von sämtlichen Regungen des Körpers und des Geistes mitbeinflusst und umkehrt beinflusst der Atem wiederum Körper und Geist. Die Konzentration auf den Atem ist Konzentration auf das Zentrum von Körper und Geist. Anfangs kann man sich damit behelfen, die Atemzüge zu zählen, das macht es leichter, nicht abzuschweifen:


    Man atmet ein und zählt "1", dann atmet man aus und wieder ein und zählt zwei "2", bis man schliesslich bei "10" ankommt, dann fängt man wieder bei "1" an. Diese Methode ist äusserst effektiv. Buddha hat übrigens sehr oft Meditation als Konzentration auf den Atem gelehrt.


    Die ungegenständliche Meditation hingegen lässt einfach alles los und geht direkt ohne Umweg in Samadhi, see you there.