Beiträge von Karnataka im Thema „Zazen und Spielgefährte“

    Lucy:

    Das Geschirr ist unsere Aufgabe, die wir mit soviel Geduld, Gleichmut, Freundlichkeit und egolosigkeit machen, wie wir können.


    Die buddhistische Ausrichtung hat mich da unglaublich weiter gebracht. Aber auch ein 'passender' Arbeitsplatz ist für mich sehr wichtig, damit ich das ansatzweise kann.
    (Ein Wohnheim ist schon speziell mit dem hohen Maß an Verbindlichkeit, das erforderlich ist. Wenn der dritte Kollege krank wird müssen ja dennoch rund um die Uhr und rund ums Jahr die Dienste abgedeckt sein. Das ist nicht ohne.)


    Und dann habe ich mich irgendwann aus dem Anspruch entlassen, liebevoll und fürsorglich (deine Worte) sein zu müssen. Ich übe mich in Gleichmut, bin dankbar für die guten praxismöglichkeiten (auch) bei der Arbeit und bin heiterer als je zuvor.


    Hallo Lucy,


    Meine Dienste enthalten Geschirrwaschen, besser gesagt räume ich den Geschirrspüler ein und aus – sofern kein Zivildiener mir zur Seite steht. Für mich ist das Ein- und Ausräumen einfach eine vollkommen hirnlose Tätigkeit. Einerseits ist sie so anspruchslos, dass ich dabei plaudern oder meinen Gedankenwelten und Träumen nachhängen kann. Andererseits möchte ich die geistige Unterforderung ausgleichen, damit es mir gut geht. Für mich passen daher auch die speziellen Dienstzeiten im Wohnhaus, da ich die vielen freien Vormittage schätze. Da kann ich dann mit ausgeruhtem Geist nachdenken.


    Deine Haltung ist da doch anders. Wie definiert man seine Praxis, welcher Lehre folgt man? Neben deiner inneren Zufriedenheit profitiert sicher auch die Qualität deiner Arbeit sehr von der buddhistischen Geistesschulung. Das gilt letztlich sogar fürs Geschirr. Bei mir plumpst es einfach irgendwie in die Maschine. Dafür bekäme ich im Zen-Kloster vermutlich einen ordentlichen Schlag mit dem Stock… :?


    Zum Thema persönlicher Ehrgeiz versus Gleichmut und heitere Gelassenheit: Ich nehme ja eher an der Selbstbezogenheit Anstoß, aber nicht an meinem Ehrgeiz. Doch gibt es einen Zusammenhang. Der Dalai Lama wird im Buch der Freude mit folgenden Worten zitiert:


    Stress und Ängste beruhen oft auf zu hohen Erwartungen und zu viel Ehrgeiz. Wenn wir diese Erwartungen nicht erfüllen oder jenes ehrgeizige Ziel nicht erreichen, sind wir enttäuscht. Das ist eine durch und durch egozentrische Haltung: „Ich will dieses, ich will jenes.“ Oft sind wir nicht realistisch, was unsere Fähigkeiten oder die objektive Realität betrifft. Solange wir ein klares Bild von unseren Möglichkeiten haben, können wir bei unseren Bemühungen realistisch sein. Dann haben wir viel größere Chancen, unsere Ziele zu erreichen. Unrealistische Bemühungen führen nur in die Katastrophe. In vielen Fällen wird also unser Stress durch unsere Erwartungen und unseren Ehrgeiz verursacht.

    Tai:

    Aufschlussreich wäre vielleicht zu ergründen, warum er sich überfordert fühlt. Vor etlichen Jahren hörte ich einmal Baker Roshi über den Besuch bei einem Freund berichten, der auf einem riesigen Stück Land einige tausned Bisons hielt. Die Bisons, so der Freund, seien ein wenig schwer zu kontrollieren. Man könne sie nur bewegen, dahin zu gehen, wohin sie ohnehin gehen wollten. So ähnlich verhält es sich auch mit Kindern. Wenn einer in der Arbeit mit ihnen demotiviert ist und sich schnell überfordert fühlt, mag es daran liegen, das er zu sehr versucht, sie in die ein oder andere Richtung zu zwingen. (Das Ganze ist natürlich auch eine Metapher auf die Kontrolle des Geistes im Zen)


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    Das leuchtet mir für die Arbeit mit Kindergruppen sehr ein. Soweit ich mich erinnere, bewegen sich große Kindergruppen in Horden. Wenn man also ein Spielangebot macht, etwa Bilderbuchkino, und die Horde begibt sich zum betreffenden Ort, ist es eher kontraproduktiv, einzelne Kinder noch extra zu fragen, ob sie mitmachen wollen. Ungefragt kommen die allermeisten Nachzügler von alleine zu dem selbstverständlich auf freiwilliger Teilnahme basierenden Spielangebot. Gefragt fällt ihnen immer irgendwas ein, was sie jetzt lieber wollen.


    Als Metapher für die Kontrolle des Geistes: Man kann den eigenen Geist nicht zur Ruhe zwingen. Egal, wie subtil man es auch probiert, es funktioniert nicht. Anders verhält es sich mit dem Glauben. Der christliche Glaubensinhalt Gott vermag den Geist zu beruhigen, sofern dieser Glaube vorhanden ist. Das Mahayana aktiviert mit der Konzentration auf Liebevolle Güte und Loslassen der Egozentrik auf ähnliche Weise ein inneres Glück, würde ich behaupten.


    Dabei tun wir etwas, was der Geist eigentlich will. Dies lässt sich evolutionär, stammesgeschichtlich und in Hinsicht auf die individuelle Entwicklung sehr gut begründen. Einmal ist der Homo Sapiens ein Säugetier, dem fürsorgliches Empfinden in die Wiege gelegt ist, was zugleich für die individuelle Entwicklung maßgeblich ist. Auch stammesgeschichtlich lebt er in Horden und erlebt seine glücklichen Stimmungen gemeinschaftlich, würde ich meinen. Immerhin sichert die Kooperation sein Wohlergehen.

    Lucy:


    Nach über 20 Jahren im Beruf: nicht ich behalte die Motivation, sie behält mich.
    Du bist ja auvh am Thema dran, obwohl du abgebrochen hast.
    ;)
    Die Arbeit ist beständige Arbeit an sich selbst, Praxis.


    Hallo!
    Zur dieser Praxis hätte ich eine Frage. Was meinen Bereich, die Betreuung erwachsener, geistig und mehrfach behinderter Menschen angeht, glaube ich schon, dass eine langjährige Betreuungstätigkeit nicht nur für mich, sondern auch für viele KollegInnen spezifische Herausforderungen aufwirft. Beispielsweise unterstelle ich die „Liebevolle Güte“ als Herausforderung.


    Wie verhält es sich aber in deinem Bereich, also in der Arbeit mit Klein- und Vorschulkindern? Ist die Haltung, gegenüber dieser Altersgruppe liebevoll und fürsorglich zu empfinden, so natürlich, dass viele PädagogInnen nie in die Verlegenheit kommen, ihre Motivation noch extra trainieren zu müssen?


    Oder gibt es gar ein Zuviel an „Liebevoller Güte“, die eine Kindergartenpädagogin empfinden kann? So wie es für eine Krankenschwester problematisch werden kann, wenn sie zuviel Mitgefühl empfindet?

    Tai:

    Als Koan-Praktizierender bietet Zazen mir optimale Voraussetzungen, mich ganz auf die Koanfrage einzulassen und darin alles Denken, alle Pläne und jeden persönlichen Ehrgeiz einzuschmelzen. (Ich behaupte nicht, das wirklich zu können) aber stell dir einfach mal vor, ich würde das verwirklichen beim Zazen und im Alltag. Woran könnte ich mich in einem solchen Zustand des gegenstandslosem Gewahrseins während meiner täglichen Arbeit halten - ? Ich würde einfach tun, was die Situation erfordert.


    Bestünde mein Job darin, Pläne zu schmieden, würde ich Pläne schmieden. Wäre ich (was ich tatsächlich bin) ein Erzieher von Kindern, für die Spielen ja nun mal gefühlt so wichtig ist wie Atmen, meist wichtiger als Essen, Trinken oder Schlafen und die sich zudem mit ganzem Herzen an jedes Wesen binden, das ihnen offen entgegentritt - dann wäre ich wohl ein guter Spielgefährte. Wollte ich stattdessen als Zen-Meister (der ich nicht bin) Schüler ins Zazen einweisen, dann würde ich sicher nicht zu ihnen sagen: "Geht mal raus und spielt mit den Kindern!" Erst recht nicht würde ich sie mit philosophischen Ergüssen über das Spielen im Raum der Leere etc. zuschwurbeln. Warum nicht? Weil Zen darin besteht, alles begriffliche Denken loszulassen und selbst die großartigsten Philosophien oder Spekulationen z.B. über die Frage, ob mich Zen nun zu einem besseren Spielgefährten macht oder nicht, mich diesem Loslassen keinen Schritt näher bringen. Im Gegenteil. Ich würde meinen Schülern stattdessen vielleicht sagen: "Von Augenblick zu Augenblick werft euch mit Haut und Haaren in eure Koanfrage!" Und unter Zen-Meister verstehe ich jemanden, der das tatsächlich umsetzen kann.


    Just my two cents
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    Danke für deinen interessanten Beitrag zum Thema Ehrgeiz, der mich zum freudigen Nachdenken inspiriert! In deinem Beitrag lese ich eine gewisse Skepsis gegenüber einer allzu theoretischen Herangehensweise. Ich hoffe dennoch, dass du meine Überlegungen zum Thema Pädagogik einigermaßen passend findest.


    Ich kann auf eine abgebrochene Ausbildung zum Elementarpädagogen mit Praxis im Kindergarten zurückblicken. Besonders aber habe ich mich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie man sich bei Jahrzehntelanger Tätigkeit im Sozialen die innere Motivation behält. Wie du vermutlich aus deiner Arbeit mit Kindern bestätigen wirst, braucht es dafür professionelle und gefestigte Sympathie. Um diese muss man sich aus meiner Sicht bemühen – sie fällt irgendwann nicht mehr „vom Himmel“.


    Meine „two cents“ zur Pädagogik: Ein Pädagoge sollte seine eigenen Gefühle bewusst wahrnehmen. Auch für den Umgang mit schwierigen Kindern wäre es nicht vorteilhaft, selbst übertrieben zornig zu reagieren. In jedem Fall sollte er den Kindern zeigen, dass sie ihm am Herzen liegen, oder? Wenn er sich überfordert fühlt, dann liegt es in der Regel nicht daran, dass ihm das Wissen fehlen würde, wie es besser ginge.

    Tai:

    Wie ich es sehe, bezeichnet Zazen vor allem den Geist einer gewissen Absichtslosigkeit, der sich schlicht nicht in Einklang bringen lässt mit der Absicht, ein besserer Mensch zu werden oder irgendein besonderes mystisches Erlebnis zu forcieren.


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    Heiter und gelassen zu sein, ohne etwas erreichen zu wollen - würdest du eine solche Haltung auch auf das alltägliche Leben beziehen? Sollte es nach dem Zen darum gehen, das "Geschirr zu waschen", ohne Hoffnungen und Pläne für die Zukunft, ohne dass wir irgendwie ein zukünftiges Glück antizipieren? Das stelle ich mir als das Schwierigste vor. Weiß nicht mal, ob ich es wollte...


    Wie siehst du die Sache mit dem persönlichen Ehrgeiz?


    Da sind alle relevanten Themen angesprochen – oder ich interpretiere nur: Aus meiner Sicht ist es schon so, dass unser Verhältnis zur Sterblichkeit die zentrale Aufgabe ist. Wird diese Aufgabe bewältigt, sollte Liebe entstehen. :)

    Tai:

    Zen zielt nicht auf gesellschaftlichen Nutzen oder Schaden; es spricht weder für noch gegen das Spiel.


    Das ist ein bisschen wie mit zwei Typen, die blöde vor sich hinstarren. Der eine verwirklicht vielleicht gerade das gegenstandslose Augenblicksgewahrsein, der andere gibt sich plattem Stumpfsinn hin - beides ganz furchtbar schlechte Spielgefährten. Na und?


    Ist es also egal, ob man durch den Zen-Weg ein besserer Spielgefährte oder sogar ein besserer Mensch wird? Geht es nur um ein mystisches Erleben und gar nicht um die Verbesserung persönlicher Eigenschaften?


    Wenn man Liebevolle Güte trainiert, ist die Sache auch nicht nur psychologisch, da Liebevolle Güte zutiefst mit unserem Menschsein zu tun hat. Zugleich geht es aber auch um eine persönliche Charaktereigenschaft. Man profitiert also gerade dann davon, wenn Liebevolle Güte einem eigentlich schwer fällt, würde ich sagen.


    Aus der Innenperspektive kann Zen genauso wie andere buddhistische Richtungen mit ihrer unterschiedlichen Betonung von Disziplin oder Loslassen, von Mitgefühl oder Achtsamkeit, für jeden Praktizierenden großen Gewinn bringen. Insofern sind meine nun folgenden Überlegungen nicht als Abwertung von Zen-Buddhismus oder der „ursprünglichen Lehre“ gemeint! Ich möchte jedoch eine gesellschaftliche Sicht anbieten.


    Im Spielen ist man im Hier und Jetzt. Damit scheint mir die Ähnlichkeit mit dem Zen genannt. Sonst ist Sazen doch das gerade Gegenteil! So wie die japanische Kultur ist es wahnsinnig förmlich und von großer Strenge. Die Betonung von Disziplin und Ordnung, die beeindruckende, doch äußerst karge Ästhetik der Räume und Gärten, der übergroße Ernst – all das ist doch augenfällig dem Spieltrieb eines Kindes entgegengesetzt! Da ist nix mit Feuerwehrmann oder Cowboy!


    Die Verbindung von Meditation und Lächeln scheint mir übrigens ein wichtiges Thema. Denn das ursprüngliche Lächeln kündet von Liebe und Verbundenheit. Es entsteht beim Kind ausschließlich in Zusammenhang mit anderen Menschen - de facto im Kontakt zur Mutter - und hat zunächst nichts mit Spielobjekten zu tun. Ich bin daher der Auffassung, dass das spontane Lächeln ein wichtiger Wegweiser für die Meditation der Liebenden Güte ist. Traditionell gilt es Japanern jedoch, in der Öffentlichkeit keine Gefühle zur Schau zu stellen, sagt man. Dürfte ich beim Sazen also ein fröhliches Gesicht machen? Oder würde mir der Zen-Meister dann auf die Schulter klopfen: Reiss dich zusammen?


    Wo liegt der gesellschaftliche Nutzen von Religion? Vielleicht liegt im Zen etwas, das die extreme Leistungsorientiertheit der japanischen Kultur ein wenig neutralisiert? Manchmal hört man doch, dass es im Zen nix zu erreichen gäbe? Sowas denke ich mir jedenfalls bezüglich der von dir angesprochenen lebensverneinenden Haltung, die gerade in den besonders lebensfrohen Kulturen Südasiens, in Thailand, Laos und Myanmar geschätzt wird. Dort passt das vermutlich! Für das Wiener Naturell – falls es sowas gibt - scheint mir dies jedoch fraglich. Wienern wird häufig Herzlichkeit, Humor und Charme nachgesagt. In negativer Hinsicht werden sie jedoch mit Jammern, geringem Selbstvertrauen und Todessehnsucht assoziiert.


    Unser anderes, philosophisches Thema deute ich als die Werte der Kernfamilie. Ob also das, was dort passieren sollte, eigentlich gut ist, oder aber, wie du in deinem ursprünglichen Beitrag angedeutet hast, gut und zugleich auch schlecht wäre. Ich würde mich für die erste Auffassung stark machen. Das, was Kinder im engen Familienverband unter Umständen geschenkt bekommen, Vertrauen, Güte und Wärme, ist uneingeschränkt gut. Nämlich nicht nur für den Nahbereich und die individuelle Entfaltung, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes. Auch in Zeiten, wo sich gesellschaftliche Werte stark wandeln, ist es das zeitlos Gute.
    Die Kehrseite der Medaille scheint mir das Zuviel an Menschen, für die es keine gesellschaftlichen Positionen zu erreichen gibt. Du hast ja ursprünglich globale Probleme wie Umweltschutz und Krieg in Zusammenhang mit Familienidylle gebracht.


    Wie Sati-Zen vollkommen berechtigt kritisiert, ist mein Beitrag abseits vom Thema. Sorry dafür. Ich möchte dennoch einige Anmerkungen loswerden. Zuerst zu deinem Vergleich von Verliebtheit und Drogenkonsum.


    Sicher ist der Cocktail, mit dem die romantische Liebe das Hirn flutet, nicht ohne. Auch muss dies kein ausgesprochen glücklicher Zustand sein, wie wir vermutlich alle schon mal erfahren haben. Allerdings meine ich schon, dass ein sehr heftiger Rausch eine gute Kombination anzeigt. Entscheidend scheint mir das Wissen, dass dieses Heroin endlich ist: die Ausschüttung endet mehr oder weniger nach einem Zeitraum, der einer Schwangerschaft entspricht. Danach sind andere, ebenso biologisch unterstützte, Empfindungen vorgesehen, nämlich Fürsorglichkeit und Mutterliebe bzw. Vaterliebe, scheint mir. Diese fürsorglichen Empfindungen und gemeinsamen Zukunftsvorstellungen braucht es dann, um eine Partnerschaft aufrecht zu halten, nämlich auch unabhängig davon, ob ein Kind da ist.


    Zum speziellen Thema Zen kann ich leider nichts beitragen. Zu deinem Vergleich von innerem Glück durch Meditation mit dem Glück der Verliebtheit möchte ich dennoch eine Überlegung loswerden. Folgender Umstand scheint mir für die romantische Liebe bedeutsam. Richard David Precht schreibt: Liebende verleihen einander Bedeutung durch die Bedeutung, die sie für den anderen haben. So gesehen zeigt die Sehnsucht nach romantischer Liebe einen Zusammenhang mit frühkindlichen Erfahrungen in Form der Bedeutung, die Eltern durch ihre Liebe ihren Kindern schenken. Der Wunsch, sich selbst Bedeutung zu verleihen, scheint mir insbesondere ein interessanter Gedanke, um dem nachzugehen, was Freud als Sublimation des Eros dachte, Platon als den Aufstieg der Liebe zu höheren Idealen. Ich deute dies so, dass wir unsere Sehnsucht in ein Streben nach kulturellen Leistungen verwandeln können - um dafür nämlich gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten.


    Der Faktor Anerkennung scheint mir aber besonders bedeutsam, wenn es um die Entwicklung und Ausübung von Nächstenliebe oder Liebender Güte geht. Indem wir ein solches Klima schaffen und gegenseitig mit Anerkennung belohnen, schaffen wir doch einen Zustand (und eine Welt?), der der romantischen Liebe nicht so wesensfremd ist. Ein bestimmtes spirituelles Glück verlangt daher aus meiner Sicht kein Abwürgen der Sehnsucht nach romantischer Liebe, sondern ein Bewusstsein dessen, was dem eigenen Geist gut tut. Dies hat wieder Auswirkungen auf Überzeugungen und indirekt darauf, wie die romantische Liebe einschlägt, sich ereignet. Ein durch das innere Glück der Meditation geschulter Mensch sollte also weniger Bereitschaft zeigen, in Form der romantischen Liebe sein Unglück zu suchen.


    Schließlich möchte ich noch ganz viel :) zu deiner Fundamentalkritik im letzten Abschnitt anmerken, wonach die Familienidylle ganz viel Schlimmes aufrecht halten würde. Genau verstehe ich aber nicht, was du meinst. Vielleicht kannst du das näher erklären? Führt allerdings wirklich weit weg vom Thema…


    Kinder brauchen Geborgenheit und Anregung, vielleicht weniger in der Beziehung zu ihren Spielgefährten als in jener zu ihren Eltern. Das gilt auch für das spätere Leben: Von einer Spielgefährtin erwarten wir Vertrauen und Anregung, nämlich in Form der Sehnsucht nach romantischer Liebe, oder? Klappt die romantische Liebe, lässt sich dieser geistige Zustand dann durchaus mit dem magischen Erleben eines Kleinkindes vergleichen, finde ich.


    Lässt sich daraus schließen, dass die Bemühung um ein gutes Herz nicht unbedingt dazu führt, dass man ein attraktiverer Spielgefährte wird? Ich würde argumentieren, dass Vertrauen, Güte, Hilfsbereitschaft doch wichtige Eigenschaften für eine stabile Beziehung sind, besonders wenn sich die Liebe zweier Menschen auch auf einen Dritten, eben ihr Kind, richtet. Zugleich sollte der Partner aber interessant bleiben, sonst würde die Langeweile eine Beziehung wohl schnell killen. Zumeist verliebt man sich ja in jemanden, der nicht das gleiche Temperament besitzt.