Beiträge von Karnataka im Thema „Gutes Karma sammeln“

    Hallo fotost, hier das Zitat, kommt allerdings aus dem Pali-Kanon:


    Wie eine Mutter ihr Leben aufs Spiel setzen würde, um ihr Kind, ihr einziges Kind zu schützen,
    so sollte man auch ein grenzenloses Herz bezüglich aller Wesen pflegen.

    Quelle: Metta Sutta, aus dem Sutta Nipta 1,8


    Wie ich gerade sehe, zitierst du die Metta Sutta ja schon weiter oben.


    Klar kannten unsere Vorfahren natürliche Fürsorglichkeit, was denn sonst? Das bedeutet keine Verklärung der menschlichen Frühgeschichte. Schon Primaten schenken einander Trost, wie Frans de Waal gezeigt hat. Das siehst du anders?



    Einspruch! Vermutlich meinst du mit den Tieren mit langer Kindheit den Menschen. Dennoch, "evolutionstheoretisch": Es findet sich eine Form der Fürsorglichkeit, Nähe schon bei Säugetieren und Vögel. Dieses Empfinden führt schließlich zu den individuellen Beziehungen unter Primaten und bildet als Instinktverhalten ebenso die Grundlage für menschliches Sozialverhalten.


    Daraus folgt recht klar, dass Gehirnregionen am Entstehen von Empathie beteiligt sind, die mit menschlicher Vernunft wenig und neuzeitlicher Rationalität gar nichts zu tun haben, weil sie entwicklungsgeschichtlich älter sind. Sicher spielen unsere Überzeugungen eine Rolle. Doch glaube ich, dass wir, um Güte und Fürsorglichkeit zu fördern, unsere Emotionen trainieren können. Nachdenken alleine reicht vielleicht nicht aus.


    Der berühmte Mahayana Text, wonach man andere wie sein eigenes Kind betrachten soll, meint dieses Training, nämlich einen Instinkt auszuweiten, bis es zu einer Stimmung „umfassenden“ Mitgefühls kommt.

    Die Frage, was gut sei, besitzt zwei Seiten: Gut ist, was einer guten Motivation folgt. Gut ist, was gute Konsequenzen zeitigt. Das lässt sich zwar theoretisch auseinander dividieren, ist aber eigentlich nur dann ein Problem, wenn man nach einem Leitsatz dafür sucht, was gut sei. Eine solche Schablone gibt es jedoch aus meiner Sicht nicht. (So ähnlich wie es auch nicht die eine richtige Ideologie für die Wirtschaft gibt.) Im wirklichen Leben braucht es Mitgefühl und Einsicht, um komplexe Fragen zu beurteilen.


    Wenn das Karma Gesetz traditionell vielleicht eine solche Schablone bietet, dann meint Säkularismus demgegenüber eine Betonung der Vernunft. Gleichzeitig muss aber klar sein, dass eine Vernunft ohne Mitgefühl nicht viel wert ist. Auch braucht es die Überzeugung, dass man sich um das Gute bemühen sollte. Diese Motivationsfrage knüpft das Bemühen, gut zu sein, an das eigene Wohlergehen und Glück. Für unser persönliches Leben lässt sich dieser Zusammenhang sehr gut begründen. Geht es aber über den individuellen Tod hinaus, scheint mir eine Form des Glaubens durchaus sinnvoll.