Zazen und Spielgefährte

    • Offizieller Beitrag
    Karnataka:

    Kinder brauchen Geborgenheit und Anregung, vielleicht weniger in der Beziehung zu ihren Spielgefährten als in jener zu ihren Eltern. Das gilt auch für das spätere Leben: Von einer Spielgefährtin erwarten wir Vertrauen und Anregung, nämlich in Form der Sehnsucht nach romantischer Liebe, oder? Klappt die romantische Liebe, lässt sich dieser geistige Zustand dann durchaus mit dem magischen Erleben eines Kleinkindes vergleichen, finde ich.


    Das magische Erleben eines Kleinkindes oder der Erfülltheit eines verliebten Paares, sind beides angenehme Zustände, wo man sich ganz im Hier und Jetzt geborgen fühlt: Offen, neugierig und glücklich.


    Auch das Ziel von Zazen wird öfter mal, als ein glücklicher und offener Zustand ganz im Hier und Jetzt beschrieben. Von daher erscheint es so, als wäre weltliches Glück und Befreiung fast das Gleiche und zutiefst kompatibel.


    Aber mir kommt das wie ein Missverständnis vor. Mal extrem ausgedrückt: Auch im Zentrum der Heroinsucht steht ja ein augeglichener und friedvoller Zustand. Der aber untrennnbar von dem Leid ist, das genau das Begehren nach diesem unbeschwerten Glück hervorbringt. Hier sieht man, dass all das Negative der Heroingier die andere Seite der unbeschwerten Drogenseeligkeit ist, und beide Teil eines Kreises sind.


    Während man so etwas im Bezug auf das unbeschwerte Glück des Kindex oder der Verliebten entrüstet von Sich weist. Beide werden als "an sich gut gesehen". Man ist versucht, im Kind etwas unendlich Wertvolles und in sich Gutes zu sehen, dass (wie auch die zarte Pfalnze der Liebe) von all dem Schlechten in der Welt bewahrt und reingehalten werden soll. Aber vielleicht ist es auch nur die positive Seite von etwas Leidhaften. Bei ganz vielen schlimmen Sachen in der Welt, von Krieg über Ausbeutung bis hin zur Umweltverschmutzung, geht es ja darum die Familienidylle der Unbeschwertheit zu schaffen und aufrecht zu erhalten.

  • Schade, dass das Thema Zazen und Spielgefährte so sehr auf das Verhalten von Kindern oder Drogenabhängigen reduziert wird, alles Gruppen die nicht die volle Verantwortung für ihr Dasein erfüllen und somit auch nicht für das Lindern des Leids im Dasein sorgen müssen. Ein Erwachsener Mensch sollte es tun will er Erfüllung erleben und dazu ist der Spielgefährte beim Zazen im Raum der Leerheit wunderbar geeignet. Dieser Spielgefährte ist der eigene innere Lebens-Impuls der sich durch den Atem beim Zazen ausdrückt, mehr nicht, deshalb ist der Raum der Leerheit dafür so wichtig.
    Kinder, Haustiere, Besoffene, Drogenabhängige und zum Teil psychisch kranke Menschen haben diese Möglichkeit den Raum der Leerheit zu füllen und gleichzeitig für die Existenz zu sorgen nicht, sie brauchen andere Menschen die das für sie erledigen und deshalb finde ich, sollten wir uns beim Thema Zazen und Spielgefährte auf die Menschengruppe beschränken die diese Fähigkeit zur Erfüllung haben könnte und sowohl Zazen beherrschen als auch den Spielgefährten zu wecken. Wie ich schon erwähnte ist für mich der Spiel-Raum der Leerheit in dem Zazen praktiziert wird der Ort des Lebens schlechthin. Diesen Ort kann ein selbst verantwortlicher Erwachsener überall erzeugen aber eben nur der, von anderen Menschen abhängige Wesen können das nicht. Deshalb ist das Thema Zazen und Spielgefährte aus meiner Sicht nur von Menschen zu erfüllen denen ihre Verantwortung für ihr eigens Dasein voll bewusst ist und die diese schöpferisch/kreativen Fähigkeiten ausleben können. Ich kann als Erwachsener Mensch den Spielgefährten selbst erschaffen z.B. beim Prozess des Zazen, bein Ein- und Ausatmen im Raum der Leerheit. Dort sind alle Figuren möglich die der Geist zulässt viel umfassender und komplexer als es sich ein Kind jemals ausdenken könnte.


  • Wie Sati-Zen vollkommen berechtigt kritisiert, ist mein Beitrag abseits vom Thema. Sorry dafür. Ich möchte dennoch einige Anmerkungen loswerden. Zuerst zu deinem Vergleich von Verliebtheit und Drogenkonsum.


    Sicher ist der Cocktail, mit dem die romantische Liebe das Hirn flutet, nicht ohne. Auch muss dies kein ausgesprochen glücklicher Zustand sein, wie wir vermutlich alle schon mal erfahren haben. Allerdings meine ich schon, dass ein sehr heftiger Rausch eine gute Kombination anzeigt. Entscheidend scheint mir das Wissen, dass dieses Heroin endlich ist: die Ausschüttung endet mehr oder weniger nach einem Zeitraum, der einer Schwangerschaft entspricht. Danach sind andere, ebenso biologisch unterstützte, Empfindungen vorgesehen, nämlich Fürsorglichkeit und Mutterliebe bzw. Vaterliebe, scheint mir. Diese fürsorglichen Empfindungen und gemeinsamen Zukunftsvorstellungen braucht es dann, um eine Partnerschaft aufrecht zu halten, nämlich auch unabhängig davon, ob ein Kind da ist.


    Zum speziellen Thema Zen kann ich leider nichts beitragen. Zu deinem Vergleich von innerem Glück durch Meditation mit dem Glück der Verliebtheit möchte ich dennoch eine Überlegung loswerden. Folgender Umstand scheint mir für die romantische Liebe bedeutsam. Richard David Precht schreibt: Liebende verleihen einander Bedeutung durch die Bedeutung, die sie für den anderen haben. So gesehen zeigt die Sehnsucht nach romantischer Liebe einen Zusammenhang mit frühkindlichen Erfahrungen in Form der Bedeutung, die Eltern durch ihre Liebe ihren Kindern schenken. Der Wunsch, sich selbst Bedeutung zu verleihen, scheint mir insbesondere ein interessanter Gedanke, um dem nachzugehen, was Freud als Sublimation des Eros dachte, Platon als den Aufstieg der Liebe zu höheren Idealen. Ich deute dies so, dass wir unsere Sehnsucht in ein Streben nach kulturellen Leistungen verwandeln können - um dafür nämlich gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten.


    Der Faktor Anerkennung scheint mir aber besonders bedeutsam, wenn es um die Entwicklung und Ausübung von Nächstenliebe oder Liebender Güte geht. Indem wir ein solches Klima schaffen und gegenseitig mit Anerkennung belohnen, schaffen wir doch einen Zustand (und eine Welt?), der der romantischen Liebe nicht so wesensfremd ist. Ein bestimmtes spirituelles Glück verlangt daher aus meiner Sicht kein Abwürgen der Sehnsucht nach romantischer Liebe, sondern ein Bewusstsein dessen, was dem eigenen Geist gut tut. Dies hat wieder Auswirkungen auf Überzeugungen und indirekt darauf, wie die romantische Liebe einschlägt, sich ereignet. Ein durch das innere Glück der Meditation geschulter Mensch sollte also weniger Bereitschaft zeigen, in Form der romantischen Liebe sein Unglück zu suchen.


    Schließlich möchte ich noch ganz viel :) zu deiner Fundamentalkritik im letzten Abschnitt anmerken, wonach die Familienidylle ganz viel Schlimmes aufrecht halten würde. Genau verstehe ich aber nicht, was du meinst. Vielleicht kannst du das näher erklären? Führt allerdings wirklich weit weg vom Thema…

  • Piti:

    Kann Zazen den Weg zu einem besseren Spielgefährten (nach Fred Donaldson) fördern?
    Meiner Meinung ja - denn nur in dem ich offenen Geistes/Herzes in der Gegenwart bin,
    kann ich auch ein präsenter Spielgefährte für Menschen und Tiere sein.
    Was ist Eure Meinung?


    Zazen führt zur Befreiung und dem Erkennen der eigenen Ego. Es macht zum Spielkameraden weil ich den Spielkameraden aussuchen kann den ich jetzt gebrauche ohne das ich sein zu verleugnen. Gut wird das Spiel wenn da zwei mit ihren Personen spielen können. Hab ich selten erlebt doch wenn es geschieht ist es immer ein Spiel das sehr direkt und ohne Hemmungen gespielt wird und immer mit Lachen und Freude endet. Erinnert mich gerade an einen Debattierklub, alles regt sich wirklich künstlich auf und geht dann erst mal einen trinken. Der der glaubt das das alles echt war wird herzhaft ausgelacht.

    • Offizieller Beitrag
    Karnataka:

    Schließlich möchte ich noch ganz viel :) zu deiner Fundamentalkritik im letzten Abschnitt anmerken, wonach die Familienidylle ganz viel Schlimmes aufrecht halten würde. Genau verstehe ich aber nicht, was du meinst. Vielleicht kannst du das näher erklären? Führt allerdings wirklich weit weg vom Thema…


    Das Thema war "Kann Zazen den Weg zu einem besseren Spielgefährten fördern?"


    Das mit dem "Spielgefährten" steht ja eigentlich noch für was Umfassenderes: Ein guter Spielgefährte ist ja einer, der mit Mensch und Tier zurechtkommt und letzendlich auch mit der Welt. Spielen zu Können hat viel mit Lebenskunst zu tun. Der Homo ludens ist ja derjenige, der sich nicht zum eindimensionalen Menschen hat reduzieren lassen, sondern der wo nach das ganz kreative Potential vorhanden ist. Wo man noch Forscher, Feuerwehrmann, Astronaut, Cowboy sein kann. Weil heutzutage vieles sehr struktruriert und eindimensional ist, bleibt das Spiel nur mehr in Nischen erhalten: Im Kinderspiel, im Liebesspiel, in der Kunst und eben auch in der Religion.


    Das Thema läuft meiner Meinung nach auf die breitere Frage hinaus:
    Inwieweit kann buddhitische Praxis ( bzw. Zazen) einen Beitrag zur Lebenkunst bieten - hin zu der Entfaltung einem gelungen Leben.


    Und da gibt es eine lebenbejahenden Sicht in der Buddhismus von höchster Lebenskunst ununterscheidbar ist. Und wie bei sati-zen selbst Buddhschaft sehr viel damit zu tun hat, sein menschliches Potential und seine Kreativität zu entfalten.


    Deneben gibt es aber auch eine "verneinende Sicht", die betont, dass das "Spiel des Leben" von seiner Grundstruktur her leidhaft ist. Geburt ist untrennbar von Tod. Und auch der Schaffung intimer Einheit wie Partnerschaft und Familie, hat als Gegenstück Konkurrenz und Abrenzung. Die Tigermutter füttert liebevoll ihre Jungen, mit dem Fleisch der von ihr gejagten Tiere. Idylle und Grauen überlappen sich. Hier bedeutet Buddhismus, aus dem Spiel auszusteigen, statt "besser" in ihm zu werden. Diesen Aspekt wollte ich mit dem von mir Gesagten betonen.

  • Gehe raus und spiele


    Gott spielt mit jeder und jedem von uns so, wie wir erschaffen wurden,
    still und in fließender Dankbarkeit, die alles aufnimmt.
    Und flüstert uns im Dämmerlicht leise zu:
    Vergiss das Unermessliche nicht.


    Dann werden wir aus unseren nassen Windeln weit in die Welt hinaus geschleudert:
    Ich kann mir keinen Ort vorstellen, der groß genug für dich wäre.
    Geh raus und spiele über alle Schranken hinweg,
    überwinde die Grenzen deiner Sehnsucht
    bis dorthin, wo meine Ganzheit sich in die unzähligen Formen des
    Lebens ergießt und mich verkörpert.


    Spiele mit allem, was das Leben dir bietet: mit Schönem und mit
    Schrecklichem.
    Sei wild in deinem Spiel.
    Kein Spielplatz ist der letzte.


    Hier, gib mir deine Hand und spiele, bis du alles hinter dir gelassen
    hast, was dich begrenzt.


    Der Geist und die Schönheit der Berge erüllen mein Herz mit Ruhe.
    Es weitet sich und ich öffne mich für die Ehrfurcht und die Entdeckerfreude,
    die da sind für mich.
    Ich fühle mich frei, lebendig und in Frieden
    und ganz nahe, direkt in meinem Herzen, höre ich Gott sagen:
    Hallo, willst du spielen!


    O. Fred Donaldson

  • Piti:

    Kann Zazen den Weg zu einem besseren Spielgefährten (nach Fred Donaldson) fördern?


    Wenn, was immer du tust, den Weg zu etwas fördert, ist es jedenfalls nichts, das den Namen Zazen verdient.


    Zitat

    Hogen vom Seiryo-Kloster war dabei, vor dem Essen einen Vortrag zu halten, als er feststellte, dass der Bambusvorhang, den man für die Meditation heruntergelassen hatte, nicht hoch gerollt worden war. Er wies darauf hin. Zwei Mönche aus der Zuhörerschaft erhoben sich und rollten ihn hoch. Hogen, der sie beide in ihrer körperlichen Bewegung beobachtete, sagte: "Der erste Mönch hat es, der zweite nicht." (26. Fall des Mumonkans)


    _()_


  • Sehr schön, Piti, danke dir. :)

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)


  • Aus der Innenperspektive kann Zen genauso wie andere buddhistische Richtungen mit ihrer unterschiedlichen Betonung von Disziplin oder Loslassen, von Mitgefühl oder Achtsamkeit, für jeden Praktizierenden großen Gewinn bringen. Insofern sind meine nun folgenden Überlegungen nicht als Abwertung von Zen-Buddhismus oder der „ursprünglichen Lehre“ gemeint! Ich möchte jedoch eine gesellschaftliche Sicht anbieten.


    Im Spielen ist man im Hier und Jetzt. Damit scheint mir die Ähnlichkeit mit dem Zen genannt. Sonst ist Sazen doch das gerade Gegenteil! So wie die japanische Kultur ist es wahnsinnig förmlich und von großer Strenge. Die Betonung von Disziplin und Ordnung, die beeindruckende, doch äußerst karge Ästhetik der Räume und Gärten, der übergroße Ernst – all das ist doch augenfällig dem Spieltrieb eines Kindes entgegengesetzt! Da ist nix mit Feuerwehrmann oder Cowboy!


    Die Verbindung von Meditation und Lächeln scheint mir übrigens ein wichtiges Thema. Denn das ursprüngliche Lächeln kündet von Liebe und Verbundenheit. Es entsteht beim Kind ausschließlich in Zusammenhang mit anderen Menschen - de facto im Kontakt zur Mutter - und hat zunächst nichts mit Spielobjekten zu tun. Ich bin daher der Auffassung, dass das spontane Lächeln ein wichtiger Wegweiser für die Meditation der Liebenden Güte ist. Traditionell gilt es Japanern jedoch, in der Öffentlichkeit keine Gefühle zur Schau zu stellen, sagt man. Dürfte ich beim Sazen also ein fröhliches Gesicht machen? Oder würde mir der Zen-Meister dann auf die Schulter klopfen: Reiss dich zusammen?


    Wo liegt der gesellschaftliche Nutzen von Religion? Vielleicht liegt im Zen etwas, das die extreme Leistungsorientiertheit der japanischen Kultur ein wenig neutralisiert? Manchmal hört man doch, dass es im Zen nix zu erreichen gäbe? Sowas denke ich mir jedenfalls bezüglich der von dir angesprochenen lebensverneinenden Haltung, die gerade in den besonders lebensfrohen Kulturen Südasiens, in Thailand, Laos und Myanmar geschätzt wird. Dort passt das vermutlich! Für das Wiener Naturell – falls es sowas gibt - scheint mir dies jedoch fraglich. Wienern wird häufig Herzlichkeit, Humor und Charme nachgesagt. In negativer Hinsicht werden sie jedoch mit Jammern, geringem Selbstvertrauen und Todessehnsucht assoziiert.


    Unser anderes, philosophisches Thema deute ich als die Werte der Kernfamilie. Ob also das, was dort passieren sollte, eigentlich gut ist, oder aber, wie du in deinem ursprünglichen Beitrag angedeutet hast, gut und zugleich auch schlecht wäre. Ich würde mich für die erste Auffassung stark machen. Das, was Kinder im engen Familienverband unter Umständen geschenkt bekommen, Vertrauen, Güte und Wärme, ist uneingeschränkt gut. Nämlich nicht nur für den Nahbereich und die individuelle Entfaltung, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes. Auch in Zeiten, wo sich gesellschaftliche Werte stark wandeln, ist es das zeitlos Gute.
    Die Kehrseite der Medaille scheint mir das Zuviel an Menschen, für die es keine gesellschaftlichen Positionen zu erreichen gibt. Du hast ja ursprünglich globale Probleme wie Umweltschutz und Krieg in Zusammenhang mit Familienidylle gebracht.

  • Karnataka:


    Im Spielen ist man im Hier und Jetzt. Damit scheint mir die Ähnlichkeit mit dem Zen genannt.


    Im Spiel bist du ganz hier und jetzt aber auch nur in dem Sinne, in dem zwangsläufig alles, was du tust, im Hier und Jetzt stattfindet; also in dem Sinne, in dem du auch im Hier und Jetzt bist, während du z.B. gerade gedankenverloren vor dich hinträumst. Mit dem im Zusammenhang von Zazen gerne erwähnten Gewahrsein des hier und jetzt Gegebenen in seiner Soheit hat das Spiel in aller Regel überhaupt nichts zu tun. Im Gegenteil würde ich das Spiel eher als ein geniales, lustvoll-kreatives und durchaus lehrreiches Eintauchen in die ein oder andere Fantasiewelt beschreiben - das genaue Gegenteil von dem, was mit Zazen bezeichnet wird.


    Karnataka:


    Wo liegt der gesellschaftliche Nutzen von Religion? ... Manchmal hört man doch, dass es im Zen nix zu erreichen gäbe?


    Da hast du's ja schon selbst beantwortet. Zen zielt nicht auf gesellschaftlichen Nutzen oder Schaden; es spricht weder für noch gegen das Spiel.


    Das ist ein bisschen wie mit zwei Typen, die blöde vor sich hinstarren. Der eine verwirklicht vielleicht gerade das gegenstandslose Augenblicksgewahrsein, der andere gibt sich plattem Stumpfsinn hin - beides ganz furchtbar schlechte Spielgefährten. Na und?

  • Zazen hat kein Ergebnis - so ist es - der Körper kann mehr im Zazen aufnehmen und sich erweitern und dadurch kann (muß nicht) eine Liebe zu Allem entstehen (im Zazen stirbt man ja immer mal wieder geistig).


    In der Liebe gibt es nie eine reine Identität, denn zur Liebe gehören zwei und doch werden
    die zwei eins. Das ist das große Mysterium.
    Pater Bede Griffiths


    und


    Die Leere ist es, die alle Formen von Spiel ermöglicht.
    Michael Adam

  • Tai:

    Zen zielt nicht auf gesellschaftlichen Nutzen oder Schaden; es spricht weder für noch gegen das Spiel.


    Das ist ein bisschen wie mit zwei Typen, die blöde vor sich hinstarren. Der eine verwirklicht vielleicht gerade das gegenstandslose Augenblicksgewahrsein, der andere gibt sich plattem Stumpfsinn hin - beides ganz furchtbar schlechte Spielgefährten. Na und?


    Ist es also egal, ob man durch den Zen-Weg ein besserer Spielgefährte oder sogar ein besserer Mensch wird? Geht es nur um ein mystisches Erleben und gar nicht um die Verbesserung persönlicher Eigenschaften?


    Wenn man Liebevolle Güte trainiert, ist die Sache auch nicht nur psychologisch, da Liebevolle Güte zutiefst mit unserem Menschsein zu tun hat. Zugleich geht es aber auch um eine persönliche Charaktereigenschaft. Man profitiert also gerade dann davon, wenn Liebevolle Güte einem eigentlich schwer fällt, würde ich sagen.


  • Da sind alle relevanten Themen angesprochen – oder ich interpretiere nur: Aus meiner Sicht ist es schon so, dass unser Verhältnis zur Sterblichkeit die zentrale Aufgabe ist. Wird diese Aufgabe bewältigt, sollte Liebe entstehen. :)

  • Die Leere muss aber erst geahnt werden und dafür braucht es Menschen die ein stabiles Ego gebildet haben das mit der Zeit der Anwendung zu einem Zwang und Panzer geworden ist. Das Spielen muss neu gelernt werden, bis dahin spielt man ohne wirklich zu spielen. Das Kind verlernt das Spielen mit immer stabilerem Ego. Bei einigen dieser Personen kommt es zu der Einstellung "So bin ich eben!" bei wenigen kommt es zur Ahnung das da sowas wie Leere ist(Ego-Illusion), das Ego eckt immer mehr an und erzeugt Leiden die nicht übergangen werden können, weil diese Ahnung der Leere da ist.
    Der mit stabilem Ego der sich damit Macht und Ruhm und Geld geschaffen hat kann "So bin ich eben!" mit diesen Ressourcen aufrecht erhalten, bezahlt aber mit seine Fähigkeit bedingungslos zu Lieben. Die meisten dieser "Diven" endet in Vereinzelung mit einem vom Mythos der Heiligkeit geschaffenen Unerreichbarkeit, in Wahrheit vollkommene Vereinsamung, Eremitentum ohne Freiwilligkeit, der Panzer ist aus Diamant geworden, weder von außen noch von innen zerstörbar, das Perfekte Ego, die Klausur der Handlungsunfähigkeit, bedingungslose Liebe wird so interpretiert das sie eben zu einem vollkommenen Ausschließen aus dem normalen Leben führt.
    Das ich muss hinnehmen das es dieses Ego bedingungslos lieben muss, da es sonst zum Selbstmord kommt. Die Göttlichen sind wahrhaft Göttlich geworden in ihrem Diamantenem Egopanzer.
    Ein Diamantener Körper dagegen ist ein Wesen das lebendig ist wie ein Kind, Jungendlicher, Erwachsener, Alter immer zu Spielen bereit aber auch fest im bedingten Entstehen. Das ist der der "Es ist wie es jetzt ist." lebt und meist als "So ist er eben!" angesehen wird. Damit es nicht so Pein---lich wird einen Egobefreiten zu erkennen, eine "So möchte ich sein." Sehnsucht der aber eben, weil geglaubt wird das das von Ego aufgebaute dabei verloren geht, nicht nachgespürt wird. Wie willst du ein fast festes eisernes Ego dem Träger offen legen. Durch spielen, das schafft Sicherheit und wieder Vertrauen in die bedingungslose Liebe den Kitt zwischen den Menschen. Verführe ihn zu sitzen damit er das Eisen spürt, verführe ihn zum Lachen dann fängt es an zu glänzen, treibe deine Scherze mit ihm dann wird es Glühen, bringe ihn dann zum Zazen und es wird schmelzen.

  • Karnataka:
    Tai:

    Zen zielt nicht auf gesellschaftlichen Nutzen oder Schaden; es spricht weder für noch gegen das Spiel.


    Das ist ein bisschen wie mit zwei Typen, die blöde vor sich hinstarren. Der eine verwirklicht vielleicht gerade das gegenstandslose Augenblicksgewahrsein, der andere gibt sich plattem Stumpfsinn hin - beides ganz furchtbar schlechte Spielgefährten. Na und?


    Ist es also egal, ob man durch den Zen-Weg ein besserer Spielgefährte oder sogar ein besserer Mensch wird? Geht es nur um ein mystisches Erleben und gar nicht um die Verbesserung persönlicher Eigenschaften?


    Wie ich es sehe, bezeichnet Zazen vor allem den Geist einer gewissen Absichtslosigkeit, der sich schlicht nicht in Einklang bringen lässt mit der Absicht, ein besserer Mensch zu werden oder irgendein besonderes mystisches Erlebnis zu forcieren.


    _()_

  • Tai:
    Karnataka:


    Ist es also egal, ob man durch den Zen-Weg ein besserer Spielgefährte oder sogar ein besserer Mensch wird? Geht es nur um ein mystisches Erleben und gar nicht um die Verbesserung persönlicher Eigenschaften?


    Wie ich es sehe, bezeichnet Zazen vor allem den Geist einer gewissen Absichtslosigkeit, der sich schlicht nicht in Einklang bringen lässt mit der Absicht, ein besserer Mensch zu werden oder irgendein besonderes mystisches Erlebnis zu forcieren.


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    Zazen bezeichnet: sitzen in rechter Versenkung.

  • Zitat

    Wie willst du ein fast festes eisernes Ego dem Träger offen legen. Durch spielen, das schafft Sicherheit und wieder Vertrauen in die bedingungslose Liebe den Kitt zwischen den Menschen. Verführe ihn zu sitzen damit er das Eisen spürt, verführe ihn zum Lachen dann fängt es an zu glänzen, treibe deine Scherze mit ihm dann wird es Glühen, bringe ihn dann zum Zazen und es wird schmelzen.


    Genau Helmut, so habe ich es innerlich gespürt was Du hiermit schriftlich super schön wiedergegeben hast.

  • Piti:
    Zitat

    Wie willst du ein fast festes eisernes Ego dem Träger offen legen. Durch spielen, das schafft Sicherheit und wieder Vertrauen in die bedingungslose Liebe den Kitt zwischen den Menschen. Verführe ihn zu sitzen damit er das Eisen spürt, verführe ihn zum Lachen dann fängt es an zu glänzen, treibe deine Scherze mit ihm dann wird es Glühen, bringe ihn dann zum Zazen und es wird schmelzen.


    Genau Helmut, so habe ich es innerlich gespürt was Du hiermit schriftlich super schön wiedergegeben hast.

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  • Tai:

    Wie ich es sehe, bezeichnet Zazen vor allem den Geist einer gewissen Absichtslosigkeit, der sich schlicht nicht in Einklang bringen lässt mit der Absicht, ein besserer Mensch zu werden oder irgendein besonderes mystisches Erlebnis zu forcieren.


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    Heiter und gelassen zu sein, ohne etwas erreichen zu wollen - würdest du eine solche Haltung auch auf das alltägliche Leben beziehen? Sollte es nach dem Zen darum gehen, das "Geschirr zu waschen", ohne Hoffnungen und Pläne für die Zukunft, ohne dass wir irgendwie ein zukünftiges Glück antizipieren? Das stelle ich mir als das Schwierigste vor. Weiß nicht mal, ob ich es wollte...


    Wie siehst du die Sache mit dem persönlichen Ehrgeiz?


  • Sehr schön geschrieben, Helmut und Piti.
    Danke dafür. :)

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • Karnataka:


    Heiter und gelassen zu sein, ohne etwas erreichen zu wollen - würdest du eine solche Haltung auch auf das alltägliche Leben beziehen? Sollte es nach dem Zen darum gehen, das "Geschirr zu waschen", ohne Hoffnungen und Pläne für die Zukunft, ohne dass wir irgendwie ein zukünftiges Glück antizipieren? Das stelle ich mir als das Schwierigste vor. Weiß nicht mal, ob ich es wollte...


    Wie siehst du die Sache mit dem persönlichen Ehrgeiz?


    Als Koan-Praktizierender bietet Zazen mir optimale Voraussetzungen, mich ganz auf die Koanfrage einzulassen und darin alles Denken, alle Pläne und jeden persönlichen Ehrgeiz einzuschmelzen. (Ich behaupte nicht, das wirklich zu können) aber stell dir einfach mal vor, ich würde das verwirklichen beim Zazen und im Alltag. Woran könnte ich mich in einem solchen Zustand des gegenstandslosem Gewahrseins während meiner täglichen Arbeit halten - ? Ich würde einfach tun, was die Situation erfordert.


    Bestünde mein Job darin, Pläne zu schmieden, würde ich Pläne schmieden. Wäre ich (was ich tatsächlich bin) ein Erzieher von Kindern, für die Spielen ja nun mal gefühlt so wichtig ist wie Atmen, meist wichtiger als Essen, Trinken oder Schlafen und die sich zudem mit ganzem Herzen an jedes Wesen binden, das ihnen offen entgegentritt - dann wäre ich wohl ein guter Spielgefährte. Wollte ich stattdessen als Zen-Meister (der ich nicht bin) Schüler ins Zazen einweisen, dann würde ich sicher nicht zu ihnen sagen: "Geht mal raus und spielt mit den Kindern!" Erst recht nicht würde ich sie mit philosophischen Ergüssen über das Spielen im Raum der Leere etc. zuschwurbeln. Warum nicht? Weil Zen darin besteht, alles begriffliche Denken loszulassen und selbst die großartigsten Philosophien oder Spekulationen z.B. über die Frage, ob mich Zen nun zu einem besseren Spielgefährten macht oder nicht, mich diesem Loslassen keinen Schritt näher bringen. Im Gegenteil. Ich würde meinen Schülern stattdessen vielleicht sagen: "Von Augenblick zu Augenblick werft euch mit Haut und Haaren in eure Koanfrage!" Und unter Zen-Meister verstehe ich jemanden, der das tatsächlich umsetzen kann.


    Just my two cents
    _()_

  • Tai:

    Als Koan-Praktizierender bietet Zazen mir optimale Voraussetzungen, mich ganz auf die Koanfrage einzulassen und darin alles Denken, alle Pläne und jeden persönlichen Ehrgeiz einzuschmelzen. (Ich behaupte nicht, das wirklich zu können) aber stell dir einfach mal vor, ich würde das verwirklichen beim Zazen und im Alltag. Woran könnte ich mich in einem solchen Zustand des gegenstandslosem Gewahrseins während meiner täglichen Arbeit halten - ? Ich würde einfach tun, was die Situation erfordert.


    Bestünde mein Job darin, Pläne zu schmieden, würde ich Pläne schmieden. Wäre ich (was ich tatsächlich bin) ein Erzieher von Kindern, für die Spielen ja nun mal gefühlt so wichtig ist wie Atmen, meist wichtiger als Essen, Trinken oder Schlafen und die sich zudem mit ganzem Herzen an jedes Wesen binden, das ihnen offen entgegentritt - dann wäre ich wohl ein guter Spielgefährte. Wollte ich stattdessen als Zen-Meister (der ich nicht bin) Schüler ins Zazen einweisen, dann würde ich sicher nicht zu ihnen sagen: "Geht mal raus und spielt mit den Kindern!" Erst recht nicht würde ich sie mit philosophischen Ergüssen über das Spielen im Raum der Leere etc. zuschwurbeln. Warum nicht? Weil Zen darin besteht, alles begriffliche Denken loszulassen und selbst die großartigsten Philosophien oder Spekulationen z.B. über die Frage, ob mich Zen nun zu einem besseren Spielgefährten macht oder nicht, mich diesem Loslassen keinen Schritt näher bringen. Im Gegenteil. Ich würde meinen Schülern stattdessen vielleicht sagen: "Von Augenblick zu Augenblick werft euch mit Haut und Haaren in eure Koanfrage!" Und unter Zen-Meister verstehe ich jemanden, der das tatsächlich umsetzen kann.


    Just my two cents
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    Danke für deinen interessanten Beitrag zum Thema Ehrgeiz, der mich zum freudigen Nachdenken inspiriert! In deinem Beitrag lese ich eine gewisse Skepsis gegenüber einer allzu theoretischen Herangehensweise. Ich hoffe dennoch, dass du meine Überlegungen zum Thema Pädagogik einigermaßen passend findest.


    Ich kann auf eine abgebrochene Ausbildung zum Elementarpädagogen mit Praxis im Kindergarten zurückblicken. Besonders aber habe ich mich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie man sich bei Jahrzehntelanger Tätigkeit im Sozialen die innere Motivation behält. Wie du vermutlich aus deiner Arbeit mit Kindern bestätigen wirst, braucht es dafür professionelle und gefestigte Sympathie. Um diese muss man sich aus meiner Sicht bemühen – sie fällt irgendwann nicht mehr „vom Himmel“.


    Meine „two cents“ zur Pädagogik: Ein Pädagoge sollte seine eigenen Gefühle bewusst wahrnehmen. Auch für den Umgang mit schwierigen Kindern wäre es nicht vorteilhaft, selbst übertrieben zornig zu reagieren. In jedem Fall sollte er den Kindern zeigen, dass sie ihm am Herzen liegen, oder? Wenn er sich überfordert fühlt, dann liegt es in der Regel nicht daran, dass ihm das Wissen fehlen würde, wie es besser ginge.

  • Karnataka:

    Ein Pädagoge sollte seine eigenen Gefühle bewusst wahrnehmen. Auch für den Umgang mit schwierigen Kindern wäre es nicht vorteilhaft, selbst übertrieben zornig zu reagieren. In jedem Fall sollte er den Kindern zeigen, dass sie ihm am Herzen liegen, oder? Wenn er sich überfordert fühlt, dann liegt es in der Regel nicht daran, dass ihm das Wissen fehlen würde, wie es besser ginge.


    Stimmt.


    Aufschlussreich wäre vielleicht zu ergründen, warum er sich überfordert fühlt. Vor etlichen Jahren hörte ich einmal Baker Roshi über den Besuch bei einem Freund berichten, der auf einem riesigen Stück Land einige tausned Bisons hielt. Die Bisons, so der Freund, seien ein wenig schwer zu kontrollieren. Man könne sie nur bewegen, dahin zu gehen, wohin sie ohnehin gehen wollten. So ähnlich verhält es sich auch mit Kindern. Wenn einer in der Arbeit mit ihnen demotiviert ist und sich schnell überfordert fühlt, mag es daran liegen, das er zu sehr versucht, sie in die ein oder andere Richtung zu zwingen. (Das Ganze ist natürlich auch eine Metapher auf die Kontrolle des Geistes im Zen)


    _()_

  • Lucy:


    Nach über 20 Jahren im Beruf: nicht ich behalte die Motivation, sie behält mich.
    Du bist ja auvh am Thema dran, obwohl du abgebrochen hast.
    ;)
    Die Arbeit ist beständige Arbeit an sich selbst, Praxis.


    Hallo!
    Zur dieser Praxis hätte ich eine Frage. Was meinen Bereich, die Betreuung erwachsener, geistig und mehrfach behinderter Menschen angeht, glaube ich schon, dass eine langjährige Betreuungstätigkeit nicht nur für mich, sondern auch für viele KollegInnen spezifische Herausforderungen aufwirft. Beispielsweise unterstelle ich die „Liebevolle Güte“ als Herausforderung.


    Wie verhält es sich aber in deinem Bereich, also in der Arbeit mit Klein- und Vorschulkindern? Ist die Haltung, gegenüber dieser Altersgruppe liebevoll und fürsorglich zu empfinden, so natürlich, dass viele PädagogInnen nie in die Verlegenheit kommen, ihre Motivation noch extra trainieren zu müssen?


    Oder gibt es gar ein Zuviel an „Liebevoller Güte“, die eine Kindergartenpädagogin empfinden kann? So wie es für eine Krankenschwester problematisch werden kann, wenn sie zuviel Mitgefühl empfindet?