Beiträge von sati-zen im Thema „Konvertieren zum Buddhismus“

    Nur die Entwicklung menschlichen Lebens zeigt es immer wieder, nicht erst seit Buddha, davor wahrscheinlich auch schon, dass man in einem gewissen Alter oder einer gewissen Reife selbst sein eigener Lehrer sein sollte, sonst wird man viele Leben brauchen um ein wenig Wohlbefinden zu spüren ohne es von außen zu brauchen. Das Leben auf der Erde entwickelt sich grundlegend von innen nach außen, von der Zelle zum Organismus, erst die bestimmt geformte Kultur braucht es andersrum. Jedoch wer die Grundlage verpasst, die Achtsamkeit, wird auch durch Lernen in diesem Leben nicht zur Ausgeglichenheit finden und deshalb macht die Zuflucht zu einem äußeren Lehrer erst Sinn wenn der eigene innere Lehrer aktiv ist. Dann jedoch stellt sich sehr schnell heraus, dass dieser äußere Lehrer keine so große Funktion mehr hat. Menschen die Hilfe oder Begleitung auf dem Weg brauchen gibt es genug, da besteht kein Mangel aber Menschen die versuchen selbstständig das autonome System ihrer Persönlichkeit aufrecht zu halten und mit Wohlbefinden genießen gibt es nicht so oft.
    Ich halte den buddhistischen Weg als den derzeit Besten aller Möglichkeiten um das zu erreichen.

    Gewiss, es gibt unterschiedliche Wege das beobachte ich im realen Leben auch, jeder braucht etwas Anderes um Ausgeglichen zu sein.
    Hier geht es um den buddhistischen Weg und auch der ist vielfältig wie man sieht.
    Ich halte mich an Buddha Siddhartha Gautama, der Begründer als meinen Lehrmeister und eifere im nach mit dem Ziel auch ein 'Erwachter' zu sein. Mit dem 'spirituellen Erwachen' nach Eckart Tolle geht es schon ganz gut. So gehe ich diesen Weg und teile mit was ich dabei erlebe, das Konvertieren ist mir schön öfter begegnet und so weiß ich aus Erfahrung für mich, nein, denn diese Zuflucht würde mich zwar beschützen und Geborgenheit geben aber die Möglichkeit in der westlichen Welt ein Buddha zu sein und so Herr im eigenen Haus sein zu können würde schwinden.

    Meinen Glückwunsch zu Deinem Nachdenken, es hat Dich doch noch auf den richtigen Weg gebracht...
    Denn wenn Du erst das vertraglich abgesicherte Versprechen brauchst Du bist in unserem Kreise abgesichert um motiviert und kreativ zu sein im Leben, dann stimmt etwas mit Deinen Voraussetzungen nicht und dann ist es grundsätzlich besser dort die Aufmerksamkeit hinzulegen und etwas zu ändern als diese Konflikte vermeintlich durch Konvertieren zu beantworten. Zuerst wachsen wir alle im Schutz der Familie auf aber dann im Erwachsenenalter sollten wir selber Gründer so einer Familie werden und nicht ein Leben lang in der Obhut Anderer bleiben. Deshalb ist die Zuflucht zum Konvertieren trügerisch denn es stärkt nicht die Selbstständigkeit die jedoch Voraussetzung für jede gute Beziehung ist, außerdem ist der Leidensdruck eine bessere Hilfe um kreativ zu werden.

    Festus:

    Das ist so.


    Wer mit 'Das ist so' argumentiert weckt sofort die Opposition und das mit Recht, denn nichts ist so wie es scheint. Viele Tatsachen kann man nicht verabreichen sollen sie wirken, man muss sie im Organismus keimen lassen damit sie sich dort selbst entwickeln. Einen Vertrag abschließen (Konvertieren) um Sicherheit zu bekommen ist oft ein Irrglaube aber die Ansage nutzt nichts, jeder kann es nur selbst erfahren.

    Ich kenne die Bedeutung des Begriffs Zuflucht im Buddhismus, jedoch kenne ich auch einige buddhistische Gruppen aller Traditionen in Europa und da wird sehr oft die Gemeinschaft als Ersatzfamilie und Kuschelgruppe benutzt und weniger um die eigene Persönlichkeit zu erkennen wie es Buddha vorgemacht hat. Wenn diese Menschen die versuchen Ihre zwischenmenschliche Bedürftigkeit zu stillen dann den Begriff Zufluchtnahme verwenden, ist der Missbrauch dieses Begriffes nicht mehr zu leugnen. Da sind manche Gruppenleiter die versuchen Schäfchen um sich zu scharen was den Missbrauch des Begriffes angeht genauso betroffen. Unter Zuflucht in Asien ist was anderes zu verstehen als in Europa, viele Menschen hier die alles haben was man zum Leben braucht empfinden trotzdem ein emotionales Defizit und sehnen sich nach Zuwendung und Aufmerksamkeit bis hin zu Betreuung und Verabreichung guter Dinge von außen. Für mich ist es das Gegenteil von dem was ich unter Zen-Buddhismus verstehe im ursprünglichen Sinne. Ich gebe zu, ich habe mit dieser Beobachtung ein Problem denn würde ich meine Gruppe auch so führen und Zuflucht im Sinne von Streicheleinheit anbieten, anstatt die Selbstständigkeit zu fördern, ich könnte mir selber nicht mehr ins Gesicht schauen vor Abscheu.

    Serenity:

    bei meinem Lehrer Zuflucht genommen habe.


    Zufluchtnahme klingt für mich wie in den Lehrer hineinkriechen, wie wenn ein Baby wieder zurück in den Bauch der Mutter möchte.
    Eine Entwicklung hin zur Abhängigkeit und somit zur Lebensunfähigkeit.
    Ich weiß, der Begriff Zuflucht wird häufig verwendet aber mir läuft ein kalter Schauer der Angst über den Rücken
    dabei mein soweit selbstbestimmtes Leben abgeben zu müssen und ein Mündel von jemanden zu sein.

    'Das Göttliche in mir' ist doch wenn es unbedingt etwas Göttliches braucht im Glauben nicht so verkehrt. Es macht auf jeden Fall weniger von etwas Äußerem abhängig als wenn das Göttliche eine Gestalt irgendwo verweilend ist bzw. Jesus oder Buddha. Dann ist das Göttliche in mir die Zuflucht und wenn man sich dann auch noch öffentlich zu sich bekennen will kann man eine Zeremonie zum Konvertieren veranstalten. Psychologisch würde es heißen zu sich selbst finden und ganz bei sich sein. Das ist als Grundlage zunächst die Voraussetzung für alle weiteren Bewusstseinszustände.
    Wenn man jedoch die Zuflucht bei jemanden sucht, das Baby an Mamas Brust, dann ergibt sich daraus eine Abhängigkeit, das Baby ist ohne Mamas Brust nicht lebensfähig. In der Entwicklung sollten diese beiden Positionen jedoch verschmelzen, Mamas Brust und Baby in einem, das Ergebnis ist das Göttliche in mir, die Zuflucht und Geborgenheit bei sich selbst. Die Meditation ist eine wunderbare Übung um das zu praktizieren. Deshalb hat Buddha nie verlangt, dass die Leute ihm folgen, im Gegensatz zu Jesus, die Sangha war eine Zuflucht auf Zeit bis das Selbstverständnis wieder hergestellt war und nur die Organisatoren, die Angestellten sozusagen konvertierten als so eine Art Vertrag um die Verantwortung übernehmen zu können. Um Zuflucht zu finden ist Konvertieren nicht notwendig, im Gegenteil, denn die Gefahr der völligen Abhängigkeit entsteht. Konvertieren sollte nur derjenige der alle anderen Prüfungen vorher erfolgreich bestanden hat um sich voller Verantwortung der Sangha widmen zu können ohne selbst besonders bedürftig zu sein.

    Festus:


    Was du schreibst, ist dein Film, der in deinem Kopf entsteht, wenn du die Frage liest.


    Das hast Du gut erkannt und das ist für mich der Sinn der virtuellen Welt, der Internetkommunikation,
    die eigenen Gedanken, den eigenen Film kreativ zum Ausdruck bringen inspiriert durch eine Frage,
    einen Kommentar oder eine Provokation.
    Das ist interessant zu lesen was Andere für Gedanken haben und wie sie diese kreativ
    der Öffentlichkeit vermitteln. Ich begrüsse es wenn das viele Andere auch so machen.
    Hier im Forum ist das teilweise der Fall aber es gibt auch Internetforen wo nur Frage und Antwort möglich ist,
    alles darüber hinaus wird zensiert. Es sind vor allem die Foren bei denen es speziell um Produkte bestimmter Firmen geht,
    da lenkt Kommunikation vom Konsum ab.
    Hier beim Buddhismus geht es mehr ums Gegenteil, um Aufklärung, Buddha war ein großer Aufklärer.
    So könnte man sagen, kann das Konvertieren dem Hirten zu vielen Schäfchen verhelfen und
    sie würden sich in großer Stückzahl um ihn scharen.
    Das Schaf ist geborgen in der Herde und dem Hirten bringt es am Tag der Schur ganz viel Wolle ein.

    Die Frage ist ob es eine institutionelle Zeremonie braucht, ein gesetzlich verankertes Ritual oder ob es eine Entscheidung des eigenen Kopfes ist sich von den seelischen Empfindungen zu etwas zu bekennen. Wenn das innerlich verankert ist spielen die äußeren Symbole viel weniger eine Rolle.
    Die Lebenshaltung, der Glaube und somit auch der Buddhismus die Überlieferungen Buddhas als den besten Weg anzuerkennen und es versuchen umzusetzen ist weniger eine Frage des Konvertierens als protokollarische Veranstaltung sondern viel mehr des eigenen Bewusstseins. Auch die Zuflucht findet der Buddhist viel eher in sich selbst als in irgendwelchen äußeren Organisationen. Aber wir hatten das Thema hier schon öfter, in Deutschland wird die buddhistische Gemeinschaft gern als sanfte Kuschelgruppe gesehen weil die Mühe sich um die Eigenliebe zu kümmern einfach zu groß ist. So kommt es immer wieder dazu sich vertraglich binden zu wollen um das Erhalten der Liebe abzusichern aber meistens ist es ein Trugschluss denn die seelischen Empfindungen sind nicht korrupt.
    Wer dem Weg Buddhas folgen will und daran Bedingungen knüpft wie z.B. das Konvertieren, hat diesen Weg eher schon wieder verlassen. Dann ist man vielleicht offiziell ordinierter Buddhist aber in seiner inneren Haltung abhängig und unfrei. Das führt dazu, dass man noch mehr die vorgegebenen Zeremonien absolviert in der Hoffnung gutes Karma zu bekommen aber der innere Konflikt wird immer größer. Buddha hat es in so vielen Formulierungen verwendet, man kann den inneren Frieden nicht von außen bekommen.