Beiträge von void im Thema „Koan-Training online?“

    Piti:

    Warum sollte ich Koans benötigen?


    Auch wenn nur die Rinazi Schule Koans zu so einem System formalisiert und systematisiert hat, ist damit ja was ausgedrückt, was in weniger instituionalisierter und formalisierter Form den Buddhismus von Anfang an durchdringt.


    Von Buddha Shakyamuni heisst es ja, dass er auf seinen Ausfahrten, Alter, Krankheit und Tod kennen gelernt habe, und daraufhin den Beschluss gefasst habe Asket zu werden. Auch die Frage die er sich stellt, also "Wo ist Befreiung vom Leid?" kann man ja als eine Art Koan sehen - etwas was in ihm arbeitete und ihn nicht mehr loslies.

    Und Dogen war von der Frage "ergriffen", warum Übungen nötig ist, wo doch jeder Mensch Buddha-Natur hat. Und er lief von Lehrer zu Lehrer und brach letzenlich nach China auf, um der Sache auf den Grund zu gehen.


    Der Punkt ist dieses "auf den Grund gehen", während ja die in den Koans verwendeten sprachlichen Bilder sehr mit dem kulturellen Hintergrund verbunden und von daher irreführend sein können.

    In dem anderen Thread schreibst du:


    mogun:

    Ich meditiere regelmäßig in der freien Natur, sitze aber auch zu hause vor der Wand. Danach spüre ich Freude und Klarheit. Während ich meditiere, werde ich meiner Gedanken gewahr und sehe sie sinken wie Steine in einem See. Gelernt habe ich Haltung bei Probemeditationen in einem Zen Zentrum. Ich bin dankbar wegen der Unterweisungen, fühle mich dort aber nicht wohl. Auch das Sitzen in der Gruppe fällt mir schwer, angefangen von der Atmung der anderen oder wenn der Magen der anderen knurrt. Extrem überspitzt gesagt: Ich musste an Sartres Satz „Die Hölle, das sind die anderen“ denken.


    Entspringt dein Wunsch nach einem Online-Koanpraxis ebenfalls diesen Bedürfnis, dass dir der enge Kontakt mit Menschen unagenehm ist und du dich deswegen fragt, ob dies auf eine anoymere, distanziertere Art möglich ist? Gerade Virtualität erlaubt es einem ja, Dinge aus der Distanz zu tun, ohne sich den negativen Aspekten auszusetzten.


    Auf der anderen Seite geht es ja bei Meditation darum, dass man quasi "in der Patsch sitzt". Man sitzt da rum, mit all den hässliche Leuten, den stinkenden Socken und den eignen drängenden Emotionen. Und weil man die Umstände nicht ändern kann, muss man an sich selber was ändern, um es halwegs ertragen zu können.


    Und so wie man im Zazen die Beine im Lotussitz verbrezelt ,damit man nicht auskann, verbrezelt man im Koan auch noch das Hirn. Alles Zwangsjacken für den Affengeist. Das Virtuelle ( die Möglichkeiten, Ängste, Hoffnungen, Handlungsmöglichkeiten) ist abgeschnitten und man sitzt im Hier und Jetzt in der Patsche.

    mogun:

    Wer bietet es an? Wer hat so etwas ausprobiert?


    Für mich hat Meditation zwei Aspekte: Der eine ist zunächst der der Sammlung (samadhi). Ein gesammelter Geist ist etwas, was man auch für andere Sachen (z.B als Rennfahrer, Kletterer oder Manager) gut gebrauchen kann. Das kann auch zu Freude und Klarheit führen.


    Allerdings ist diese Sammlung kein Selbstzweck, sondern sie ist eine Bedingung dafür, dass man sich daran machen kann, der Art wie und warum im Geist Leid entsteht, intensiv und nachzugehen. Ein Koan ist diese tiefe Frage in unterschiedlichen Aspekten formuliert. Es bleibt aber nicht auf der Ebene von Worten, sondern fräst sich in den Körper.


    Es geht beim Koan um die "grosses Sachen von Leben und Tod" in die man sich, mit allem was man hat und ist, hineinwirft. Von daher ist es nicht sowas was "angeboten wird" und "was man ausprobiert", sondern eher mit anderen Anlässen im Leben vergleichbar, wo man ins kalte Wasser geworfen ist, ohne zu wissen, ob man überhaupt schwimmen kann: Also, wenn du eine Heiratsantrag machst, ein Kind zum ersten mal im Arm hälst oder mit dem Tod deiner Eltern konfrontiert bist - eine todernste Sache.


    Da macht es ja auch nicht so viel Sinn zu fragen, ob das auch online oder per SMS geht. Natürlich gint es Situationen, wo man einfach nicht vor Ort sein kann. Natürlich gibt es viele Leute, die von ihren Eltern per Telefon Abschied nehmen müssen. Und natürlich haben auch Zen Lehrer Email Adressen und Telefon, über die man sie in dringenden Fällen erreicht.