Beiträge von Moosgarten im Thema „"Reinkarnationstheorien in Tibet"“

    K-Dorje:

    Sherab schrieb:

    Zitat

    Wie kriegen wir jetzt wieder den Bogen zur Reinkarnation?


    Den Bogen zur Reinkarnation kriegen wir sofort, wenn wir klären können, dass es einen nicht irrationalen Mechanismus gibt, mit dem der jetzige Vergegenwärtiger/Erinnerer auf die richtigen Verschüttungen/Erinnerungen aus dem vorigen Leben zurückgreift.


    Aber auch nur, wenn wir klar sehen, daß "Vergegenwärtigung" und "Erinnern" bezüglich "vorheriger Leben" etwas prinzipiell Verschiedenes meint.
    Dann liegt auch der "nicht irrationale Mechanismus" völlig offen.
    OK, weiß nicht, ob das dann auch im tib.Buddhismus gültig wäre. Deshalb will ich nicht länger stören.

    K-Dorje:

    Ne, reicht nicht. Um mal in deinem Jargon zu bleiben: jeder Prozess hat einen Owner, der ihn gestartet hat und an den das Ergebnis gemeldet wird, in unserem Fall z.B. Vergegenwärtigen.


    Wer soll das sein? Wo ist der zu lokalisieren? Die angesprochenen Prozesse sind natürlich isoliert, sondern in einen Funktionszusammenhang eingebunden: Namarupa.

    K-Dorje:

    moosgarten schrieb

    Zitat

    z.B. an mental Verschüttetes, das wiederum können reine Geist-Objekte sein, die keinerlei andere Sinnes-Bewußtseins-Objekte zur Grundlage haben.


    ok, es bleibt dann aber ein Problem zu erklären, warum sich jemand nur seine eigenen früheren Leben vergegenwärtigen kann, nicht aber die von jemand anderem.


    Moment mal, jetzt hast du zwar das Wort ausgetauscht - aber begrifflich alles so gelassen wie es eh war. Du müßtest schon den Bedeutungsunterschied würdigen.


    Zitat

    Auch wenn etwas mental verschüttet ist, z.B. aus der Kindheit, gibt es ja hier zumindest eine Gemeinsamkeit, nämlich den Erleber.


    Auch hier bist du nur wieder bei deiner ursprünglichen Bedeutung im Sinne von "abhijanati". Und auch hier gibts außerhalb rein pronominaler Bedeutung keinen "Erleber". Das ist der Nama-Rupa-Zusammenhang mit seine Funktionen "Speichern" und "Abrufen"


    Zitat

    Ich kann mir nichts aus der Kindheit meines Nachbarn vergegenwärtigen.


    Keine Konkreta, das ist aber nicht entscheidend.
    "Vergegenwärtigung" würde meinen: Oh Mann, unsere Kindheit ... unser Leben ... ist doch abgesehen von ein paar Konkreta doch überhaupt nicht so verschieden: warn/sind die gleichen Sorgen, Freuden, Schmerzen usw.


    Zitat

    Wenn das schon in diesem Leben so ist, worin bestände dann die Gemeinsamkeit zu vorigen Leben?


    Die Daseinsmerkmale


    Zitat

    Man bräuchte ja zumindest so eine Art Konto im Klaren Licht, damit man später an seine verschütteten Archive rankann, und nicht etwa an die Anderer. Wie Sherab schreibt, es braucht einen Jemanden.


    Kann mit dem Begriff "klares Licht" nix anfangen, aber "Jemand" ist nicht nötig.

    Sherab Yönten:
    Moosgarten:


    Dass er nur ein mentales Bild abruft und nicht was wirklich geschah noch einmal durchlebt.


    Gut, aber um ein mentales Bild abzurufen braucht es auch ein Jemand, der dieses mentale Bild abruft.


    Wieso? Es braucht nur die Funktionen/Prozesse "abspeichern" und "abrufen"

    K-Dorje:

    Naja, der Begriff 'Erinnerung' setzt schon eine gemeinsame Basis zwischen Erlebnis und Wiederaktivieren im Gedächtnis voraus. Er ist die Abstraktion aus dem Sprachgebrauch ' jemand erinnert sich an etwas'. Das setzt notwendigerweise voraus, dass dieser 'Jemand' das 'etwas' damals tatsächlich erlebt hat und zudem derselbe ist, der sich jetzt erinnert. Wir würden sicher nicht sagen: 'Ich erinnere mich an Pearl Harbour' obwohl ich gar nicht dabei war. Wir würden auch nicht sagen 'ich erinnere mich an DEINE Erlebnisse.' Ist also doch ein Kern nötig, zumindest soweit es die Erinnerung betrifft?


    So ist das tatsächlich nicht, sowohl das deutscht Wort "erinnern" (wie auch die englischen Entsprechungen) haben eine zweite Bedeutung, nämlich "sich vergegenwärtigen" - z.B. an mental Verschüttetes, das wiederum können reine Geist-Objekte sein, die keinerlei andere Sinnes-Bewußtseins-Objekte zur Grundlage haben.


    Im Pali gibt es dafür sogar zwei unterschiedliche Verben - für "Erinnerungen" an konkrete Ereignisse: "abhijanati" wie "saß ich unter meines Vaters Baum" einerseits und "anussati/anussarati" andererseits im Sinne von "daran denken", "eingedenk sein", "sich vergegenwärtigen" "sich einer Sache bewusst, gewahr, gewärtig sein, dieses beachtend; berücksichtigend"
    In diesem Sinne, wer würde schon die "6 Betrachtungen" mit "6 Erinnerungen" zu übersetzen: s. http://www.palikanon.com/wtb/anussati.html
    Und genau das wird verwendet, wenn der Buddha über "fühere Leben" spricht.