Beiträge von suchender2 im Thema „Einstellung zu anderen Menschen“

    Hallo liebe Community,
    eigentlich bestehen jetzt in diesem Moment von mir aus zu diesem Thema gerade keine Fragen mehr, aber ich habe dennoch irgendwie das Bedürfnis noch was "abschließendes" dazu zu schreiben. Vielleicht ist das ja zumindest für diejenigen Leute interessant, die von Google auf diesem Thread stoßen.
    Auf Rat von Karnataka habe ich mal das Buch "Rückkehr zur Menschlichkeit" vom Dalai Lama gelesen, etwas mehr Achtsamkeit im Zusammensein mit anderen Menschen walten lassen und verschiedenes ausprobiert.
    Dabei habe ich folgendes bemerkt:
    a) Zumindest ich persönlich fühle häufig eine Art Gier nach Bestätigung meines Egos. bzw. Zuneigung. Durch genauere Betrachtung und Analyse des Gefühls und der Erkenntnis, dass alle menschlichen Kontakte ebenfalls vergänglich sind, kann man es aber irgendwie schaffen, davon Abstand zu gewinnen, was glaube ich für das, was ich gleich ansprechen werde wichtig ist
    b) In Bezug zu ethischen Themen meinte der Dalai Lama, dass es bei einem Justizsystem wichtig ist, zwischen der Tat und dem Täter zu unterscheiden. Dass man die Tat verurteilt, dem Täter aber Mitgefühl und Warmherzigkeit entgegenbringt.
    Zumindest mir hat diese Einstellung auch im Alltag geholfen. Seitdem ich versuche meinem Gegenüber - egal ob ich ihn gut kenne oder nicht, egal was er gerade tut oder was er getan hat - Mitgefühl entgegenzubringen, fühle ich mich irgendwie viel verbundener mit anderen Menschen.
    Ebenso hilft mir dies bei leichter, aber andauernder Melancholie. Wenn ich in so einem Zusammenhang an Menschen denke, die ich heute vllt. nur flüchtig getroffen habe und mich für sie freue, empfinde ich meine persönlich Stimmung nicht mehr als so drückend.


    Vielleicht hilft dies ja dem ein oder anderen, der ähnliche Probleme in diesem Zusammenhang empfindet.
    Grüße


    PS: Achja, das angesprochene funktioniert in Bezug auf meinen Fall übrigens nur ohne Alkohol. Auch nur eine kleine Flasche Bier, und ich bin wieder bei meinen alten Angewohnheiten. Scheint schon einen Grund zu geben, warum es nach dem 5. Sila verboten ist.

    Danke für die vielen Antworten! Mettameditation habe ich auch mal 2-3 Monate ausprobiert. Trotz 2 intensiver Momente, in denen ich eine warme Empfindung im Brustkorb mit Glücksgefühlen empfand, hat es mich langfristig doch irgendwie nicht gepackt. Besonders das Sprechen bei der Meditation sagt mir irgendwie nicht so zu.
    Karnataka: Wie praktiziert du das denn genau? Bzw. gibt es auch eine Möglichkeit das Aussprechen der Worte bei der Meditation der liebevollen Güte zu vermeiden ohne dabei irgendwann zu weit abzuschweifen?

    Guten Abend,
    tut mir Leid, dass ich erst jetzt antworte. Hatte bisher noch keine Zeit gefunden mir das ganze mal in Ruhe durchzulesen, und ich wollte auch nichts überhetzen.


    Zum Sozialem:


    Zitat

    Lieber Suchender Nr.2, alles basiert auf dem Denken und manifestiert sich im Reden und Handeln. Solange Du also Dein Handeln, eine Manifestation Deines Denkens, als einwandfrei deklarierst, scheinst Du keine Notwendigkeit zu sehen, Dein Denken zu hinterfragen. Hinterfragst Du Dein Denken nicht, wirst Du keine neuen Antworten betreffs der „Intentionen im Leben und in zwischenmenschlichen Beziehungen im Allgemeinen“ finden.


    Das ganze ist vielleicht ein bisschen komplexer, als ich es zuerst geschildert hatte. Ich bin eigentlich (indirekt) zur Achtsamkeit gekommen, weil ich keine Lust mehr auf mein soziales Verhalten hatte. Ich habe mir damals aus Feigheit und aus Angst vor Ablehnung eine Menge gefallen lassen und mich teilweise sogar für andere verbogen um ihren Anforderungen zu genügen. Das möchte ich nicht mehr. Und der erste Schritt war für mich, es einfach mal auf Streit ankommen zu lassen und meinen eigenen, teilweise auch egoistischen Weg zu gehen.
    Da ich aber eigentlich eher "soziale Harmonie" zwischen mir und meinen Mitmenschen schätze, war das dann langfristig doch nicht so die perfekte Lösung. Seitdem versuche ich irgendwie so nett wie möglich, aber so kontrovers wie nötig zu sein. Das klappt manchmal gut, manchmal weniger gut.


    Leider halten sich bestimmte Verhaltensweisen wie das Nettsein-aus-Erwartung-auf-Irgendwas (z.B. Bestätigung oder eine andere Gegenleistung) immer noch und es fällt mir bisher immer noch schwer Abstand davon zu nehmen. Es ist einfach eine tiefe Angewohnheit, die ich selber nicht als gut ansehe, von der ich aber nur schwer wegkomme. Wie schafft man es nett zu anderen zu sein, ohne eine Gegenleistung zu erwarten bzw. wie übt man sowas? Gerade auch in einer Gesellschaft, wo ich häufig das Gefühl habe, dass andere ebenso "denken" (meistens denkt man ja gar nicht so exakt begrifflich drüber nach, sondern man merkt dieses Verhalten erst wenn man das Gesamtbild reflektiert)


    Zu deiner Frage: Ja, ich hinterfrage mein Verhalten kritisch. Ich wollte das jetzt nur nicht so direkt ansprechen, weil ich das obig geschilderte jetzt nicht als so relevant ansah.



    Zitat

    So, tut es das? Lieber Suchender Nr. 2 – der Buddha lehrte, sich zunächst seinem Innersten zu zuwenden, und dort auch einen Blick in die dunkelsten Ecken zu werfen – nicht erschrecken – hinschauen und annehmen, was ist … Du wirst sehen, es gibt genug zu tun. Bevor man selbst nicht perfekt ist, bleibt kaum Zeit seinen Nächsten zu be-oder verurteilen, ... und danach sieht man, so heißt es, keinen Sinn mehr darin.


    Das finde ich war eine der interessanten Antworten. Ich würde das gerne mal versuchen umzusetzen, aber wie kann ich das denn im Alltag verwirklichen? Praktisch gesehen, muss ich ja wohl oder übel doch häufiger mal andere Menschen beurteilen.
    Nachts auf der Straße, gucke ich mir die Passanten meist genau an und überlege mir schon, zu wem ich besser etwas Abstand halte. Wenn ich von anderen respektlos behandelt werde, sei es weil sie dauernd viel zu spät zu Verbredungen kommen oder weil sie sich bei Gruppenarbeiten für die Uni einfach überhaupt nicht einbringen, macht es ja schon Sinn ihnen meine (angemessen verpackte) Meinung zu sagen. Ansonsten wird man einfach nicht ernst genommen.
    Ich will da jetzt gar nicht zu pedantisch klingen, sondern einfach nur etwas genauer wissen, was du meinst.



    Zitat


    Vielleicht sind es weniger Zweckgemeinschaften, als eine Gruppe netter Leute, die das Naheliegende tun: zu lernen, sich, so gut es geht, gegenseitig zu unterstützen und im Übrigen hin und wieder die Freizeit miteinander zu verbringen – ohne spezielle Erwartungen.


    Ja, das trifft die Realität bei genauerer Überlegung wohl besser.

    Zitat


    Erwarte nix von anderen und von Dir selbst - dann beruhigt sich alles.


    Leichter gesagt als getan ;)


    Zitat


    Auf seine Mitmenschen zu zugehen, ohne Erwartungen, ohne Vorurteile, ohne den Blick auf Unterscheidendes, anstatt Gemeinsamkeiten zu richten – das wäre z.B. ein Anfang. …


    So im Sinne von achtsam meine Gedanken über andere Menschen wahrnehmen und genau analysieren, was mein Geist aus ihnen macht? Und dann mehr den Schwerpunkt auf Gemeinsamkeiten als Unterschiede legen? Das klingt nach einer guten Idee, werde ich mal ausprobieren.


    Zur Handlungsmotivation:


    Zitat


    Im Hinblick auf die Frage, was übrigbleibt wenn Ziele und Wünsche wegfallen, sagte mein Lehrer häufiger: „You simply do what needs to be done.“


    Das hört sich erst mal unspektakulär an. Geradezu langweilig. Vielleicht sogar etwas bedrückend. So... protestantisch vernünftig.


    Hört sich erstmal pragmatisch und sinnvoll an. Lässt natürlich viel Interpretationsspielraum offen. Und ehrlich gesagt kommt mir das weniger bedrückend vor als meine eigenen Ideen dazu


    Zitat

    Du brauchst nicht Abstand von Deinen Zielen und Wunschvorstellungen zu nehmen, wenn sie mit dem achtfachen Pfad übereinstimmen. Darin heißt es u.a., für seinen eigenen Lebensunterhalt zu sorgen.
    Wozu sich Gedanken machen, ob Du Dich vielleicht in ein paar Jahren für irgendwelche Leute abrackerst. Was weißt Du schon, was noch auf Dich wartet? Vielleicht gibt es Dich morgen schon nicht mehr. Oder Du wirst sehr erfolgreich und musst gar nicht rackern?
    ...
    Diese Gedanken halte ich für verfehlt. Interesse am eigenen Selbst ist zunächst einmal notwendig, um sich auf den Pfad zu machen, denn offenbar scheinst Du ja an Buddhas Lehre interessiert zu sein.


    Klingt ja sehr motivierend :)


    Ich habe den achtpfachen Pfades mal bei Wikipedia überflogen und er klingt eigentlich sehr vernünftig. Meine Ideen vom Leben scheinen davon jetzt auch nicht allzu stark abzuweichen, ich werde mich auf jeden Fall mal damit weiter beschäftigen.
    Grüße

    Naja, im wesentlichen: Wie schaffe ich es trotz der obigen Realität eine nächstenliebende Einstellung zu gewinnen bzw. eine Einstellung die zumindest weniger selbstbezogen ist als meine bisherige?


    Wenn ich morgens aufstehe, tue ich das ja, weil ich einem bestimmten Handlungsimpuls folge, welcher aus einer Zielvorstellung von meine Ego entstanden ist.
    Beispiel: "Ich stehe jetzt auf und gehe zur Uni, weil ich auf diese Weise irgendwann finanziell unabhängig sein werde, was wiederum zu mehr Lebensqualität und sozialem Status führt, welche ja angenehme Dinge für mein Ego sind."
    Natürlich gehe ich auch zur Uni, weil mir das Lernen Spaß macht, aber auch das ist ja eigentlich eine hedonistische Motivation.


    Oder "Ich mache jetzt Sport, weil ich mich meist danach besser fühle und ich langfristig auch besser aussehe, was zu mehr sexuellem Erfolg führt, was mein Ego auch wiederum als angenehm empfindet."


    Wenn ich jetzt achtsam Abstand von meinen eigenen Zielen und Wunschvorstellungen nehme, bleibt irgendwie keine Handlungsmotivation mehr übrig. Warum sollte ich morgens aufstehen? Um mich in ein paar Jahren für Leute abzurackern, denen ich eigentlich völlig egal bin?
    Warum sollte ich überhaupt noch mein Zimmer verlassen? Den Gedanken und Gefühlen meines Egos zu folgen führt zu Selbstanhaftung, und wenn ich mich davon löse bleibt irgendwie kein Grund mehr übrig überhaupt noch leben zu wollen.

    Hallo Community,
    mich beschäftigt seit ein paar Tagen eine gewisse Frage in Bezug zu anderen Menschen und würde gerne mal eure Meinung dazu hören.
    Durch die Praktizierung von Achtsamkeit ist mir schon seit längerem klar, dass ein Großteil meiner Handlungen auf egoistischen Zielvorstellungen und Annahmen basiert. Lange Zeit habe ich das irgendwie als völlig normal angesehen und es hat mich auch nicht weiter gestört, doch irgendwie habe ich mittlerweile das Gefühl, dass dieser Weg nicht umbedingt der beste ist.
    Gerade auch unter dem Gesichtspunkt, dass eigentlich keinerlei Ziele mehr in meinem Leben existieren, wenn ich damit beginne mich weiter von meinem Ego zu lösen. Alle meine Handlungen waren bisher eigentlich immer Ausdruck meiner eigenen Ziele und Wünsche, aber wenn ich nun Abstand von diesen nehme, weiss ich eigentlich gar nicht mehr, welche Motivation in meinem Leben noch übrig bleiben sollte.


    Dabei würde ich noch nicht mal behaupten, dass ich besonders unfair zu anderen Menschen wäre oder sie schlecht behandeln würde. Ich lüge nur selten, bin eigentlich immer freundlich und versuche auch weitgehend niemanden auszunutzen. Nur tue ich das nicht, weil ich eine tiefe Verbundenheit zu ihnen fühle und ihnen wirklich Gutes wünsche, sondern weil ich so erzogen worden bin und ansonsten negative Gefühle ertragen müsste.


    Genauer gesagt, habe ich eigentlich eine recht negative Einstellung gegenüber der Menschheit an sich und leider auch häufiger gegenüber meinem durchschnittlichen Nächsten.
    Zu erstem reicht es wohl zu sagen, dass ich Menschen im Allgemeinen für triebgesteuerte und primitive Affen halte, die heuchelnd und egoistisch ihr Leben verbringen.
    Ich möchte gar nicht die Buddhanatur des Menschen negieren, sondern ich stelle einfach nur fest, dass die meisten Menschen kein wirkliches Interesse an sowas haben. Die Menschheit ist in einem riesigen Kreis des Leides gefangen, bei dem ich nicht glaube, dass es im Kollektiv mit den derzeitigen Mitteln möglich ist, ihn zu verlassen. Von daher habe ich auch gar keine Lust auf soziales Engagement oder ähnliches, einfach weil ich es einfach aus einem gewissen Abstand betrachtet als sinnlos empfinde.


    Der zweite Punkt ist schon ein wenig komplexer. Ich würde jetzt nicht behaupten wollen, dass ich mein soziales Umfeld hasse. Es ist einfach nur so, dass ich recht hohe Ansprüche an andere Menschen habe und dann regelmäßig enttäuscht werde. Ich empfinde meine Mitmenschen häufig als unzuverlässig und stark selbstbezogen. Das frustriert mich.
    Gerade an der Universität scheint das soziale Umfeld eher lockerer Natur zu sein, sprich die meisten meiner Kontakte sind eher Zweckfreundschaften, oftmals mit der Intention sich gegenseitig etwas im Studium zu helfen oder hin und wieder mal Karten zu spielen.


    Mit meiner Familie komme ich gut klar, aber die sind räumlich weit entfernt. Eine Freundin habe ich nicht.


    Unter diesen Gesichtspunkten fällt es mir irgendwie schwer eine wirklich positive Einstellung gegenüber anderen Menschen zu entwickeln. Andererseits würde ich gerne weiter Abstand von meiner persönlichen Anhaftung nehmen und mich mehr anderen Menschen zuwenden. Dabei geht es eigentlich gar nicht so sehr um mein Handeln, das würde ich momentan als ethisch vollkommen Ok einstufen, sondern mehr um meine Intentionen im Leben und in zwischenmenschlichen Beziehungen im Allgemeinen.


    Ich freue mich über eure Anregungen :)