Beiträge von Anandasa im Thema „Eigenes Leiden - Leiden Anderer“

    void:

    (...) Ich war da mal eine kurze Zeit in einer "Thich Nhat Hanh"-Sangha und ich muss sagen, dass das ganz komische Gefühle in mir ausgelöst hat. Jemanden, der einen auf ultrasanftmütig macht, gibt mir selber im Kontrast dazu das Gefühl, ein grober Klotz zu sein. Jetzt habe ich diese Gefühl natürlich reflektiert, aber wie geht das jemandem, der das nicht so gewohnt ist?


    Ich habe Verwandte, die sehr christlich sind. Wenn ich bei Besuchen in die Kirche mitgehe, fällt es mir immer wieder auf wie oft die Männer dort als ziemliche Softies rüberkommen. Mir fängt das dann an auf den Keks zu gehen. Ist schon fast nicht mehr natürlich. Ich glaube das Problem liegt darin nicht genau zu wissen was Christ sein bedeutet und dann macht man mal auf mega sanftmütig. Vielleicht ist das bei den Buddhis auch so.

    Als ich zu meditieren anfing sagte meine Frau halb ernst, halb im Scherz: "Oh jeh, ich habe einen Mönch geheiratet!". Das kann schon passieren, dass sich der Lebenspartner zurückgesetzt fühlt und nicht versteht was los ist. Ich schließe mich den anderen an und würde die Familie viel wichtiger ansehen als die Sangha. Der Geist will immer das, was er gerade nicht hat. Hast du deine Sangha nun voll und ganz auf Kosten deiner Familie, wird dir bald deine Familie fehlen. Denn die Familie ist dann wiederum das, was der Geist gerade wieder nicht hat. Deswegen hat Buddha gelehrt den mittleren Weg zu gehen und die Extreme zu vermeiden. Sie sind immer leidvoll. Wenn du mal 2-3 Wochen nicht in deiner Sangha auftauchst, gibt es dann jemanden, der nach dir fragt? Könnte schon sein, dass niemand es interessiert. Sie meinen alle ihr "Leiden" mit der Sangha kurieren zu können. Sie selbst bleiben dabei. Ist halt jemand ausgestiegen. Wenn du deiner Sangha sagst, dass du nicht kannst, weil deine Familie Prio ist, wie wird dann reagiert? Unter Umständen wirst du sehen, dass es die Sangha es gar nicht wert ist und vieles nur hineininterpretiert wird.


    Wir wissen nicht warum wir auf dieser Welt sind. Wir wissen aber, dass für andere da sein das Einzige ist, das uns zufrieden und glücklich macht. Buddhismus baut auf ein Stück Altruismus, also anderen zu "dienen". Für deine Kinder da zu sein, ist eine wunderbare Sache, die dir noch im hohen Alter Freude machen wird, wenn du dich um sie bemühst. Die Sangha wird immer flüchtig sein. Die ganzen Schwierigkeiten sind irgendwann vergessen. Vielleicht solltest du in dich hineinfragen warum du glaubst, dass die Sangha so elementar für dich ist.


    Ich würde dir raten mit deiner Frau zu reden, reden und reden. Sie muss das Gefühl haben, dass sie und die Familie an 1.Stelle steht. Dann werden sich die Dinge wieder einrenken. Das wird vermutlich viel Geduld erfordern. Geduld ist eine buddhistische Tugend ;-). Ich kriege von meiner Frau manchmal auch ziemlich Dudu. Aber die Geduld es auszuhalten und reden zu können hat sich immer gelohnt. Wenn du so mit Geduld nicht weiterkommst, wäre eine Paartherapie wie vorgeschlagen sicher sinnvoll. Ich war mit meiner Frau schon bei einem Vortrag vom Dalai Lama. Wenn du deiner Frau entgegenkommst, wird sie vielleicht auch dir entgegenkommen und zu einem Buddhismus-Vortrag mal mitkommen.


    Im Film "Sieben Jahre in Tibet" gibt es eine Szene, in der Heinrich Harrer dem damals noch jugendlichem Dalai Lama erzählt, dass er ein Kind in Österreich hat. Der Dalai Lama ist ganz erschrocken: "Du hast ein Kind? Dann musst du in deine Heimat zurück. Deine Aufgabe hier ist beendet!". Keine Ahnung, ob die Szene authentisch ist. Aber man kann ja im Buch von Harrer nachlesen, ob das so gesagt wurde. Aber ich halte diese Reaktion für typisch für den Altruismus, der im Buddhismus gelebt wird.