Beiträge von void im Thema „Was ist der Unterschied zwischen der Rinzai und Soto-Tradition?“

    Tychiades:

    Ja das dauert, bis man den Sinn solcher "Was ist der Unterschied" - Fragen sehen kann.


    Bei "Was ist der Unterschied"-Fragen geht es ja um die Abgrenzung von Identitäten, was ja eine heikle Sache ist: Weil es dabei zwar so scheint, als würden vorhanden Grenzen gesuchen, aber in Wirklichkeit erst gezogen werden. Das gefährlich ist dann, das man im Unterschied ein Wesen zu sehen geneigt ist, während das Gemeinsame was womöglich 99,9999% Prozent ausmacht, ausgeklammert wird. Irgendwo habe ich das Zitat: "Die Identität ist der Zwillingsbruder der Feindschaft" gelesen.


    Sudhana:
    Sekito Kisen:

    Während menschliche Fähigkeiten scharf oder stumpf sind,
    hat der Weg keine Patriarchen des Südens oder des Nordens.
    Die Quelle der Lehre leuchtet klar im Licht;
    die sich verzweigenden Wasserläufe fliessen in die Dunkelheit.


    ()


    Nach den Unteschieden zu sehen, entspräche in diesem Bild , zwischen den sich verzeigenden Wasserläufen im Dunkel zu tappen, statt einem von ihnen zur Quelle zu folgen.

    Tychiades:

    Woraus kommt dein Verständnis?


    Da der Threaderöffner ja mit der komplexen Darstellung in den Wikipediartikeln nichts anfangen konnte, habe ich versucht, die Polarität griffig und geandenlos vereinfachend darzustellen.
    Weil die Wirklichkeit ja - wie du schön erklärst - ganz schön komplex ist: Einerseits ist es , wie du richtig bemerkst, falsch zu sagen Dogen habe Soto gegründet, da er es ja aus China mitgebracht. Andererseits ist es auch falsch so zu tun, als habe er es in China "vorgefunden".

    Ich habe das so verstanden, dass Soto zu einer Zeit enstand als die Koan-Praxis im Rinzai zu so einem Koan-Knobelwettbewerb entartet war. Dem gegenüber rückte Dogen die Dinge wieder gerade, indem er betonte, dass Befreiung nichts ist, dem man hinterherjagen kann. Was aber dann manche, die ihm folgten zum Anlass nahmen, quasi nach der anderen Seite umzukippen: Weswegen dann der Rinzai Reformator Hakuin wiederum kritisierte, dass viele Dogens Shikantaza (Nur Sitzen) zum Anlass nahmen, faul rumzuhängen.


    Diese Polarität jetzt so zu verstehen, als wollten Hakuin und Dogen was anderes (z:b zu denke, als wäre Dogen irgendwie lockerer ) geht aber an der Sache vorbei:


    Beide wollten ein "gerades Sitzen" gegenüber dem Umkippen nach unterschiedlichsten Seiten.


    Arul M. Arokiasamy (ein Jesuitenpater aus der Sanbo-Kyodan Schule) schreibt in "Warum Bodhidharma in den Westen kam":


      Heutzutage wirkt es, als seien Soto und Rinzai gegensätzlich. Es kursieren verbreitete Vorstellungen wie etwa: „Rinzai ist Krieger-Zen“, „Soto ist Bauern-Zen“. In der Tat besteht Rinzai-Zen aus Fragen und Zweifeln, es ist auch ein Ringen, ein Kampf. Typisch dafür ist Hakuins Rinzai-Anweisung: „Zu allen Zeiten kämpfe in deiner Übung des Zen gegen Täuschungen und weltliche Gedanken, zieh zu Felde gegen den schwarzen Dämon des Schlafs, verwerfe aktive und passive Gedanken, Ordnung und Unordnung, Richtig und Falsch, Hass und Liebe und verschreibe dich dem Kampf gegen alle weltlichen Dinge. Dann, wenn du mit wahrer Meditation vorwärts kommst und heftig kämpfst, wirst du unerwartet auf wahre Erleuchtung stoßen.“


      Auf der anderen Seite schreibt Soto-Meister Dogen: „Der Weg ist in hohem Maße perfekt und existiert überall. Weder ist der Weg zu suchen noch zu realisieren. Die Wahrheit, die uns weiterträgt, ist souverän und braucht unsere Anstrengungen nicht… Im Wesentlichen ist die Wahrheit dir sehr nahe. Ist es daher notwendig, auf der Suche nach ihr umher zur rennen?“Quelle


    Vielleicht liegt es also auch an dem eigenen Temperament, als ob man eher zur Lethargie oder zus Rastlosigkeit neigt, in welche Richtung man da eher umkippt?

    sati-zen:

    Ich beleidige doch nicht, Du bist bei allem und jedem beleidigt was nicht Deine Gefühle beweihräuchert, da wirst Du noch viel beleidigt sein müssen und gekränkt in dieser Welt.


    Der Vorwurf war nicht so sehr, Morpho beleidigt zu haben, sondern dein Absatz:


    sati-zen:

    Es gibt banale Fragen, die so häufig gestellt werden, dass man die Antwort an jeder Ecke finden würde wenn man nur mal hinschauen würde und gewillt ist selbstständig zur Antwort zu kommen ohne sich dumm zu stellen und die 'Großen' zu fragen. Es gibt jedoch Menschen die gelernt haben wenn sie sich dumm geben und fragen bekommen sie Aufmerksamkeit und Zuwendung, da spielt der Inhalt der Frage keine Rolle.


    Den man wenn an wohlwollend ist ganz abstrakt auffassen kann, aber natürlich auch direkt auf den Threadersteller beziehen kann: Er habe quasi nicht gefragt, weil er sachliche Information wolle, sondern weil auf Aufmerksamkeit und Zuwendung wolle. Des weiteren suggerierst du der Unterschied Soto und Rinazi sei so balanl wie der zwischen Verschluss und Blende. Der Threadersteller will sich also nicht nur wichtig machen, er ist auch zu blöd um banale Unterschiede wahrzunehmen.


    So kann man das verstehen, muss man aber nicht.