Beiträge von void im Thema „Zen-Priester unter Missbrauchsverdacht“

    Ich habe Sudhana so verstanden, dass buddhitische Insitutionen Lehrer mit sozialen Kapital ausstatten. Und eben dieses soziale Kapital ( Titel, Nimbus der Heiligkeit und der Weisheit ) missbraucht werden kann, um Leute zu missbrauchen.


    Von daher könnte man folgern, dass je stärker der Heiligenschein leuchtet, der den Lehrer vom Normalsterblichen unterscheidet, desto mehr soziales Kapital missbraucht werden kann. Religionskritiker werden dieses Argument benutzten, um generell alle religiös-traditionellen Elemente des Buddhismus unter Generalverdacht zu stellen. Weil - so die Argument - der Lehrer der als erlechtet, Buddhaspekt gesehen wird, mehr Nimbus hat, als derjenige bei dem das nicht der Fall ist. Und derjenige der Ämter und Roben hat, da problematischer ist als derjenige ohne.


    Aber stimmt das überhaupt? Oder wird da der Missbrauch nur instrumentalisiert, um Mundition für die eigene antireligiöse Agende zu haben? Wenn es so wäre, dass der katholische Pfarrer mit seinem sakralen Brimborium, wher missbraucht als sein schlichter evenglischer Kollege, und dieser wiederum mehr, als der ganz und gar säkulare Turnlehrer, dann wäre ja so eine These gerechtfertigt. Und der Abbau von sakralen Brimborium wäre - weil es eine quelle unhinterfragbarer Autorität ist - in Punkto Missbrauch eine nützliche Sache.


    Was aber wenn sich herausstellt, dass sich die drei nicht signifikant unterscheiden? Und der Turnlehrerdem die Mutter vertraut genauso viel "soziales Kapital" hat, wie der Geistliche im prächtigen Ornat. Dann wäre es eben kein Grund, traditionelle Element abzubauen.


    Es wäre interessant, ob dieser Zusammenhang untersucht wurde.

    Tychiades:

    Wen meinste denn mit "wir"?
    Bereits Piaget hat ein moralisches Urteil beim Kind gesehen und es gibt im Menschen eine Grundüberzeugung hinsicht dessen, was Gut und Nicht-Gut ist. Übereinkünfte sind bereits Formen der Korruption dieser subjektiv-objektiven Grundüberzeugung.


    Ich gehe davon aus, der Unbuddhist meint den Fall, wo eine Übereinkunft etwas ist, was gegenüber den einzelnen Egoismen so eine weniger egoistische Metaebene aufspannt. Da gibt es ja viele Beispiele dafür, von Abrüstungsvereinbahrung über Fischereiabkommen hin zu der Idee der Menschenrechte. Der einzelne verzichtet auf Souveränität, aber indem das alles tun, profitiert man insgesamt.


    Es gibt aber auch so Sachen wie z.B Preisabsprachen, Kartelle, Mafiaoriganisation, Amigo-Netzwerke wo die Überreinkunft, zwar zum gemeinsamen Wohl beiträgt, diese aber auf Kosten anderer realisiert wird. Wenn man lauter sexitistische Kleriker hat, dann kann es sein, dass deren gemeinsame Ethikerklärung Sexismus nicht verhindert sondern sogar legitimiert.


    Eine Übereinkunft ist also kein Allheilmittel.

    Tychiades:


    Es geht im Dokusan um die Koan-Schulung bzw. die WEG-Schulung. Da vertraut man sich dann schon einem anderen an, aber man lässt seinen Verstand nicht vor der Tür. D.h. der Betreffende kann jederzeit den Meister anzeigen, oder erzählen, was da passiert ist.


    Aber das gilt ja auch für viele Formen der Psychotherapie z.B der Verhaltenstherapie. Auch da ist der Verstand nicht ausgeschaltet. Aber der Gesetzgeber untersagt trotzdem Sexualität.


    Ich frage mich, warum da so stark mit zweierlei Mass gemessen wird.

    Sudhana:
    void:

    Soweit ich es weiss, ist ja auch die Beziehung eines Psychothrapeuten zu einem Klienten legal

    Da trügt Dich Dein Wissen. Seit 1998 gilt da § 174c Abs. 2 und 3 StGB - es drohen Haftstrafen zwischen drei Monaten und fünf Jahren.


    Ok, danke. Das ist wohl deswegen so streng, weil man sich ja einem Psychotherapeuten gegenüber ganz öffnet, also da sehr verwundbar und schutzlos ist.


    Ich sehe, dass auch ein Heilpraktiker trotz des "Einvernehmen des Opfers mit sexuellen Handlungen" verurteilt wurde.


    Aber ist es nicht im religiösen Bereich nicht auch so, dass man sich ziemlich öffnet (z.B beim Dokusan) , also einen entsprechenden gesetzlichen Schutz bräuchte?


    Ist es so, dass aus Rücksicht auf die Kirchen "Religion" und "Therapie" als zwei total verschiedene Baustellen angesehen werden?

    Sudhana:
    mukti:

    Bekanntlich waren sexuelle Beziehungen zwischen Lehrer und minderjährigem Schüler in der griechischen Antike gebräuchlich und legal, aber auch in Japan bei Mönchen und Samurais

    Bekanntlich war in der Antike auch Sklaverei "gebräuchlich und legal".


    Soweit ich es weiss, ist ja auch die Beziehung eines Psychothrapeuten zu einem Klienten legal, aber eben etwas was gegen den Berufsordnung ( also den Ehrenkodex ) der Psychotherpeutenkammer verstösst. Es ist einer Verletzung der Berufspflicht, wegen der man seine Zulassung verlieren kann.


    Und so würde ich da ja auch für den religiösen Bereich sehen: Ein Zenlehrer der mit (erwachsenen, zustimmenden) Schülern rummacht gehört nicht ins Gefägnis aber eben in gewisser Weise als unseriös "geächtet". Aber dafür gibt es wohl nicht die Institutionen.


    Wobei ich ja schon über ein halbherziges Wort des Bedauerns aus der Rinzai-Shu froh wäre. Oder dass die DBU auf den Vessakh Fest eine Dikussionverantstaltung zu dem Thema abgehalten hätte. Oder eine Sonderaushabe "Wie gehen wir mit Missbrauch um" von Buddhismus aktuell.

    Morpho:
    Zitat

    Christopher beschäftigt sich doch schon länger mit Missbrauchfällen ( z.b Eido Shimano).


    Das ist doch der Unbuddhist, Matthias Steingass der sich damit schon lange "beschäftigt".
    Christopher dialogisiert nur mit. Aber da kann man schon mal durcheinander kommen.


    Also der 44 seitige Artikel „Zen hat keine Moral“, wo die Fälle von Eido Shimano und Dr. Klaus Zernickow behandelt werden stammt von Christopher (Hamacher). Während von Matthias Steingass nur auf seinen Blog veröffentlicht wurde ( Während das englischsprachige Original ja auf "The Zen Site" hochgeladen wurde)


    Es ist ihm ein erstes Unterfangen und jetzt kommst du daher und denunziert ihn als "Konkurrenzhammel". Ich evrstehe das so, dass du ihm unterstellst, dass er das nur macht, damit mehr Leute von der Augsburger Gruppe zu seiner Gruppe zu wechseln. Du unterstellst ihm implizit, ein zutiefst niderträchtiger Mensch zu sein, der den Missbrauch von Kindern instrumentalisiert. Das ist herabsetzend und rufschädigend, und wenn es auf die Art weitergeht wirst du wirklich gesperrt.

    Morpho:

    (Es war mir schon klar dass der Hinweis auf Seung Sahn einen Test darstellen sollte)


    Du reagierst also deswegen so, weil du glaubst Christopher weiss genaz genau, in welcher Gruppe du bist und es ist alles ein bissi Verschwörung um dich zu bedrängen. Und wenn man berdängt wird, darf man wild um sich schlagen, weil man sich ja dann quasi verteidigt?


    Haa! Was sollen jetzt dieses vollkommen unsachlichen Anschuldigen und Mutmassungen. Christopher beschäftigt sich doch schon länger mit Missbrauchfällen ( z.b Eido Shimano). Die Idee, dass mehr Leute in seine Zengruppe kommen, weil er anderswo Misstände anprangert, ist doch total absurd und rufschädigend.


    Würdest du mit solchen Anfeidungen aufhören!

    Morpho:


    Hm. Hier zum Beispiel: Kakunen-Zen
    Gelübde auf die Ordensgrundsätze "Armut, Treue, Gehorsam"
    Diese Offene Weite hier ...zu leben, ist Ziel eines unabhängigen abendländischen Zen-Wegs
    Der Orden "Offene Weite" ist eine neue Konzeption im westlich-abendländischen Zen.
    Es entstand dort ein von Japan unabhängiger zen-buddhistischer Orden.


    Also ich finde am Zen ja großartig, dass da vieles nicht so ausformuliert ist sondern intuitiv und zwischen den Zeilen augedrückt wird. Aber gerade dass man nicht immer alles sagen muss, setzt ja einen geteilten Erfahrungshorizont vorraus. Aber genau das kann ja zur Quelle von ganz ärgerlchen Sachen werden.


    Da kann dann ja gerade die "Offene Weite" zur Projektionsfläche werden und als Einladung verstanden werden, all das was leer gelassen ist, vollzukritzeln.


    Je implizter die Inhalte sind, desto schwerer ist ja die Kommunikation. Von daher frage ich mich, ob da ein Buddhismus der statt poetisch zu schwingen alles ausformuliert, und der statt exotisch zu sein stinknormal und langweilig ist, nicht besser ist:


    "Komme zur Beton-Sangha für Stinknormalen Buddhismus: Hier gibt es weder exotische Geheimnisse noch charisamtische Lehrer. Statt dessen gibt es altbackene Auforderungen zur Ethik wie bei Eltern und wenn einem das nicht langweilig genug ist, meditieren wir auch noch."


    Aber eigentlich ist ja Zen so ultralangweilig und stinknormal gemeint. Die ganze Zen-Schlichtheit ist ja nicht als ätsthetischer Genuss gmeint sondern eher als das unprätentiös-öde und auch der "wahre Mensch ohne Rang und Namen" ist ja die Abwesenheit von allem, was was hermacht. Aber wenn was fremd ist, ist es ja imer gleich exotisch und schon dadurch Projektionsfläche.


    Villeicht ist das Positive an solchen Skandalen, die Enttöuschung und Desillusionierung die sie mit sich bringen. Also dass der Zen-Priester auch nichts grundlegend was anderes ist als der lokale Pfaffe und die gleichen Macken und Abgründe haben kann.

    Doris Rasevic-Benz:

    Das führt zum Thema, wie so was verhindert werden kann.
    Ich glaube nicht, dass es jemals ganz verhindert werden kann. Ein paar Fälle vielleicht. Aber das genügt schon, um sich Gedanken zu machen.


    Im Zuge der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche gab es ja einige Untersuchungen dazu. Auch wenn es in die Medien so rübergekommen ist, als wären es in der katholischen Kirche mehr Fälle als in der evangelischen und als wäre der religiöse Bereich mehr betroffen als der weltliche, hat sich das nicht bestätigt. Was rauskam, war dass es überall dort ein Problem gibt, wo Kinder Männern mit Autorität ausgeliefert sind, egal ob das jetzt in einem Sportverein ist oder in einer Kirche. Und dass es in so eine Situation sehr viel bringt, wenn man sich dann an jemanden wenden kann. Das waren auf jeden Fall die zwei Sachen, die ich mir gemerkt habe (leider kann ich da keine Quelle nennen)


    Ein wichtiger Punkt, um den Missbrauch von Autoritäspositionen zu beschränken, ist dass klar ist, was in solchen Positionen noch normal ist, und was schon seltsam. Und während es ja im Bezug auf den Sportverein ein verwurzeltes Gefühl für Normalität gibt, ist das bei so exotischen Religionen wie dem Buddhismus nicht der Fall. Wenn klar ist was Dokusan ist und was nicht, haette Eido Shimano dien Schutzraum nicht missbrauchen können. Gerade die Berufung auf "Crazy Wisdom" ist da total gefährlich, weil es ein Begründung ist Grenzen zu überschreiten.


    Gerade die Vielfalt buddhitischer Gruppen, und die Tendenz sich nicht als Kollegen zu sehen, sondern dass da jeder vor sich hinwurstelt und seinen eignen Stiefel macht, verhindert dass es soetwas wie eine gegenseitige Kontrolle von Lehrern gibt. In der Herkunftsländern hat der Buddhismus ja oftmals so eine geregelte und normierte Form, während hier ja viele Lehrern gibt, die sich als sehr indivduelle und unorthodox sehen. Aber an der katholischen Kirche kann man ja sehen, dass eine hierarchische Struktur ja, statt ein Korrektiv für individuelles Fehlverhalten zu sein, patriarchale und missbräuchliche Strukturen sogar decken kann.


    Für den tibtischen Bereich hat der Dalai Lama das Buch Zwischen Freiheit und Unterwerfung: Chancen und Gefahren spiritueller Lehrer-Schüler-Beziehungen angeregt. Der Sinn war es, klarzustellen, wie die traditonelle Lehrer-Schüler Bezihung im tibetischen Buddhismus ist, und wo diese in Personenkult und Missbrauchsstrukturen überzugehen drohen.


    Zitat

    Machen sich die buddhistischen Organisationen da zu wenig Gedanken? Ich weiß es nicht. Aber sie sollten es, falls sie es nicht tun. Das Problem ist, dass alles auf freiwilliger und ehrenamtlicher Basis beruht.


    Also soweit ich es verstanden habe, hatte die Rinazi-shu vor dem Skandal genau einen Tempel in Deutschland und jetzt schaut es so aus, als wären es bald 0. Es gibt keine Strukturen sondern nur mehr Grüppchen. Ich weiss jetzt nicht, wie das bei der Soto-Shu aussieht.


    Zitat

    Man kann das nicht den einzelnen Gruppen überlassen. Die sind zu sehr involviert. Das ist wie wenn man die Klärung des Missbrauch von Kindern durch eine Familienmitglied der Familie überlassen würde. Machen wir uns nicht vor. Wir Buddhis können gut daherreden und haben für alles kluge Sprüche und Textstellen parat, aber wir sind auch nur Menschen, die den üblichen Mechanismen unterworfen sind.


    Wie schaffen es eigentlich Frauen, dass sie so selten mal Kinder missbrauchen? Ich denek wenn es eine Regelung gäbe, dass nur Frauen spirituelle Lehrer sein dürften, wäre das Problem um 99% kleiner.

    Holzklotz:

    Mit authentisch meinte ich so die Richtung, dass man sich vor lauter schlechtem Gewissen nicht in eine Ecke verkriecht, sondern weiterhin spirituelle Ratschläge verteilt. Ich finde, da ist es schon ein Unterschied, ob ich eine spiritueller Lehrer bin oder nicht. Ich gehe mal nicht davon aus, dass er innerhalb der Sangha offen mit dem Thema umgegangen ist. Also ich kann mir für mich einfach nicht vorstellen, dass ich weiter Kurse hätte geben können wenn ich außerhalb des Zendo so viel Leid in die Welt setze. Ich hätte vermutlich wenigstens die Reißleine gezogen und mich aus der Lehrerrolle verabschiedet.


    Mit "authentisch" meinst du also,sowas, dass man aus einem Guß ist und nicht so total inkompatible Anteile hat?


    Gerade wenn man selbst sexuell missbraucht wurde und auch den Drang dazu in sich spührt, wird man ja beständig mit diesen inneren Dämonen ringen. Und da kann man ja in Spiritualität einen Weg sehen, damit umzugehen. Eben weil man sich "unrein" fühlt, sucht man das "Reine" und Heilige. Genau weil man sich selber als von Begierde gesteuert empfindet, hat ein Weg der das Verlöschung der Begierde verspricht, ja große Anziehungskraft.


    Ich kann mir vorstellen, dass man aus so einem Leidendruck heraus so verbissen praktiziert, das man sich besser und intensiver als andere damit auskennt und damit zum Vorbild für andere wirkt. Und wenn man erstmal so weit ist, ist ja die Versuchung sehr groß, anzufangen es selber zu glauben, auch wenn man es besser wüsste.


    Wo ist der Punkt, an dem die Kette durchschlagen werden kann?

    Ich finde es gut, wenn man im Bezug auf solche Fälle nicht gleich in eine Raserei verfällt, von Monstern in Menschengestalt spricht und die Toddesstrafe fordert. Es ist gut, wenn man nicht nur von der Erfahrung des Opfers ausgeht, sondern zusätzlich auch noch den Täter als Mensch sieht.


    Aber wenn ich mir die Medienbericht so durchlese, dann reibe ich mir doch ein wenig die Augen:


      Er hat alles verloren: Seinen guten Ruf als Zen-Priester, seine Ehefrau, seine Freiheit. Seine leiblichen Kinder haben sich von ihm abgewandt. Außerhalb des Gefängnisses hat er nicht einmal mehr eine Meldeadresse. Seit diesem Freitag steht Genpo D., 62, vor der Jugendkammer des Landgerichts.
      ...
      Er ist ein gebrochener Mann, von einem Schlaganfall schwer gezeichnet. Er zittert stark, hat Erinnerungslücken. Den Schlaganfall sehe er als Teil seiner Sühne, sagt sein Verteidiger


      Augsburger Allegmeine


    Statt von dem auzugehen, was schwerer sexueller Missbrauch, bei den Opfern auslöst, beginnt man den Artikel aus der Perspektive des Angklagten und seiner "schlimmen Verluste" und es findet auch kein Kameraschwenk auf eine Opferperspektive statt. Es kommt fast so rüber, als seien dem Zen-Priester die Missbrauchsfälle ähnlich tragisch so zugestossen wie sein Schlaganfall.

    Der Unbuddhist:

    Es ist wirklich zu hoffen, dass die DBU irgendwann da landed, wo sie hingehört: Auf dem Müllplatz der Geschichte.


    Man kann das genau umgekehrt sehen: Nämlich das man sich gerade in solchen Momenten wünscht ist, dass die buddhitischen Gruppen soweit zu einer gemeinsamen Stimme finden würden, dass sie da klare Wort finden und sich ein Wille nach Aufklärung und Korrektur von Misständen zeigt.


    Wenn der Sprecher der DBU zum Thema nicht mehr zu sagen hat, dann zeigt sich darin ja vor allem die SCHWÄCHE der DBU - also dass sie in gewisser Weise bereits auf dem Müllhaufen befindet statt zu funktionieren. Und eben statt als Sprachrohr buddhistische Öffentlichkeit zu funktionieren, sehr von einzelnen sehr mitgliedstarken Organisationen abhängig ist.

    Lucy:

    Niemand sollte zwangstherapiert werden, das versteht sich wohl von selbst.


    Insofern verstehe ich nicht, wo die von dir erwähnten Ergebnisse herkommen sollen.
    Welche englischen Forscher meinst du?


    Also ich selber habe ja von der Materie keine Ahnung und von daher hab ich mir die nicht gemerkt. In dem was ich gelesen habe ging es um Notfallhilfe bei schlimmen Katastrophen also z.B Flugzeugabstürzen. Und da ist es ja normal, dass die Beteiligten nicht einfach nach Hause gechickt werden ( um zu sehen, ob sie Probleme bekommen) sondern vor Ort gleich von einem Team von Psychologen betreut werden, ausser sie lehnen dieses Angebot explizit ab.


    Also ich würde intuitiv auch davon ausgehen, dass ein Vergessen ein Verdrägen ist. Von der Kriegsgeneration kennt man das ja, dass die druch ihre Erlebnisse oft emotional gehandicappt wurden. Und desewegen fand ich es verwunderlich, dass für manche das Vergessen der richige Weg ist.

    Lucy:

    Danke, ein weiterer Austausch war auch nicht nein Ansinnen, mag nur eine fachlich unrichtige Aussage nicht so öffentlich stehen lassen.


    Also ich hatte das so verstanden, dass man bei der Traumatherapie bis vor kurzer Zeit, vom Modell des Durchbrechens der Verdrängung ausging: Um den Schmerz der mit dem Trauma zusammenhängt, nicht fühlen zu müssen - so war da die Denkweise - verdrängt der Mensch das traumatische Erlebnis ins Unterbewusstsein. Und dort - so dachte man- richtet es mehr Schaden an als im Bewusstsein.
    ( eben dein Beispiel mit den Gerüchen) Weswegen man es Ziel der Traumatherapie ansah dieses Vergessen zu durchbrechen und eine normale, nüchterne Erinnerung an das Ereignis herzustellen. Als dies folgte dem Freudschen Paradigma "Wo Es war soll Ich werden".


    Aus der englischsprachigen Publikationen habe ich aber mitbekommen, dass diese Denkweise vor ein paar Jahren durch empirische Studien radikal in Zweifel gezogen wurde. Eben weil sich da in den Zahlen gezeigt hat, das Leute die sich nicht erinnerten überraschenderweise oft besser klar kamen. Teilweise war es sogar so, dass es in manchen Fälle denjenigen die nicht therapiert wurden, besser ging als den Therapierten. Man erklärte sich das so, dass bei vielen gar keine Probleme aufgetreten wären, wenn nicht druch die Therapie die Wunden aufgekratzt worden wären. Die ganze Grundlage, dass Vergessen schlecht und Erinnern gut ist, wurde da in Zweifel gezogen.


    Ist es jetzt so, dass sich letztere Ansicht mitlerweile wieder als falsch heraugestellt hat, oder ist es so, dass in Europa noch die klassische Ansicht als faschliche richtige gilt?


    Oder habe ich das alles ganz falsch aufgenommen?

    Morpho:

    Wieso zitierst du in dem Zusammenhang diesen Satz ?
    Christopher ist kein Mitglied vom Myoshinji, auch Matthias Steingass ('Zen hat keine Moral') nicht.
    Aber derlei "Prozessbeobachter" werden dort garantiert auftauchen.


    Matthis Steingass hatte ja den Blog "Der Unbuddhist" den er ja aber ja letzten Oktober aufgegeben hat. Während 'Zen hat keine Moral' ja von Christopher verfasst ist und der "Unbuddhist" Mathias Steingass dessen Beitrag nur auf seiner Website veröffentlicht hat.


    Auch sonst gibt es viele Unterschiede: Während der Unbuddhist ja eher so abgedrehte philosphische Pfade beschritt (spekulativer Non Buddhismus) ist doch Christopher eben kein "Unbuddhist" sondern leitet ein ganz normales Rinzai Dojo am Münchner Ostbahnhof, das glaube ich von dem kaligraphierenden Mönch Kokugyo Kuwahara gegründet wurde.


    Mit dem Myoshinji hat er soweit ich weiss nix zu tun. Außer vielleicht - wenn man das gelten lassen wil - dass Jeff Shore in seinem Dojo mal einen Vortrag gehalten hat. Und dieser ist ja Professor für "Zen im Westen" an der Hanazono Universität ist, die zum Myohinji gehört - wo ja auch Genshō Hōzumi lehrt.


    Naja. Ich mein ja nur, dass irgendwer sich da zuständig fühlen sollte - egal über welche Kanäle jetzt - wobei ich da ja gar keinen Einblick habe, wie Japaner solche Fälle angehen.


    Morpho:

    Sex. Missbrauch und anderweitig missbräuchliches Verhalten kommt weltweit in der Sangha vor bzw. auch innerhalb der anderen Religionen. Wenn man mich fragen würde, was hat 'das Christentum' damit zu tun, wüsste ich keine Antwort.


    Also ich finde das was Chrstopher in 'Zen hat keine Moral' schreibt, nachvollziehbar. Es liegt ein grosses Problem darin "Zen-Meister" zu Übermenschen zu verklären, und so ein Skandal birgt die Chance das zu reflektieren und gerade zu rücken. Während der Versuch die Heiligkeit der Struktur zu bewahren, indem jegliches Fehlverhalten zur Privatsache erklärt wird, genau diese Chance zur Demut verstreichen lässt.

    Morpho:

    Und, gehst'e hin Christopher Harmacher ?


    Also bei den Missbrauchsfällen rund um die katholische Kirche hätte man es wohl als Skandal empfunden, wenn bei so einem Prozess die offizielle Kirche weggeschaut und keinen Prozessbeobachter geschickt hätte. Von daher wäre es gut, wenn da irgendwer für den Myoshinji teilnehmen würde.


    Ich fände es peinlich, wenn die einfach schweigen würden und in der Sache eine private Verfehlung sehen würden, die nichts mit dem Buddhismus zu tun hat.

    Lucy:

    Übrigens ist pädophilie ein verharmlosender Ausdruck..


    "Pädophil" ist für mich jemand der sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlt. Ich denke, die meisten Leute die so verlangt sind, tun nie jemand etwas an, und verdienen Respekt dafür, ihre Neigung zu unterdrücken. Sexuelle Missbrauch von Kindern ist dagegen eine wirklich schlimme Sache, die die Opfer oftmals für ihr ganzes Leben seelisch zerstört. Von daher trenne ich da sehr und benutzte nie das eine Wort, wenn ich das andere meine. Weil das Verharmlosung wäre, wie du richtig sagst.

    Tychiades:

    Wenn man schwache Nerven hat, sollte man Menschen nicht zu nahe kommen. Der Abgrund, in den man dann blicken darf, macht schwindelig.


    Wenn man pädophil ist, dann wird man ja sehr darunter leider, dass in einem Triebe sind, die beständig in einer Richtung zerren, von der man weiss, dass sie falsch und schädlich ist. Von daher ist ja verständlich, wenn man sich für Spiritualität interessiert. Diese erschient ja wie ein Versprechen, inneren Frieden zu erlangen und Begierde zum Erliegen zu bringen. Von daher dürfte man doch erwarten, dass man, wenn man einen guten Lehrer hat und sich hineinkniet nach über 30 Jahre schaffen kann, da auch solche tiefen Prägungen zu überwinden.


    Natürlich kann man man jetzt sagen, dass jemand, bei dem jetzt solche Sachen ans Licht kommen, dann da wohl irgendwie falsch praktiziert haben muss. Ist es einfach so, dass da "Zen nicht funktioniert hat"? Oder liegt in der Idee eines "funktionierenden Zen" das man wie eine Autowaschanlage benutzten kann, und hinten weiss rauskommt, nicht schon ein grauenhaftes Missverständnis?


    Mir ist so letztens gekommen, dass Praxis viel sowas ist, was "demütigt" und demütig macht, also statt Abgründe zu überbrücken runterführt, wo man dann überhaupt nicht mehr tiefer fallen kann.


    Aber auf der anderen Seite, wird man doch eher nur solche spirituellen Autorritäten akzeptieren wollen, die weiss aus der Waschanlage kommen und keine Abgründe mehr haben. Mich beunruhigt auch, dass der Tempel in Dinkelscherben da seinen Gründer so kommentarlos von der Seite gelöscht hat. So als möchte man den Abgrund schliessen und wieder hin zum abgrundlosen Zen kommen.


    Ich habe das Gefühl, ich verstehe da was Grundlegendes nicht.

    Waldler:
    void:

    hier ist jetzt schon von 22 Fällen mit Opfern ab vier Jahre die Rede.


    Mir wird schlecht...


    Hat sich die DBU eigentlich schon dazu geäussert?


    So lange jemand nicht verurteilt ist, gilt ja die Unschuldsvermutung. Und daran ändert es ja nichts, wenn der Staatsanwalt sagt, Vorwürfe seien teilweise eingeräumt worden. Das kann ja alles möglich bedeuten.


    Von daher ist es verständlich, dass sich die DBU vorerst bedeckt hält.


    In ihrer Zeitschrift Buddhismus aktuell hat die DBU ersteinmal nur über den Vorfall sachlich informiert und eine Diskussion angestossen.

    Morpho:

    Ansonsten ist es beschwerlich hier mit zu lesen. Das Problem kommt auch hier zutage und es ist ein ganz profanes.


    Ich fürchte auch. Ich habe leider die Quelle nicht mehr, aber ich las mal einen Text in dem es um die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche ging. Auch diese wurde ja öfter mal so aufgefasst, als liese sich das Problem druch Säkularisierung (Abschaffung des Zölibats) lösen. Es ergab sich dann aber, dass über den Missbrauch in der katholischen Kirche nur deswegen so viel geschrieben wurde, weil dort die Verlogenheit - der Unterschied zwischen "heiligen Schein" und "sündhafter Realität" -so gross war, aber die Missbrauchszahlen bei der evangelischen Kirche oder auch bei Sportvereinen nahezu genauso gross sind ( es wäre echt gut, wen ich da eine Quelle nennen könnte )


    Nach diesem Artikel scheint es nur zwei Fakoren zu geben: Zu ersten mal das ein Teil der Männer zu solchen Taten bereit ist und zweitens dass es Autoritätsstrukturen gibt, wo man solchen Ansehen hat, dass man sich so etwas herausnehmen kann. Die Formel ist also Männer + Autorität oder mit einem Wort "Patriarchat", und ob diese Autorität mit Bischofstäben, Roben oder Schimmabzeichen vebunden ist, scheint egal zu sein. Man bräuchte demnach ein Diskussionen "Buddhismus und Patrirachat" bzw. "Zen und Patriarchat".


    Aber im Bezug auf Zen ist "Dharmaübertragung" schon ein vorrangiges Autoritäszeichen und Qualitätssiegel: Der "schwarze Gürtel", der einen als Meister auzeichnet und alle möglichen Leute dazu bringt, sich alles mögliche von einem sagen zu lassen und zu anderem zu schweigen. Inwiwweit ist so eine Autorität notwendiger Bestandteil und wie kann es ohne gehen?

    Wenn der Beschuldigte einer jener arroganten, selbsterklärten Meister wäre - einer jener charismatischen Guru-Gestalten, die sich mit falschen Titeln und phantastischen Roben schmücken und einen auf "crazy wisdom" machen, dann würde die Kritik von Christopher viel mehr Sinn machen. Dann wäre die Idee des "Zen-Meisters als Übermensch" das Problem und man könnte zukünftige Missbrauchsfälle verhindern, indem man dieses Konzept fallen lässt.


    Aber ist es nicht so, dass diese Logik gerade auf diesen Fall nicht passt, weil der Beschuldigte eher als bescheider Zen-Priester auftrat - also gerade für einen seriösen Ansatz stand. Was die Sache in gewisser Weise noch viel schlimmer macht.