Beiträge von Sudhana im Thema „Warum haben Mönche keine Haare, der Shakyamuni aber schon?“

    fotost:

    ich erlaube mir trotzdem den Hinweis, daß die Bekleidungsvorschriften oder die Regeln für die Haarpracht der Mönche durchaus unter anderen als kunsthistorischen Aspekten gesehen werden können.


    Es ginge dann um Haltungen wie Einfachheit, Bescheidenheit, Aufgabe von 'Persönlichkeit' (mir steht der Mönch gegenüber, nicht Herr Müller in einer Robe) und letztlich die volle Konzentration auf die Lehre.


    Den Hinweis erlaube auch ich Dir, sogar gerne :) . Nur - hattest Du tatsächlich den Eindruck, dem Fragesteller ging es darum? Oder nicht doch eher darum, mit Verweis auf die Ikonographie und irgendwelche dubiosen Meister in den einsamen Höhen des Himalaya (die sein Gewährsmann zweifellos alle mit Vor- und Zunamen kennt) Buddha als jemanden hinzustellen, der sich als Ordensoberhaupt Sonderrechte herausnahm und ohnehin nicht kapiert hatte, worum es eigentlich geht?


    Man kann darauf ernsthaft antworten, zweifellos. Muss man darauf ernsthaft antworten? Hallo? Wach?


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    Okay, reden wir mal über die Eingangsfrage. Ist ja nicht so, dass ich unbelehrbar wäre und wenn ihr meint, das wäre irgendwie nützlich, will ich euch nicht widersprechen.


    Ich wollte mir auch Anmerkungen über den bei Fatzebuck angepriesenen kryptochristlichen ("ewig währendes Leben") Esoterik-Schwachsinn verkneifen - aber wenn es denn sein muss: das ist genau das dicke Geschäft mit dem Haken, dass die Rendite erst im Jenseits gezahlt wird, den uns hier im Westen seit Jahrhunderten die Sekte der Monotheisten verkaufen will - wobei ich persönlich deren Propaganda (ich sage nur: Bach und Michelangelo!) und ihre Marketingstrategie (Caritas) irgendwie gelungener finde. Ist sicher Geschmackssache, aber mir insofern gleichgültig, als ich eh nichts an der Haustüre kaufe.


    Okay - die "Amartya Meister" finden jetzt Buddha irgendwie nicht so perfekt. Ist ihr gutes Recht. Aber mir auch irgendwie schnurz. Ich bilde mir da schon seit längerer Zeit ein eigenes Urteil und kann auf solche Hilfestellung locker verzichten.


    Zur Frage der "Haarpracht Buddhas". Das ist natürlich kompletter Stuss. Bei allen Vorbehalten gegen historische Kaffeesatzleserei kann man doch mit einiger Sicherheit sagen, dass Buddha Shakyamuni als Gründer, Lehrer und Leiter der Sangha haargenau dieselben Regeln befolgt hat wie die anderen Bhikshu. Einschließlich Rasur des Kopfes, Beschränkung auf die erlaubten persönlichen Besitzstücke, Bettelgang usw. usf. Das können wir aufgrund der ältesten historischen Nachrichten über die Sangha Buddha Shakyamunis - der überlieferten Vinaya-Texte - mit hoher Wahrscheinlichkeit schließen. Bhikshu rasieren sich übrigens nicht täglich (sind also nicht ständig "kahl"), sondern die einschlägigen Vorschriften z.B. des Theravada-Vinaya verpflichten zu einer Rasur mindestens alle zwei Monate oder wenn die Haare länger als zwei Fingerbreit sind. Welcher Fall auch immer zuerst eintritt. Schaut im Zweifelsfall selbst im Khandhaka nach.


    Sodann: aus der Ikonographie einer Person - d.h. der Art und Weise, mit welchen Identifikationsmerkmalen sie traditionell abgebildet wird, lässt sich nicht auf ihr tatsächliches Aussehen schließen. Ich denke, eine eingehendere Begründung kann ich mir sparen. Speziell bei Buddha kommt hinzu, dass die ältesten 'porträtartigen' Abbildungen erst Jahrhunderte nach seinem Tod entstanden. Zuvor wurde - wie in diesem Thread schon erwähnt - Buddha Shakyamuni lediglich mit Symbolen dargestellt - neben dem schon genannten Schirm findet man auch häufig einen Fußabdruck.


    Von diesem allen abgesehen, wird Buddha in buddhistischer Ikonographie auch nicht mit "üppiger Haarpracht" dargestellt, sondern mit kurzen Locken - entsprechend einer höchstens zwei Monate zurückliegenden Rasur. Der "Dutt" oder "Haarknoten" soll keiner sein, sondern eine Auswölbung des Schädels, eine Uṣṇīṣa (die in sehr unterschiedlicher Größe dargestellt wird) - Mirco hat das schon klargestellt. Auch, dass die "32 Merkmale" ein sehr altes Mythem ist, dass die Buddhisten von älteren nicht-buddhistischen Quellen übernahmen, wurde bereits erwähnt. Das macht es zusätzlich unwahrscheinlich, dass diese ikonographische Beschreibung etwas mit dem tatsächlichen Aussehen Buddhas zu tun hat. Dass er z.B. mit der Zunge seine Augen bedecken und den Penis in den Bauchraum einziehen konnte, wie es manche [hier bitte passende Beschreibung selbst einfügen] allen Ernstes glauben(?) und behaupten. Um das mit dem "Zugang verbauen" auch noch konkret zu illustrieren ...


    Da das nun geklärt ist, möchte ich hinzufügen bzw. nochmals unterstreichen, dass das Alles zwar von kunsthistorischem Interesse ist, aber in Bezug auf "Buddhismus" oder "einen Zugang zum Buddhismus" von gleicher Relevanz ist wie das Defäkieren (auf was oder wen auch immer) von Vögeln. Ellvirals Hinweis mag vielleicht für Manchen etwas zu subtil gewesen sein - angebracht war er mE durchaus.


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    ShenpenTashi:

    Jedenfalls könnte das am Buddhismus Interessierte abschrecken


    ... oder es könnte zur Erkenntnis führen, dass Interesse an Buddhas Haarschnitt etwas anderes ist als Interesse an Buddhas Lehre.

    ShenpenTashi:

    und durch derart dämliche Äußerungen könnte ihnen vielleicht der Zugang zum Buddhismus für einige Lebenszeiten verbaut werden.


    Darüber, welche Äußerungen hier in diesem Thread in Bezug auf Dämlichkeit besonders hervorstechen, könnte man durchaus diskutieren. Ist jetzt aber nicht mein spezielles Interesse. Ich bin nicht so urteilsfreudig. Jedenfalls - wenn ich einen 'Zugang' zum Buddhismus suchen würde, dann wäre kaum etwas mehr dazu geeignet, ihn zu verbauen als die ernsthafte Erörterung angemessener Frisuren für Erleuchtete.

    ShenpenTashi:

    Nicht umsonst ist Achtsamkeit eine der acht Tugenden.


    Du sagst es ...

    ShenpenTashi:

    Über eine solche Ignoranz ärgere ich mich.


    Woran das wohl liegen mag?

    ShenpenTashi:

    Schönen Tag noch!


    Danke, gleichfalls.
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