Axel:Vielleicht gilt diese Theorie auch für Religionen: Irgendwann brechen sie unter der Last der Komplexität zusammen, weil Regeln erklärt werden wollen, Ausnahmen hinzugefügt werden (oder eben: erklärt werden muss, warum es keine Ausnahmen geben darf), unweigerlich die Ausnahmen von der Ausnahme folgen, dann folgt, dass eine bestimmte Textstelle der Keine-Ausnahme-Schule auch ganz anders gelesen werden kann usw. ad infinitum...
Wenn ich intelligenter wäre und mehr Zeit hätte, würde ich das Buch 'The Collapse of Complex Religions' schreiben.
Es sind ja nicht die Religionen die kollabieren, sondern eher die Denkgebäude der Scholastik.
Das hat viel damit zu tun, wann man eine Antwort als befridigend empfindet und deswegen aufhört zu fragen und wann man nicht das Gefühl "befriedigende Antwort" hat und deswegen Erklärungen für die Erklärungen will oder Ausnahmen für die Ausnahmen.
Ich finde das Buch "Why Religion is Natural and Science is Not" von Robert N. McCauley sehr interessant. Da geht es unter anderem darum, dass selbst profunde wissenschaftliche Antworten das in der Frage ausgedrückte Bedürfnis nicht befriedigen. Während andere Antworten, die tief mit unserer ererbten Denkweise korresponiederen, tiefe "Gefühle der Antwort" auslösen, auch wenn sie nüchtern betrachtet eher sinnlos sind.