Beiträge von mukti im Thema „Buddhistische Weltbilder“

    pamokkha:


    Der Theravada-sangha in seinen Verbreitungsländern ist jeweils unterteilt in unterschiedliche Nikaya, Bruderschaften.


    In Thailand sind dies der Maha-nikaya und der Dhammayuttika-nikaya. Ich habe gelesen, u.a. in Geschichten von Ajahn Sumedho, dass die Dhammayut-Mönche die Mahanikaya-Mönche nicht als solche akzeptieren. Für sie sind sie nur Novizen (samanera).


    Selbst innerhalb des thailändischen Theravada, unter Mönchen, scheint die Ökumene, eingeschränkt zu sein.


    Ökumene ist eigentlich ein christlicher Begriff, aber wenn man das vergleicht dann sehe ich da keine Einschränkung. Trotz unterschiedlicher Auffassung halten Christen gemeinsame Veranstaltugen ab, wie sich auch zum Vesakh-Fest alle einfinden - Tibeter, Theravadins, Zen usw. und im Rahmen einer gemeinsamen Feier machen alle ihre eigenen Zeremonien und Vorträge. Jedenfalls ist das so in Wien.


    Und diese thailändischen Theravada-Richtungen in Thailand stehen sich auch nicht feindlich gegenüber, vielmehr arbeiten sie weitgehend zusammen: http://www.dhammawheel.com/viewtopic.php?t=2984

    Sherab Yönten:

    Du hast behauptet, spirituelle Lehren wären auf Allgemeingültigkeit hin ausgelegt.


    Mir kommt vor dass dies ein Kernpunkt von Verständigungsproblemen ist. Bleiben wir Themengemäß im Rahmen des Buddhismus:


    Jede Richtung hat festgelegte Kriterien die angeblich vom Buddha stammen bzw. aus höchster Sicht der Wirklichkeit - was nicht damit übereinstimmt wird folglich als falsch bzw. als nicht ausreichend für die Befreiung angesehen. Da kann man sich fragen ob diese Kriterien tatsächlich vom Buddha stammen oder sich erst nachträglich entwickelt haben, und ob sich das überhaupt noch feststellen lässt. Oder ob diese Kriterien unbedingt nötig sind und nicht andere auch gelten können - was im Endeffekt unvereinbar anmutet kann in verschiedenen Zusammenhängen jeweils seine Gültigkeit haben. Z.B. indem es verschiedene Schwerpunkte und Ansätze für verschiedene Charaktere gibt.


    Überhaupt, solange man nicht zur höchsten Wirklichkeit erwacht ist weiß man nicht genau was richtig und falsch ist. Eine Basis zur friedvollen Verständigung zwischen unterschiedlichen Richtungen ist demnach die Einsicht in die eigene Unzulänglichkeit. Über etwas das man nicht ausreichend kennt kann man nichts Endgültiges aussagen. Sind die vier Wahrheiten nicht völlig verwirklicht, kennt man den Weg zur Befreiung nicht genau. Was man versteht und worin man vertraut, dem folgt man. Aber daraus lässt sich nicht zurecht eine Allgemeingültigkeit ableiten, die kann nur von einem Erwachten selber festgelegt werden.


    Die meisten Buddhisten werden sich über all das auch bewusst sein, im Allgemeinen bekämpfen sie einander nicht sondern sehen sich alle letztlich als Schüler des Buddha.

    Sherab Yönten:
    mukti:

    Nun sind spirituelle Lehren auf Allgemeingültigkeit hin angelegt.


    Das sehe ich für den Vajrayana nicht. Hier gilt lediglich "abhängiges Entstehen": Nur wer innerlich bereit ist, sich diesem "System" zu öffnen, der kann entsprechende Wirkungen erfahren.


    Gut aber abhängiges Entstehen gilt für alles und alle, auch für diejenigen die sich dem nicht öffnen. Insofern ist es Allgemeingültig.

    Sunu:

    Das dualistische Denken alleine bildet noch keine Gräben, Burgen und Mauern....sondern erst das Denken, dass diese Denkobjekte "unabhängige Wahrheit" besitzen. Erst dadurch erhalten sie die nötige Substanz, um sich daran aufreiben zu können.


    Wahrheit ist abhängig von dem Objekt über das sie ausgesagt wird, von dem Zusammenhang in dem sie steht und von demjenigen der sie erkennt. Wenn zwei Personen ein Objekt oder eine Sache betrachten sehen sie nicht dieselbe Wahrheit, wenn sie unterschiedliche Standpunkte einnehmen und sich in verschiedenen Umständen befinden. Wie die Blinden von einem Elefanten je nach Standpunkt was anderes wahrnehmen. (Aber nein es ist kein Schlauch, es ist ein Wedel!)

    Sunu:
    mukti:

    Es gibt unterschiedliche Auffassungen und damit auch unterschiedliche Bewertungen. Wem heiß lieber ist der mag kalt weniger und umgekehrt, der Eine fühlt sich in Tibet wohler, der Andere in Sri Lanka. Dabei kann es von gegenseitiger Akzeptanz bis zu Ablehnung und Streit kommen


    Deshalb wurde der " mittlere Weg" gelehrt.. heiß/ kalt, schwarz/weiß denken ist mit Dukkha verbunden.


    Du meinst wahrscheinlich besonders den mittleren Weg von Nāgārjuna, das kenne ich kaum. Aber Annehmen und Ablehnen ist bestimmt eine Quelle von Dukkha, obwohl ich mir schwer vorstellen kann das sofort aufzugeben. Es verschiebt sich allmählich, etwa durch die Einsicht dass Vorlieben bzw. Begehrlichkeiten die Dinge nicht so erscheinen lassen wie sie wirklich sind, aber alles was zu solcher Einsicht führt bzw. sie vertieft heilsam ist und was davon wegführt unheilsam. Ich sehe mich also gezwungen auf dem Weg dualistisch zu denken.


    Es gibt unterschiedliche Auffassungen und damit auch unterschiedliche Bewertungen. Wem heiß lieber ist der mag kalt weniger und umgekehrt, der Eine fühlt sich in Tibet wohler, der Andere in Sri Lanka. Dabei kann es von gegenseitiger Akzeptanz bis zu Ablehnung und Streit kommen. Das jeweils Andere kann gleichwertig beurteilt werden, indem dem individuellen Wohlbefinden der eigentliche Wert zugemessen wird - Hauptsache jeder ist mit seinem Ding zufrieden. Oder der eigene Wert wird verallgemeinert - was mir passt ist normal, wem was anderes passt der hat sie nicht alle.


    Nun sind spirituelle Lehren auf Allgemeingültigkeit hin angelegt. Ihre Anhänger billigen den Begründern zu das gefunden haben, was für alle Menschen das Beste ist. Ihr Wert wird also verallgemeinert - der Meister ist erwacht, alle anderen träumen noch wenn sie nicht durch seine Lehre bereits ebenfalls erwacht sind. Es muss also zur Ab - und Ausgrenzung kommen, zu Beurteilung von richtig und falsch, heilsam und unheilsam.


    Uneinigkeit entsteht, weil der Meister nicht mehr da ist. Überlieferungen und traditionell geschulte Lehrer sind an seine Stelle getreten, neue Ansichten und Lehrer treten auf. Damit gibt es keine endgültige Beurteilung mehr, die Bewertung ist längst eine individuelle Angelegenheit. Die setzt sich zusammen aus Vorlieben, etwa kultureller Natur, und aus Einsichten. Oft kreisen die Auseinandersetzungen um die Überzeugung der ursprünglichen Lehre nahe zu sein bzw. näher als andere. Geht es im Materialismus darum, dass der größere Wagen in der eigenen Garage steht und nicht in der vom Nachbarn, sind spirituell gesinnte Menschen versucht die größere Weisheit durchblicken zu lassen.
    Hinderliche Eigenschaften für ein gemeinsames Vorwärtskommen sind Neid, Missgunst, Stolz, Überheblichkeit, Sturheit, Befürchtungen einen vermeintlichen geistigen Besitz zu verlieren, Angst vor Verwirrung und Rückfall. Wenn sie auftreten kann man nicht gut voneinander lernen.

    fotost:

    ...aber die Frage nach dem Kern der Lehre muß immer und immer wieder gestellt werden.


    Muss sich die nicht jeder für sich selber beantworten? Und die mit der gleichen Antwort finden sich zusammen. Ich finde es gibt keine Burg gegen vermeintliche Angreifer zu verteidigen.