Beiträge von void im Thema „Zazen und Spielgefährte“

    Karnataka:

    Schließlich möchte ich noch ganz viel :) zu deiner Fundamentalkritik im letzten Abschnitt anmerken, wonach die Familienidylle ganz viel Schlimmes aufrecht halten würde. Genau verstehe ich aber nicht, was du meinst. Vielleicht kannst du das näher erklären? Führt allerdings wirklich weit weg vom Thema…


    Das Thema war "Kann Zazen den Weg zu einem besseren Spielgefährten fördern?"


    Das mit dem "Spielgefährten" steht ja eigentlich noch für was Umfassenderes: Ein guter Spielgefährte ist ja einer, der mit Mensch und Tier zurechtkommt und letzendlich auch mit der Welt. Spielen zu Können hat viel mit Lebenskunst zu tun. Der Homo ludens ist ja derjenige, der sich nicht zum eindimensionalen Menschen hat reduzieren lassen, sondern der wo nach das ganz kreative Potential vorhanden ist. Wo man noch Forscher, Feuerwehrmann, Astronaut, Cowboy sein kann. Weil heutzutage vieles sehr struktruriert und eindimensional ist, bleibt das Spiel nur mehr in Nischen erhalten: Im Kinderspiel, im Liebesspiel, in der Kunst und eben auch in der Religion.


    Das Thema läuft meiner Meinung nach auf die breitere Frage hinaus:
    Inwieweit kann buddhitische Praxis ( bzw. Zazen) einen Beitrag zur Lebenkunst bieten - hin zu der Entfaltung einem gelungen Leben.


    Und da gibt es eine lebenbejahenden Sicht in der Buddhismus von höchster Lebenskunst ununterscheidbar ist. Und wie bei sati-zen selbst Buddhschaft sehr viel damit zu tun hat, sein menschliches Potential und seine Kreativität zu entfalten.


    Deneben gibt es aber auch eine "verneinende Sicht", die betont, dass das "Spiel des Leben" von seiner Grundstruktur her leidhaft ist. Geburt ist untrennbar von Tod. Und auch der Schaffung intimer Einheit wie Partnerschaft und Familie, hat als Gegenstück Konkurrenz und Abrenzung. Die Tigermutter füttert liebevoll ihre Jungen, mit dem Fleisch der von ihr gejagten Tiere. Idylle und Grauen überlappen sich. Hier bedeutet Buddhismus, aus dem Spiel auszusteigen, statt "besser" in ihm zu werden. Diesen Aspekt wollte ich mit dem von mir Gesagten betonen.

    Karnataka:

    Kinder brauchen Geborgenheit und Anregung, vielleicht weniger in der Beziehung zu ihren Spielgefährten als in jener zu ihren Eltern. Das gilt auch für das spätere Leben: Von einer Spielgefährtin erwarten wir Vertrauen und Anregung, nämlich in Form der Sehnsucht nach romantischer Liebe, oder? Klappt die romantische Liebe, lässt sich dieser geistige Zustand dann durchaus mit dem magischen Erleben eines Kleinkindes vergleichen, finde ich.


    Das magische Erleben eines Kleinkindes oder der Erfülltheit eines verliebten Paares, sind beides angenehme Zustände, wo man sich ganz im Hier und Jetzt geborgen fühlt: Offen, neugierig und glücklich.


    Auch das Ziel von Zazen wird öfter mal, als ein glücklicher und offener Zustand ganz im Hier und Jetzt beschrieben. Von daher erscheint es so, als wäre weltliches Glück und Befreiung fast das Gleiche und zutiefst kompatibel.


    Aber mir kommt das wie ein Missverständnis vor. Mal extrem ausgedrückt: Auch im Zentrum der Heroinsucht steht ja ein augeglichener und friedvoller Zustand. Der aber untrennnbar von dem Leid ist, das genau das Begehren nach diesem unbeschwerten Glück hervorbringt. Hier sieht man, dass all das Negative der Heroingier die andere Seite der unbeschwerten Drogenseeligkeit ist, und beide Teil eines Kreises sind.


    Während man so etwas im Bezug auf das unbeschwerte Glück des Kindex oder der Verliebten entrüstet von Sich weist. Beide werden als "an sich gut gesehen". Man ist versucht, im Kind etwas unendlich Wertvolles und in sich Gutes zu sehen, dass (wie auch die zarte Pfalnze der Liebe) von all dem Schlechten in der Welt bewahrt und reingehalten werden soll. Aber vielleicht ist es auch nur die positive Seite von etwas Leidhaften. Bei ganz vielen schlimmen Sachen in der Welt, von Krieg über Ausbeutung bis hin zur Umweltverschmutzung, geht es ja darum die Familienidylle der Unbeschwertheit zu schaffen und aufrecht zu erhalten.

    Wenn man sich einen Spielgefährten wünscht, dann ist es durchaus wichtig, wenn der offen, geduldig, freundlich und präsent ist. Insofern ist da Zazen bestimmt zielführend.


    Auf der anderen Seite, wünscht man sich als Spielgefährten vielleicht auch gerade jemanden der nicht so ausgeglichen und sanftmütig ist. Also keinen, der glücklich auf dem Stein sitzt, um den Wolken nachzusehen ohne sich zu langweilen. Sondern einen Abenteuerer, dem ständig neuer Quatsch und lustige Streiche einfallen und bei dem man sich nicht langeweilt. Und da gehört ja eine bestimmte innere Unausgeglichenheit schon dazu.


    In den Tom Sawyer Romanen bewundern ja alle Jungs Huckleberry Finn. Und das nicht nur wegen seines freundlichen Wesens und guten Herzes, sondern vor allem weil er als respektlos, gesetzlos , unabhängig, faul, und vulgär gilt. Während Toms Tante Polly für ihren Neffen dagegen sicher lieber einen Spielgefährten mit Sonntagschulen-Touch gewünscht hätte: Ausgeglichen, offen, repektvoll und höflich.


    Menschen wollen wohl für sich und andere ganz unterschiedliche Spielgefährten.