Beiträge von mukti im Thema „Glaube“

    Was noch zu sagen wäre - wenn man sich eingehend etwa mit dem Christentum oder hinduistisch-theistischen Richtungen befasst, findet man so erstaunlich viele Parallelen zum Buddhismus, dass sie hier nicht aufzuzählen sind. Wie auch von einer Tiefgründigkeit wie man sie hier nicht mit ein paar Zeilen näherbringen kann. So dass die Frage Gott oder kein Gott dann nur mehr eine Bedeutung am Rande eines äußeren Rahmens hat. Insbesondere wenn man sich dem Leben von Heiligen, Mystikern, Yogis und Asketen zuwendet und mal versucht ihren Fußspuren zu folgen. Hat man nur einen allgemeinen. oberflächlichen Eindruck von außen, hüte man sich besser vor Vorurteilen und Ablehnung, was buddistisch unter dem Überbegriff "Hass" zusammengefasst ist.


    Übrigens Ehrenbezeugungen wie Verbeugungen mit gefalteten Händen gibt es auch im Buddhismus, im Tibetischen sogar lange wiederholte Niederwerfungen. Dergleichen dient dazu das spröde Ego ein wenig aufzuweichen, willfähriger und kleiner werden zu lassen. Was so manchen "Buddhisten" besonders zu empfehlen wäre.


    Howgh, das ist meine letzte Wortmeldung zu dieser Debatte, für die dann wohl auch ein eigener Thread nötig wäre.


    Verschiedene Brahmas in den Brahmahimmeln, weit über der Menschenwelt.
    "Ich bin der Herr dein Gott du sollst keinen anderen Gott neben mir haben", ist ein Satz aus dem alten Testament, der durch das "Du sollst Gott über alles lieben" seine christliche Bedeutung bekommen hat.
    "Der Vollendete erscheint in der Welt, der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der in Wissen und Wandel Bewährte, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene" lautet übrigens das "Löwengebrüll" des Buddha in AN.IV.33.



    Das ist ein wichtiger Punkt den ich auszudrücken versuche: Es ist mir nicht gleich. Gott wird als Ursache der Welt beschrieben, er habe selber keine Ursache, bestehe aus sich selbst heraus. Obwohl ich den Gedanken nicht unattraktiv finde, steigen mir dabei mehr Zweifel auf als bei dem Gedanken an eine anfanglose Welt, was mich unter anderem mit dem Buddhismus verbindet. Beide Versionen übersteigen aber das Fassungsvermögen des menschlichen Geistes, sind nicht hinreichend logisch begründbar, weshalb sich da kein absoluter Standpunkt einnehmen lässt, jedenfalls nicht für mich. Insofern sind das Ansichten, Neigungen, Glaubensinhalte die jeweils mit allen möglichen Argumenten gestützt sind. Was subjektiv richtig erscheint, muss nicht objektiv wahr sein. Deshalb kann ich andere Ansichten akzeptieren und respektieren.



    Zusammenhänge zwischen Allmachtanprüchen der Theisten und privater wie öffentlicher Unterdrückung durch Jahrtausende verneine ich nicht. Dass Theistische Lehren das auf jeden Fall gutheißen schon. Alleine die überlieferten Worte des gemarterten Christus "Herr vergib ihnen, sie wissen nicht was sie tun", drücken da in beeindruckender Weise das Gegenteil aus, so wie es von ihm und seinen Schülern zahllose weitere Beispiele konsequenter Friedfertigkeit, Macht- und Gewaltverzicht gibt.

    accinca:
    mukti:

    Wenn ich geschrieben habe "Wer bin ich dass ich mir anmaßen könnte sie (die Theisten) zu schmähen", dann hatte ich damit nicht die Absicht dir zu unterstellen dass du sie schmähst. Das ist also ein Missverständnis.


    Gut das du es sagst, denn man muß sie ja bedauern, sind es doch
    die Theisten welche die Konsequenzen ihrer Ansichten bei denen
    oft viel Furcht, Angst, Überheblichkeit usw. usw. und viele andere
    Dinge mitspielen zu tragen haben.


    Da habe ich Theisten kennengelernt, an deren Bescheidenheit, Demut ( = Einsicht in die eigene Unzulänglichkeit), Güte und Entsagung ich mir ein Beispiel nehmen kann, und Buddhisten mit weniger guten Eigenschaften, aber auch umgekehrt. Es kommt auf den Menschen an was er aus einer Lehre macht, wie er bestimmte Punkte interpretiert und welche Bedeutung er ihnen zumisst.



    Ja, Rechthaberei führt zu Zank und Streit. Dagegen führt hier die Einsicht dass man die höchste Wahrheit nicht wirklich sieht zu Frieden und Akzeptanz.
    Theisten können nicht glauben dass ein Mensch aus sich selber heraus zur höchsten Wirklichkeit erwachen kann, und weil das so überaus selten und nur in Büchern nachzulesen ist, kann ich ihre Zweifel verstehen. Manchmal trifft man Buddhisten und Theisten, die den Wert des jeweils anderen schätzen können, was dann eine heilsame Harmonie zur Folge hat.


    Der Buddha stellt fest was wahr und was falsch ist, Lehrer anderer Schulen stellen das auch fest, mit einigen Abweichungen. Ob jemand dieser oder jener Darstellung sein Vertrauen schenkt, ist Sache individueller Veranlagung verschieden gearteter Menschen. Dem einen ist dies nachvollziehbar, dem anderen was anderes, aber beide wissen es nicht in Wirklichkeit. Beide versuchen Sittlichkeit, Sammlung und Weisheit zu entwickeln, und wie weit ihnen das gelingt lässt sich auch daran erkennen, wie sie miteinander umgehen.


    Als ich eingesehen habe dass ich nichts weiß und mich nur an etwas halte dass ich besser verstehe als andere Versionen, war das eine große Erleichterung, die leidvolle Last des Anklammerns an eine bestimmte Darlegung, die gegen andere zu verteidigen wäre, fällt ab und der beengende Stolz des Besserwissens löst sich allmählich auf.


    Wenn ich geschrieben habe "Wer bin ich dass ich mir anmaßen könnte sie (die Theisten) zu schmähen", dann hatte ich damit nicht die Absicht dir zu unterstellen dass du sie schmähst. Das ist also ein Missverständnis.


    Du schreibst es wäre ein Fortschritt wenn Theisten nicht mehr behaupten würden "Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch". Gleich darauf schreibst du: "Hier ging es um das Zurückweisen einer falschen Ansicht". Ist das nicht dieselbe Behauptung: Dies ist falsch, jenes ist wahr?


    Von Brahma wird im PK einerseits überliefert dass er sich als Schöpfer versteht, andererseits dass er in einem hohen Götterhimmel lebt, den man "auf guter Fährte, die aufwärts führt" erreichen kann. Ist Brahma ein extremer Superegoist? Wiederum, wer bin ich dass ich so etwas behaupten könnte. Du hast geschrieben: "Ich, Ich, Ich und keinen anderen neben mir, ist doch das erste Gebot der Theoristen." Buddhisten sehen in Nibbana das höchste Ziel und kein anderes neben diesem. Das erste Gebot der Christen ist übrigens: "Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst".


    Buddhisten meinen die Welt habe keinen Anfang, Theisten meinen sie habe eine erste göttliche Ursache die ihrerseits ohne Ursache ist. Da nicht ersichtlich ist, dass dies jemand in Wirklichkeit weiß, vermutlich überhaupt den Horizont des menschlichen Geistes übersteigt, berufen sich beide auf ihre jeweiligen Autoritäten und Überlieferungen. Glaube steht also gegen Glaube, ich sehe keinen Grund, einen davon als höchste Wahrheit auszugeben, außer durch Anhaftung an eine Ansicht, Festhalten an einem Dogma.


    Ebenso mag Anatta schlüssig sein, seine tatsächliche Verwirklichung ist über logischem Verständnis. Solange dieses Erwachen, wie in meinem Fall, nicht stattgefunden hat, kann ich nicht mit Recht behaupten dass alles andere falsch oder wie du schreibst "desaströs" sei. Dass durch die Atta-Lehre Unterdrückung und Kriege bedingt werden kann ich nicht sehen, vielmehr werden diese durch Missbrauch bzw. falsche Auffassung einer solchen Lehre bedingt. Wie sich das schon durch den Verstoß gegen den einfachen Satz: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" erweist, sowie zahlreiche andere Verdrehungen solcher ursprünglichen Lehren.


    Wie gesagt ist es nicht meine Absicht deine Äußerungen zu kritisieren oder zu widerlegen, was ich sagen will ist dass ich mich außerstande sehe vom Standpunkt gesicherter Erfahrung den Theismus und andere Glaubensformen mit guten Absichten, als falsch zu beurteilen. Was da wirklich wahr ist übersteigt bei weitem meinen Horizont. Eine Einsicht, die mir sehr hilfreich ist um Toleranz, Rücksicht, Friedfertigkeit, Wohlwollen, Bescheidenheit und Wahrhaftigkeit zu entwickeln.

    accinca:
    mukti:

    Ein solches Urteil wäre mir zu verwegen.


    Hat aber mit dem was ich geschrieben hatte (Theoismus/Egoismus) nichts zu tun.


    Ich sehe da schon einen Zusammenhang, die genannten Meister haben ja nicht den Weg zu Nibbana gewiesen sondern zur Brahmawelt. Brahma wird als allwissend und allsehend dargestellt und versteht sich selber als Schöpfer.
    Wie auch immer, viele Theisten waren soweit von den Sinnendingen abgewandt dass sie einen hohen Götterhimmel erreichten. Wer bin ich dass ich mir anmaßen könnte sie zu schmähen. Überhaupt gibt es für mich keinen Grund andere Glaubensrichtungen die auf einem guten Weg sind nicht zu respektieren, oder auch nur zu behaupten: Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.

    accinca:
    Sunu:

    Fragt man einen Christen: " ist Gott absolut?" was würde man für eine Antwort bekommen?


    Wenn du mich fragst würde ich bei einem
    theistischen "Gott" an das größte Ego Ding
    denken das je erfunden wurde:
    Ich, Ich, Ich und keinen anderen neben mir,
    ist doch das erste Gebot der Theoristen.


    Ein solches Urteil wäre mir zu verwegen.


    Zitat

    In früheren Zeiten, Brahmane Dhammika, da lebte ein Meister und Glaubensstifter namens Sunetta, der frei war von Gier nach den Sinnendingen. Und es lebte in früheren Zeiten ein Meister namens Mūgapakkha - namens Aranemi - namens Kuddālaka - namens Hatthipāla - namens Jotipāla, der frei war von Gier nach den Sinnendingen. Dieser Meister aber hatte viele Hunderte von Jüngern. Und diesen Jüngern wies er den Weg zur Wiedergeburt unter den Göttern der Brahmawelt. Diejenigen nun, Brahmane Dhammika, die kein Vertrauen zeigten, als der Meister den Weg zur Wiedergeburt in der Brahmawelt wies, alle diese gelangten beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in niederes Dasein, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, zur Hölle. Diejenigen aber, die Vertrauen zeigten, alle diese gelangten beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, auf glückliche Fährte, in himmlische Welt.«


    Was meinst du nun, Brahmane Dhammika? Wenn da einer diese sechs Meister und Glaubensstifter, die von den Sinnendingen abgewandten, um die sich viele Hunderte von Jüngern scharten, in boshafter Gesinnung beschimpfte oder schmähte, würde nicht ein solcher große Schuld auf sich laden? (AN VI,54)