Beiträge von Nils im Thema „Ins Reine Land wiedergeboren werden“

    Sherab Yönten:
    Zitat

    Der Buddhismus vertritt die Anatta-Lehre. Anatta, ein Wort der Sprache Pali, bedeutet „Nicht-Atman“, das heißt „Nicht-Selbst“ oder „Nicht-Seele“. Buddhisten bestreiten die Existenz einer Seele oder eines Selbst im Sinne einer den Tod überdauernden einheitlichen und beständigen Realität. Aus buddhistischer Sicht ist das, was den Tod überdauert und den Kreislauf der Wiedergeburt in Gang hält, nichts als ein vergängliches Bündel von mentalen Faktoren, hinter dem kein Personenkern als eigenständige Substanz steckt. Dieser Komplex löst sich früher oder später in seine Bestandteile auf, indem er sich fortlaufend schrittweise umwandelt, wobei Teile ausscheiden und andere hinzukommen. Der metaphysische Begriff ātman (Seele) ist demnach leer, da ihm kein konstanter Inhalt entspricht


    Ja,ich weiß. Die spinnen, die Buddhisten. Ein Streit um Nichts. Richtig ist, dass die Psyche wandelbar ist. Ein Charakter (Persönlichkeitskern) kann sich ändern. Das wissen auch alle anderen Religionen. Ein Mensch kann sich zur Erleuchtung hin entwickeln und bekommt dadurch eine völlig neue Persönlichkeit.


    Wikipedia: Der Ausdruck Seele hat vielfältige Bedeutungen, je nach den unterschiedlichen mythischen, religiösen, philosophischen oder psychologischen Traditionen und Lehren, in denen er vorkommt. Im heutigen Sprachgebrauch ist oft die Gesamtheit aller Gefühlsregungen und geistigen Vorgänge beim Menschen gemeint. In diesem Sinne ist „Seele“ weitgehend mit dem Begriff Psyche (altgriechisch ψυχή, psychḗ) synonym.


    Falsch ist die Aussage "Dieser Komplex löst sich früher oder später in seine Bestandteile auf." Eine Seele verschwindet nicht so einfach. Eine Seele entwickelt sich immer weiter, bis hin zur Erleuchtung. Von Leben zu Leben gewinnt sie an Weisheit, hauptsächlich durch Leiderfahrungen. Aber auch durch die Erfahrung von Glück, Frieden und Liebe.

    Sherab Yönten:

    Im Gegensatz zum christlichen Begriff "Seele" verändert sich das Bewusstseinskontinuum permanent. Man spricht zwar von einem "Kontinuum", dieser Begriff bedeutet aber nicht, dass Bewusstsein inhärent und aus sich selbst heraus existieren würde.


    Das kann man so sehen. Der Buddhismus betont die ständige Veränderung der Seele. Ich sehe das Christentum als einen Weg zur Erleuchtung. Also verändert sich auch dort die Seele. Sie entwickelt sich zur Erleuchtung hin und verändert sich bei der Erleuchtung zum Einheitsbewusstsein (Nicht-Selbst, Anatman). Aus sich selbst heraus existiert die Seele auch im Christentum nicht. Alle Seelen kommen aus Gott (dem Nirvana) und gehen wieder zu Gott. Allerdings ist das Ganze aus meiner Sicht im Christentum nicht so gut durchdacht wie im Buddhismus. Es gibt da vielfältige Vorstellungen von einem dauerhaften Leben als Einzelseele im Paradies (Zeugen Jehovas) bis hin zur Auflösung in Gott (Meister Eckhart, Katholik).

    Cravin:

    Wie kann man ins Reine Land wiedergeboren werden, wenn es im Buddhismus die Vorstellung einer Seele garnicht gibt ?


    Natürlich gibt es eine Seele. Man nennt das im Buddhismus nur anders. Bewusstseinskontinuum.


    Da ich meine früheren Leben kenne, kann ich vielleicht etwas zur Erhellung der Diskussion beitragen. In jedem Leben starb mein Körper. Mein Bewusstsein wanderte weiter zu einem neuen Körper. Dabei war ich jeweils ein neues Ich. In jedem Leben entwickelte ich mehr Weisheit. Bis ich letztlich das Ziel der Erleuchtung begriff.


    Ein Erleuchteter lebt in der Einheit. Er identifiziert sich mit allem und nicht nur mit sich selbst. Gleichzeitig existiert er aber noch als eigenständiges Bewusstsein, das handeln kann. Er kann deshalb auch wiedergeboren werden, wie es bei den tibetischen Meistern (Tulkus) ja üblich ist.


    Ein Erleuchteter kann sein Bewusstsein immer weiter entwickeln. Er kann von Leben zu Leben größere spirituelle Fähigkeiten erlangen und sein Bewusstsein immer weiter verfeinern. Das ist der Weg des Bodhisattvas. Im tibetischen Buddhismus gibt es zehn Bodhisattva-Stufen.


    Man kann sich auf der Erde oder im Jenseits spirituelle weiter entwickeln. Insofern ist es gut, nach dem Tod in Paradies von Amitabha aufzusteigen. Das ist ein Ort großen Glücks und gleichzeitig der spirituellen Entwicklung.


    Wo ist das Ende der Entwicklung? Das vermögen wir nicht wirklich zu begreifen. Das ist letztlich Spekulation. Ein Erleuchteter kann so weit ins Einheitsbewusstsein wachsen, dass er alle Anhaftungen auflöst und seine Handlungsimpulse verliert. Ich habe das einmal in der Meditation erfahren. Ich war einfach nur da in vollständigem Glück und Frieden. Aber es gab mich noch als eigenständiges Bewusstsein, allerdings ohne Ego.


    Ich hätte jetzt ewig in diesem Zustand bleiben können. Das wäre ein ewiges Leben im Parinirwana. Aber ich hatte dann den Impuls wieder auf die Erde zurückzukehren. Als Bodhisattva wünscht man das Glück aller Wesen. Insofern gibt es noch viel zu tun auf der Erde.