Beiträge von mukti im Thema „Siebenfache Anweisung über die Sechs Ursachen und Ihr Resultat“

    Karnataka:


    Als ich im Sommer eine Woche am Dachstein wanderte, war ich von der Schönheit der Natur in manchen Momenten tief ergriffen. Dabei spielte vermutlich auch eine Rolle, dass die Tour körperlich sehr anstrengend war. Die erste Tagesetappe war jedoch falsch bemessen und wurde so zur echten Tortur, bis ich schlussendlich völlig erledigt die Hütte zur Übernachtung erblickte. Zwar erblickten wir sie, doch trennte uns ein weiterer tiefer Abgrund und neuerlicher steiler Anstieg von ihr.


    Bei diesem letzten Aufstieg begleitete mich ein intensives Gefühl. Es war jedoch nicht die Liebe, die mich die allerletzten Kräfte mobilisieren ließ. Im Gegenteil war ich zutiefst erfüllt von Hass. :evil: Schlussendlich am Ziel war ich dann nur mehr fassungslos.


    So gesehen hat also selbst der Hass sein Gutes!


    Manchmal erlebe ich dass ein starkes Unmutsgefühl eine nötige Energie liefern kann. Das richtet sich dann kaum gegen andere, es ist eher so ein allgemeines Gefühl von Hass bzw. Grimm auf alles oder das Leben. Ich versuche das dann möglichst bewusst einzusetzen und wenn das Ziel erreicht ist, gleich fallenzulassen, und nicht zu denken - toll, Hass ist sehr hilfreich. Vielleicht erlebe ich das so aus Mangel an anderen Möglichkeiten Energie zu mobilisieren - obwohl es die auch geben würde.

    "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" scheint mir da ein passender Ausspruch zu sein. Man kann andere nur lieben wenn man sich selbst liebt, und nur sich selbst lieben wenn man andere liebt. Wie soll man sich auch selber lieben wenn man ein rücksichtsloser Egoist ist der nur an sich selber denkt. Das ist Verblendung, weil jeder Teil eines Ganzen ist. Teil einer Familie, einer Gemeinschaft, eines Volkes, der Menschheit, aller Lebewesen, des Alls. Nur von anderen Wesen und der Umwelt etwas zu seiner eigenen Freude herauszuziehen, führt zu innerer Isolation, Verhärtung und Frustration. Sich selbst etwas zurücknehmen und an andere denken wirkt lösend und reinigend, eine Befreiung aus dem Ego-Käfig. Ein spiritueller Lehrer hat mir mal erzählt dass er sich einen Zettel über den Tisch gehängt hat mit den Worten: "Nicht ich, sondern du". Ich fand diese Haltung damals sehr hilfreich, heute würde ich eher sagen: "Du ebenso wie ich." Auf jeden Fall sollte man ein mitfühlendes Herz entwickeln und bewahren, und da sehe ich unter anderen im Dalai Lama ein großes Vorbild.


    Diese Dinge sind auch im Christentum durch die Jahrhunderte mehr oder weniger lebendig geblieben. Man muss nicht alles völlig ablehnen weil es da auch viel Unheilsames gegeben hat. Ich denke vielmehr dass sich diese Weisheiten und Tugenden des Herzens, wie sie sich neben all den Untaten im Christentum auch sehr entwickelt haben, recht gut mit dem Buddha Dhamma vertragen.
    Man nehme nur das Gleichnis von der Säge in Majjhima Nikāya 21:


    Zitat

    Selbst wenn, meine Bhikkhus, Räuber und Mörder mit scharfer Säge euch ein Glied nach dem andern abtrennten und ihr darüber in eurem Gemüte ergrimmtet, würdet ihr nicht meine Weisung erfüllen. Auch in diesem Falle müßt ihr euch so üben: <Nichts Unrechtes wollen wir denken, kein böses Wort soll uns entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, gütig gesinnt, ohne heimlichen Haß, und diesen Menschen wollen wir mit gütiger Gesinnung durchdringen, und von ihm ausgehend wollen wir die ganze Welt mit gütiger Gesinnung durchdringen, mit alles umfassender, großer, grenzenlos friedlicher und freundlicher Gesinnung.> So sollt ihr euch üben.

    Sherab Yönten:
    mukti:

    Wenn man das "sich selber lieben" so auffasst dass man sich mitsamt etwaiger unheilsamer Eigenschaften liebt, dann wird da nicht viel weitergehen. Ich fasse es so auf, dass man sich selber Heilsames wünscht, wie auch allen anderen. Und dass man Zuversicht hat dass das Potential zur Erleuchtung in einem ist.



    Wie wäre es mit "Selbstmitgefühl" ?


    Klingt gut, mit "Mitgefühl" verbindet man im buddhistischen Kontext auch was anderes als mit dem recht weitgesteckten Begriff "Liebe". Z.B. "Eigenliebe" bezeichnet eher Egoismus.