Beiträge von Erdmaus im Thema „Buddhismus ohne Wiedergeburt?“

    fotost:


    nichts dagegen. Ich denke jedoch, es hat nichts mit Glauben zu tun, sondern ist persönlich erfahrbar, wenn man das Konzept der Wiedergeburt auf die Veränderungen bezieht die sich in einem weltlichen Leben ergeben. Je aufmerksamer man wird, je achtsamer man wahrnimmt desto deutlicher werden solche Brüche.


    Hallo fotost,


    Diese Sicht basiert letztlich auf einer modernen Exegese (die ich ausdrücklich befürworte) von ursprünglich anders verstandenen Glaubenssätzen.


    Es besteht ein qualitativer Unterschied zwischen der Annahme einer karmisch/kausal verknüpften "Geburtenkette" von Individuen und der Tatsache, dass sich ein Individuum verändert. Über Letzteres besteht Konsens, denn unser Gehirn ist ein plastisches System, welches einer ständigen Variabilität unterliegt. Neuronen werden unablässig neu verknüpft und durch den ständigen Strom an Informationen stimuliert.


    Der Punkt ist jedoch, dass diese Abfolge von neuronalen Veränderungen ("Wiedergeburten") beendet ist, wenn das Gehirn seine Funktionen einstellt und zerfällt. Es gibt aus wissenschaftlicher Sicht keine Hinweise darauf, dass etwas übrig bleibt, was für eine karmisch bedingte Wiedergeburt spräche. Im Buddhismus wird von einer Informationsübertragung von einem verstorbenen Individuum auf einen Nachfolger ausgegangen (--> Die Erinnerung an vergangene Leben basiert darauf).


    Wir haben es hier also mit einem hoch esoterischen Gedankengebäude zu tun.


    Zitat


    Das Gerede von 'sich die Kugel geben und alles ist vorüber' ist einfach nur nervig. Es geht weiter.. Und irgendwer muß dann die Gummihandschuhe anziehen und den großen Eimer mit Putzwasser holen und die angetrockneten Reste vom Großhirn von der Wand entfernen. Es geht weiter.


    Allerdings ging es auch nach dem Tod von Buddha weiter. Er konnte nachfolgende Geburten nicht verhindern. Aus dieser Sicht war er definitiv erfolglos.


    PS: Den Überlieferungen nach hat Buddha sich selbst umgebracht --> Durch Essen einer vergifteten Speise. ;)

    Irmin82:

    Hallo,
    ich wollte mal fragen, ob der Buddhismus ohne den Glauben an die Wiedergeburt überhaupt möglich wäre. Denn als Atheist/Materialist hätte ich ja eigentlich sofort Nirwana sobald ich tot bin. Also das Wollen hört auf, ich höre auf zu existieren. Erst der Kreislauf der Wiedergeburt macht dies hier alles erst so richtig leidvoll, weil ich es eben nicht nur einmal hab, sondern immer wieder erleben muss. Deshalb macht auch Selbstmord keinen Sinn, weil es mich ja einfach nur in eine neue Wiedergeburt zwängt. Ohne Wiedergeburt könnten wir uns doch alle einfach abknallen und das war's, kein Leid mehr.


    Hallo Irmi,


    deine Gedanken sind grundsätzlich schlüssig. Es ist in der Tat so, dass der Buddhismus an dieser Stelle einen Aspekt zeigt, welcher auf Glauben basiert, da sich das Phänomen der Wiedergeburt einer Verifizierung entzieht. Auch aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keinerlei Hinweise auf ein solches Phänomen. Es ist hingegen so, dass wir heute viel besser verstehen wie unser Erleben basierend auf physischen Strukturen und Prozessen zur Entstehung kommt (Hirnforschung). Es besteht ein Konsens darüber, dass es keine Dualität von Geist und Körper gibt und das unsere Persönlichkeit mit dem Zerfall neuronaler Strukturen komplett vernichtet wird. Also ja – alles spricht dafür, dass du nach deinem Ableben definitiv tot bist. Für immer.


    Allerdings gibt es auch im Buddhismus (wie in jeder Religion) immer auch eine blumige Fülle von Mythen und Legenden, deren Faktizität sehr gering ist.


    Heutzutage glaubt sicherlich kein moderner Buddhist mehr daran, dass der Buddha Götter besucht hat und sich bei seiner Erleuchtung paranormale Effekte abspielten. Das ist wie mit Jesus der übers Wasser gehen konnte. Das glauben wir schließlich auch nicht mehr (zumindest die meisten von uns).


    Was bleibt? Diese Frage sollte man sich durchaus stellen, wenn man sich mit Buddhismus beschäftigt. Meines Erachtens bietet diese Religion einen reichen Fundus unterschiedlichster Weisheiten an, welche uns helfen können ein erfülltes und friedvolles Leben zu führen. Friedvoll insbesondere im Hinblick auf die Prozesse in unserem Inneren. Denn laut Buddha lässt sich Frieden nur in uns selbst realisieren. Eine Aussage die erstaunlich ist, zumal sie auch aus wissenschaftlicher Sicht keine Widersprüche enthält.


    Herzliche Grüße!
    Erdmaus