Wenn man eine Ethik fundieren möchte, dann gibt es ja diejenigen Leute, die für Vernuftgründe offen sind und nachvollziehen, das man andere besser so behandelt, wie man selber behandelt werden will.
Aber das ist ja eben nur ein Teil der Menschen.
Und da ist "Gott" ja etwas, was auch noch andere kraftvolle Möglichkeiten im Repertoir hat um zu moralischem Verhalten zu mobilieren:
- Drohen. Mit einer bedrohlichen Zukunft - also das man in die Hölle kommen könnte, erreicht man auch Leute, die aus reinen Vernunftgründen nicht ethisch wären.
- Belohnen: Mit der Aussicht auf ewiges Leben erreicht man ebenfalls Leute, die sonst villeicht Überltäter wären.
- Autorität. Wenn einem der Herrscher des Universums etwas schriftlich als Gebot gibt, dann ist das auch motivierender, als wenn man sich da selber was überlegt.
- Familie: Ebenso wird Gott wird mit dem eignen Vater gleichgestellt, zu Gehorchen ist also
- Gemeinschaft: Gemeinschaften haben die Möglichkeit Übeltäter auszuschliessen. Auch dies verleitet bestimmt, sich an die Regeln zu halten.
- Schöpfer: Ethik ist nichts vom Menschen erfundenes sondern Teil des Schöpfungsplans.
Man muss also zugestehen, dass dieses "Gott" zuogeordnete Paket an Konzepten etwas ist, was einen zu moralischem Verhalten auch dort bringen kann, wo die Vernunft versagt. Indem Ethik mit den in Gott mitgemeinten tiefen kollektiven Vorstellungen verbunden wird. Und das ist sehr wirksam: Ich habe die Theorie gelesen, dass einer der Gründe, warum das Christentum nach den Ende des römischen Reichs so rasant zulegte, Seuchen waren. Weil die Christen durch ihre Jenseitshoffnung erkrankte Familienanghörige auch pfegten, wo sich die nicht so endzeitseligen Heiden schon abwendeten, reichten einige Epidemien um diese zahlenmässig zu überrunden.
Wobei eine solche Fundierung dann auch wieder extreme Risiken und Nebenwirkungen hat. Während es dazu dienen kann, den einzelnen auf Linie zu bringen, kann es, indem Ethik an ein kollektives Konstrukt geheftet wird, zu ganz viel Gewalt zwischen den so konstituierten Gemeinschaften führen. Partielle, kollektive Ethiken reichen nur so weit wie das sie tragende Kollektiv und werden jenseits dieses Bereich oft zu Kollektiv-Egoismen.