Beiträge von Zenman im Thema „Zen und seine Bedeutung für Alltag und Meditation.“


    Ich verstehe das als Beschreibung der Stufen der buddhistischen Praxis. Am Anfang will einer den Weg studieren. Da sagt man ihm, "den Weg studieren heisst sich selbst studieren". Also der Koan "wer bist du?" wird ihm aufgegeben, bildlich gesprochen.


    Er versucht dann sich selbst zu studieren, stellt aber fest, dass er sich zu diesem Zweck objektivieren muss, also ein Bild von sich selbst erschaffen. Das ist in letzter Konsequenz aber nicht er selbst, da dieses Bild nicht von Bestand ist und man mehr oder weniger jeden Tag ein leicht anderes Bild erschafft und das Studium dieser Bilder kann kein wahres Selbststudium sein. Um sich selbst WIRKLICH gut zu studieren, muss er nur er selbst SEIN, nicht sich selbst als ein Bild vorstellen oder sich selbst mit einem Bild zu identifizieren. Also - "sich selbst (das echte Selbst) zu studieren heisst sich selbst (das Bild von sich selbst) vergessen". Die Vorstellung von "sich selbst" vergessen, um dem eigentlichen "sich selbst" näher zu kommen, das hinter der Vorstellung existiert.


    Und schliesslich die letzte Stufe der Praxis - wenn man sich selbst nicht mehr objektiviert, sich nicht mehr ein Bild von sich selbst macht, stellt man fest, das eigentliche Selbst ist eins mit dem Nicht-Selbst (der Umgebung, "allen Existenzen"). So wird der Begriff "selbst" ad absurdum geführt, bzw. zum ersten Mal richtig verstanden und es wird nur die alte, gewöhnliche, Bedeutung des Begriffs "selbst" als falsch erkannt.