Beiträge von Anandasa im Thema „Abwertung der Theravada Schule“

    accinca:
    Moosgarten:

    Es geht darum: Sich zuerst zu retten ohne auf die anderen zu achten. Das ist egoistisch.


    Kann sein das es als egoistisch gesehen wird.
    In sofern hingt das Beispiel.
    In der Lehre des Buddha gilt das aber nicht
    als egoistisch mit Hinsicht auf die Befreiung vom Leiden.


    Der Punkt ist der, dass man niemanden helfen kann, wenn man sich nicht erst vorher selbst hat helfen können. Das sagt nicht nur Buddha, sondern auch jeder heutige Psycho-Therapeut. Von außen kann keine Hilfe kommen. Von dort zieht man sich nur Reize rein, die Gier und Anhaftung auslösen und wiederum keine Hilfe sind.


    Einer Verwandten von mir ist der Mann relativ früh gestorben. Eine Frau aus der Gemeinde lud sie sich zu Hause ein, weil ihr Mann auch früh gestorben war. Meine Verwandte meinte sie würde ihr erzählen wie sie damit klargekommen sei um ihr zu helfen. Was aber passierte war, dass diese Frau meiner Verwandten nun vom frühen Tod ihres Mannes vorjammerte. Meine Verwandte musste darauf neben dem Tod ihres Mannes auch noch die Todesgeschichte des Mannes der anderen Frau aushalten. Helfen wollen und helfen können sind also zwei verschiedene Dinge. Ob man helfen kann oder nicht, hängt nicht davon ab, ob man so eine Bodhisattva-Geschichte für nett und nostalgisch hält. Es hängt davon ab, ob man sich zuerst selbst helfen kann. Erst dann hat man keinen Drang mehr jemand anderem was vorzujammern. Deswegen betont das Theravada die eigene Befreiung.


    Das bedeutet nicht, dass man sich nicht um andere kümmern kann und nur mit sich selbst beschäftigt ist. In verschiedenen Theravada-Ländern, in denen der Staat nicht gut für die Schulbildung sorgt, betreiben Theravada-Mönche Schulen für die Kinder. Von Burma weiß ich, dass es so ist aus einem Dokumentarfilm.

    Morpho:

    (...) spielt eine sg. Abwertung des Theravada durch den Mahayana m.M. nach heutzutage überhaupt keine Rolle mehr. Was es aber weiterhin gibt, sind Vorbehalte und viell. auch ein Desinteresse voneinander zu lernen. Was Theravadin im Westen sich überlegen sollten,m.M.n. ist, welche Regeln unter "lässlich" und welche Normen unter ein überholtes Kulturgut fallen. Ein Grund für mangelnde Unterstützung (oder nennt es "Zuneigung") ist z.B. Abschottung, ein anderer das Misstrauen innerhalb des bisschen Community im Westen, ein anderer, also umgekehrt, die Verächtlichung gegenüber allem was da neumodisch mit "A Dhamma" bezeichnet wird.


    Ich sehe es auch so, dass der Theravada sich schlecht verkauft bzw. am Westen nicht interessiert ist. Mahayana/Vajrayana profitieren enorm vom Dalai Lama und Tibet-Nostalgie oder Tibet-Begeisterung wobei sich z.B. der tibetische Buddhisten um den Westen bemüht. Der Dalai Lama und viele Rinpoches reisen in den Westen, halten Vorträge oder halten sich hier dauerhaft auf. In einem Nachbarort von mir gibt es ein Thai-Kloster mit 2 Mönchen aus Thailand, die beide kein Deutsch können, es nicht lernen und soweit ich weiß auch kaum Englisch reden. Sie sind nur für die thailändische Bevölkerung da. Entsprechend sind die Räume auch vollgehängt mit Bildern vom thailändischem Königshaus. Wer sich an die ursprüngliche Lehre Buddhas halten will, liest am besten Bücher und bleibt für sich. Für mich eigentlich kein Problem.

    "Hina" wie in Hinayana bedeutet tatsächlich nicht klein. Es mit klein zu übersetzen ist beschönigend, weil es tatsächlich mickrig oder mager bedeutet. Man kann daraus sehen, dass es hier bei Buddhisten zu Aufgeregtheit kam, die sich für Buddhisten eigentlich nicht gehört. Mich interessiert das mit Hinayana nicht, ist für mich nur eine Anekdote. Diese Länder sind reine Theravada-Länder: Sri Lanka, Burma, Thailand, Kambodscha, Laos. Das sind zusammen schon ein paar Millionen Leute und von denen macht sich keiner einen Kopf daraus. Es ist eher sogar umgekehrt. Es gibt auf Youtube ein Vortrag vom Dalai Lama, in dem er erzählt, dass er irgendwo auf eine Gruppe Theravada-Mönche aus Burma getroffen ist. Die wollten von ihm wissen, ob tibetischer Buddhismus eigentlich ein wirklicher Buddhismus sei. Je weniger die Leute voneinander wissen, desto größer sind die unwissenden Vorurteile ...


    Wie ich schon früher gesagt habe gibt es ganz prima Theravada-Mönche wie Ajahn Chah, Ajahn Buddhadasa, Sri Dammananda. Alle diese Theravada-Mönche sind sehr gute Beispiele für Mitgefühl an sich und wie sie Buddha gelehrt hat. Man braucht kein Bodhisattva-Ideal um Mitgefühl haben zu können. Dazu braucht man überhaupt keinen Buddhismus, sondern nur guten Willen, den man aber selbst aufbringen muss. Da hilft einem ein Bodhisattva gar nichts.


    Die Menschen in buddhistischen Ländern sind an die buddhistische Richtung gebunden, die in ihrem Land vorherrscht. Sich in Thailand ein Vajrayana-Kloster aussuchen geht nicht, weil es dort nur Theravada-Klöster gibt. In Tibet/Nepal ein Theravada-Kloster finden geht auch nicht, weil es dort nur Vajrayana-Klöster in allen möglichen Spielarten gibt.


    Hier im Westen haben wir das Privileg nicht durch die Kultur des Geburtslandes gebunden zu sein, sondern können uns von allem das nehmen, was für uns am heilsamsten erscheint und beliebig wieder weglegen oder andere Dinge neu aufgreifen wie unsere Erkenntnis/Einsicht/Verständnis sich entwickelt.


    Man muss dazu auch sagen, dass Mahayana nicht einfach eine Weiterentwicklung von Theravada ist. Die Dinge sind miteinander verwandt, aber im Mahayana schon manchmal grundlegend verschieden. Ich empfehle dir das Buch "Buddhismus - Stifter, Schulen und Systeme" von Hans Wolfgang Schumann zu lesen. Das ist ein Klassiker, der die verschiedenen buddhistischen Richtungen sehr nüchtern und sachlich beschreibt aus wissenschaftlicher Sicht eines Indologen. Das Buch wird nicht mehr gedruckt und ich habe es für €10.- gekauft.