Beiträge von Festus im Thema „Meditation - Nicht Meditation“

    Sherab Tönten:

    ...Es ging um das Thema von Piti: "Etwas erreichen wollen ist kontraproduktiv"...


    Wer nichts erreichen will, wird auch nie etwas erreichen. Die Krux an manchen Wünschen ist ja, dass sie in Erfüllung gehen. :clown:


    Wer aber nichts erreichen will, weil es kontraproduktiv ist, der bringt mich zum Schmunzeln. Denn er hat ja dann die Idee, dass es etwas gibt, das produktiv ist. Wenn es aber nichts zu erreichen gibt, was ist dann produktiv?? Produktiv heißt doch "Ergebnisse hervorbringen", also etwas erreichen.


    Es gibt nichts zu tun, packen wir es an.
    Es gibt nichts zu tun und es gibt nichts zu erreichen. Richtig. Aber wir müssen eine Menge tun und noch mehr lassen, um das zu erreichen.
    Wäre dem nicht so, wäre der Buddha zu Hause geblieben. Warum auch in die Hauslosigkeit ziehen. Es gibt ja nichts zu erreichen. Alles ist gut. :grinsen:

    Sherab Tönten:

    ...Ich stehe ja nicht auf den Standpunkt, dass "Praxis" auf dem Sitzkissen aufhört. Im Gegenteil! Die Meditation sollte weiter in den Alltag hinein getragen werden oder der Alltag zur Meditation werden. Wie auch immer. Formale Meditation und nicht formale Meditation sollten sich nach meiner Ansicht idealerweise ergänzen. Aber "ergänzen" heißt halt ergänzen und nicht komplett darauf verzichten. Und jeder muss persönlich für sich entscheiden, wie häufig er wie lange formal meditiert. Ich hatte weiter oben bereits geschrieben, dass es da kein Patentrezept gibt.


    :like:


    Pitt:

    ...Die formale Meditation hat in meinen Augen einen sehr großen Nachteil - ist zu technisch, aber manchen liegt das - mir nicht


    Die unformale Meditation hat das formale losgelassen und ist das was es sein sollte - einfach nur da sein - und die hellen so wie die dunklen Wolken vorbeiziehen lassen


    Nach dieser Aussage hast du die formale Meditation nicht losgelassen sondern lehnst sie ab. Du redest dir die Ablehnung einfach nur schön, versuchst ihr ein für dich passendes Mäntelchen umzuhängen. Warum eigentlich? Es ist doch nichts dabei, wenn du für dich entscheidest, dass formale Meditation für dich nichts ist. Das ist doch ok.

    Sherab Tönten:

    .... Mir ging es wirklich "nur" um die "formale" Meditation, die natürlich auch eine gewisse Qualität und Tiefe mit sich bringt. Und hier muss man sich schon ein Zeitfenster freischaufeln, um sich gegen alle möglichen Hindernisse durchzusetzen (Familie, Beruf, das Bedürfnis nach Entspannung, Müdigkeit, Ego u.s.w.). Als Mönch ist es sicherlich was anderes. Wenn der Tagesablauf wie oben beschrieben von vornherein so strukturiert ist, fördert diese Struktur natürlich auch die regelmäßige formale Meditationszeit. Als Laie spielt der Zeitfaktor schon eine andere Rolle wie als Mönch.


    Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich. Wenn dir die regelmäßige formale Meditation wirklich wichtig ist, dann nimmst du dir auch die Zeit dafür. Und zwar ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer oder z.B. deinen Wunsch nach Entspannung. Das mag sich jetzt etwas grob anhören, ist aber wichtig. Denn wenn du nicht einmal in der Lage bist, dich und deine Bedürfnisse ernst zu nehmen, wie willst du dann andere wirklich ernst nehmen.
    Ich bin auch Familienvater und voll berufstätig. Und trotzdem habe ich mir jeden Tag eine halbe Stunde Zeit für mich genommen. Das ist möglich, wenn man es will. Für mich beinhaltet das aber auch, dass ich dann im Gegenzug den anderen Familienmitgliedern auch ihre Zeit für sich zugestehe und sie darin unterstütze.

    Hallo Sherab Yönten


    hier der Tagesablauf eines normalen Arbeitstages im Antaiji:


    4:00 bis 6:10 Zazen
    6:10 Frühstück
    6:40 Saubermachen
    Im Anschluss Küchenhilfe
    7:30 bis 12:00 Samu (Arbeit)
    12:00 Mittagessen
    13:00 Samu oder anderes Programm
    17:00 Abendessen
    17:20 Abwaschen
    17:30 Teetreffen
    18:00 bis 20:00 Zazen
    nach 20:00 Freie Zeit (bitte nach 21:00 leise sein)


    So sieht die Verteilung der Tage im Monat aus:
    1. bis 5. Sesshin
    6. Freier Tag
    7. bis 9. Arbeitstage
    10. Ein-Tages-Sesshin
    11. Freier Tag
    12. bis 14. Arbeitstage
    15. Ein-Tages-Sesshin
    16. Freier Tag
    17. bis 19. Arbeitstage
    20. Ein-Tages-Sesshin
    21. Freier Tag
    22. bis 24. Arbeitstage
    25. Ein-Tages-Sesshin
    26. Freier Tag
    27. bis 29. Arbeitstage
    30. Großputz
    31. (oder 30.) Freier Tag


    Und so ein Sesshin Tag:
    4:00 bis 9:00 Zazen
    9:00 Frühstück
    10:00 bis 15:00 Zazen
    15:00 Abendessen
    16:00 bis 21:00 Zazen
    21:00 Licht aus


    Die sogenannte formale Meditation und die Alltagsmeditation halten sich die Waage.
    Die Unterscheidung ist sicherlich sinnvoll für die Planung. Ansonsten würde ich sie nicht überbewerten.
    Alles ist Zen oder Un-Zen. Das liegt im Auge des Betrachters. :grinsen::clown: