Karnataka:
Die natürliche Bereitschaft und Freude dabei, jemanden etwas zu schenken oder eine Hilfe zu geben, gilt als eine Eigenschaft, die sich fördern lässt.
Das sehe ich auch so. Nur der Begriff "Bereitschaft" ist bei mir mit Erwartungsdenken verknüpft, und das wirkt der Leichtigkeit entgegen, mit der die Freude am Tun erst aufkommen kann. Wenn die Kinder für jemanden etwas zum Geburtstag basteln sollen, damit dieser sich freut, dann fangen sie einfach an und haben Ideen womit sie demjenigen Freude bereiten können und freuen sich selber darüber und während dessen.
Karnataka:
Unter natürlichem Empfinden verstehe ich beispielsweise, dass wir manche Menschen gerne sehen und ihre Nähe genießen. Die meisten Menschen empfinden eine tiefe Verbundenheit zu ihren Kindern, sehr häufig auch gegenüber den eigenen Eltern, Freunden und so weiter.
Ja, auch gegenüber dem eigenen Haustier z.B. ...
Karnataka:
In gewisser Hinsicht gilt diese natürliche Sympathie jedoch allen Lebewesen, mit denen wir uns identifizieren.
Hab nicht verstanden, wie du das mit identifizieren meinst.
Karnataka:
Die zentrale Annahme ist, dass es möglich ist, natürliches soziales Empfinden auszudehnen, zu intensivieren. Empirische Untersuchungen weisen in diese Richtung. Auch ich kann bezeugen, dass sich Stimmungen verändern lassen und es dann möglich ist, warmherziger zu empfinden als zuvor.
Kann ich bestätigen.
Karnataka:
Was Liebevolle Güte betrifft, so muss ich mich in der Situation des Trainings (also allein) regelrecht abmühen, um ein wirkliches Gernhaben intensiv zu erfahren. Zumeist bin ich viel zu sehr mit mir selbst und mit den Dingen, die mir wichtig sind, beschäftigt. Gut kann ich mir vorstellen, dass Liebevolle Güte anderen Menschen viel leichter fällt! Desto größer ist der Nutzen, wenn sie mir gelingt.
Wenn ich für meine Familie tätig bin: Essen koche, die Küche später wieder aufräume (da machen aber alle mit), Wäsche wasche, meine Jungs zu Terminen begleite, ... da kann ich entweder mit den Gedanken ganz woanders sein oder bei der Tätigkeit selber oder bei der Tätigkeit selber und der Freude, das für meine Lieben zu tun. Das letztere schafft eine innere Verbindung in dem Moment im Herzen und diese kann man genießen und sich daran erfreuen. Das hat mit Bereitschaft und Erwartung gar nichts zu tun.
Karnataka:
Daher mache ich mir den Sinn Liebevoller Güte und den Vorteil, den ein solcher Geisteszustand für mich und für mein Wohlbefinden hat, klar und präsent. Dies betrifft einmal den langfristigen Nutzen. Besonders aber knüpfe ich auch eine kurzfristige Erwartung an das intensive Gefühl des Gernhabens. Diese Erwartung besagt, dass das selbstlose Empfinden von Zuneigung mit einem Glücksgefühl und dem Zustand innerer Befriedigung beantwortet wird.
Das klingt mir alles zu theoretisch.
Karnataka:
Wie eingangs gesagt, sollen natürliche Empfindungen die Starthilfe geben. Daher denke ich an einen Menschen, mit dem ich mich sehr verbunden fühle - womit Fürsorglichkeit gemeint ist, nicht aber romantische Liebe. Wenn ich diesen Menschen in meine Gedanken nehme, dann achte ich darauf, das Gefühl der Liebe sehr genau zu registrieren, sobald es sich meldet. Ich merke also sofort, wenn der Anflug einer solchen Empfindung tatsächlich da ist. Durch diese Achtsamkeit und durch meinen Wunsch halte ich die Empfindung sodann ein wenig fest, bevor ich die Konzentration wieder verliere.
"Liebe schenken - nicht Liebe erwarten." hat mir mal jemand gesagt - und das kann ich bestätigen. Im Yoga gibt es da einige Übungen - herzöffnende Asanas, aber auch Visualisierungen mit den Chakren - hierfür v.a. Herzchakra - im Buddhismus gibt es Visualisierungen in Verbindung mit dem Herzchakra auch. Könnte mir gut vorstellen, dass das auch und gerade bei einer Meditation zu liebevoller Güte sehr wirksam ist.
Karnataka:
Hierbei betrachte ich mein instinktives Lächeln als wichtiges Signal, am richtigen Weg zu sein, um eine Emotion tatsächlich in mir zu bilden. Denn Lächeln drückt die gesuchte Zuneigung aus, auch wenn sie noch nicht wirklich als stabiles Gefühl da ist. Dies lässt sich aus der menschlichen Frühentwicklung erklären. (Gibt es auch ein Geschmackserlebnis, das mit Selbstlosigkeit zu tun hat? So scheint mir jedenfalls.)
Konzentration aufs Herz bringt glaube ich mehr als Konzentration aufs Lächeln, oder?
Karnataka:
Zudem würde ich auch die Absicht, den eigenen Egoismus aufzugeben und für andere da zu sein, als hilfreich bezeichnen. Wenn ich diesen Vorsatz - kurz nur aber ehrlich - schaffe, begrüße ich das. Vielleicht geht es aber doch mehr um das Empfinden Liebevoller Güte, das schließlich meint, dass der andere Mensch wertvoll ist, dass ich mich über sein Glück freue und ihn liebe wie mich selbst.
Letzteres. Wobei "den anderen lieben wie sich selbst" setzt erstmal Selbstliebe voraus - sich auch und zwar zunächst um seine eigenen Bedürfnisse zu kümmern, sich nicht selbst zu vergessen indem man sich für andere "aufopfert".
Das hat mit Egoismus nichts zu tun.
Karnataka:
Entscheidend scheint mir, dass mit der erzeugten Stimmung automatisch eine Wandlung meiner Einstellung gegenüber anderen Menschen eintritt. Diese Einstellung verändert sich ins Positive, was sich darin ausdrückt, dass ich nun intuitiv mehr am Wohlergehen anderer Menschen Anteil nehme und besonders Klarheit über den Austausch gemeinsamer Freude und Interdependenz empfinde, was zuvor kaum der Fall ist. Vorübergehend hat sich meine soziale Kompetenz sehr erweitert, würde ich also behaupten.
Glückwunsch! Hoffentlich nicht nur vorübergehend.
Karnataka:
Auch dies ist überhaupt nicht spektakulär gemeint, sondern entspricht nach meiner Auffassung der allgemeinen Natur einer liebevollen Stimmung. Es scheint darüber hinaus so etwas wie Repräsentanzen in uns zu geben, Prägungen und innere Bilder also, die wir auf die Beziehungen zu anderen Menschen übertragen. Auch hier scheint mir ein Zusammenhang, weshalb sich Liebevolle Güte dazu eignet, generalisiert zu werden.
Ja, sehe ich auch so. Es sind auch Vorurteile aus bisherigem Erleben, die übertragen werden - da denke ich kommt schon Karma ins Spiel -was sich durch ein Bewusstmachen dieser Gedanken und mit Liebevoller Güte positiv beeinflussen lässt.
Karnataka:
Abschließend möchte ich noch anmerken, dass ich mit dieser Schilderung eines teilweise biologischen Gehirnvorgangs nicht die Vorstellung verbinde, ich könnte mich rational über meinen eigenen Geist stellen und irgendwie klüger sein. Klappt das Training an manchen Tagen nicht besonders, so benutze ich beispielsweise keine logische und rationale Erklärung dafür, sondern sehe dies gerne in Zusammenhang mit der nahen Zukunft. Ebenso vertraue ich sehr stark solchen Gedanken, die in dieser beruhigten Situation auftauchen.
Beobachten und annehmen was sich zeigt, hm? Der Intuition vertrauen finde ich auch gut...
Schöne Grüße