Beiträge von Carneol im Thema „Tibetisch-buddhistische Methoden zum Umgang mit der Welt“

    Danke, K-Dorje, für diese ausführliche Erläuterung. Mit Erfahrungen aus dem Yoga, u.a. Kundalini-Yoga, versuche ich derzeit Tibetisch-Buddhistische Sichtweisen und Methoden zu integrieren. Insofern halte ich den Austausch hier für sehr wertvoll. Natürlich kann man nicht alles 1:1 übernehmen sondern muss das an seine Situation und Erfahrungswelt anpassen. Auch wenn ich an keine Gelübde - wie mancher hier - gebunden bin, ist mir schon klar, dass nicht alles für jeden geeignet ist und man bewusst und besonnen sein sollte in der Anwendung jeglicher Methoden.


    Aber nochmal: kann man sich hier darüber unterhalten, wie man konkret an bestimmten Beispielen bestimmte Methoden anwendet / angewendet hat? und ab wann muss man Gelübde beachten?


    Schöne Grüße :rainbow:

    K-Dorje:

    Ich denke z.B. an Kindererziehung. Insbesondere wenn deren Entwicklung ab dem Jugendalter anders verläuft als man sich das als Eltern vorgestellt hat. Ich versuche hier gelegentlich, aus dem tibetischen Buddhismus das tantrische Prinzip zu übernehmen. Also mal nicht den klassischen Weg der Ruhe und Gleichmut ansteuern durch Betrachtung der Probleme als leer, vergänglich und mich nicht treffend. Die Jugendlichen wollen sich ja auch reiben und da ist es nicht immer hilfreich, wenn die Eltern immer die totalen Softies sind.
    Statt dessen ein kleines Stück weit die Enttäuschung und den Ärger in sich aufkommen lassen, vielleicht auch artikulieren (bis hierher kriegen die Kinder das mit, der Rest findet ausschließlich in mir statt). Sich dem Ärger dann aber nicht zu ergeben, sondern seine Energie zu beobachten. Die eigentliche Übung ist dann ganz bewußt Stop zu sagen, das eigene Anhaften bzw. die Hingabe an den aufgebauten Ärger loszulassen und die Energie "hochzuziehen". Hochziehen meint hier sowas wie bei Karmamudra. Nach tantrischer Sicht haben auch Ärger und Enttäuschung letztlich die gleiche Natur wie alle anderen Phänomene dieser Welt, können also als rein betrachtet und als Mittel auf dem Weg genutzt werden. Nicht ganz ungefährlich (das gilt ja für alle tantrischen Mittel) aber sehr wirksam.


    Hallo K-Dorje,


    Methoden aus dem tibetischen Buddhismus in Zusammenhang mit der Kindererziehung finde ich auch ganz spannend. :D denn ich sehe die Probleme auch nur bedingt als 'leer, vergänglich, mich nicht treffend' - bin mir da schon meiner Verantwortung bewusst.


    In dem von dir angesprochenen Beispiel glaube ich aber, dass man die Art der grundlegenden Emotionen noch differenzieren muss. Da sehe ich nicht nur Ärger sondern auch z.B. Stolz. Und Verblendung ist sicher in solchen Situationen immer auch z.Teil dabei.


    Man könnte aus der Situation dann z.B. die Emotionen in die ursprünglichen Weisheitsaspekte umwandeln:
    http://www.tibet-galerie.de/symbole.html


    Dazu gehört wohl auch, die Energie vom Solarplexus ('Willen') hoch ins Herzchakra ('Mitgefühl') und noch weiter in die höheren Chakren zu bringen / verteilen, um sich in seiner Sicht von oben herunter ('ich weiß es besser') auf eine Ebene mit dem Heranwachsenden zu begeben ('gleichwertende Weisheit'/'spiegelgleiche Weisheit'), um dessen Sicht zu erkennen und spiegeln zu können.


    Man kann ganz in Ruhe die Situation gemeinsam analysieren und schauen wie es weiter geht. Hatte ich vorgestern bei den Zeugnisnoten, hat super funktioniert. ;)


    LG :om: